CARNATION & PET MILK

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  • Herbi
    Board-Legende

    • 27.07.2003
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    CARNATION & PET MILK

    CARNATION & PET MILK

    Der vorliegende Artikel erschien erstmals im November 1995 in BIB Nr. 12. Zum Artikel gehörten sechs zur Anekdote passende Bilder - bestellen Sie BIB #12, um Elvis 1965 auf Hawaii zu sehen. Der Text des Artikels selbst ist - wie alle anderen Artikel - ungekürzt. Die nachfolgenden Erinnerungen an die Dreharbeiten zu Paradise, Hawaiian Style sollten allen Fans die Augen schimmern lassen und die Herzen erwärmen. Superstar Elvis, wie ihn nur wenige gekannt haben! Wahrhaft paradiesische Erinnerungen....

    Von Sue Wiegert (Übersetzt & bearbeitet von Peter Schittler)

    Sue Wiegert gehört zweifellos zu den Fans, die die meisten von uns endlos beneiden: Seit Mitte der 60er Jahre entwickelte sich bei vielen persönlichen Treffen eine Beziehung zu Elvis, wie sie wahrscheinlich nur die wenigsten Menschen, die sich nicht zu seinem unmittelbaren reundeskreis zählten, aufbauen konnten. Im Sommer vor 30 Jahren drehte Elvis Paradise, Hawaiian Style auf Hawaii und genau dorthin wollen wir blenden - Sue Wiegert erzählt uns ihre Eindrücke von damals, ergänzt um die Fotos von Millie De Palmer's Tochter, die damals ebenfalls anwesend war.

    Elvis kam im August 1965 auf Hawaii an und brachte eine Erkältung mit. Obwohl er in den frühen Morgenstunden ohne irgendeine vorherige Verständigung der lokalen Fans eingetroffen war, verbreitete sich rasch die Kunde, daß er im 24. Stock des Ilikai Hotel residierte, daß seine Türe von Sicherheitsleuten bewacht war und er keinen Schritt außerhalb seines Zimmers ohne Polizeieskorte tat. Der erste Drehort war bei der Hanauma Bay, wo schon für Blue Hawaii gefilmt worden war. Den Fans war es nicht gestattet, ihm auch nur im entferntesten nahe zu kommen und genauso geschah es auch. Wir sahen nicht einmal seine Nasenspitze, obwohl uns selbst das schon gefreut hätte. Millie De Palmer's Tochter hatte mehr Glück. Sie arbeitete in einem Restaurant am Flughafen. Kurz nach Elvis' Ankunft läutete das Telefon und jemand bestellte Verpflegung für eine ganze Menge Leute - und ob man das alles zu Elvis an den Drehort zustellen konnte! Natürlich konnte man! Alle Angestellten, die mitkommen wollten, waren herzlich dazu eingeladen, sodaß schlußendlich das Restaurant für ein paar Stunden zugesperrt wurde. Obwohl der Drehort nicht gerade nahegelegen war, handelte es sich um die schnellste jemals in diesem Restaurant erledigte Bestellung. Millie's Tochter war natürlich auch dabei und nahm in überschwenglicher Freude einige Schnappschüsse auf. Sie durfte sich während der gesamten Lunchpause dort aufhalten und wurde Elvis auch vorgestellt, der ein paar freundliche Worte an sie richtete.

    Der nächste Schauplatz war nahe Chinaman's Hat, eine Ranch im Privatbesitz. Ein Fan hatte es tolldreist gewagt, mit ihrem Pferd direkt bis zu Elvis am Strand zu reiten und sie erzählte, wie toll er aussah und wie freundlich er sei. Ich war eine von vielen, die außerhalb der Tore dieser Ranch darauf warteten, ihn wenigstens einen Augenblick lang sehen zu können. Das alleine regte mich fürchterlich auf; er war seit neun Jahren meine 'Nummer Eins' und ich grübelte immer wieder, ob ich ihm nun endlich von Angesicht zu Angesicht begegnen würde.

    Natürlich versuchte ich mein Glück, aber es gelang mir nicht, an den Polizeiabsperrungen vorbeizukommen - die Wachmannschaften hatten strikte Anweisungen und nach all ihren Erlebnissen mit Verehrern, die sogar außen an Balkonen hochstiegen, war es nur allzu verständlich, daß sie keinem Fan glaubten, der versprach, einfach ruhig in einer Ecke zu sitzen. Eigentlich konnte ich es ihnen nicht verdenken.

    Am Donnerstag begab ich mich wieder zum Drehort. Ein weiterer Fan und ein lokaler Disc-Jockey (der so vernarrt in Elvis war, daß es ihn schließlich sogar seinen Job kostete), begleiteten mich. Als Colonel Parker's Wagen langsam durch das Tor glitt, steckte ich dem Fahrer eine Nachricht zu, überkreuzte die Finger und betete. Das Wetter war herrlich und der Himmel erstrahlte in seinem schönsten Blau. Die Zeit verging und ich wurde nicht unbedingt ruhiger. Stunde um Stunde verstrich. Alfred Hitchcock's beste Inszenierung hätte meine Nerven nicht mehr belasten können.

    Zur Mittagszeit rumpelte ein Auto die schmutzige, sandige Straße herunter und wirbelte Staubfontänen auf, um schließlich direkt beim Tor stehenzubleiben. Ein junger Mann sprang heraus und fragte den Wächter, wer Sue Wiegert sei. Bevor sich eventuell hundert andere meldeten, hob ich meine Hand - etwas schwach, aber immerhin. Der Mann - es stellte sich heraus, daß es Sonny West war - setzte mich kurzerhand in den Wagen und schon fuhren wir zurück zum Drehort.

    Ich hatte ein komisches Gefühl im Magen, etwa so, als hätte ich einen hawaiianischen Blütenkranz verschluckt. Mein Brief war an Colonel Parker gerichtet gewesen, aber ich ahnte, daß es nicht er war, zu dem ich gebracht wurde. Um sicherzugehen, fragte ich. Sonny erklärte mir, daß ich während der Drehpause Elvis treffen würde. Ganz einfach so. Ich hatte es gewußt - und trotzdem: Ich sprang vor Aufregung beinahe aus dem Auto.

    Schneller als Elvis What'd I Say singen konnte, waren wir angekommen und Sonny half mir aus dem Wagen. Er führte mich über eine holprige Wiese zu einem Tisch, wo ein ein paar Leute aßen; dort wartete ich, während er ein Getränk für mich besorgte. Ich saß also inmitten dieser Gruppe, bemühte mich, niemanden anzustarren und fand es urplötzlich höchstinteressant, mir jedes einzelne Sandkörnchen von den Schuhen zu putzen. So harrte ich mit angestrengt gesenktem Blick der Dinge, bemerkte aber trotzdem, daß Elvis' Vater, der mir freundlich zuwinkte, am Ende des Tisches saß. Red West war ebenfalls da - nur Elvis nicht. Ich hatte absolut kein Geräusch gehört, aber plötzlich sagte eine Stimme rechts von mir: "Hi, wie geht s?"

    Ich drehte mich zu dieser Stimme und blickte geradewegs in jene wunderschönen, blauen Augen und kippte unverzüglich aus meinen mittlerweile fast neuwertig sauberen Schuhen. Mein Kopf flog davon wie ein Ballon, dessen Öffnung jemand mit zwei Fingern festgehalten und plötzlich losgelassen hatte, und alles, was ich mir vorgenommen hatte zu sagen (im Gesamtumfang etwa wie Tolstoi's Krieg und Frieden), gleich mit. Ich hätte in meinem ganzen Leben niemals geglaubt, jemanden zu treffen, der so fantastisch aussah! Seine Wimpern waren endlos lang und stellten sich am Ende ein wenig auf. Sein Gesicht wirkte glatt und sanft; es strahlte Vitalität und heitere Freundlichkeit aus. Das einzige, was ich sagen konnte, war "Heiß!" - Elvis sah mich ein wenig verwirrt an. Viele Jahre später habe ich begriffen, daß er genauso nervös war, mich zu treffen, wie umgekehrt ich und daß meine Schüchternheit nicht gerade hilfreich war, das Gespräch in Gang zu bringen. Es war dann auch eher ein Monolog seinerseits, weil ich zu aufgeregt war, um viel zu sprechen. Ich brauchte eine ganze Weile, um mich an seine Ausstrahlung soweit zu gewöhnen, daß ich - viel später und nicht an diesem Tag - einfach alles mit ihm bereden konnte.

    "Ich habe gehört, Du hast bereits drei Tage da draußen gestanden und gewartet?" fragte er vorsichtig, worauf ich bejahte. "Ich - ich habe nicht gewußt, daß Du da draußen warst!" meinte er in beinahe entschuldigendem Tonfall. In diesem Moment lief Joe Esposito vorbei, stellte sich vor und entschuldigte sich ebenfalls. Er erklärte mir ausführlich, sicherlich nicht Schuld zu sein, daß ich so lange 'ausgesperrt' gewesen war. Es fehlte nur noch, daß der Colonel sich ntschuldigte, aber das hat er wohl sein ganzes Leben lang nicht getan. Die Polizei erzählte den Fans immer, daß Elvis' Leute die Fans nicht wollten, aber das sei nicht wahr, führte Joe aus. "Bist Du sicher, daß Du nicht doch Schuld warst, Joe?" fragte ich, aber Elvis meinte: "Aber nein, die haben wahrscheinlich nur gesagt, er war es, weil ihnen niemand anderer eingefallen ist!"

    Er wandte sich mir zu und erkundigte sich, wie es in Memphis gewesen sei, weil ich erst vor kurzem dort Urlaub gemacht hatte. Ich sagte ihm, wie schön Graceland sei und er stimmte mir zu: "Ja, ich weiß! Ich wünschte, ich könnte dort mehr Zeit verbringen!"

    Da ich auch Tupelo besucht hatte, erzählte ich ihm, daß man das kleine Häuschen, in dem er geboren worden war, geschlossen hatte, weil die Fans versucht hatten, Teile des Bodens und anderes im Haus als Souvenir mitzunehmen; ginge es nach dem Willen der Fans, so hätten sie es bis zum Fundament abgetragen! Elvis lachte und meinte zu Joe: "Wir werden eines Tages nach Graceland zurückkommen und es wird nicht mehr da sein - nothin', man!"

    Es entstand eine kleine Pause und ich dachte mir, daß ich wirklich etwas sagen sollte. Immerhin hatte ich um dieses Treffen gebeten und er hatte sich tatsächlich die Zeit genommen, sich speziell zu mir zu setzen, also erkundigte ich mich: "Geht es Dir gut, Elvis?" Er setzte sich zurecht und ich ergänzte: "Nach der Erkältung, meine ich!" Er sah mir direkt in die Augen und der Ausdruck sprach Bände. Er versuchte wohl einen Moment lang zu ergründen, weshalb sich so viele wildfremde Leute um ihn Sorgen machten. Was auch immer er in meinen Augen sah, er senkte seinen Blick schließlich und entgegnete: "Ja, ich bin in Ordnung."

    Für ein paar Augenblicke drehte er sich weg und ich sah seinen Hinterkopf. Seine Haare waren länger als üblich und er strich sich regelmäßig mit den Fingern zurück. Einige Leute am Tisch begannen über seine Karatekünste zu sprechen. Er demonstrierte mir sogleich, daß er die Finger seiner linken Hand viel weiter auseinanderspreizen konnte als die seiner rechten. Die Adern an seinem Arm traten hervor und die Hand begann unter der Anstrengung, die Finger doch weiter zu spreizen, zu zittern, aber durch seine zahllosen Karateübungen - die vielen Bretter, die er mit der rechten Hand zerschlagen hatte - gelang es ihm kein bißchen. Er deutete schließlich einen schnellen, harten Schlag gegen den Tisch an und lachte über sich selbst. Während wir uns unterhielten, war Elvis in ständiger Bewegung. Wenn seine Füße nicht unruhig wippten, dann trommelte er wild mit den Fingern am Tischrand und ein paar Mal lehnte er sich in seinem Stuhl so weit zurück, daß ich schon erwartete, er würde umfallen und im Sand landen. Irgendjemand in der Runde brachte das Thema auf Mangos und erzählte, daß es heuer eine Rekordernte gäbe und jeder versuchte, seine überschüssigen Bestände loszuwerden. Elvis meinte nur, daß er Mangos sehr gerne esse, war aber ziemlich verblüfft, als ihn jemand fragte, ob er schon einmal Mangokuchen versucht habe und rief: "Mangokuchen?" Nun wurde das Thema um die Fruchtfliege erweitert, die oft ein großes Problem darstellte. Die Regierung ließ in einer großangelegten Aktion die Felder behandeln, um die männliche Fruchtfliege zu sterilisieren, was die rasante Vermehrung eindämmen sollte. Elvis empfand große Sympathie für das bemitleidenswerte Insekt und meinte, das könne man der armen, männlichen Fliege doch nicht antun: "Es ist ja nicht seine/ihre Schuld!" Er versprach sich dabei und sagte "fluit fly" statt "fruit fly" und ein Mann am Tisch rief: "Ganz richtig, Elvis, ganz richtig!". Er lachte laut auf und wiederholte "Fluit fly, fluit fly!". Auch ich mußte lachen. Mir fiel in den kommenden Jahren immer wieder auf, daß Elvis' Lachen so ehrlich und herzlich war, daß man nicht anders konnte, als ebenfalls lachen - sogar wenn die Angelegenheit selbst vielleicht gar nicht so komisch war.

    Ein paar Leute unterhielten sich, welche Plätze der Insel Elvis gesehen haben sollte und rieten ihm mit hinterhältigen Blicken, ein Lokal names 'Yappy' zu besuchen. Ich warf Elvis einen prüfenden Blick zu und er lächelte zurück, aber ich bin mir bis zum heutigen Tag nicht sicher, ob er gewußt hatte, was sie im Schilde führten - denn dieses Lokal war damals der Treffpunkt der Homosexuellen von Honolulu!

    Ich wollte wissen, ob er schon irgendwelche bekannten Plätze besichtigt habe und ob er überhaupt fortgehen könnte wie gewöhnliche Leute. Er meinte, er könne zwar durchaus weggehen, habe aber diesmal noch überhaupt nichts gesehen, denn "wenn die Leute in Scharen um mich herumstehen, ist es einfach sicherer für mich, im Hotel zu bleiben!". Es herrschte bereits Aufbruchstimmung und ich ahnte, daß Sonny West mich bald wieder zurück zum Tor bringen würde, was ich Elvis erklärte, damit er sich nicht wundere, wohin ich verschwunden sei, sobald er mit dem Filmen wieder begonnen habe. Es war wirklich keine versteckte Bitte von mir, aber verständlicherweise mein größter Wunsch! Das hatte er wohl gespürt, denn er beeilte sich zu sagen: "Nein, nein, Du kannst bleiben!" Schließlich erhob er sich und meinte, "Nun, ich seh' Dich später!" und er stapfte davon. Ich rief "Elvis!", er drehte sich um und ich sagte einfach nur "Danke!". Er lächelte und nickte mir zu.

    Am Nachmittag wurde eine Szene gefilmt, die im endgültigen Film fehlte, obwohl das dazugehörende Lied auf dem Soundtrack-Album als Bonus-Song zu finden war. Donna Butterworth sollte auf seinen Knien schlafen, während er mit Marianna Hill beim Feuer saß und Sand Castles sang. Die Szene wurde fünf- oder sechsmal probiert; es wurde die Aufnahme eingepielt, die Elvis in Hollywood gemacht hatte, aber er sang auch tatsächlich mit, während gefilmt wurde. Zwischen den einzelnen Aufnahmen prüfte Donna Butterworth Elvis' Karatehand und er machte eine verspielte Handbewegung, als wolle er seine Künste an ihr ausprobieren. Sie maßen auch ihre Kräfte aneinander. Obwohl Elvis den Anschein machte, daß er sich entsetzlich bemühte, ihren Arm niederzudrücken, 'gewann' schließlich Donna.

    __Elvis - Artist Of The Century__
  • Herbi
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    • 27.07.2003
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    #2
    Teil 2


    Während der Dreharbeiten kam Elvis' Vater einige Male vorbei und plauderte sehr nett mit mir. Er hatte ziemliche Angst um den Hubschrauberpiloten, der die Stunts für den Film machte. Vernon erzählte, daß der Pilot die Maschinen oben am Berggipfel ausgeschaltet hätte und den ganzen Weg zum Meer 'hinuntergesegelt' sei. Er hatte den Motor erst im letzten Moment wieder eingeschaltet und laut Papa Vernon hätten nur ein paar Handbreit zum Aufschlag auf der Wasseroberfläche gefehlt. Er versprach mir, dafür zu sorgen, daß mich einer der 'Jungs' zurückbringen würde.

    Als die Dreharbeiten für diesen Tag beendet waren, rannte Elvis in seine Garderobe und kam in einem weißen Shirt zurück, in dem er für ein paar Publicityfotos posierte. Danach machten er und die Jungs sich auf den Weg zu den Autos. Als er an einen kleinen Bach kam, nicht mehr als ein armseliges Rinnsal, riß er die Arme in gepielter Panik in die Höhe und balancierte am Rand. Einer der Leibwächter schubste ihn, er sprang hinüber und lachend liefen sie zu den Autos. Sonny holte mich ab und wir gingen hinüber zu der ziemlich schlechten Straße, wo einige der Wagen bereits wegfuhren. Der blaue Cadillac von Elvis glitt vorbei und ich hörte eine Stimme "Goodbye!" rufen, aber ich weiß bis heute nicht, ob es Elvis war. Das nächste Auto hielt an, Sonny verstaute mich am Beifahrersitz und stieg selbst ein. Einige von Elvis' Freunden waren hier und es war laut; alle lachten, redeten und scherzten. Es war wohl eine typische Männerunterhaltung mit ein paar sehr deftigen Ausdrücken und plötzlich rief Sonny: "He! Jungs, reißt Euch zusammen!" Mit einem Mal war Totenstille und ich konnte jedermanns Blicke auf meinem Hinterkopf spüren. Ich fühlte es geradezu, wie sich alle bemühten, für ein paar Minuten keine allzu derben Worte zu sagen.

    Mittlerweile konzentrierte ich mich auf den Caddy vor mir; Elvis saß rechts am Rücksitz. Er war nach wie vor unablässig in Bewegung. Entweder versuchte er die Zweige der Büsche zu fassen, an denen wir vorbeifuhren, oder er lehnte mit dem Arm am offenen Fenster und trommelte mit den Fingern irgendeinen wilden Rhythmus auf das Wagendach. Als wir zu den Toren kamen, wo der Weg in den Highway mündete, versuchten die dort wartenden Fans, ihn irgendwie zu erreichen. Elvis verrenkte sich und fiel halb aus dem Fenster, als er die Hand eines Mädchens erwischte, sie kurz hielt, ehe der Wagen auf die Straße nach Waikiki bog und davonfuhr. Nach meinen Gesprächen mit Vernon und einigen von den 'Jungs' hatte ich mich ziemlich beruhigt. Aber jetzt, da ich wieder zurück in der Wirklichkeit war und die Mädchen bei seinem Anblick laut aufgekreischt hatten, wurde es mir mit einem Schlag bewußt: Ich hatte Elvis Presley getroffen und mit ihm geplaudert!

    In all den kommenden Jahren war er für mich nur Elvis, einfach ein unglaublich netter Typ. Erst aus der Distanz wurde mir immer wieder klar, daß es 'der' Elvis Presley war. Ich glaube auch, daß er persönlich mit jener Gruppe Fans, die ihn wie einen ganz gewöhnlichen Menschen und nicht wie den Superstar behandelten, jedesmal eine sehr erfrischende Zeit verbrachte.

    Als wir am nächsten Tag versuchten, bei den Dreharbeiten dabeizusein, mußten wir erfahren, daß sich der ganze Troß in das Polynesian Cultural Center begeben hatte. Vernon Presley bemühte sich zwar, uns dort unterzubringen, kam aber schließlich unverrichteter Dinge zurück: Die Sicherheitsvorschriften seien so streng, daß es auch ihm nicht möglich gewesen war, eine Ausnahme zu erwirken. Er riet uns jedoch, zu einer bestimmten Stelle in der Lagune zu pilgern, wo wir direkt gegenüber vom Drehort wären. Er war auch so nett, ein Souvenir, das ich aus Tupelo mitgebracht hatte, von Elvis unterschreiben zu lassen. Es war ein kleines, hölzernes Häuschen mit der Aufschrift 'Tupelo Relief Office' auf der Vorderseite. Vernon lachte, als er es sah und erzählte ein paar Minuten später, als er es mir zurückgab, daß Elvis auch so reagierte. Wir suchten die Stelle, die Vernon beschrieben hatte und befanden uns tatsächlich genau gegenüber vom Drehort. Elvis benutzte das Sommerhaus der Königin von Tonga als Garderobe und war zum Zeitpunkt unserer Ankunft mit seinem Lunch beschäftigt. Ein wenig später kam er heraus; er trug khakifarbene Hosen und ein kurzärmeliges Hemd. Es war geplant, Elvis mit einem seiner Co-Stars in einem Kanu quer über die Lagune zu ziehen und zu filmen, während er Drums Of The Islands sang. Sie versuchten die Szene einige Male und brachten das Kanu jedesmal an den Ausgangspunkt zurück. Nach der letzten Aufnahme wendeten sie das Boot und kamen zu unserer Seite, sodaß wir Elvis ganz aus der Nähe sehen konnten. Sein Haar war perfekt gestylt und kunstvoll zurückgekämmt, mit Ausnahme der einen, berühmten Locke. Er machte weit mehr den Eindruck des Filmstars als am Tag zuvor. Lächelnd winkte er uns allen zu; jemand warf ihm einen Lei hinüber und er trug ihn nach Tahiti-Art. Als dann die Trommeln immer langsamer schlugen, beugte sich Elvis mehr und mehr nach vorne, bis einer der anderen Darsteller ihn wieder aufrichtete. Er lachte dabei wie ein kleiner Junge. Manchmal habe ich mich gefragt, ob er all diese Dinge zu seinem oder unserem Vergnügen tat - wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Zwischendurch entspannte er sich in seiner Garderobe. Einmal kam er heraus, um zu sehen, ob er irgendwo gebraucht würde, und ein anderes Mal streckte er nur seinen Arm aus der Türöffnung, um zu testen, wie die Reaktion der wartenden Verehrer ausfiele. Natürlich waren es laute Rufe und begeisterte Schreie, aber das hatte er ohnehin gewußt. Beim direkten Kontakt waren wir dann alle etwas schüchterner. Ein Mädchen lief davon, als er ihr die Hand bot. Einen polynesischen Jungen, der den Arm ausgestreckt hatte, fasste er rasch und zog ihn mit einer kräftigen Bewegung in das hüfttiefe Wasser. Speziell Elvis fand das höchst vergnüglich.

    Am späten Nachmittag verließ er mit seinen Begleitern das Center. Es waren zwar noch einige Szenen zu drehen, aber Elvis selbst wurde nur noch für das große Finale, das im Amphitheater in der nächsten Woche stattfinden sollte, benötigt. In der Zwischenzeit war Elvis Gast eines Dinners im Kulturzentrum, bei dem die Studenten des Polynesian Cultur Center in einem eigenen Showteil auftraten. Er meinte später, es sei eine der bedeutungsvollsten Erfahrungen seines Lebens gewesen.

    Eines Nachts gab es auch einen 'Tag der offenen Tür' in seinem Hotelzimmer: Von 18:00 bis 23:00 Uhr schrieb er Autogramme, posierte für Erinnerungsfotos und betrieb Smalltalk. Die Fans waren durch das ganze Hotel bis zur Tür seines Zimmers Nr. 2225 angestellt und wurden in kleinen Gruppen eingelassen. Es gelang mir, ein paar der Blue Hawaiians (Mitglieder des Blue Hawaii-Fan Clubs) mitzunehmen, obwohl die anderen in der Lobby saßen und schließlich nachkamen. Wir waren etwa acht Fans mit ein paar Müttern, unter denen sich auch meine befand. Auf unserem Weg machten wir einen kurzen Abstecher zu Vernon Presley und schenkten ihm einen Blumenkranz. Es war wirklich nicht schwierig zu erkennen, wo Elvis' angenehmes, freundliches Auftreten herrührte - ganz zu Schweigen von seinem guten Aussehen! Wir plapperten ein paar Minuten mit Vernon und wanderten dann weiter. Nachdem wir an den Sicherheitsbeamten vorbei waren, standen da immer noch Colonel Parker, die Memphis-Mafia und der immer präsente, persönliche Sicherheitsschutz, der darüber wachte, daß Elvis nichts angetan wurde. Später in seiner Karriere wäre eine solch beinahe gemütliche Zusammenkunft mit seinen Fans wohl vollkommen unmöglich gewesen, aber damals im Jahr 1965 gab es nur sehr wenige Morddrohungen und terroristische Umtriebe. Wir waren bloß Fans, die eine Minute oder zwei mit dem Star verbringen wollten, dem wir so treu waren.

    Elvis trug ein blaues Hemd im Tom-Jones-Stil: Es war über mindestens die Hälfte seiner Brust offen. Sein Haar war mit Spray und anderen Hilfsmitteln zurechtgemacht. Als eines unserer Clubmitglieder sich für ein Foto zurechtstellte und dabei mit ihrem Arm sein Haar berührte, flüsterte sie etwas zu laut: "Sein Haar ist steif wie ein Brett!" Wenn er es gehört hatte, so ließ er sich nichts anmerken, denn er sagte kein Wort. Als er zu mir kam, lächelte er und meinte: "Ah've seen you before - wir haben uns schon mal gesehen!". Ich war ein wenig überrascht, daß er sich an mich erinnern konnte - ich war ja sicherlich kein Einzelfall gewesen. Ich bat ihn um ein paar Autogramme auf von mir mitgebrachten Fotos. Eines davon war für meine Kusine Patti. Ich hatte strikte Anweisungen, den Namen zu buchstabieren, vergaß sie aber im entscheidenen Moment. So kam es also, wie es kommen mußte: Elvis buchstabierte P-a-t und fragte dann, wie es weiterginge. Die Burschen lachten und spotteten über seine Unwissenheit, aber ich war sehr dankbar, daß er darauf Rücksicht genommen hatte, in wievielen Variationen wir Mädchen unsere Namen schreiben. Ich hatte zwei Leis für ihn - einen von mir und einen vom Club. Ich gab sie ihm und einer blieb für ein paar Augenblicke an seiner Nase hängen, als er sie sich um den Hals legte. Er lehnte sich nach vor, schloß die Augen und machte Kußlippen - Elvis Presley schürzte seine Lippen für mich! -, weil er erwartete, daß ich ihn, wie es die Tradition bei der Überreichung eines Blumenkranzes verlangte, küssen würde, aber ich traute mich nicht vor so vielen Leuten. Er öffnete die Augen nach einem Moment wieder und begann mit mir zu reden. Die Leis waren sehr heiß, weshalb Elvis sie nur einige Minuten trug. Während er meinen abnahm, fragte er, aus welchen Blumen sie wären. Ich sagte, daß der erste aus Nelken (carnation) sei. Elvis kicherte und meinte: "Und der nächste ist Pet Milk!" (Anm.: Die Pointe ist leicht erklärt, wenn man weiß, daß Carnation und Pet Milk Firmennamen von amerikanischen Molkereien waren. Carnation existiert nicht mehr, aber Pet Milk beliefert als eine von wenigen Molkereien nach wie vor Privathaushalte mit täglich frischer Milch und -produkten). Er hatte einen ausgesprochenen Sinn für Humor und schien die Nähe der wirklichen Fans zu genießen. Von Zeit zu Zeit wurde jemand eingelassen, der offensichtlich nur gekommen war, um ihn anzustarren und allen nachher zu erzählen, einen Star gesehen zu haben, aber die meisten waren doch ehrliche Bewunderer und Elvis beschäftigte sich auch vorwiegend mit ihnen. Elvis und ich stellten uns für ein Foto, das meine Mutter machen wollte, zurecht. Er legte seinen Arm um mich und seine Finger klopften nervös an meiner Hüfte. Es kitzelte beinahe. Meine Mutter hatte Probleme mit dem Apparat, weil das Blitzlicht nicht funktionierte. "Ich bleibe die ganze Nacht hier so stehen!" versicherte Elvis mit beruhigendem Lächeln. Schließlich borgten wir uns eine andere Kamera aus. Ich bemerkte dann, daß er eines der Bilder nicht unterschrieben hatte und bat ihn darum - "that one, too". Er mißverstand mich und fragte: "To? To who? To you?" Ich sagte "Ja!" und er schrieb quer über das Foto: "Für Sue, Vielen Dank, Elvis Presley". Ich hatte auch eine kleine Würdigung seiner Person geschrieben, in der ein paar der Gedanken und Gefühle, die sowohl er als auch seine Fans während seiner Karriere erfahren haben mochten, aufgezählt waren, und er dankte mir dafür, während er sie auf seinen Schreibtisch legte. Ein Klubmitglied hatte alle Fotoalben, die sie besaß, mitgeschleppt; sie ersuchte Elvis, jede einzelne Seite davon zu signieren! Elvis' Augen wurden riesengroß, als er all die Mappen erblickte und rief aus: "Du möchtest, daß ich all das unterschreibe?" Er schlug schließlich vor, daß er die erste Seite in jedem Album signiere. Als er eines der Fotos umdrehte, fand er auf der Rückseite eine Werbung für Make-Up und er scherzte: "Das bin ich vor Drehbeginn!" Er unterschrieb eines der Bilder ohne einen Beistrich zu setzen, sodaß es "Für den lieblichen Elvis Presley (To Lovely Elvis Presley)" aussagte. Die Jungs hänselten ihn deswegen und fragten: "Welcher liebliche Elvis?" Wann immer er nervös zu werden schien, wenn so viele Leute rund um ihn waren, liessen die Jungs ein paar Scherze vom Stapel und er entspannte sich wieder. Eines unserer jüngsten Mitglieder, das zehn oder 11 Jahre alt war, war total hin- und hergerissen von Elvis' Anblick, traute sich aber nicht zu ihm. Ihre Mutter bemühte sich, sie zu überreden, doch ein wenig näherzutreten, um ein Bild von den beiden machen zu können und sagte: "Geh' doch zu ihm hin, Pam!" Da zog Elvis sie einfach zu sich, schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und meinte: "Hi, Pam!", und damit war sie wirklich vollkommen überwältigt!

    Tags darauf hatte Elvis seine letzte Szene im Polynesian Cultural Center zu drehen und ich startete mit ein paar Freunden dorthin, in der Hoffnung, ihn zu sehen. Wir standen auf einer Seite des großen Theaters und konnten ihn zuerst nirgendwo entdecken. Erst als er aufstand, bemerkten wir, daß er in der ersten Reihe gesessen war. Er trug hellblaue Hosen, eine ebensolche Jacke und dunkle Stiefel. Als die polynesischen Tänzer ihren Auftritt hatten, begann Elvis im Rhythmus der Musik mitzuswingen. Dann nahm er seine Sonnenbrillen ab und spazierte zur Bühne hinüber. Er überquerte eine kleine Brücke und gestikulierte wild, als würde er in das Wasser fallen. Als er dann bei den Tänzern war, probte er seine Szene sieben oder acht Mal. Er sollte schlicht und einfach im Rhythmus des Liedes mitklatschen, aber er riß die Hände hoch. Wenn die Musik plötzlich stoppte und er weitermachte, sah es aus, als würde er Schattenboxen. Ein anderes Mal, als das Lied zu Ende war, breitete er die Arme aus und tat so, als würde er wie ein flügellahmer Vogel von der Bühne herunterflattern. Immer, wenn ihn die Musik gefangennahm, schrie er "Hut! Hut! Hut!" im Takt. Es schien, als wüßte er, daß wir ihn genau beobachteten und darauf warteten, daß er irgendetwas tun würde. Während einer Drehpause saß er am Boden und plauderte mit einer Tänzerin. Als er sich erhob, wischte er sich den Staub von der Rückseite seiner Hosen, was hörbare Seufzer der Fans verursachte. Dann wieder nestelte er an seiner Jacke herum und noch mehr Seufzer erklangen. Es war gar nichts Besonderes, das er tat - wichtig war nur die Tatsache, daß er überhaupt irgendetwas tat. Elvis schien das genau zu wissen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt war es während der Dreharbeiten sehr ruhig und langweilig geworden. Elvis blickte herüber zu den jungen Fans und sang ganz plötzlich "La tra la la!", was die Verehrer unverzüglich in hysterische Verzückung versetzte. Dann wieder brachten ihm eine Gruppe Maori-Mädchen bei, wie mit den Poi-Bällen zu spielen sei. Elvis sah jeder einzelnen konzentriert zu, und als er an der Reihe war, verblüffte er alle, indem er die Bälle perfekt herumwirbelte. Bei jeder kleinen Unterbrechung sprangen die Tänzer auf und ließen sich mit Elvis fotografieren. Als Mittagspause war und er seinen Teil erledigt hatte, sprach er gerade mit jemandem und schrieb ein Autogramm. Plötzlich kam ein kleines, einheimisches Mädchen von nicht mehr als fünf Jahren von hinten gerannt und stürzte sich mit so viel Vehemenz auf eines von Elvis' Beinen, daß er beinahe umgefallen wäre. Sie klammerte sich mit aller Kraft an ihn und er vollführte einen kleinen Hulatanz, um sie abzuschütteln. Diese Minuten gingen schnell vorbei und während die anderen beim Lunch saßen, fuhr Elvis in seinem blauen Cadillac zum Highway zurück und brauste in Richtung Waikiki davon.

    Obwohl die Zeitungen behaupteten, daß er noch eine Woche bleiben würde, wußten wir bereits Bescheid: Aus der Hemdtasche eines Leibwächters hatte ein Flugticket herausgeschaut, welches schon für Donnerstag ausgestellt war. Ich rief Vernon Presley an und erkundigte mich, ob wir Elvis bei seiner Abreise einen Maile-Lei überreichen dürften. Die Maile-Blumenkränze sind ausschließlich für Könige bestimmt und Elvis wäre unser King, erklärte ich mit zwingender Logik. Mr. Presley versprach mir, mit Elvis darüber zu reden. Er sicherte mir aber zu, daß er den Blumenkranz für Elvis übernehmen und ihn ihm geben würde, sollte es dem King selbst nicht möglich sein. Donnerstag Abend marschierte ich mit meinem Maile-Lei zum Ilikai Hotel. Obwohl nicht das Geringste über seine Abreise publik geworden war, füllte sich die Lobby sehr bald bis zum Bersten mit Fans und Schaulustigen. Mr. Presley bat mich, bei seiner Türe zu warten und ging hinein, um mit seinem Sohn zu reden. Ständig wurden Koffer und Kisten aus Elvis' Zimmer getragen, in denen seine Keidung und andere Habseligkeiten waren. Einmal, als ein Gepäckträger eine besonders große Truhe herausschleppte, sagte er zu mir: "Er ist da drinnen - das ist der einzige Weg, in einem Stück aus diesem Haus zu kommen!" Auf einmal hörte ich Elvis' Stimme - er sang! Aber ehe ich in Ohnmacht fallen konnte, erklärte mir Vernon Presley, daß das Klavier aus Elvis' Zimmer bereits abtransportiert und die Musik lediglich eine Schallplatte sei. Nach und nach kamen all seine Freunde mit ihrem Gepäck. Die Polizisten begannen bereits, sich darüber zu unterhalten, wie man Elvis am sichersten aus dem Hotel bringen könnte und welche Route zum Flughafen die schnellste sei. In diesem Moment kam Elvis aus seinem Zimmer; er trug braune Hosen und eine braun-weiße Jacke ohne Kragen im Stil der Jacken, die er in Viva Las Vegas getragen hatte. Er begrüßte die Polizeieskorte mit Handschlag und ging durch die Halle, wobei ihm immer wieder Mädchen um den Hals fielen und ihn küßten, ganz gleich, ob sie ihm einen Lei überreichten oder nicht. Elvis sah immer ein wenig überrumpelt aus, wenn er auf diese Weise überfallen wurde, aber er er küßte jedes der Mädchen und lächelte ihnen zu. Wie üblich hatte ich natürlich nicht den Mut, ihm so aufzulauern. Ich stand mit meinem Maile-Lei da und starrte ihm nach. Sein Vater blickte für einen Moment zu mir herüber und winkte: "Komm her!" Zu zweit liefen wir hinter Elvis nach, der immer noch von zahlreichen Mädchen umschwärmt und eingekreist war. Mr. Presley rief "Elvis!", und obwohl der keine Ahnung hatte, worum es ging, blieb er sofort stehen, drehte sich um und kam uns entgegen, anstatt zu warten, bis sein Vater ihn erreicht hatte. Es war nur eine winzig kleine Sache, aber für mich sagte es viel über Elvis' Erziehung und den Respekt gegenüber seinem Vater aus.

    Mr. Presley sagte: "Sue möchte Dir diesen Lei überreichen!" und Elvis lächelte mich an und meinte im Tonfall des Erkennens: "Oh yeah, hi!" Ich streckte mich und legte den Blumenkranz um seinen Hals. Er rückte ihn zurecht, zog das Kinn zurück und studierte ihn eingehend. Ich war mir sicher, daß er solch einen `königlichen' Lei zum ersten Mal gesehen hatte. Ich rang mich zu der Erkenntnis durch, daß dies wohl die letzte Gelegenheit für einen Kuß sei, also fragte ich ihn: "Kann ich Dir den Kuß geben, der zu diesem Lei gehört?" Nachdem er den ganzen Weg durch die Empfangshalle über von wildentschlossenen Frauen einfach temperamentvoll geküßt worden war, mußte es ihm komisch erschienen sein, um Erlaubnis gefragt zu werden, aber er sagte "Sicher!" und beugte sich zu mir herunter. Ich wollte seine linke Wange küssen, aber er drehte seinen Kopf und so landete ich auf seinen Lippen. Er sah mir in die Augen und sagte "Danke!". Mir war es nicht aufgefallen, dafür aber sicherlich Elvis: Kaum war er bei mir stehen geblieben, war er umringt von Autogrammjägern. Schon hatte er wieder einen Kugelschreiber in der Hand und signierte Bilder. Zwischendurch befragte er mich über den Maile-Lei; ich murmelte eine Antwort. Dann überraschte er mich vollkommen, indem er sagte: "Danke für das, was Du geschrieben hast. Du weißt schon, diese, diese Würdigung, die Du geschrieben hast. Ich schätze es sehr - wirklich!" Er bemühte sich wirklich, mich von der Ehrlichkeit seiner Worte zu überzeugen.

    Ich war sprachlos, daß er sich daran erinnern konnte - und noch viel mehr, daß er sogar wußte, welcher seiner zahllosen Bewunderer es geschrieben hatte! In späteren Jahren habe ich begriffen, daß Elvis offensichtlich auf zwischenmenschlicher Ebene von anderem tief verletzt worden war und daß er alles nur mögliche unternahm, um seinerseits nie jemand anderen zu verletzen. Es war keine Sache der Public Relations, sondern nur seine ureigenste Art, Menschen zu behandeln.

    Dann ging alles blitzschnell. Die Sicherheitsleute schleusten Elvis aus dem Hotel, die Masse strömte - genau wie ich - wegen eines letzten Blickes hinterher, und schon kam sein blauer Cadillac aus der Garagenausfahrt. "Elvis, schau, stop!" kreischte ein Mädchen mit Kamera, der Wagen hielt kurz, sie schoß ihr Foto und er glitt in Richtung Flughafen davon. Wir standen alle da, irgendwie verloren, als wäre etwas ganz Wundervolles von uns genommen worden. Wenn ich zuvor nur ein Fan des Stars Elvis gewesen war, so war ich nun zum lebenslangen Verehrer des Menschen Elvis geworden.

    __Elvis - Artist Of The Century__

    Kommentar

    • Mona
      Schnupperuser

      • 22.06.2005
      • 29

      #3
      Eine schöne Story, hab ich neulich schon mal irgendwo gelesen. Zeigt Elvis von seiner persönlichen Seite. Aber irgendwie glaube ich, dass Elvis sich nie verstellen musste, zumindest fallen mir auf Anhieb keine gravierenden Unterschiede ein, er gibt sich eigentlich immer relativ natürlich, oder? auch bei Auftritten...und mit Fans erst recht...
      Vielleicht passt der Artikel deshalb so gut in das Bild, das ich von ihm habe.

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      • gast-20110321

        #4
        CARNATION & PET MILK

        hi,
        nette geschichte!

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        • Tafka S.
          Posting-Legende

          • 22.06.2005
          • 9754

          #5
          Zitat von Mona
          Eine schöne Story, hab ich neulich schon mal irgendwo gelesen.
          Hi Mona,
          das war ganz bestimmt in den "Bringin` It Back"-Heften, da habe ich diese und andere Geschichten hier auch gelesen.
          Kostet garantiert viel Mühe und Zeit, diese ganzen Stories abzuschreiben, oder vielleicht gibt`s ja bereits einiges davon schon im Netz...

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