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Herbi
05.07.2005, 19:31
Die neue Musik heißt Rock 'n' Roll
Reportage über ein Elvis-Presley-Konzert

Elvis Presley

http://img70.imageshack.us/img70/4981/elvispic501082cn.jpg

Im Scheinwerferlicht vor dem Mikrophon auf der Bühne steht ein junger Mann von 21 Jahren. Die Stirnlocken hängen ihm ins Gesicht, seine Augen sind geschlossen, die Arme wie im Krampf abgewinkelt. Sein Körper - in modischem Gabardineanzug, schwarzem Hemd mit weißer Krawatte - schwingt rhythmisch in den Bewegungen einer Entkleidungstänzerin. Mit kräftigem Bariton röhrt er zum aufpeitschenden Rhythmus der Band stereotyp die abgehackten Silben eines wortarmen Textes in das Mikrophon.

Der junge Mann, Elvis Presley, ist nicht irgendein Schlagersänger wie Frank Sinatra oder Eddie Fisher, sondern seit kurzem - wie die Broadway-Journalistin Phillys Battelle vermerkte - der "Troubadour einer neuen Art von Schlagermusik, der Bruder, Märtyrer und Gott für die Teenager des Landes".

Während Presley seine Silben in das Mikrophon schüttelt, schreit ein Tenor-Saxophon auf, peitscht eine Gitarre die Rhythmen in das Verstärkersystem der Lautsprecheranlage.

Unten im Saal, wo 5000 Jugendliche sitzen, wird es warm. Es hält sie nicht mehr auf den Plätzen - die spasmischen Bewegungen des "Bruders, Märtyrers und Gottes" auf der Bühne pflanzen sich wie eine Welle durch die Bankreihen des Saales fort. Immer zwingender wird der Rhythmus, immer hektischer werden die Bewegungen im Saal. Hier und da springen die Burschen auf, reissen sich die Hemden vom Körper; ihre stumpfen Augen lassen nicht erkennen, ob sie die Umwelt noch wahrnehmen, nur der Über-Rhythmus scheint sie noch voranzutreiben.

"Man hat das Gefühl, als ob man den Riten irgendeines obskuren Stammes von Wilden beiwohnt, dessen Kommunikationsmittel einem unbegreiflich bleiben", schrieb der amerikanische Journalist George B. Leonhard. "Ein erwachsener Mensch kann sich regelrecht fürchten."

Wie in Trance taumeln die Halbwüchsigen in die Gänge der Riesenhalle und tanzen allein für sich wie besessene Medizin-Männer eines Urwald-Stammes, nur beherrscht von einer Musik, die seit einigen Monaten Amerikas Jugend in ihrem Bann hält, dem internationalen Musik-Markt nach dem Mambo einen neuen Schlagertyp bescherte, aber auch Erzieher, Eltern und die Polizei zu erbitterten Protesten aufrief. Die neue Art von Schlagermusik, die das alles gleichzeitig bewirkt, heißt "Rock 'n' Roll" (eigentlich: "Rock and Roll").

Nach zwei Stunden erreicht der Tumult einer Rock-'n'-Roll-Veranstaltung in der Regel den Höhepunkt. Die Melodie ertrinkt trotz der elektrischen Verstärkeranlage in dem schrillen Lärm der Zuhörer, nur der Rhythmus durchschneidet noch pulsierend das Inferno.


Quelle: DER SPIEGEL Nr. 39 [vom 26. September 1956

http://img60.imageshack.us/img60/8804/elvispic50055ss.jpg

Armin
05.07.2005, 19:57
:coolman: :rock: :coolman:

super Herbi

Herbi
05.07.2005, 19:59
:coolman: :rock: :coolman:

super Herbi
...danke Armin, vielen dank !! :cool:

TeddyBoy
08.08.2005, 20:24
1956? Die waren aber früh dran.. :grins: Da ging es doch mit Rockabilly schon langsam den Bach runter.. und Rogg´en Roll kam... Wieso halt sich Rockabilly eiegntlich nur zwei/drei Jahre lang?
Und ich hab gehört, sein Hüftschwung durfte später im Fernsehn nicht mehr gezeigt werden; stimmt das?

Anosnsten.. sehr interessanter Artikel.. danke schön..

andy_m
08.08.2005, 21:12
Super Herbi :top:
Tolle Reportage :cool:

Paul
29.12.2006, 13:58
Tolle(-)Reportage!

G*I*Blues
29.12.2006, 14:50
super reportage...;-)