Der klassische Weg vom Kind zum „Rocker“ führt gewöhnlich vom Dreirad über das Fahrrad (anfangs noch mit Stützrädern, später dann ohne) zum Mofa oder Moped bis schließlich hin zum Motorrad. Manche kommen sogar ohne Stützräder zurecht (ich selbst leider nicht), andere – so wie ich – überspringen das Moped und gehen gleich vom Fahrrad zum Motorrad über.
Soweit, so gut.
Da das Thema aber „Elvis auf 2 Rädern“ heißt, sind Dreiräder leider kein Bestandteil der folgenden Betrachtungen, ebenso wenig die Trikes (praktisch Dreiräder für Erwachsene, da sehr viel größer und von einem Motor angetrieben), auch Super Cycles genannt.
Im folgenden soll es um alles gehen, was zwei Räder hat, und davon hatte Elvis Presley eine ganze Menge. Das meiste kaufte er sich zur Eigennutzung, manches verschenkte er, manches nutzte er „nur“ beruflich und manches lieh er sich nur mal kurz aus.
Da sich schon mehrere Fans daran machten, die Presley’sche Autosammlung zu katalogisieren, habe ich mich angeschickt, alle mit Elvis in Zusammenhang stehenden Zweiräder (also hauptsächlich Motorräder) zu erforschen, und das Ergebnis darf ich nun nach wirklich langer, langer Recherche exklusiv für www.elvisnachrichten.de präsentieren.
Ursprünglich hatte ich beabsichtigt, die folgenden Betrachtungen als Artikel-Serie einem Magazin anzubieten, doch trotz des Umfangs fehlen noch zu viele Fakten, sodass ich mich nach dem Motto „Lieber halbfertig vorstellen als nie fertig werden“ dazu entschlossen habe, die bisherigen Ergebnisse mit Gleichgesinnten (also mit Euch) zu teilen, um noch vorhandene Lücken vielleicht gemeinschaftlich schließen zu können, falls möglich.
Zur besseren Veranschaulichung habe ich zu jedem erwähnten Fahrzeug eine Fototafel erstellt, wobei ich mich gleich vorab dafür entschuldigen muss, nicht immer eine Verwendungsgenehmigung für die abgebildeten Motive eingeholt zu haben. Das Herausfinden der Urheberschaft gestaltete sich derart schwierig, dass ich sogar auf Quellenangaben weitestgehend verzichtet habe. Oftmals war nämlich kein eindeutiger Copyright-Vermerk erkennbar, oder das gleiche Bild tauchte auf mehreren Homepages mit abweichenden Angaben auf, sodass es allein schon eine Lebensaufgabe wäre, alles vernünftig nachzuprüfen und entsprechende Genehmigungen einzuholen – und schließlich handelt es sich hierbei um kein Buch, mit dem Geld verdient werden soll, sondern schlicht und einfach um eine Materialsammlung für den interessierten Fan, völlig frei von kommerziellen Interessen.
Zum Thema Elvis und Motorräder gibt es zwar schon ein paar Seiten im world wide web, meistens jedoch reine Bilder-Zusammenstellungen, die leider nur wenige Fakten über den Zeitpunkt des Erwerbs/der Nutzung, das Fabrikat usw. liefern. Eine chronologische Aufarbeitung zu diesem Thema habe ich bisher noch nirgends entdecken können, allenfalls ein paar kurze, zusammenfassende Artikel, aus denen kaum Details zu entnehmen sind, die über die Kernaussage „Elvis war ein leidenschaftlicher Motorrad-Fahrer“ hinaus gehen.
Somit habe ich mir die Aufgabe gestellt, alle verfügbaren Informationen zum Thema aus den verschiedensten Quellen zusammen zu tragen und – gleich einem Mosaik – zu einem Ganzen zusammen zu setzen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, etwas mehr Licht auf ein bisher eher stiefmütterlich behandeltes Elvis-Thema zu werfen und damit an frühere Beiträge von mir anzuknüpfen...
Aber nun genug der Vorrede und ab dafür...
Als Einstieg möchte ich zunächst zusammenfassend auf das Thema Fahrräder eingehen - ein vergleichsweise unspektakuläres Kapitel in der Elvis-Historie, aber auch der „Drahtesel“ hat zwei Räder und sollte deshalb der Vollständigkeit wegen nicht fehlen.
Nach dem Motto „Früh übt sich, wer Meister werden will“, begann Elvis’ Interesse an Fortbewegungsvehikeln auf zwei Rädern schon im Kindesalter, aber das ist wohl bei jedem Jungen so, schätze ich mal.
Das erste Fahrrad seines Lebens bekam Elvis um die Mitte der 40er Jahre in seinem Heimatort Tupelo in Mississippi, obwohl er sich der Legende nach lieber ein Gewehr als Geburtstagsgeschenk gewünscht hatte. Ein Foto zeigt den etwa 10-jährigen stolz auf seinem Rad sitzend, das er offenbar bis mindestens 1948 besaß, denn kurz vor dem Umzug der Presleys nach Memphis im Nachbarstaat Tennessee entstand ein weiteres Foto von Elvis mit einem Fahrrad, dessen Rahmen offenbar der gleiche war - jetzt allerdings fehlten bereits beide Kotflügel!
Ob dieses Fahrrad dann beim Umzug mit auf den grünen Plymouth, Baujahr 1939, geladen wurde oder in Tupelo verblieb, entzieht sich meiner Kenntnis.
Das mit Abstand am häufigsten fotografierte Fahrrad dürfte jenes der Marke Schwinn Racer sein, das Elvis im Januar 1957 in Hollywood geschenkt bekam, als die Dreharbeiten zu seinem zweiten Film LOVING YOU begannen. Dies war keineswegs als Scherz zu verstehen, denn mit einem Fahrrad konnte sich Elvis auf dem weitläufigen Studiogelände viel bequemer und vor allem zeitsparender von A nach B bewegen als zu Fuß. Lackiert in rot, war es mit einem auffälligen Schild in Gitarrenform versehen, das unterhalb der Längsstange angebracht war – beschriftet mit dem Titel eines frühen Elvis-Hits: Hound Dog. Dieses Fahrrad benutzte er an mehreren Film-Sets, angefangen bei LOVING YOU, wo er beispielsweise mit seiner namhaften Filmpartnerin Lizabeth Scott ein paar Runden drehte.
Als im Februar 1957 – ebenfalls in den Paramount-Studios - der Film HOT SPELL gedreht wurde, entstand ein weiteres Foto von Elvis und dem „Hound Dog“-Bike, als er zusammen mit der Schauspielerin Valerie Allen abgelichtet wurde und noch eines, auf dem fast unscheinbar im Hintergrund ein gewisser Anthony Quinn zu sehen ist. 1958, während der Dreharbeiten zu KING CREOLE, erhielt Elvis bei Paramount Besuch von der Sängerin Kitty Dolan, die er im Jahr zuvor kennen gelernt hatte. Auch sie wurde mit Elvis und dem „Hound Dog“-Bike fotografiert. Was später aus diesem Fahrrad wurde, konnte ich leider noch nicht in Erfahrung bringen.
Noch 1957 entstanden, wieder in den Paramount-Studios, Aufnahmen von Elvis mit einem weiteren Fahrrad, das vor dem Lenker einen nicht zu übersehenden Einkaufskorb besaß. Dass es sich hierbei um sein persönliches Rad gehandelt hat, darf deshalb wohl bezweifelt werden, aber ansonsten kann ich praktisch nichts über dieses Bike berichten.
Auch während seines Militärdienstes (1958-60) blieb Elvis dem Radfahren verbunden und wurde auf mindestens zwei verschiedenen Fahrrädern abgelichtet. Einmal trug er dabei Uniform, ein anderes Mal fuhr er in Zivil in der Umgebung von Bad Nauheim herum, um ich nehme an, dass es sich dabei um ein deutsches Fabrikat gehandelt haben dürfte.
Das nächste mir bekannte Fahrrad im Zusammenhang mit Elvis war ein Film-Requisit, das für den Streifen FUN IN ACAPULCO verwendet wurde, und in dem Elvis einen kleinen Jungen namens Raoul Almeido (verkörpert vom jungen Larry Domasin) vorn auf dem Rad mitnimmt.
Die Radfahr-Szene entstand allerdings nicht in Mexiko, wo der Film ja bekanntlich spielt, sondern in den Paramount Studios in Hollywood, wo zwischen Ende Januar und Mitte März 1963 sämtliche Szenen gedreht wurden. Per Hintergrund-Projektion wurden von einer Zweit-Filmcrew in Mexiko gedrehte Außenaufnahmen hinzu montiert, um den (leider wenig authentischen) Eindruck zu erzeugen, Elvis würde vor der Hafenkulisse Acapulcos eine Rad-Tour unternehmen…
Im Sommer 1970 entstanden sogar mehr oder weniger ungestellte Filmaufnahmen von Elvis beim Radfahren! Dieses Mal handelte es sich um ein rotes Tandem (also zwei Fahrräder in einem) mit weißen Sätteln, das als Geschenk gedacht war. Peter Aldersley, Repräsentant der Plattenfirma RCA und der internationalen Elvis-Fan-Klubs in Europa, bekam es während der Dreharbeiten zum Dokumentarfilm ELVIS THAT’S THE WAY IT IS backstage von Elvis überreicht, um es mit nach Europa zu nehmen. Zuvor aber demonstrierten Elvis und Joe Esposito die Fahrtauglichkeit des Gefährts und fuhren damit - vor dem wachsamen Auge der Filmkamera - auf dem MGM-Studiogelände herum. Wenig später wurde das Tandem bei einem Fan-Klub-Treffen in Luxembourg im Rahmen einer Tombola verlost, und auch dies wurde für die Dokumentation auf Film gebannt.
Dieses Rad ist meines Wissens nach das letzte, mit dem Elvis dokumentiert wurde; 2003 war es als Exponat in der „Fingerprints of Elvis“-Ausstellung zu sehen.
1977, zum Zeitpunkt von Elvis’ Tod, haben sich nachweislich mehrere Fahrräder auf Graceland befunden, doch ob auch eines darunter war, mit dem Elvis in den 70ern noch persönlich gefahren ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Soweit mein kleiner Ausflug in die Welt der pedalbetriebenen Zweiräder des King. Wer sich darin vertiefen möchte, dem empfehle ich die Seite http://www.elvisechoesofthepast.com/...-and-his-bike/, auf der viele Fotos zum Thema zusammen getragen wurden.
Kommen wir nun zum – wie ich finde – weitaus interessanteren Teil, zu den motorisierten Zweirädern...
Für den gut belesenen Elvis-Fan ist es keine Neuigkeit, dass der King of Rock’ n’ Roll spätestens ab 1956 (als ihm die notwendigen Mittel zur Verfügung standen) eine besondere Vorliebe für Luxus-Fahrzeuge aller Art entwickelte - entweder für den Eigengebrauch oder um sie – zumeist in späteren Jahren - reihenweise zu verschenken. Vor allem den amerikanischen Kult-Marken Cadillac, Lincoln und Harley-Davidson blieb Elvis, patriotisch wie er war, seine gesamte Karriere hindurch treu verbunden. Was natürlich nicht ausschließt, dass im Laufe der Jahre auch mal „Exoten“ ausprobiert wurden wie beispielsweise ein giftgelber Pantera-Sportwagen von Ford, insgesamt drei Stutz-Blackhawk-Modelle oder auch Auslands-Importe wie zwei Rolls Royce (ein schwarzer Phantom und ein weißer Silvercloud), ein großer 6-türiger Mercedes (den Regierungen für gewöhnlich als repräsentative Staatskarosse einsetzten) oder auch mal einen Ferrari. 1975 kaufte sich Elvis gleich drei Exemplare der damals neuartigen Trikes (auch Supercycles genannt), die von VW-Motoren angetrieben wurden und einen besonderen Führerschein erforderlich machten, da sie – ausgestattet mit einer Hinterachse und einem Vorderrad - weder als Automobil noch als Motorrad klassifiziert waren.
Im Mittelpunkt der folgenden Betrachtungen soll aber Elvis’ Leidenschaft für Motorräder im Allgemeinen und jene der Marke Harley-Davidson im besonderen stehen, denn vom Anbeginn seiner Karriere bis in die letzten Tage seines Lebens hinein fühlte sich Elvis Presley dem Mythos Harley-Davidson verbunden, war das Motorradfahren eine seiner größten Leidenschaften.
„Elvis was a Harley Man“, liest man gelegentlich, doch dieser zunächst wenig aussagekräftige Satz bewahrheitet sich dahin gehend, dass Elvis als eingetragenes Mitglied der American Motorcycle Association (AMA, gegründet 1924 als Unterorganisation der Motorcycle & Allied Trades Association, kurz M&ATA), Mitgliedsnummer 94587, seine persönliche Harley in relativ kurzen Abständen „updatete“, wie man heute sagen könnte.
Von der gesamten Produktpalette, die Harley-Davidson zwischen 1956 und 1976 auf den Markt brachte, hat Elvis einen beträchtlichen Teil selbst gekauft und gefahren; etwaige Geschenke an Verwandte oder Freunde nicht mitgerechnet. Soll heißen: hätte Elvis jede seiner Harleys behalten und – vielleicht in einem Anbau mit genügend Platz – aufgehoben, könnte man die technische Entwicklung von Harley-Davidson im genannten Zeitraum in großen Teilen allein an diesem Bestand veranschaulichen. Nur ein paar Beispiele:
- 1949 kam die erste Hydra Glide mit ölgedämpfter Teleskopgabel auf den Markt – ein paar Jahre später, als er es sich leisten konnte, kaufte Elvis sich eine solche;
- 1958 erhielt die Hydra Glide auch eine Hinterradfederung und wurde somit zur Duo Glide – Elvis kaufte sich auch diese;
- 1965 wurde der herkömmliche Kickstarter der Duo Glide durch einen elektrischen Anlasser ersetzt, womit sich die Typenbezeichnung in Electra Glide änderte – Elvis kaufte sich im Laufe der Jahre mindestens ein halbes Dutzend;
- 1969 kam „Easy Rider“ in die Kinos und machte den Chopper einer breiten Öffentlichkeit bekannt - auch Elvis hatte einen;
- ab 1975 produzierte die Vetter Fairing Company exklusiv für Harley-Davidson eine völlig neuartige Frontverkleidung („Liberator Fairing“), die nicht nur spektakulär aussah, sondern auch Platz für ein modernes Bordsoundsystem bot – Elvis kaufte natürlich auch den Liberator
Aber hübsch der Reihe nach...
Teil 1: Die 50er Jahre
1956 Harley-Davidson ST 165
Im Jahre 1953, als Elvis gerade die Highschool beendete und auf dem Weg war, als Lastwagenfahrer bei einer Elektrowarengesellschaft in Memphis ein bürgerliches Leben zu beginnen, war die namhafte Motorradschmiede Harley-Davidson in Milwaukee, Wisconsin, schon ein halbes Jahrhundert am Markt und hatte sich den Ruf als Nr. 1 unter den Zweirad-Herstellern des Landes erworben.
Eines schönen Sommertages kam der 18-jährige auf die Idee, während der Mittagspause in ein Aufnahmestudio in der Union Avenue zu gehen und für ein paar Dollar eine im Direkt-Aufnahme-Verfahren produzierte Azetat-Schallplatte zu besingen, um mal zu hören, wie seine Stimme so klingt. Der Rest ist bekannt: Ein gewisser Sam Phillips erkannte sein Talent, nahm ihn ein Jahr später unter Vertrag, und ein weiteres Jahr später verkauften sich Elvis’ Singles unter dem Sun-Label schon so gut, war er so häufig für Auftritte gebucht worden, dass er es im letzten Quartal des Jahres 1955 wagen konnte, sich eines der schon damals legendären Harley-Davidson-Motorräder anzuschaffen.
Dass dies möglich war, hatte Elvis im Grunde seinen Eltern zu verdanken, denn mit ihrer Unterschrift hatten sie ihrem Sohn ermöglicht, eine Karriere als Berufsmusiker einzuschlagen, obwohl Elvis bei Vertragsabschluss nach amerikanischem Recht noch minderjährig war, da unter 21.
Die Maschine, die Elvis schließlich auswählte, war eine nagelneue 1956er Harley-Davidson ST 165 (=56ST1603), ein Einsteigermodell leichter Bauart mit 2-Zylinder-Motor, auf dem er seine Fahrkünste ausprobieren und verfestigen konnte.
Erstmals vorgestellt wurde das Modell 165 im Jahr des 50-jährigen Bestehens von Harley-Davidson, also 1953, und es war konzipiert worden, um das leistungsschwächere Modell 125 abzulösen. Mit 165 ccm Hubraum verfügte es über fünfeinhalb PS; das war natürlich noch ausbaufähig...
Da sich die Spur dieser Maschine leider verloren hat und mir auch keine Originalfotos bekannt sind, die Elvis mit dem Bike zeigen, kann ich keine Aussage über die Farbe treffen. Auf der Seite von Scotty Moore ist ein rotes Vergleichsmodell, Baujahr 1955, abgebildet, versehen mit dem Vermerk „similar to what Elvis’ 56 ST 165 looked like“, doch „ähnlich“ ist eben nicht „identisch“...
Bald schon kannte er die Maschine in und auswendig, und bereits Anfang 1956 hatte die kleine 165er ihren Reiz verloren. Elvis suchte nach einer größeren Herausforderung...
1956 Harley-Davidson Model KH
Am 14. Januar 1956, als Elvis mit seiner Familie noch zur Miete in der Getwell Road Nr. 1414 in Memphis wohnte und unmittelbar vor dem Durchbruch seiner Karriere stand (was wir heute natürlich alle wissen, was aber damals noch niemand so richtig erahnen konnte), kaufte er sich bei der örtlichen Harley-Davidson-Niederlassung eine brandneue 1956er Harley-Davidson Model KH (# 56KH1459).
Der Netto-Kaufpreis (Barpreis) der neuen, mit 900 ccm Hubraum (eigentlich 883) deutlich leistungsstärkeren Maschine betrug 1.143 Dollar; zuzüglich Steuern und sonstiger Gebühren hätte Elvis alles in allem knapp 1.340 Dollar berappen müssen, doch da er seine „alte“ ST 165 (die praktisch noch neuwertig war) für knapp 437 Dollar in Zahlung gab, verblieb ein Restbetrag von etwas über 900 Dollar, den er in 18 Monatsraten zu je etwa 50 Dollar ab dem 15. Februar 1956 abstotterte (Die genauen Zahlen mit Komma und Cent sind auf dem erhalten gebliebenen Kaufvertrag nachzulesen).
Kaum, dass Elvis der stolze Besitzer einer nagelneuen Harley-Davidson war, stieg sein Bekanntheitsgrad praktisch über Nacht, als seine erste RCA-Single „Heartbreak Hotel“ (nach dem Weggang von Sun Records im November `55) die amerikanischen Single-Verkaufscharts stürmte und er – mit seinem ersten Nr. 1-Hit im Gepäck – die ersten Gastauftritte in landesweit ausgestrahlten Fernseh-Shows absolvierte, über die sich die Eltern-Generation die Haare raufte und die Teenager in Ekstase gerieten.
Im Frühjahr 1956 war das Motorrad-Magazin „The Enthusiast“ eine der ersten Publikationen, die Elvis eine (wenn auch sehr kurze) Titel-Story widmete und ihren Lesern unter der Überschrift „Wer ist Elvis Presley?“ auf Seite 14 ein paar nützliche Hintergrundinformationen lieferte, etwa bezüglich des Wechsels von Sun Records zum Major-Label RCA Victor. Relevant für dieses Thema ist vor allem der letzte Abschnitt:
Die einleitende Frage, wie Elvis es auf das Cover der Zeitschrift geschafft hat, wird dem Leser damit beantwortet, dass er ein Harley-Fahrer sei und auf dem Cover-Foto mit seinem bereits dritten Bike abgebildet ist („He is (...) shown on his third motorcycle“). Er begann als Besitzer eines Modells 165, und aktuell fahre er die `56er „KH“. Lackiert ist sein „Lieblingsmotorrad“ in rot und weiß - dies war eine durchaus sinnvolle Zusatzinformation, denn das Magazin war in schwarz/weiß gedruckt. Und obgleich sein neues Leben (im Show Business) große Anforderungen an ihn stelle, finde er trotzdem Zeit, ein paar Meilen mit seiner „KH“ zu drehen. Dass Elvis beim Autor des Artikels einen sympathischen Eindruck hinterlassen haben muss, beweist der persönliche Wunsch am Ende des Artikels: „Viel Glück für Deine Zukunft, Elvis“!
Laut diesem Artikel hatte Elvis also noch ein weiteres Motorrad, doch dieses wird weder hier noch anderswo genauer bezeichnet. Eigentlich kommen nur zwei Möglichkeiten in Frage: entweder liegt schlicht und einfach ein Irrtum vor und gemeint war „sein zweites Motorrad“, oder die zweite Maschine war keine Harley.
Am 30. April 1956 jedenfalls lag die druckfrische Mai-Ausgabe von „The Enthusiast“ zum Verkauf bereit, und vom Cover lächelte Elvis, der in einer schwarzen Lederjacke lässig auf seiner „KH“ saß und mit seiner Biker-Mütze winkte. Von einer Helmpflicht war damals noch keine Rede, und Elvis besaß mindestens zwei dieser damals üblichen Stoff-Schirmmützen. Eine war mit dem Firmen-Logo von Harley-Davidson bestickt, die andere – wie auf dem genannten Magazin-Cover - mit einem Stern. Ein drittes bekanntes Mützen-Motiv zu jener Zeit war noch das geflügelte Rad, wobei ich nicht weiß, ob auch Elvis so eine hatte. Laut Harley-Davidson-Zubehörkatalog anno 1956 kostete so ein Cap übrigens um die 2 Dollar, wobei die sogenannte „Lite Weight“-Variante in schwarz mit weißem Schirm um etwa einen halben Dollar günstiger war als das helle Standard-Cap mit dunklem Schirm, wie es Marlon Brando in dem Kultfilm THE WILD ONE getragen hatte.
Elvis` Wechsel von Sun Records zu RCA Victor hatte übrigens sein neuer Manager eingefädelt, ein gebürtiger, mutmaßlich illegal in die USA eingewanderter Holländer namens Andreas Cornelius van Kuijk (besser bekannt als „Colonel“ Tom Parker). Er hatte zum einen Bob Neal abgelöst und zum anderen seinem neuen Schützling im Zuge dieses Deals eine zusätzliche Finanzspritze in Höhe von 5.000 Dollar beschert, aber das ist sicher bekannt.
Die neue Harley kam für Elvis laut Evan Williams „zu einem perfekten Zeitpunkt, um sein Image als eine Ikone der 50er Jahre hilfreich zu untermauern“, und nicht wenige halten die zahlreichen Aufnahmen, die von Elvis mit dieser Maschine gemacht wurden, für die ultimativen Elvis-Fotos der 50er Jahre. Das wohl berühmteste schoss der New Yorker Foto-Reporter Alfred Wertheimer im Frühsommer 1956, als er Elvis mehrere Tage lang im Hotel, auf und hinter der Bühne, im Tonstudio, unterwegs mit dem Zug oder privat zu Hause (inzwischen hatte Elvis für sich und seine Familie ein schickes Häuschen am Audubon Drive gekauft) mit der Kamera begleitete. Viele Jahre später verwendete Elvis’ Plattenfirma RCA dieses Foto von Elvis auf der KH (allerdings in colorierter und künstlerisch abgewandelter Form) als Cover-Motiv für das Compilation-Album ELVIS – RETURN OF THE ROCKER, wobei Elvis nun ein Militärhemd trug statt der Zivilkleidung.
Veröffentlicht wurden diese einzigartigen Studien von Elvis im Sommer 1956 nach Elvis` Tod in dem Fotoband „Elvis `56 – Der Beginn“, worin Alfred Wertheimer auch die folgende, sehr amüsante Anekdote im Zusammenhang mit dem KH-Modell schildert:
Im Garten hinter dem Haus – von der Geräumigkeit eines Exerzierplatzes und an seinem hinteren Ende von dicht an dicht stehenden Bäumen begrenzt – wurde soeben mit Hilfe eines Gartenschlauchs der Swimmingpool gefüllt. Vom Klinker-Patio aus sah ich, dass der etwa einen Meter hohe Lattenzaun um den Carport mehr als dreißig Leute im Zaum hielt. Sie sahen Elvis zu, der inmitten einer zweiten Gruppe am anderen Ende des Rasens auf und nieder hüpfte.
Er kriegte das Motorrad nicht an. Ein vierschrötiger Kumpel blockierte das Vorderrad der Harley, damit sie nicht wegrollen konnte, indem er sich an den Lenkergriffen festhielt und seine Wampe gegen das Vorderlicht stemmte. Elvis sprang noch mal auf den Kickstarter. Nichts zu machen. Er versuchte es wieder und wieder, bis ihm das Hemd am Rücken klebte, und als er sich schließlich eine Pause gönnte, maulte er: „An manchen Tagen will einfach nichts klappen.“
Die Mädchen, die dabeistanden, alle auf fein gemacht und mit Brownie-Kameras in Händen, nutzten die Gelegenheit, um ein paar Autogramme zu ergattern. Die Jungs sahen verzweifelt drein. Sie hatten schließlich anderes zu tun. Elvis musste sein Motorrad ankriegen – wie kamen sie dazu, den Mann mit diesem Käse zu behelligen? Soweit es die Mädchen anging, ließ sie nichts kälter als das. Sie wollten nicht, dass ihr Mann verschwand. Egal, wohin.
Da kam ein Mann im Karohemd und dunkler Freizeithose quer über den Rasen heran. Sein ebenmäßiges Gesicht mit dem markanten Kinn und der hohen Stirn unter blondem, gelocktem Haar ließ ihn jünger aussehen, als er war. Er war ungefähr so alt wie der Colonel, nur ohne dessen Masse. Sein Name: Vernon Presley. Er sagte: „Hast du `n Problem, Sohn?“
„Ja, Daddy. Daddy, kannst du mir `n Schraubenschlüssel besorgen?“
Nachdem Elvis einige weitere Autogramme gegeben hatte, kehrte sein Dad mit dem Schraubenschlüssel zurück, ließ sich auf Hände und Füße nieder und nahm sich des Problems an. Elvis trat auf den Starter, und die Maschine lief grummelnd an.
Die Menge im Carport kommentierte: „Sieht er nicht toll aus?“ und „Sieht er nicht gesund aus?“, während Elvis das Motorrad über die Auffahrt kurvte. Er gab weitere Autogramme, nahm einen kleinen Jungen als Beifahrer mit und brauste die Straße hinunter. Ma stand derweil Wache.
Als er zurück kam, fragte ich ihn: „Elvis, wie wär`s – Sie fahren mit mir um den Block, und ich mache ein paar Action-Photos von Ihnen?“
Er zögerte keinen Augenblick. „He, das ist `ne gute Idee! Find ich gut.“
Während ich mich auf den hinteren Sitz schwang, drückte ich dem kleinen Jungen meine Zweitkamera und die Reservefilme in die Hand.
Der Straßenblock, der mir vorschwebte, stellte sich als eine Meile durch die Landschaft heraus. Während wir die Straße entlang schossen, deutete Elvis auf die Sehenswürdigkeiten. Ich konnte mich nicht weiter um sie kümmern; ich war vollauf mit dem Versuch beschäftigt, mit der einen Hand meine Kamera und mit der anderen mein Leben zu retten. Ich sah auf den Tacho. Er sagte „50 Mph“. Wenn man mit fünfzig Meilen in der Stunde in einem Auto fährt, kommt einem das nicht besonders schnell vor; auf einem Motorrad schon – doppelt so schnell.
„Elvis, können Sie nicht ein bisschen langsamer fahren?“ bat ich.
„Ist das zu schnell für Sie?“
„Schüttelt die Kamera zu sehr durch.“
Wir wurden tatsächlich langsamer, aber nicht etwa, weil ich darum gebeten hatte. Der Motor kam ins Stottern und tat es schließlich gar nicht mehr. Wir rollten vor ein paar einsamen, des 4. Juli wegen verrammelten Schaufenstern allmählich am Straßenrand aus. Keine Tankstelle weit und breit.
Elvis schlenderte zur Mittellinie und spähte die Straße rauf und runter. Ich ärgerte mich mehr als er: Ich hatte keinen Film mehr und haderte mit mir selbst, dass ich mir die große „Kein-Benzin-mehr“-Story durch die Lappen gehen lassen musste.
„Elvis, und was machen wir jetzt?“
„Machen Sie sich mal keine Sorgen.“
„Was meinen Sie damit, ich soll mir keine Sorgen machen? Sie haben kein Benzin mehr. Wollen Sie, dass ich losgehe und welches besorge? Sagen Sie mir, wo die Tankstelle ist, und ich hol` welches.“
„Bleiben Sie einfach sitzen und machen Sie sich keine Sorgen.“
Er hatte sich inzwischen am Straßenrand postiert. Einige Wagen fuhren einfach weiter. Schließlich bremste ein Chevy ab und hielt direkt neben dem Motorrad. Die Fahrerin war eine junge Frau mit einem fünfjährigen Mädchen. Elvis griff sich an die Kappe, beugte sich über die Fahrertür, sah ihr in die Augen und sagte gedehnt, mit zuckersüßer, einschmeichelnder Stimme: „Ma`am, ich hab` keinen Sprit mehr. Wären Sie so nett und würden mir welchen besorgen?"
Ich konnte nicht sagen, ob sie ihn nun erkannt hatte oder nicht. Sie nickte nur kurz und fuhr los. Ich war ein bisschen skeptisch.
„Elvis, woher wollen Sie wissen, dass sie wiederkommt?“
„Die kommt wieder.“
„Wieso sind Sie sich da so sicher?“
„Ich weiß es eben.“
Was sollte ich dazu noch sagen. Mir blieb nur zuzusehen, wie Elvis Steinchen in die Luft kickte.
Wenige Minuten später kam sie mit einem gelben Spritkanister wieder. Wenn das die Südstaaten-Hilfsbereitschaft war, dann war ich beeindruckt. Mein Städter-Argwohn hatte mir gesagt, dass sie nie und nimmer zurückkommen würde.
Elvis ging ihr den halben Weg entgegen, nahm den Kanister, ohne irgendein Wort zu sagen, und leerte den Inhalt in den Tank. Das danebengegangene und auf die Tankbemalung gekleckerte Benzin wischte er mit meinem Taschentuch ab. Sie hielt den Kanister, während er auf die Harley sprang und sie wieder zum Laufen brachte.
Er ließ das Motorrad im Leerlauf vor sich hin grummeln, nahm sie bei der Hand, führte sie zum Wagen zurück, erklärte ihr dabei „Ich muss nach Hause, da warten ein paar Leute auf mich“, und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Ich fand, dass er ein bisschen heftig ranging, aber sie schien das ganz normal zu finden. Während sie sich ans Steuer setzte, ging Elvis um den Wagen herum und gab dem kleinen Mädchen ebenfalls einen Kuss. Sie winkten zum Abschied und fuhren los. Ich war der Ansicht, dass sie mehr als nur einen Abschiedskuss verdient hatten.
„Elvis, ich hätte ihr ja auch ein bisschen Geld geben können.“
„Machen Sie sich mal darum keine Gedanken. Das geht schon in Ordnung. Sie wollte doch gar kein Geld. Sie hätte sowieso keins genommen.“
Als wir zum Haus der Eltern zurückkamen, wartete Elvis` Mutter bereits besorgt an der Ecke zur Auffahrt. Sie hatte ihren Sohn wohl schon entsetzlich zugerichtet auf der Landstraße liegen sehen und fragte, was denn los gewesen sei. Elvis` Erklärung war direkt und präzise. „Uns ist der Sprit ausgegangen.“ Ohne ein weiteres Wort fuhr er in den Carport, die Menge im Schlepptau. Er schien auch bei seiner Mutter keine überflüssigen Worte zu machen.
Während der Dreharbeiten zu seinem ersten Spielfilm LOVE ME TENDER (August bis Oktober 1956) hatte Elvis den Schauspieler Nick Adams kennen gelernt. Beide freundeten sich an und wurden beispielsweise am 4. September mit ihren Harley-Davidson-Maschinen in L.A. gesichtet, als sie in schwarzen Lederjacken, Stiefeln und Biker-Mütze durch die Stadt brausten.
Am Samstag, dem 29. September, machte Robert W. Dye ein Foto von Elvis und Nick Adams, als die beiden – diesmal in „Zivil“ - auf Elvis’ KH die Fairgrounds in Memphis verließen.
Über Adams machte Elvis wiederum die Bekanntschaft von Natalie Wood. Die junge Schauspielerin hatte sich in dem James-Dean-Film REBEL WITHOUT A CAUSE (1955) einen Namen gemacht, von dem übrigens gesagt wird, dass Elvis sämtliche Dialoge auswendig konnte – auch Natalie selbst machte eine entsprechende Äußerung.
Elvis und Natalie begannen damit, sich öfter zu treffen und wurden gemeinsam im Kino, beim Hamburgeressen oder bei Spritztouren mit Elvis` Harley gesehen, was in der Öffentlichkeit für einigen Wirbel sorgte. Elvis lud die talentierte Schauspielerin sogar zu sich und seiner Familie nach Memphis ein, und wie sich Natalie später erinnerte, kamen sie einmal von einer Fahrt mit der Harley-Davidson zurück zu Elvis` Haus am Audubon Drive, wo sie wegen der vielen versammelten Fans gar nicht bis zur Auffahrt gelangten. Erst, als Elvis versprach, einige Autogramme zu geben, wurde ihnen der Weg zum Haus frei gemacht.
Laut den Erinnerungen von Natalies Schwester Lana („Natalie – A Memoir“, 1984) habe die Romanze der beiden „nur zwei Tage“ gedauert, nachdem Elvis’ Mutter Gladys (im Buch als „herrschsüchtig“ tituliert) aus Eifersucht alles zerstört habe. Dies mag man glauben oder nicht, aber ich erwähne die kurze Zeitspanne nur deshalb, weil das eine Foto von Elvis und Natalie auf der Harley (Elvis mit weißem Hemd ohne Lederjacke, Natalie mit Kopftuch) möglicherweise erst am 1. November 1956 gemacht wurde – und es sich somit schon um die nächste Harley handeln würde...
Darüber, wann und unter welchen Umständen Elvis sich von diesem Motorrad wieder trennte, gibt es unterschiedliche Auskünfte. Harley-Davidson-Archivar Marty Rosenbloom meint, dass Elvis die Maschine einem Freund zur Aufbewahrung übergeben habe, bevor er 1958 zum Militär eingezogen wurde. Lamar Fike, „Memphis Mafioso“ der ersten Stunde, erinnerte sich, dass Elvis die KH später gegen eine Harley 74 (1200 ccm) eintauschte bzw. in Zahlung gab, die für Lamar bestimmt war.
Über Umwege gelangte die Maschine Anfang der 90er Jahre schließlich zurück in den Besitz von Harley-Davidson und wurde zunächst im Harley-Depot in Juneau, Wisconsin, untergebracht. Heute ist die Maschine als Exponat im 2008 eröffneten Harley-Davidson-Museum in Milwaukee oder als Leihgabe bei Wanderausstellungen zu besichtigen.
Fest steht, dass die KH die mit Abstand am häufigsten dokumentierte Harley von Elvis ist; von keiner anderen gibt es so viele Fotos mit ihrem Besitzer. Sie war im übrigen ein Auslaufmodell und wurde zur Sportster weiterentwickelt, die 1957 offiziell eingeführt werden sollte.
Da Elvis schon damals mehr Wert auf Fahrkomfort beim „Cruisen“ als auf Tempo und Geländegängigkeit legte, übersprang er die Sportster offenbar (zumindest sind mir weder Fotos noch Infos bekannt) und ging nahtlos zu einer FL über...
1957 Harley-Davidson Hydra Glide Model 74 OHV
Am Nachmittag des 31. Oktober 1956 (andere Quelle: 1. November) unterschrieb Elvis den Kaufvertrag für seine dritte nachgewiesene Maschine der Marke Harley-Davidson, diesmal eine Hydra Glide, Modell 74 OHV. Die Hydra Glide mit ölgedämpfter Telegabel war 1949 erstmals vorgestellt worden, nachdem im Jahr zuvor die beiden 74“ Big-Twin-Modelle mit einem neuen OHV-Triebwerk ausgerüstet worden waren (OHV = Overhead valve = hängendes Ventil). Wegen der Form der Zylinderkopfdeckel, die an umgedrehte Pfannen erinnerten, fand bald der Spitzname „Panhead“ Verbreitung. (74“ = 74 Kubikinch)
Die ersten Fotos entstanden bereits am 1. November 1956, dem Tag der Auslieferung. B. W. Barfield, Verkäufer bei der Memphis (Tenn.) Harley-Davidson Co., und der Sales & Service Manager Al McAlexander überführten die Maschine zum Haus der Presleys am Audubon Drive, wo Elvis sich lässig in schwarzer Lederjacke und mit coolem Blick auf sein neues „Spielzeug“ setzte, während ein gewisser Ted Bruehl für das Magazin The Enthusiast den Moment der Übergabe im Bild festhielt. Im Hintergrund, links unter dem Carport, ist übrigens noch die „KH“ zu erkennen. Dieses Motiv verwandte RCA Jahre später übrigens für das Cover der Hit-Compilation ELVIS THE ROCKER.
Später am Tag erprobte Elvis die Hydra Glide, und es entstand dabei ein Foto von ihm und der Schauspielerin Natalie Wood auf dem Sozius, wie sie zu einer Spritztour aufbrechen. Drei Stunden lang dröhnten sie durch die Straßen von Memphis, begleitet von einem Polizeimotorrad und dem mit Elvis befreundeten Schauspieler Nick Adams, der die „alte“ KH fuhr.
Erneut in Erscheinung trat Elvis mit der neuen Maschine u.a. im März 1957, als er mit dem ortsansässigen Radio-Disc Jockey George Klein, mit dem er schon seit Jahren befreundet war, als Sozius auf der Hydra Glide posierte. Und auch mit seinem Hollywood-Kumpel Nick Adams wurde er wieder bei einer Motorradspritztour gesichtet (siehe Foto von Elvis und Nick mit schwarzen Lederjacken und Mützen, zwischen ihnen Dewey Phillips).
Weitere Fotos vom April 1957 (mindestens drei ) zeigen Elvis, wie er zusammen mit dem Hollywood-Starlet Yvonne Lime auf seiner Harley vor Graceland posierte.
Kennengelernt hatten sich die beiden am Set von LOVING YOU, wo Yvonne Lime eine kleine Nebenrolle bekleidet hatte. Auf Elvis` Einladung hin kam die junge Schauspielerin über das Osterwochenende nach Memphis, wo sie willkommener Gast bei den Presleys in deren Haus am Audubon Drive war. Am 19. April dann zeigte Elvis seiner hübschen Begleiterin sein neu erworbenes Anwesen Graceland in Whitehaven, damals noch Vorort von Memphis, später eingemeindet.
Bereits im August 1957 veröffentlichte Yvonne ihre Eindrücke unter dem Titel „Mein Wochenende mit Elvis“, wo sie u.a. auch die Fahrt nach Graceland beschrieb. Elvis habe sie zunächst gebeten, sich feste Schuhe anzuziehen, und mit den Worten „Ich möchte Dir gern meine Stadt zeigen“ lud er Yvonne zu einer Spritztour mit der Hydra Glide durch Memphis ein.
„Ich setzte mich vor Elvis auf das Motorrad, wobei er sich eng an mir festhielt, und schon ging es los.
Mit Elvis Motorrad zu fahren, war ein richtiger Nervenkitzel. Elvis fuhr bis ins Herz von Memphis` Innenstadt und hielt dann vor einem Frisörsalon. Jeder in dem Laden schien Elvis zu kennen. ‚Ich schneide diesem Jungen die Haare, seit sein Vater ihn das erste Mal hier her brachte’, erzählte mir der Frisör voller Stolz. Ein paar Colas später war Elvis` Frisur fertig und wir gingen zurück zum Motorrad. ‚Jetzt zeige ich Dir die Überraschung’, meinte er. ‚Was für eine Überraschung?’, fragte ich. Doch er sagte nichts und grinste nur. Er sah so glücklich aus wie ein Kind, während wir weit in die Umgebung von Memphis hinaus fuhren, bis wir schließlich eine Gegend erreichten, wo die Häuser groß und wunderschön waren, mit ausgedehnten Rasenflächen davor. Wir hielten vor einem beeindruckenden weißen Haus im Kolonialstil, das von einer Steinmauer umgeben war.“
Direkt vor dem Haus entstanden dann u.a. auch die Fotos von Elvis und Yvonne auf der Hydra Glide sowie weitere Aufnahmen der beiden, die ein Fotoreporter des Commercial Appeal machte.
Gegen Ende der 50er Jahre begann Elvis damit, auch für die Leute in seiner engsten Umgebung Motorräder anzuschaffen, damit er mit ihnen gemeinsam umher fahren konnte, denn bekanntlich ist geteilte Freude doppelte Freude, und auf diese Weise brauchte er sich seinem Hobby nicht allein widmen.
Wie berichtet wird, war Elvis beim Motorradfahren nicht zimperlich und fuhr hart am Gas.
Lamar Fike, gewichtiger Memphis-Mafioso der ersten Stunde, schildert in dem Buch „Elvis Aaron Presley“ von Alanna Nash einen Unfall, der sich an einem nebligen Nachmittag des Jahres 1957 auf einem Teilabschnitt des Highway 51 (dem späteren Elvis Presley Boulevard) in Memphis ereignete. Elvis und Lamar seien nicht selten mit 110 Meilen pro Stunde auf dem Highway entlang gejagt. Eines verregneten Nachmittags mussten sie, um einem Bus die Vorfahrt zu gewähren, stark herunterbremsen. Dabei stürzte Lamar und schlitterte mit seiner Harley-Davidson unter den Bus. Zum Glück schützte ihn seine Lederjacke vor größeren Verletzungen; die ramponierte Jacke war schließlich das geringere Übel. Elvis` eigene Harley blieb bei diesem Vorfall übrigens unversehrt.
Mutmaßlich handelte es sich bei der Harley von Lamar um die schon erwähnte Hydra Glide, für die Elvis seine alte KH eingetauscht haben soll.
Hierbei stelle ich mir übrigens die Frage, ob es womöglich dieser Unfall von Lamar war, der Elvis dazu bewegt haben könnte, gelegentlich einen Sturzhelm zu tragen. Wie Fotos belegen, bevorzugte Elvis ja eigentlich Stoff-Caps, doch 1957, als er die Hydra Glide fuhr, wurde er erstmals mit einem weißen Halbschalenhelm dokumentiert. Irgendwie wirkt dieses Teil bizarr und alles andere als cool, aber wir wissen ja: Safety first!
Der unvergessene Entertainer Sammy Davis, Jr. erinnerte sich einmal: “Ich parkte mein Motorrad in der Auffahrt des Beverly Wilshire Hotel und begab mich hinauf in die Penthouse-Suite. Ich traf Elvis während der Dreharbeiten zu seinem dritten (?) Film LOVING YOU. Wir beide waren auf unsere Art Rebellen und zogen einander an. Wir beide besaßen Motorräder. Ich hatte eine abgespeckte Harley, und immer wenn wir in der gleichen Stadt waren, fuhren wir zusammen durch die Gegend.“
Wie Elvis’ Cousin Earl Greenwood in seinem Buch THE BOY WHO WOULD BE KING (Penguin Books, 1990) schreibt, hat Elvis dann und wann auch mit Jerry Lee Lewis Motorrad-Spritztouren in Memphis und Umgebung unternommen, wobei dieser ebenfalls eine Harley besaß. Wenn möglich, habe Elvis den „Killer“ aber lieber gemieden, merkt Greenwood allerdings an...
Welchen weiteren Weg die Hydra Glide nahm, nachdem sich Elvis für das Nachfolgemodell entschieden hatte, konnte ich bisher noch nicht eruieren. Die Maschine blieb zum Glück für uns Fans erhalten und wurde beispielsweise 2010 im Newzeum (?) in Penn Quarter, Washington D.C., ausgestellt.
An dieser Stelle eine kurze Erklärung: Soweit es Motorräder der Marke Harley-Davidson betraf, besaß Elvis entweder eine FL oder eine FLH mit höherem Kompressionsverhältnis.
Da ich bis jetzt nicht in jedem Fall die genaue Typenbezeichnung herausfinden konnte, habe ich gelegentlich beide in Frage kommende Varianten aufgeführt (FL/FLH). Die FL-Serie wurde bereits 1941 vorgestellt und stand für Harley-Davidson-Motorräder mit großem Rahmen, der Platz für ein 74 Kubik-Zoll-Zwillings-Triebwerk OHV (Overhead valve) bot, angeordnet in V-Form (V-Big Twin), welches einen Hubraum von 1210 ccm besaß und erstmals eine Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h ermöglichte.
Das FL-Modell besaß eine Verdichtung von 8,5:1, während das leistungsgesteigerte FLH-Modell (H für High Compression) ein Verdichtungsverhältnis von 9,5:1 hatte.
1958 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide (zweifarbig)
Am 23. Oktober 1957 fand vor dem „Sahara“-Hotel in Las Vegas für PR-Zwecke ein Foto-Shooting statt, bei dem Elvis auf der brandneuen 1958er Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide posierte. Die Maschine war höchstwahrscheinlich nicht seine eigene, aber wer die Aufnahmen heute betrachtet, wird nicht übersehen, welche besondere Ausstrahlung von ihnen ausgeht. Das liegt natürlich vor allem an der blonden Schönheitskönigin Hannerl Melcher („Miss Austria 1957“), die man auf Elvis’ persönlichen Wunsch zu der Foto-Reihe, die später in seiner Hotel-Suite fortgesetzt wurde, eingeladen hatte, und die der Fotograf Mike Nagro von der „Las Vegas Sun“ für die Fotos auf der Harley fast schon provokativ auf seinem Schoß „drapierte“. Da es sich um Aufnahmen in schwarz-weiß handelte, lässt sich keine verbindliche Aussage über die Farbe machen; erhältlich war die Duo Glide in den Farbtönen Skyline blue/white, calypso red/white, sabre gray metallic/white und black/white; darüber hinaus konnte sie in allen Standard-Farben bestellt werden.
Die Duo Glide war eine Weiterentwicklung der Hydra Glide, und ihr Name erklärte sich dadurch, dass die Hydra Glide zusätzlich zur Vorderradfederung nun auch mit einer Hinterradfederung ausgestattet wurde und somit das erste Harley-Davidson-Motorrad war, das serienmäßig ein voll gefedertes Fahrwerk besaß. Die Handschaltung und eine fußbetätigte Kupplung hatte man als altbewährte Technik von der Hydra-Glide übernommen.
Ich glaube übrigens, dass die zweifarbige Harley in Las Vegas eine FLH war, denn zwischen den Beinen von Elvis und Hannerl vermeine ich das entsprechende Logo zu erkennen.
1958 Harley-Davidson FLH Duo Glide (schwarz)
Ob ihn letztlich die prickelnden Aufnahmen mit der blonden „Miss Austria“ dazu inspirierten, oder ob es an Elvis’ Interesse für die neuesten technischen Errungenschaften auf dem Fahrzeug-Markt lag, kann ich nicht mit Sicherheit sagen; sicher ist nur, dass er spätestens im Juni 1958 auch privat eine `58er Duo Glide besaß.
Als Elvis nach seiner militärischen Grundausbildung im texanischen Ford Hood zu einem kurzen Heimaturlaub nach Memphis zurückkehrte, wurde u.a. eine Foto-Serie auf Graceland gemacht, die Elvis zum einen in Uniform zeigt (z.B. vor und in einem roten Lincoln – siehe LP-Cover A DATE WITH ELVIS) und zum anderen bei einem Spaziergang auf seinem Anwesen: Elvis läuft mit kurzem Militärhaarschnitt und in heller Zivilkleidung vor dem Haus entlang, posiert in einem Golf Cart oder sitzt lässig auf seiner neuen Harley!
Möglicherweise erwarb Elvis schon Ende 1957 die schwarze Duo Glide. In dem bereits erwähnten Buch von Earl Greenwood ist ein Foto enthalten, das Elvis mit einer „engen Freundin“ namens Laurie Lutz vor Graceland zeigt, während er auf der Harley sitzt. Datiert ist es auf 1957!
Im Gegensatz zu der Maschine, die im letzten Herbst für das Foto-Shooting in Las Vegas verwendet wurde, besaß Elvis` eigene Duo Glide den imposanten Dreifach-Scheinwerfer.
Der Grund dafür, dass Elvis dieses Modell bis mindestens 1964 fuhr (für seine Verhältnisse eine recht lange Zeitspanne), liegt wahrscheinlich in den Vorzügen dieser Maschine, die seinerzeit als „smoothest motorcycle ever“ (das geschmeidigste Motorrad aller Zeiten) beworben wurde oder als „absolutely the finest motorcycle ever built“ (das absolut beste jemals gebaute Motorrad).
1957(58?) Puch VS 50 L (vermutlich)
Zwischen Oktober 1958 und März 1960 war Elvis bekanntlich als amerikanischer Besatzungssoldat in der Bundesrepublik stationiert, wobei seine Einheit im hessischen Friedberg kaserniert war, während er selbst nach einer kurzen Übergangsphase und einem „Zwischen-Stop“ im Hotel Grunewald für sich und seinen Anhang (Vater, Großmutter und die beiden Leibwächter Red West und Lamar Fike) ein Haus im nahegelegenen Bad Nauheim anmietete.
Während dieser Zeit entstanden – 1959 in der Goethestraße? – Schnappschüsse, die Elvis auf einem Mofa bzw. Moped sitzend zeigen, umringt von mutmaßlich deutschen Fans. Nach eingehender Überprüfung der wenigen erkennbaren Details würde ich sagen, dass es sich bei diesem Moped um ein Fahrzeug des österreichischen Herstellers STEYR-DAIMLER-PUCH AG handeln könnte, genauer gesagt, um eine Puch VS 50 L, Baujahr 1957 oder 1958.
Ganz sicher bin ich mir zwar noch nicht, doch immerhin gibt es mehrere Übereinstimmungen mit diesem Fabrikat. Letzte Gewissheit könnte das Firmen-Logo unter dem Scheinwerfer bringen, doch leider ist es nicht deutlich genug zu erkennen.
In einem reich bebilderten Buch über deutsche Mopeds aus der Zeit der Wirtschaftswunderjahre fand ich leider kein einziges Fahrzeug, das mit jenem von Elvis übereinstimmt, sodass ein österreichisches Fabrikat, das sich damals allgemeiner Beliebtheit erfreute, sehr wohl in Frage kommen könnte.
Ursprünglich waren Mopeds zwar führerscheinfrei, aber versicherungspflichtig. Das Maximalgewicht für die Einstufung als Moped betrug 33 kg; der Hubraum durfte 50 ccm nicht überschreiten. Alles darüber wurde als Motorrad klassifiziert. 1956 hob man das Gewichtslimit auf; stattdessen wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung von maximal 40 km/h eingeführt.
Laut einer zeitgenössischen Werbung handelte es sich um ein Moped „mit dem Komfort des Motorrades“, um ein Moped „mit dem letzten Schliff“.
Angetrieben wurde es durch einen Puch-Zweitakt-Einkolbenmotor mit Umkehrspülung, luftgekühlt durch ein Radialgebläse, mit Dekompressor. Er leistete 2,3 PS; der Hubraum betrug 49 ccm.
Völlig unbescheiden hieß es weiter zum „Luxusmoped“ VS 50 L:
„Innerlich und äußerlich sind die eleganten VS-Modelle für wirklich anspruchsvolle Fahrer gereift und gewachsen. Stück für Stück wurde ganz systematisch verbessert, nirgends wurde gespart. Und so steht Puch VS mit allen Nebentypen heute auf einer Höhe, die von jeder Konkurrenz kritiklos anerkannt werden muß.“
Als technische Neuerungen wurden beworben: „beide Räder mit Aluminium-Vollnabenbremsen, Steckachsen vorne und rückwärts, die verstärkte Vorderradgabel mit vergrößertem Federweg, der weiterentwickelte verchromte Auspufftopf, der vergrößerte Ansauggeräuschdämpfer mit erhöhter Wirkung, verbreiterte Kotbleche mit Seitenabdeckung, der geschlossene Kettenkasten, das weiterentwickelte Zylinderkühlsystem, der verdeckte Dekompressor, der neue Tachometerantrieb, Chromfelgen, Weißwandreifen, eine Zierfigur am vorderen Kotblech.“*
Außerdem verfügten die Modelle L und K über „versperrbare Kästchen auf beiden Seiten des rückwärtigen Kotflügels“ und einen „vergrößerten Treibstoffbehälter für 5,5 Liter“.*
Auf Wunsch zusätzlich lieferbar war ein verchromter Rohrgepäckträger mit Haltebügel.*
„Vergleichen Sie mit anderen Mopeds - Sie entscheiden sich für Puch!“, lautete ein weiterer selbstbewusster Werbe-Slogan.
Wann und wo Elvis dieses Moped kaufte, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen; vielleicht hat er es aber auch gar nicht gekauft, vielleicht gehörte es ihm gar nicht...
Zweckdienliche Hinweise könnte ein damaliger Augenzeuge liefern, der/die sich auf den Fotos wiedererkennt und noch an das Moped erinnert, aber die Wahrscheinlichkeit ist wohl eher als gering einzustufen, schätze ich.
Das obere der beiden Bad-Nauheim-Fotos wurde übrigens 1961 im Magazin Valentine Pop Special veröffentlicht.
Unter Vorbehalt
Zum Abschluss möchte ich noch auf zwei „Mystery“-Bikes eingehen, die Elvis zugeschrieben werden.
Das erste ist zwar ein „Oldtimer“ aus den 40ern, doch wenn er authentisch ist, hat ihn Elvis erst in den 50ern gefahren.
1940-46 Harley Davidson FL "Knucklehead"
Im Zuge der „Barcelona Harley Days“ Anfang Juli 2012 wurde in der katalonischen Provinzhauptstadt eine in weiß und dunkelrot lackierte Harley-Davidson FL „Knucklehead“ V-Twin (74 OHV Super Power) gezeigt, die Elvis gehört haben soll („Motorcycle original Elvis Presley for exhibition“). Außer dem Foto, auf dem das Tank Badge der Baureihen 1940 bis 1946 (man beachte die Handschaltung am Tank) und der Knuckle Head-Motor zu erkennen sind, kann ich vorerst leider keine näheren Angaben anbieten. Hierbei sei aber erwähnt, dass Harley-Davidson ab dem Kriegseintritt der USA (Dezember 1941) auf Kriegsproduktion umstellte und die Herstellung von Motorrädern für das Militär absolute Priorität hatte. Erst nach Kriegsende 1945 wurde wieder für den zivilen Markt produziert, und bereits 1948 wich der „Knucklehead“-Motor dem „Panhead“.
Ich persönlich halte die Harley (und auch das Foto aus dem LIFE Magazine, das Elvis auf einer solchen Maschine zeigen soll) für nicht authentisch, da Elvis’ erste Harley bekanntlich eine 1956er ST 165 war, die er dann für das KH-Modell in Zahlung gab. In dem bereits erwähnten Artikel im Magazin „The Enthusiast“ (Mai-Ausgabe 1956) wird zwar ein weiteres Motorrad flüchtig erwähnt, das er vor dem Erwerb der KH gefahren haben soll, aber da selbst die Fachleute von Harley-Davidson keine näheren Angaben machen konnten und Elvis nicht als Nostalgiker bekannt war, der Oldtimer sammelte, halte ich es für unwahrscheinlich, dass er sich irgendwann eine „alte“ Harley mit einem Motor gekauft hat, der seit 1948 (!) nicht mehr verwendet wurde, während er ja ansonsten beim Kfz-Kauf immer mit der Zeit ging. Heute ist eine solche Maschine zwar ein begehrtes Sammlerobjekt, doch Mitte der 1950er Jahre war sie schlicht und einfach überholt.
1958 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide (grün/weiß)
Das „Hard Rock Vault“ in Orlando, Florida, stellte vor einigen Jahren „Elvis’ green and white Harley“ aus, eine Maschine, zu der ich so gut wie nichts sagen kann, außer, dass Elvis das Bike seinem Chauffeur geschenkt haben soll. Das Museum war in fünf verschiedene Themenbereiche unterteilt. Es gab den sogenannten Punk Room, einen Dressing Room, den Psychedelic Room, einen Beatles Room und schließlich den Elvis Room mit der Duo Glide als Hauptattraktion.
Glücklicherweise hat ein Besucher das Bike noch rechtzeitig fotografiert, denn was damit nach der Schließung im September 2004 geworden ist, konnte ich noch nicht herausfinden.
Beim Motor handelt es sich offenbar um einen „Panhead“, die Art der Lackierung war für die 1958er Duo Glide typisch (Das runde Tank Badge ist nicht genau zu erkennen, müsste aber jenes der Baureihe 1958 sein).
Anfangs hielt ich es für möglich, dass es sich bei diesem Bike – die Echheit vorausgesetzt – um jene zweifarbige Duo Glide handeln könnte, mit der im Oktober 1957 in Las Vegas das Foto-Shooting gemacht wurde. Doch dann fiel mir ein, dass jenes Bike Elvis ja gar nicht gehört haben soll - wie hätte er es da verschenken können???
Was ebenfalls dagegen spricht, ist der Dreifach-Scheinwerfer, den die damalige Duo Glide nicht besaß.
Dass bei dieser FL(H) Windabweiser und Seitengepäckkoffer fehlen, ist zwar für Elvis untypisch (bekanntlich hatte er beides stets in Gebrauch), aber da es sich um Zubehörteile handelt, wäre es nicht weiter verwunderlich, wenn diese einfach abgenommen wurden, denn manch einem gefällt ein gestripptes Bike besser als mit Vollausstattung...
Soweit alle mir bekannten Informationen über Elvis’ Motorräder/Mopeds in den 50ern.
[]Teil 2: Die 60er Jahre
Nach der Rückkehr aus Deutschland und dem Ende seines Militärdienstes ging Elvis langfristig nach Hollywood und forcierte seine Karriere als Filmschauspieler. Doch zuvor, im März 1960, verbrachte er gut zwei Wochen daheim in Memphis, und während dieser 15 Tage sah man ihn des öfteren auf seiner schwarzen Duo Glide herum fahren, wobei jedoch nicht seine Freundin Anita Wood (nicht zu verwechseln mit der Schauspielerin Natalie Wood) auf dem Sozius gesichtet wurde, sondern verschiedene andere junge Damen. Obwohl Elvis in Deutschland die Bekanntschaft der erst 14jährigen Offizierstochter Priscilla Beaulieu gemacht hatte, spielte er die Beziehung öffentlich in ihrer Bedeutung herunter und dementierte bei der Homecoming-Pressekonferenz auf Graceland die Schlagzeile „The Girl He left Behind“ (Das Mädchen, das er zurück ließ), was wohl bedeutete, dass Anita Wood noch immer formell Elvis` „Girlfriend“ war. Aber wie auch immer, bei einem dieser Motorrad-Ausflüge wurden Elvis und seine Begleiterin Zeugen eines Verkehrsunfalls, in den ein Jugendlicher verwickelt war, und bei dem sie bis zum Eintreffen der Ambulanz Erste Hilfe leisteten.
Fotos, die in den frühen 60ern von der Duo Glide gemacht wurden, zeigen übrigens eine Neuerung:
An der linken Seite des Lenkers (vom Fahrer aus betrachtet) war nun ein zusätzliches Signalhorn (Hupe) angebracht, das von Hand zu bedienen war und nicht per Knopfdruck wie das übliche Horn, das rechts neben dem Motorblock positioniert war. Auf dem Foto vom Juni 1958 fehlt diese Zusatzhupe noch, was die Schlussfolgerung nahe legt, dass Elvis sie erst nachträglich (vielleicht nach seiner Rückkehr aus Deutschland?) anmontiert hat bzw. hat anmontieren lassen.
Auch an der Westküste sollten fahrbare Untersätze auf zwei Rädern in den nächsten Jahren eine Rolle spielen...
Elvis und seine Faszination für Polizei-Motorräder
Dass Elvis ein leidenschaftlicher Bewunderer der Polizei war und im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Dienstabzeichen (sogenannte Badges) sammelte wie andere Briefmarken, ist unter seinen Fans kein Geheimnis; im „Sincerely Elvis“-Museum gegenüber Graceland kann/konnte man übrigens eine beträchtliche Auswahl bestaunen. Und so ist es alles andere als verwunderlich, dass er im Zeitraum 1961/62 bei Außenaufnahmen zu verschiedenen Filmen auf drei unterschiedlichen Harley-Davidson-Motorrädern der örtlichen Polizei posierte, während er privat noch immer die 1958er Duo Glide fuhr – zumindest in Memphis und Umgebung. Ob er sich für seine Aufenthalte in Hollywood eine Zweit-Harley zulegte, konnte ich bisher noch nicht eindeutig klären.
1955 o. 1956 Harley-Davidson „Hummer“ (?) Police Special
Von Juli bis August 1961 wurde sein insgesamt neunter Film FOLLOW THAT DREAM gedreht. Die Außenaufnahmen entstanden in Crystal River, Florida, wo Elvis Ende Juli eintraf und im Port Paradise Hotel logierte, das sich draußen in einer Lagune der Crystal Bay befand. Drehorte waren u.a. Tampa, Ocala, Yankeetown, Inverness und Bird Creek.
Am Strand von Florida entstand noch im Juli eine interessante Foto-Reihe von Elvis und einer motorisierten Einheit der örtlichen Polizei, die zum damaligen Zeitpunkt mit Leichtmotorrädern der Marke Harley-Davidson, Baureihe 1955 oder 1956, ausgerüstet war, wie das Tank Badge verrät. Um welches Fabrikat es sich dabei genau handelte, konnte ich bis jetzt noch nicht zweifelsfrei klären; möglicherweise handelte es sich um den sogenannten Harley Hummer (benannt nach dem Firmenangestellten Dean Hummer), ein leichtes 2-Zylinder-Motorrad mit 125 cm³ Hubraum, das in den Jahren 1955 bis 1959 hergestellt wurde. Es könnte aber auch eine leistungsstärkere ST 165 gewesen sein; ein solches Modell (nur eben ohne Polizei-Zubehör) hatte sich Elvis ja privat gegen Ende 1955 zugelegt.
Natürlich ließ es sich Elvis in seiner Eigenschaft als Harley-Fan nicht nehmen, auf einem der Bikes Probe zu sitzen, und vielleicht durfte er auch eine kleine Runde damit drehen...
Um welche Polizeieinheit es sich auf den Fotos handelt, kann man am Logo ablesen, das auf dem Benzintank vor dem Tank Badge angebracht ist. Gedreht wurde FOLLOW THAT DREAM in drei Bezirken (Citrus County, Marion County und Levy County), sodass die abgebildeten Polizeimotorräder dem Sheriffs-Büro von einem der drei genannten Bezirke zugeordnet werden können. Relevant für die Harley-Fotos sind die Strand-Szenen, und diese wurden in Marion County gedreht, in Ocala am Silver Springs Boulevard.
Um das genaue Fabrikat zu ermitteln, bestünde theoretisch die Möglichkeit, beim jetzigen County Sheriff von Marion (bzw. einem Mitarbeiter seines Büros) nachzufragen, welche Dienstfahrzeuge anno 1961 verwendet wurden, doch da es ja nicht um ein privates Polizei-Motorrad von Elvis geht, scheint mir der Aufwand ein wenig zu groß.
1958-61 Harley-Davidson Duo Glide Police Special (schwarz/weiß)
Dann gibt es ein Foto, das Elvis auf einer voll ausgestatteten Polizei-Harley der California Highway Patrol samt Funk, Sirene, Blaulicht und Polizei-Logo zeigt. Es entstand im Winter (November oder Dezember) 1961 während der Dreharbeiten zu KID GALAHAD in Idylwild, Kalifornien, was auch Elvis’ pelzbesetzte Jacke erklärt. Im Film spielt Elvis einen Boxer (trainiert vom noch unbekannten Charles Bronson, dem Mann, der später Rot sah!), was schon interessant genug ist, doch die vielen Außenaufnahmen inmitten dieser herrlichen Naturkulisse bereichern den Film meiner Meinung nach außerordentlich. Zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere scheute man noch nicht den Extra-Aufwand, um an reizvollen Orten reizvolle Außenaufnahmen mit Elvis & Co. zu drehen, was die entsprechenden Filme in der Regel stets aufgewertet hat, obwohl es sich ja „nur“ um sogenannte B-Movies handelte. Das aber sollte sich nur wenige Jahre später ändern...
Bei der Harley handelt es sich um eine Duo Glide, wobei die Baureihe nicht ganz eindeutig zu ermitteln ist; in Frage dürften die Jahre 1958 bis 1961 kommen. Vielleicht kennt sich jemand noch genauer mit Polizeimotorrädern aus und kann mit der zweifarbigen Lackierung (schwarz/weiß) und den schwarz lackierten Stahlfelgen etwas anfangen.
Zwei Tage vor Weihnachten war der Film jedenfalls im Kasten.
1958-62 Harley-Davidson Duo Glide Police Special (weiß)
Im Spätsommer 1962 begannen die Dreharbeiten zum Film IT HAPPENED AT THE WORLD’S FAIR, dessen Handlung auf der Weltausstellung in Seattle, Washington, spielt. In diesem Zusammenhang wurde Elvis ein drittes Mal auf einem Polizeimotorrad der Marke Harley-Davidson abgelichtet. Ort des Geschehens war aber offenbar nicht Seattle sondern die Umgebung von Culver City in Kalifornien, wo sich die MGM-Studios befanden, und wo die Filmaufnahmen am 27. August begannen und nach der Rückkehr der Filmcrew aus Seattle (wo vom 5. bis zum 16. September unter erhöhtem Sicherheitsaufwand tatsächlich mit Elvis gedreht wurde!) abgeschlossen wurden. Das Foto von Elvis auf der Harley entstand also mutmaßlich Ende August oder in der zweiten Septemberhälfte, denn das Polizei-Logo auf dem Tank ist eindeutig jenes der California Highway Patrol und keines der Polizei von Washington.
Auch hier handelt es sich um eine Harley-Davidson Duo Glide Police Special (man beachte den Duo Glide-Schriftzug am vorderen Kotflügel); als Baureihe kommen auch in diesem Fall die Jahre 1958 bis ca. 1961 in Frage. Ein Beispielfoto der Baureihe 1959 zeigt einen zusätzlichen Suchscheinwerfer auf dem silbernen Vorderrad-Kotflügel sowie eine Handschaltung auf der linken Tankseite; beides fehlt sowohl an der Maschine am KID GALAHAD-Set als auch an jener, mit der Elvis 1962 posierte, woraus man wohl ableiten kann, dass sich der Zeitrahmen um 1960/61 bewegen müsste. Im Unterschied zum zweifarbigen Polizeimotorrad am ‚Kid Galahad’-Set hat diese Maschine weiße Kotflügel und unlackierte Stahlfelgen, was die meisten aber wohl weniger interessieren dürfte. Vielleicht handelt es sich aber um zweckdienliche Hinweise zur Ermittlung des genauen Fabrikats.
Das Foto von 1962 taucht u.a. auch in einer umfangreichen Abhandlung über die Historie des Polizei-Funks auf. Dort wird beispielsweise ein „besonders ungewöhnlicher“ Aufkleber auf dem Windabweiser erwähnt (Civil Defence = Zivilverteidigung bzw. Bürgerwehr), der üblicherweise an den Windschutzscheiben der Transporter von U.S. Mail in den 60er Jahren zu sehen gewesen sei.
Dann wird auch auf das Funkgerät näher eingegangen, aber außer der Information, dass es wahrscheinlich zur ersten Generation der T31-1 PH50-Baureihe von „Transistorized Dispatchern“ gehört, erfährt man leider nichts, was die genaue Baureihe näher eingrenzt.
In den Jahren 1962, 1963 und 1964 ist Elvis erneut mit seiner Duo Glide fotografiert worden – jedes mal trug er dabei das sogenannte Yachting Cap, eine schwarze Skipper-Stoffmütze, bestickt mit einem goldfarbenen maritimen Symbol (möglicherweise vier mit einander verbundene Anker?). Das Cap dürfte spätestens seit dem Film GIRLS! GIRLS! GIRLS! jedem bekannt sein, doch erstmals getragen hat er ein solches schon 1957, wie ein Foto von Elvis auf der Hydra Glide belegt, auf dem er eine weiße Jacke trägt und ein Kind auf dem Arm hält.
Im März 1962, kurz bevor er für Dreharbeiten die Stadt verließ, wurde Elvis in Memphis fotografiert, wie er – auf seiner Duo Glide sitzend – Autogramme schrieb und dabei die beschriebene Kopfbedeckung trug.
Eine ganze Serie von Fotos mit der schwarzen Duo Glide samt Kapitänsmütze/Yachting Cap entstand beispielsweise am 2. April 1963 in Memphis (1400 Bellevue, später Elvis Presley Boulevard), als Elvis sich mit einem Reporter und Fotografen unterhielt. Bevor der Fotograf (vom Commercial Appeal?) mit seinen Aufnahmen begann, bat Elvis seine weibliche Begleiterin (die damals 18-jährige Priscilla Beaulieu!), von einem nahegelegenen Diner oder einer Tankstelle Milch-Shakes zu holen.
Am Tag zuvor war er gerade aus Kalifornien zurück gekehrt, nachdem die Dreharbeiten für „Fun In Acapulco“ abgeschlossen waren. Am 3. April, also einen Tag nach Entstehen der Fotos auf der Harley, fand in Los Angeles die Premiere des Films „It Happened At The World’s Fair“ statt, der am 10. April landesweit anlief.
Diese Foto-Strecke ist übrigens die umfangreichste, die von Elvis und einer Harley in den 60ern gemacht wurde; nur die Wertheimer-Fotos vom 4. Juli 1956 zeigen ähnlich viele Varianten des gleichen Motivs.
The Lady Loves Me - Elvis & Ann-Margret
In der Zeit der Dreharbeiten zu seinem insgesamt 15. Spielfim VIVA LAS VEGAS, gedreht von Juli bis September 1963, agierte Elvis mit seiner hübschen Filmpartnerin Ann-Margret sowohl vor als auch hinter der Kamera, wie wir heute wissen. Wie sich Elvis und die aus Schweden stammende Sängerin und Schauspielerin überhaupt in vielen Dingen sehr ähnlich gewesen sein sollen, verband sie auch die Leidenschaft für das Motorradfahren, und an den Wochenenden während der Dreharbeiten sei sie auf ihrer eigenen Maschine vorbeigekommen, um „sich zu vergnügen und mit den Jungs herum zu albern“, wie Elvis später von Priscilla in ihrem Buch ELVIS UND ICH zitiert wurde. Und so kam es nicht selten vor, dass Elvis und Ann-Margret nach Drehschluss gemeinsame Ausfahrten in die Sierra Nevada oder innerhalb von Las Vegas unternahmen, und das wiederum blieb auch der Presse nicht verborgen. In der Folge entstanden Zeitungsgeschichten, die von einer heimlichen Affäre bis hin zu Hochzeitsgerüchten gingen, und es liegt auf der Hand, dass Elvis` damals noch minderjährige Dauerfreundin Priscilla, die daheim in Memphis treu auf den Mann ihrer Träume wartete, besonders darunter litt, wenn sie davon in den Zeitungen las.
Ann-Margret indessen genoss diese Zeit verständlicherweise, und in ihrer Autobiografie „Ann Margret: My Story“ (Putnam Pub Group, 1994) erinnerte sie sich später an eine witzige Begebenheit, die sich während der Zeit der Innenaufnahmen des Films ereignete:
„Ich erinnere mich, dass Elvis mich einmal nach einem langen Drehtag auf seiner Harley-Davidson nach Hause fuhr. Wir röhrten quer über das MGM-Studiogelände beim Haupttor hinaus und kamen gerade so weit wie Venice und Overland – ungefähr drei Blocks davon entfernt – als seinem Motorrad das Benzin ausging. Es spotzte, stockte und starb ab. Glücklicherweise war an der Ecke eine Tankstelle. Elvis ging hin, kam aber mit etwas verdrossenem Blick wieder zurück.
„Ich habe kein Geld eingesteckt!“, sagte er. „Hast Du ein paar Dollars?“
Ich sah in meinem Geldbeutel und meinen Jackentaschen nach und war ebenso verlegen. „Nichts“, antwortete ich. Innerhalb einer Sekunde brachen wir beide in Gelächter aus. Es war ja auch wirklich zu komisch. Elvis Presley und Ann-Margret, an einer Ecke festklemmend, ohne Benzin und ohne Geld. Obgleich der junge Angestellte Elvis natürlich erkannte, ihn um ein Autogramm bat und schließlich den Tank anfüllte. Wir alle fanden es äußerst komisch.“
Das österreichische Fan-Magazin „Bringin’ It Back“, dem diese Übersetzung entliehen ist, erwähnt der Vollständigkeit halber noch, dass Joe Esposito am Tag darauf die Tankstellen-Rechnung im Auftrag von Elvis beglich...
Bei der von Ann-Margret erwähnten Harley handelt es sich wahrscheinlich um die schwarze `58er Duo Glide, die Elvis zu jener Zeit noch fuhr. Sollte diese These stimmen, dann muss Elvis das Bike von Memphis nach Kalifornien und auch wieder zurück überführt haben, denn die letzten mir bekannten Aufnahmen mit diesem Fabrikat (mindestens zwei) entstanden am 12. Januar 1964, als Elvis zu neuen Plattenaufnahmen im RCA-Studio B in Nashville eintraf (an jenem Tag entstanden die Master-Versionen von Memphis, Tennessee und Ask Me, beide schon 1963 versucht, sowie die Gänsehaut-Ballade It Hurts Me).
Hierbei fällt mir auf, dass ich in keinem der Bücher oder Berichte, die ich bisher über Elvis gelesen habe, irgend etwas darüber erfahren habe, wie so ein Motorrad-Transfer vom Süden an die Westküste (bzw. retour) abgelaufen ist. Besaß Elvis so eine Art Trailer, in dem die Harley auf dem Landweg in einer mehrtägigen Fahrt von Memphis nach Los Angeles gebracht wurde? Wurde dieser Trailer (gefahren von Elvis selbst?) womöglich angemietet, oder wurde die Maschine gar als Luftfracht per Flugzeug überführt? Ich meine, das ist ja doch ein gewisser Aufwand, irgendwie.
Falls jemand so eine Geschichte kennt, dann möge er/sie diese bitte mit uns teilen...
Es ist jedenfalls naheliegend, dass Elvis gegen Ende des Jahres 1964 (so ab Herbst) die neu auf den Markt gebrachte Electra Glide kaufte, auf die ich noch zu sprechen komme. Dass er sich aber schon zuvor für die Nutzung an der Westküste eine neue Duo Glide zugelegt hat, kann ich vorerst nicht ausschließen. Ich habe zwar keine konkreten Infos diesbezüglich, doch möglich wäre es natürlich.
Kommen wir zunächst aber noch zum „Dienstfahrzeug“ von Elvis, das er in VIVA LAS VEGAS fahren durfte/musste…
1960-63 Honda Super Cup Sport C 110
Am regelrechten Boom asiatischer Motorräder, der mit Beginn der 60er Jahre nach Amerika schwappte, kam auch Elvis nun nicht mehr vorbei, und so musste er für die Ausflugsszene mit Ann-Margret auf dem Rollfeld des Las Vegas McCarran Airport – statt eine Harley benutzen zu dürfen - mit einem sogenannten „Reisbrenner“ Vorlieb nehmen, was ich aber keinesfalls abwertend meine.
Dabei handelte es sich um eine Honda Super Cup Sport C 110 (oder auch C 110 Sports Cup), die 1960 erstmals vorgestellt wurde. Die Leistung hatte man von 4,5 auf 5 PS gesteigert. Anfänglich nur mit einem Dreiganggetriebe ausgestattet, verfügten spätere Versionen über 4 Gänge. Gebaut wurde die C 110 bis 1966, doch welches Baujahr die im Film von Elvis benutzte Super Cup hatte, konnte ich bis jetzt noch nicht herausfinden (in Frage kommen ja nur die Baureihen 1960 bis 1963).
Ann-Margret fuhr übrigens auch selbst, und zwar vermutlich eine C 100 mit 50 ccm Hubraum (möglicherweise eine speziell für den amerikanischen Markt produzierte Version mit der Typenbezeichnung CA 100), die bis 1967 gebaut wurde.
Im April 1964 lief Viva Las Vegas in den Kinos an, und die realen Fahrszenen von Elvis und Ann-Margret sind zweifellos eine Bereicherung für den Film. Nichts desto trotz hätte ich mir einen Harley fahrenden Lucky Jackson (alias Elvis) gewünscht, aber was will man machen...
Dabei würde mich natürlich interessieren, wie Elvis selbst darüber dachte, ein fernöstliches Fabrikat in einem seiner Filme zu benutzen, wo er doch privat ein Harley-Enthusiast war.
Kennt jemand vielleicht eine diesbezügliche Äußerung vom King, oder hat mal jemand darüber berichtet, wie er darüber dachte?
1963 Honda CB 77 “Super Hawk”
In seinem nächsten Film Roustabout durfte Elvis erneut beruflich seiner Leidenschaft frönen und höchstpersönlich mit einem Motorrad durch die Gegend fahren. Ich erwähne das höchstpersönlich deshalb, weil er in einem späteren Film (auf den ich noch zu sprechen komme) einem Stunt-Double weichen musste, statt selber zu fahren. Natürlich hätte ich mir auch diesmal einen Harley fahrenden Charlie Rogers (alias Elvis) gewünscht, doch das irgendwie-anders-sein gehörte ja mit zur Film-Rolle. So geriet er in dieser einen Szene gerade deshalb in einen Streit mit ein paar Raufbolden, weil er dahingehend provoziert wurde, ob ein einheimisches (sprich amerikanisches) Motorrad nicht gut genug für ihn sei und er stattdessen ein japanisches Fabrikat fahre.
Gleich am Anfang des Films gibt es ein paar herrliche Fahrstudien vom King zu sehen, die ab März 1964 in der Gegend von Thousand Oaks in Kalifornien gedreht wurden, passend untermalt vom Titelsong „Roustabout“ (hierbei muss ich bedauernd ein Klagelied darüber anstimmen, dass man den viel rockigeren, ursprünglich geplanten Titel „I’m A Roustabout“ letztendlich verworfen und aussortiert hat; erst mit jahrzehntelanger Verspätung wurde er – leider in Mono und etwas tempobeschleunigt, wie mir scheint - doch noch veröffentlicht. Bedauerlicherweise aber nicht im Rahmen der Double Features-CD-Reihe in den Neunzigern (wo er meiner Meinung nach hingehört hätte), sondern erst 2003 isoliert auf der „Second to None“-Compilation.
Das Modell, das Elvis/Charlie im Film verwendet, ist eine rote Honda CB 77 „Super Hawk“, Baujahr 1963. Laut zeitgenössischer Werbung war die Super Hawk „designed for high speed cruising and competition“, wurde als „geschmeidig, sicher und kraftvoll“ beworben, als „die Wahl der Experten“. Sie besaß einen Zweizylinder-Motor mit 4-Gang-Getriebe und einem Hubraum von 305 ccm, der eine Leistung von 27,4 PS entwickelte. Gestartet wurde sie nicht per Kickstarter, sondern mit einem elektrischen Anlasser. Serienmäßig war sie mit einem geraden Lenker ausgestattet; das in „Roustabout“ verwendete Modell hatte hingegen einen Hochlenker.
Im allgemeinen wurden Honda-Motorräder mit dem Slogan „First in Looks and Performance... Lowest in Cost!“ beworben, wobei die Super Hawk mit einem Kaufpreis von 665 Dollar die teuerste Honda war, die man damals kaufen konnte.
Stunt-Motorrad in ROUSTABOUT
In ROUSTABOUT gibt es noch ein weiteres Motorrad, das Elvis alias Charlie Rogers benutzt.
Ein wesentlicher Bestandteil der Filmhandlung ist ja bekanntlich ein Jahrmarkt mit allerlei Attraktionen. Darunter gibt es auch die sogenannte „Wall of Death“, die Todeswand, eine eintrittspflichtige Motorrad-Akkrobatik-Show, die schon im frühen 20. Jahrhundert in den USA für Aufsehen sorgte. Ende der 20er Jahre gelangte die Todeswand auch nach Europa.
Dabei wird die senkrechte hölzerne Wand im Innern einer zylindrischen, nach oben hin offenen Trommel, die üblicherweise vier bis fünf Meter hoch ist und einen Durchmesser von bis zu 10 Metern hat, von einem oder mehreren Kraftfahrzeugen befahren, wobei vor allem Motorräder verwendet werden. In der Frühzeit dieser Unterhaltungsform wurde beispielsweise ein Gespann eingesetzt, bei dem als besonderer Nervenkitzel ein ausgewachsener Löwe im Beiwagen saß!
Wie in Roustabout zu sehen ist, steigen die Zuschauer an außerhalb der Trommel befindlichen Treppen hinauf zu einer Art Aussichtsplattform, von der aus sie von oben in den Kessel schauen und die entsprechenden Vorführungen beobachten, die keineswegs ungefährlich sind und durch Konzentrationsmangel oder Fahrfehler auch schon zu Abstürzen oder regelrechten Abflügen geführt haben.
Bei wikipedia heißt es beispielsweise: „Der Steilwandfahrer startet auf der kreisförmigen Innenplattform. Eine Konus-Schrägung rundum von 45 Grad erlaubt den Übergang und nach Beschleunigen das Einfahren in die lotrechte Wand. In dieser Wand wird nun weiter beschleunigt bis zu einer gleichmäßigen und relativ sicheren Geschwindigkeit, bei der dann verschiedene Kunststücke vorgeführt werden.“
Für das Fahren an der Steilwand wurden wegen ihrer technischen Vorzüge (stabiler Rahmen, gute Kraftentfaltung, Fixierung des Gasdrehgriffs in einer bestimmten Position möglich) vor allem Motorräder der Marke Indian verwendet, beispielsweise eine Indian 750 Scout aus den 20er/30er Jahren, und auch im Film sieht man so ein Modell. Doch jenes Bike, das von Elvis/Charlie Rogers verwendet wird, besitzt nicht den für Indian-Motorräder typischen langgezogenen Tank, sondern einen tropfenförmigen Tank, wie er bei Harley-Davidson üblich war.
Ob dieses Stunt-Bike aber wirklich eine Harley ist/war, kann ich aus den vorliegenden Fotos nicht wirklich ableiten; auch das Logo auf dem Tank kann ich nicht wirklich entziffern. Fest steht, dass auch Harley-Davidson-Motorräder, vor allem Zweitakt-Maschinen aus den 50er Jahren (und später auch aus den 70ern), beim Fahren an der "Todeswand" eingesetzt wurden.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat Elvis dieses Bike zu keinem Zeitpunkt selbst gefahren, zumindest nicht an der Steilwand. Zum einen fehlte ihm jegliche Erfahrung für so einen Stunt, und zum anderen hätten weder Manager Parker noch die Film-Produktionsfirma (in diesem Fall Paramount) ein so hohes Verletzungsrisiko in Kauf genommen.
Vielleicht könnte jemand, der die Roustabout-DVD besitzt, von jener kurzen Szene ein paar Screenshots machen, wo Elvis tatsächlich selbst mit dem Bike zu sehen ist: Zunächst steht er als Zuschauer am Rand der Steilwand, unterhält sich und studiert dabei genau den Stunt-Fahrer bei seiner Darbietung. Dann beschließt er, es selbst einmal zu versuchen, geht hinunter in den Kessel, setzt sich den Helm auf und steigt auf das Motorrad. Man sieht noch, wie Elvis alias Charlie Rogers kurz nach oben schaut, die Kupplung zieht und den Gang einlegt, bevor der Umschnitt auf das Stunt-Double erfolgt.
Die eigentlichen Fahr-Szenen an der Steilwand, wo Charlie Rogers waghalsig seine Runden dreht und am Ende in Folge von Schwindelgefühl strauchelt und stürzt, sind mit dem legendären US-amerikanischen Steilwand-Fahrer Sonny Pelaquin gedreht worden, und er ist es auch, der auf einem der Kino-Aushang-Fotos (den so genannten Movie Stills) zu sehen ist.
Nach meinem persönlichen Geschmack ist ROUSTABOUT (was im übrigen ein im Amerikanischen gebräuchlicher Ausdruck für einen ruhelosen Zeitgenossen ist, der alle möglichen Arbeiten verrichtet, die unterwegs so anfallen) übrigens der letzte wirklich sehenswerte Elvis-Film, „garniert“ mit einer Gastrolle für die namhafte Schauspielerin Barbara Stanwyck. Die folgenden Filme wirken auf mich größtenteils lustlos produziert, mit überwiegend seichter Handlung, wenig Außenaufnahmen, z.T. billigen Effekten und leider nur wenigen wirklich guten Film-Songs. Das änderte sich erst gegen Ende des Jahrzehnts wieder, wo die Musik wieder besser (moderner) wurde und Elvis mit „Charro“ oder „A Change Of Habit“ schauspielerisch noch einmal ablieferte. Ist aber wie so vieles Geschmacksache...
1964 Yamaha YG1-T (Trailmaster 80)
Nachdem Elvis bereits in VIVA LAS VEGAS und ROUSTABOUT kräftig die Werbetrommel für Motorräder aus japanischer Produktion gerührt hatte, setzte er diesen Trend in seinem nächsten Film GIRL HAPPY (gedreht von Anfang Juni bis Ende Juli 1964) fort und benutzte für eine kleine Spritztour mit seiner Filmpartnerin Shelley Fabares eine Yamaha YG1-T (Trailmaster), Baujahr 1964.
Die Film-Sequenz ist, soweit ich mich erinnere, nur sehr kurz, und das offizielle Aushang-Foto dieser Szene zeigt nur sehr wenig vom Fahrzeug. Möglicherweise könnten Screenshots von der DVD in guter Qualität hilfreich sein, doch ich habe den Film lange nicht mehr gesehen und weiß jetzt nicht genau, ob dort noch mehr von dem Fahrzeug zu sehen ist. Falls nicht, lohnen auch die Screenshots nicht wirklich.
Die Fahrt entlang einer Uferpromenade in Fort Lauderdale, die Rusty Wells alias Elvis und Valerie Frank alias Shelley im Film unternehmen, wurde allerdings nicht im schönen Florida sondern im MGM Studio in Culver City gedreht; die ohne Elvis gemachten Außenaufnahmen in Florida wurden dann per Hintergrund-Projektion hinzu montiert. Dass es auch nur einen einzigen Kino-Besucher gegeben hat, der bei der Premiere des Films im April 1965 die betreffende Szene nicht als billig gemacht empfand, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Ich erwähne das besonders deshalb, weil Elvis ja noch in seinen beiden vorherigen Filmen jeweils realistische Fahrszenen zugebilligt bekam, und die Fahrt mit einem Moped ähnlichen Gefährt stellte wohl kaum ein ernsthaftes Unfall-Risiko dar.
Ich muss ehrlich sagen, dass für mich persönlich der Reiz der Elvis-Filme ab GIRL HAPPY nachlässt, nicht zuletzt auch wegen des „grandiosen“ Einfalls, die Originalgeschwindigkeit des Soundtracks nachträglich zu erhöhen, was nicht zu überhören ist. Wie man bei entsprechenden „Experimenten“ (z.B. mit einem Plattenspieler) hören kann, verliert so manches durchaus gelungene Film-Lied (etwa Girl Happy, Spring Fever oder I’ve Got To Find My Baby) durch die Beschleunigung seinen ursprünglichen Charme. Der letztgenannte Song wurde übrigens für das Soundtrack-Album vollends ruiniert, indem man kurzerhand das Intro und eine ganze Strophe wegschnitt, so dass auch dieser Song keine zwei Minuten lang ist. Zum Glück hat eine vollständige Version (allerdings in miserabler Tonqualität!) ihren Weg auf das Bootleg-Album Legendary Rarities gefunden).
Der Trailmaster 80 von Yamaha wurde nur zwischen 1964 und 1966 hergestellt. Der luftgekühlte Zweitaktmotor hatte einen Hubraum von 81 ccm und entwickelte eine Leistung von 6,2 PS. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 41 mph war dieses Gefährt vergleichsweise harmlos und wog nicht einmal 64 Kilogramm; zum Schutz vor dem Aufsetzen bei Fahrten im Gelände besaß es unter dem Motorblock eine Unterbodenplatte. Zu haben war der Trailmaster seinerzeit für 367 Dollar; heute muss man schon bis zu 2.500 Dollar dafür hinlegen.
Von wegen „im Dutzend billiger“ – Elvis spendiert eine Runde Motorräder!
Die Legende von den neun Harley-Davidson-Motorrädern, die Elvis – angeblich gelangweilt durch die immer anspruchsloser werdenden Musikfilme - eines schönen Tages im Jahre 1965 auf einen Schlag gekauft haben soll, hält sich hartnäckig, seit sie der Buchautor Wolfgang Tilgner in seiner Biografie „Elvis Presley“ (DDR, 1986) aufgriff und scheinbar ungeprüft weitererzählte. Einer näheren Betrachtung hält die Geschichte aber nicht stand; kein Zeitzeuge (weder Priscilla noch die Ex-Bodyguards und späteren Hobby-Enthüllungsjournalisten West/Hebler) erwähnt so viele Harleys in einem Zusammenhang.
Nimmt man es jedoch mit der Marke nicht so genau, dann stimmt die Gesamtstückzahl von neun Motorrädern (je nach Version auch mal zehn, elf oder sogar zwölf!) durchaus, doch es handelte sich hierbei eben nicht um die teuren Kult-Bikes aus Milwaukee sondern um importierte Sportmotorräder des Fabrikats Triumph-Bonneville aus Großbritannien, die Elvis seiner „Memphis-Mafia“ in einem ganz besonderen Anfall von Großzügigkeit spendierte.
Im Zusammenhang mit dem Motorrad-Großeinkauf werden zwei Filme genannt:
In dem berüchtigten Leibwächter-Buch ELVIS WHAT HAPPENED? (erstmals erhältlich in der ersten August-Woche 1977; zuvor schon in Auszügen in einem Revolverblatt veröffentlicht) schreibt der Autor Steve Dunleavy basierend auf den Aussagen von Red West, Sonny West und Dave Hebler beispielsweise:
„(...) Dann kam Tickle Me. Presleys Langeweile zeigte sich nun im Kauf von zehn Motorrädern. Während die Jungs eine tolle Zeit hatten, gerieten die Nachbarn des Presley-Hauses im Perugia Way vor Wut außer sich. Die Memphis Mafia war eine Sache, aber die Memphis Mafia als „Hell`s Angels“ war eine andere. Presley nahm die Motorrad-Affäre ernst und kleidete sich entsprechend, à la Marlon Brando, ganz in schwarzem Leder, mit Sonnenbrille und Sturzhelm.
Der Film hatte kaum den Schneideraum verlassen, als Presley schon Harum Scarum machte (...).“
Hierzu sei angemerkt, dass die Dreharbeiten zu Elvis’ 18. Film „Tickle Me“ (was übersetzt „Kitzle mich“ heißt, aber für die deutsche Synchronfassung in „Cowboy-Melodie“ geändert wurde) von Mitte Oktober bis Anfang Dezember 1964 dauerten; seine Kino-Premiere feierte der Film, der ohne jegliche Außenaufnahmen nur im Studio gedreht worden war, am 28. Mai 1965.
Abgesehen von kleinen Fehlern, die leider auf Kosten der Gesamtglaubwürdigkeit dieses Buches gehen (Brando trat in dem erwähnten Film The Wild One statt „ganz in schwarzem Leder“ lediglich in Lederjacke und Bluejeans auf und statt einem Helm trug er eine Schirmmütze, wie auch Elvis sie bis etwa Mitte der 60er Jahre bevorzugte), ist hier zumindest keine Rede von mehreren Harleys.
Am 15. März 1965 begannen im MGM-Studio in Culver City die Dreharbeiten zu Elvis` 19. Film HARUM SCARUM (Verschollen im Harem), doch die anfängliche Begeisterung ob der vermeintlich anspruchsvollen Rolle wich schnell der Ernüchterung. Priscilla äußerte sich diesbezüglich in ihrem Buch ELVIS UND ICH (Lübbe Verlag, 1986): „Noch immer mit den Dreharbeiten beschäftigt, aber ohne Begeisterung, weil der Film so mittelmäßig war, suchte er Ablenkung auf dem Motorrad – er besaß elf Triumphs und eine Harley; die Triumphs waren für die Assistenten, und die Harley fuhr der Boss. In Leder geschnallt von Kopf bis Fuß, kamen wir uns hart und gnadenlos vor wie eine Bande von Hell`s Angels auf einem Streifzug, wenn wir durch die Tore von Bel Air dröhnten und unsere Motoren mitten in der Nacht aufheulen ließen.
An den Wochenenden brausten wir durch die Santa Monica Mountains und hielten unterwegs an auf ein Bier oder eine Cola. Es war wild und schnell und machte Spaß. Mir machte es soviel Freude, dass ich eine eigene Maschine haben wollte. Trotz seiner Sorge um mich schenkte mir Elvis schließlich zögernd eine Honda Dream 350.
Während er im Studio war, fuhr ich nun allein durch die Gegend und entfloh damit Bel Air, Beverly Hills, Hollywood, der MGM und allen meinen Sorgen.“
In dem Buch „Unknown Stories Behind The Legend“ von Jim Curtin wird die Motorrad-„Kauforgie“ ausführlich geschildert, und ich hoffe, dass die Forums-Userin Mona aus Tschabo`s World of Elvis Presley nichts dagegen einzuwenden hat, wenn ich an dieser Stelle ihre Übersetzung heranziehe:
1965 ließ Elvis eines Tages, als er gerade zu Hause in Memphis war, einen seiner Männer bei einem örtlichen Motorradhändler anfragen, ob dieser Triumph Bonneville Motorräder führe. Ihm wurde gesagt, dass die Motorräder je 1300$ kosteten. Elvis ließ seinen Mann den Händler zurückrufen, um herauszufinden, was sich an Rabatt rausschlagen ließe, wenn er 3 oder 4 Motorräder kaufen würde. Der Handler sagte, dass er niemandem einen Rabatt einräumen könnte, weil die Motorräder importiert seien und deshalb viel Steuern gekostet hätten, die er nun auf den Kaufpreis aufschlagen müsse. Der Bodyguard fragte daraufhin, wieviel es kosten würde, wenn er 12 Motorräder bestellen würde. Der Händler glaubte nicht, dass sich irgend jemand 12 Motorräder leisten könne und sagte das auch dem Bodyguard. Der sagte dem Händler dann, dass die Motorräder für Elvis Presley seien.
Elvis kam persönich ans Telefon und fragte, ob er die Motorräder noch am selben Tag zu seinem Haus geliefert bekommen könnte. Der Händler erklärte Elvis, dass das eine Woche dauern würde, weil die Motorräder noch in Einzelteilen wären und erst per Hand montiert werden müssten. Außerdem müsse er noch seinen Laden leiten und könne deshalb nur zwischen 2 Kunden an den Motorrädern arbeiten. Elvis wollte nicht so lange auf die Motorräder warten und sagte dem Händler, wenn er sie nicht bis zum nächsten Morgen haben könnte, wäre er nicht interessiert. Der Händler geriet in Panik, denn er wollte sich so ein großes Geschäft nicht verderben und sagte Elvis, er würde seinen Laden sofort schließen und beginnen, die Motorräder zusammenzubauen. Er werde sie Elvis am nächsten Tag früh nachmittags liefern. Zu Elvis´ Überraschung wurden alle 12 Triumph Bonnevilles innerhalb von 6 Stunden zu seinem Haus geliefert. Der Händler überbrachte die Motorräder persönlich. Dankbar, dass der Mann ihm so entgegengekommen war, bezahlte Elvis den vollen Preis für alle 12 Motorräder und gab ihm ein extra großes Trinkgeld für die schnelle Lieferung.
Ein Foto, das am 4. April 1965 vor Elvis’ Haus am Perugia Way Nr. 525 in Bel Air, einem Villenviertel in Los Angeles, Kalifornien, gemacht worden sein soll, dokumentiert offenbar die Anlieferung der Triumph-Motorräder, wobei ich mich frage, ob Elvis die Maschinen möglicherweise in L.A. gekauft hat und nicht in Memphis, oder ob er sie sofort von Memphis an die Westküste überführen ließ.
Ob wirklich alle zwölf Maschinen vom gleichen Typ waren, kann ich beim besten Willen nicht sagen (dazu müsste man schon die Kfz-Papiere durchsehen, sofern sie heute noch vorhanden sein sollten), aber aktuell im Trend lag seinerzeit die Triumph T120 Bonneville, Baujahr 1965. Die Bonneville, auch liebevoll „Bonny“ genannt, zählt zu den Motorrad-Klassikern und wurde letztmalig von Triumph-Chef-Designer Edward Turner entworfen. 1959 wurde sie erstmals vorgestellt; ihr Zwillingsmotor hatte einen Hubraum von 650 ccm, der eine Höchstgeschwindigkeit von über 100 mph ermöglichte. Ein typisches Markenzeichen war übrigens das Gummi-Pad an jener Stelle am Tank, wo das Knie des Fahrers ansonsten die Lackierung mit der Zeit abgenutzt hätte.
Wer das Foto genau betrachtet, dem wird übrigens auffallen, dass Elvis eines der Motorräder zu großen Teilen verdeckt, doch es ist immerhin soviel zu erkennen, dass eine Triumph-Bonneville auszuschließen ist...
1965 Harley-Davidson FL/FLH „Panhead“ Electra Glide ?
(oder 1960-64 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide?)
Das gerade angesprochene Foto von der Anlieferung der Triumph-Motorräder zeigt hinter Elvis ganz offensichtlich eine FL aus dem Hause Harley-Davidson, wie Priscilla sie in ihrem Buch erwähnt hat („er besaß elf Triumphs und eine Harley“). Die Frage ist nur, ob es sich dabei um eine neue Duo Glide (neu im Vergleich zur „alten“ 1958er Duo Glide in Memphis) oder um die allererste Electra Glide handelt, die 1965 neu auf den Markt kam und – wie jedes neue Harley-Modell - üblicherweise ab dem Herbst des Vorjahres erhältlich war.
Leider verdeckt Elvis selbst alle relevanten Details der Maschine: man erkennt weder den Tank, noch den Motorblock, noch die Hinterradaufhängung. Somit ist eine genaue Typenbestimmung für den Moment nicht möglich – lediglich die Farbe blau ist zu erkennen. Zwischen 1960 und 1967 verwendete Harley-Davidson den Farbton Hi-Fi Blue, kombiniert mit Birch White (also birkenweiß).
Wenn ich mich nicht täusche, ist ganz rechts am Bildrand der Buddy Seat einer weiteren Harley zu erkennen, aber das ist vorerst nur eine Mutmaßung, denn von zwei Harley-Davidson-Motorrädern zu jener Zeit habe ich nirgends etwas gelesen. Möglicherweise war eine der beiden Harleys nicht von Elvis.
Da ich eine Duo Glide bereits vorgestellt habe und diese in den frühen 60ern keine relevanten Neuerungen erhielt, will ich an dieser Stelle auf die erste Electra Glide eingehen, die ich persönlich für wahrscheinlicher halte und die übrigens deshalb so hieß, weil sie statt des herkömmlichen Kickstarters einen elektrischen Anlasser besaß. Der Fahrer musste das Fahrzeug also nicht mehr antreten (was durchaus anstrengen kann, wenn die Maschine nicht gleich anspringt – siehe die Anekdote mit der KH in Teil 1), sondern konnte es bequem per Knopfdruck starten. Erwähnenswert ist hierbei die Tatsache, dass die erste Electra Glide gleichzeitig die letzte FL war, die mit dem „Panhead“-V-Zweizylinder-Motor (Viertakt) ausgestattet wurde, der bei der Standard-Variante einen Hubraum von 1206 ccm besaß und eine Leistung von 68 PS entwickelte. Nur ein Jahr später wurde dieser ausgetauscht, doch dazu komme ich noch.
Elvis war ja dafür bekannt, in fahrzeugtechnischer Hinsicht stets mit der Zeit zu gehen, und schließlich verfügte er auch über die entsprechenden finanziellen Mittel, um sich in vergleichsweise kurzen Abständen Neufahrzeuge anschaffen zu können.
Vielleicht kennt jemand noch eine andere Aufnahme aus jener Zeit (also von Elvis mit einer Harley im Zeitraum 1964/65), auf der noch mehr von dem Motorrad zu sehen ist.
Interessant wäre unter diesem Gesichtspunkt auch ein Blick in das Foto-Archiv von Charles Nicholas vom „Commercial Appeal“. Er machte nämlich im Frühjahr 1965 die bekannte Foto-Serie in der Art einer Home-Story, die Elvis – in gelber Sportjacke und heller Hose - an verschiedenen Orten auf Graceland zeigt: beim Bass-Zupfen auf der Couch im Wohnzimmer, beim Klavierspielen im Musikzimmer, in einer seiner Limousinen vor dem Eingangs-Portal...
Veröffentlicht wurden diese Farbaufnahmen am 7. März 1965 in der ersten Ausgabe von „Mid-South“, einer neuen Wochenend-Beilage der lokalen Tageszeitung „The Commercial Appeal“.
Schon der Gedanke an eine womöglich damals nicht veröffentlichte Farbaufnahme von Elvis mit seiner Harley versetzt den Harley-Enthusiasten in mir in Verzückung, und natürlich wären dann auch sämtliche Details der Maschine gut sichtbar, da schließlich von Profi-Hand fotografiert.
Meine These, dass Elvis sich Ende 1964/Anfang 1965 von der 58er Duo Glide trennte und diese durch die neue Electra Glide ersetzte, muss allerdings nicht zwingend stimmig sein. Theoretisch könnte er sich (vielleicht schon 1960?) für die regelmäßigen Aufenthalte an der Westküste eine Zweit-Harley zugelegt haben, um das Fahrzeug nicht immer hin und her transportieren zu müssen. Somit könnte es sich bei der von mir vermuteten Electra Glide im April 1965 durchaus um eine „ältere“ Duo Glide der Baureihen 1960 bis 1964 handeln, was ich aber aus den genannten Gründen eher für unwahrscheinlich halte.
1966 Harley-Davidson FLH „Shovelhead“ Electra Glide
Für 1966 wurde der neue, sogenannte „Shovelhead“-Motor bei Harley-Davidson eingeführt, der übrigens unter Bikern so genannt wurde, weil die Zylinderkopfabdeckung auf dem Motorblock an das umgedrehte Blatt einer Schaufel erinnerte. Prompt erschien Elvis während der Dreharbeiten zu seinem 22. Film SPINOUT mit Filmpartnerin Deborah Walley auf einer nagelneuen Harley-Davidson Electra Glide mit Shovelhead-Motor. Die Fotos, die es von Elvis mit dieser Maschine gibt (aufgenommen während einer Spritztour mit der „Memphis-Mafia“ irgendwo in Kalifornien), sind – soweit mir bekannt – in schwarz-weiß, so dass ich über die Farbe lange Zeit keine verbindliche Aussage treffen konnte. Dann aber fielen mir zwei Farbaufnahmen in die Hände, die Elvis (mit Priscilla als Sozius) um die Mitte der 60er Jahre auf einer roten Electra Glide zeigen, wobei ein Foto offenbar zufällig von einem Fan aus einem Auto heraus gemacht wurde, als Elvis an einer Ampel anhalten musste; das andere entstand mutmaßlich beim Verlassen seines Hauses bzw. bei seiner Rückkehr.
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass es sich bei der Harley, mit der Elvis – begleitet von Sänger Johnny Rivers auf dessen eigener Maschine - bei einer Motorradtour durch L.A. fotografiert wurde, ebenfalls um die 1966er Electra Glide handelt. Auch in diesem Fall verdanken wir die „Beweisfotos“ einem Fan, der – als er die berühmten Biker hinter sich erblickte – durch die Heckscheibe fotografierte.
Im übrigen fällt auf, dass der Sitz der Maschine, ein sogenannter Buddy Seat, offenbar aus rotem statt aus weißem Leder war (man beachte den Grauton auf den s/w-Fotos, der sich deutlich von den weißen Gepäckbehältern abhebt), zumindest auf der abgesteppten Sitzfläche, denn die seitliche Umrandung auf dem einen Foto mit Priscilla schimmert irgendwie metallisch.
Zu dieser Maschine gibt es übrigens eine kleine Anekdote, datiert auf die Zeit der Dreharbeiten zu SPINOUT von Anfang Februar bis Anfang April 1966. Deborah Walley erinnerte sich einmal daran, dass sie während einer gemeinsamen Harley-Spritztour entlang der Küste bei Malibu einen halb verhungerten Hund am Straßenrand entdeckten. Elvis hielt an, nahm den Deutschen Schäferhund auf seiner Maschine mit und kümmerte sich dann den ganzen Nachmittag liebevoll um den Vierbeiner, dem er somit höchstwahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Später gab er den Hund in die Hände von Deborah, genauer gesagt, er fuhr ihn in seinem Rolls Royce (!) zum Haus der Schauspielerin, die ihn dann die nächsten Jahre in ihre Obhut nahm.
Ob es sich dabei um den schwarzen Rolls Royce „Phantom“ oder den weißen „Silvercloud“ (was ich vermuten würde) gehandelt hat, lässt sich nicht genau sagen, aber letztlich ist es auch sekundär, da es hier ja vor allem um Motorräder geht.
Spinout lief übrigens Mitte September 1966 in den Kinos an, aber das nur am Rande.
Die Honda-Familie
Ca. 1966/67 grassierte bei den Presleys offenbar ein regelrechtes Honda-Fieber: nein, nicht nur Elvis, auch Priscilla und seine drei Stiefbrüder David, Bill und Rick Stanley (zu jener Zeit noch Heranwachsende und seit der Hochzeit ihrer Mutter Dee mit Elvis’ Vater Vernon praktisch auch Presleys) besaßen dank Elvis’ Großzügigkeit allesamt ein Honda-Modell. Das Familienoberhaupt fuhr eine schwarze Honda CA77 Dream, Baujahr 1965 (?) (das A stand für speziell für den amerikanischen Markt produzierte Maschinen; das japanische Modell für den Inlandsverkauf hieß nur C77), seine angehende Verlobte und spätere Ehefrau das mutmaßlich gleiche Modell in weiß (möglicherweise aber auch das leistungsschwächere Modell CA72 mit 250 statt 305 ccm).
Die genauen Typenbezeichnungen für die drei „Minis“, die Ricky, David und Billy erhielten, habe ich bis jetzt noch nicht ermitteln können, ich bleibe aber am Ball.
Ob auch Vernon eine Honda bekam, entzieht sich leider meiner Kenntnis, aber die Vorstellung, wie sie alle zusammen auf dem Anwesen von Graceland mit ihren Hondas herum kurven, Elvis voran, lässt mich doch ein wenig schmunzeln...
Von der schwarzen Honda Dream hat sich Elvis offenbar nicht mehr getrennt. Auf der Inventarliste von 1977 fehlt sie zwar, doch sie wurde später von Angestellten beim Aufräumen auf dem Dachboden der rückwärtigen Stallungen wiederentdeckt, wo Elvis sie wohl irgendwann hatte verstauen lassen. Heute ist sie im Elvis Presley Automobile Museum gegenüber von Graceland zu besichtigen, wo sie symbolisch dafür steht, dass Elvis nicht nur Harley-Davidson fuhr. Wie das Graceland-Foto übrigens belegt, verwendete Elvis den Sturzbügel offenbar nicht. Dieser hat ja die Funktion, im Falle eines Unfalls/Sturzes die Knie/Beine des Fahrers vor größeren Verletzungen zu schützen, und Elvis hielt das für den „Offroad“-Gebrauch auf seinem Grundstück anscheinend für übertrieben...
Als ich seinerzeit selbst durch das Auto-Museum stöberte (das war noch in den Neunzigern), da konnte ich es gar nicht verstehen, dass man statt einer weiteren Harley die „olle“ Honda neben die beiden Electra Glides und den Chopper platzierte. Heute habe ich durchaus Verständnis dafür.
1967 Harley-Davidson Electra Glide?
Von einer weiteren Harley ist mir nur ein einziges, leider nicht datiertes „Beweis-Foto“ bekannt. Es zeigt Elvis auf einer offenbar blau-weißen Electra Glide mit der typischen Lackierung für die Baureihen 1966, 1967 oder 1970. Ein 1966er Modell würde ich persönlich ausschließen, da Elvis in jenem Jahr bereits ein rot-weißes Modell fuhr. 1968 und 1969 nahm Harley-Davidson eine horizontale Farbtrennung am Tank vor (also oben Farbe x, unten Farbe y), sodass diese beiden Baureihen ausscheiden. Ein 1970er Modell kommt ebenfalls nicht in Frage, da Elvis zu jener Zeit unübersehbare Kotletten trug, auf dem erwähnten Foto aber nicht.
Kommt nach dem Ausschlussverfahren also nur ein 1966er oder 1967er Modell in Frage. Ein weiterer Unterschied, der im Vergleich mit der rot-weißen Electra Glide auffällt, ist der durchgängig farblose Windabweiser. Wie wir gesehen haben, war die Windschutzscheibe (das sogenannte Wind Shield) der anderen Maschine im unteren Bereich - passend zum Farbton des Fahrzeugs – rot getönt.
Allerdings sieht man auf dem Foto, dass hinter Elvis eine weitere Electra Glide fährt. Leider ist die Qualität aber nicht ausreichend, um den Typ oder wenigstens die Farbe zu bestimmen. Möglicherweise lenkt Priscilla die zweite Harley, oder aber ein „Memphis-Mafioso“ (vielleicht Charlie Hodge?).
Auf einem ausgedehnten Motorrad-Streifzug im Februar 1967 – möglicherweise mit dieser Maschine? - entdeckten Elvis und seine frischgebackene Verlobte Priscilla Beaulieu am Horn Lake in der Nähe des Ortes Walls in Mississippi eine zum Verkauf stehende Ranch, die er im Frühjahr kaufte und - in Anlehnung an sein Anwesen Graceland - „The Circle G“ nannte. Das 63 Hektar umfassende Areal samt Wohnhaus lag acht Kilometer südlich von Memphis entfernt. Hier verbrachte Elvis nach seiner Hochzeit mit Priscilla am 1. Mai 1967 einen Teil der Flitterwochen. Anfang der 70er Jahre beschloss Elvis, die kostspielige Ranch samt begonnener Rinderzucht und hochwertiger technischer Ausrüstung wieder zu verkaufen; 1974 wechselte sie den Besitzer.
1966 Harley-Davidson Electra Glide
In seinem 25. Spielfilm “Clambake” (gedreht ab Ende März 1967 in Los Angeles) mimt Elvis den Sohn eines texanischen Öl-Millionärs, der ein unausgefülltes Leben im Luxus führt und nach der Zufallsbekanntschaft mit einem Wasserskilehrer in Miami beschließt, kurzerhand mit diesem die Identität zu tauschen, um den Beweis zu erbringen, dass auch er auf eigenen Füßen stehen kann. Das Verwirrspiel beginnt, als Elvis sich in seine gutaussehende Schülerin (gespielt von Shelly Fabares) verliebt, die freimütig zugibt, sich einen reichen Mann angeln zu wollen.
In meinen Augen zählt der Streifen zwar nicht gerade zu den Höhepunkten in Elvis’ filmischem Schaffen, doch erwähnenswert ist er an dieser Stelle dennoch, da mit dem erwähnten Tausch der Identität auch ein Tausch des fahrbaren Untersatzes einher geht. Während also der „falsche“ Millionärssohn (gespielt von Will Hutchins) den kirschroten Sportwagen von Elvis übernimmt (eine 1959er Corvette Stingray von Chevrolet), erhält jener eine chromblitzende Harley-Davidson Electra Glide!
Leider konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen, ob es sich hierbei um eine Film-„Requisite“ handelt oder um Elvis’ Privatmaschine. Die Lackierung ist zumindest nicht mit jener Electra Glide identisch, die er zu dieser Zeit privat fuhr, und deshalb würde ich – nicht zuletzt auch aus versicherungstechnischen Gründen – auf eine Leihgabe von United Artists tippen.
Hinsichtlich des Baujahres bin ich mir ebenfalls nicht ganz sicher; in einem englisch-sprachigen Internet-Forum äußerte jemand die Vermutung, dass es sich um ein frühes 1966er Electra Glide-Modell handeln könnte. Das ab dieser Zeit gebräuchliche Tank Badge deutet tatsächlich darauf hin, obwohl der Harley-Davidson-Schriftzug unkenntlich gemacht wurde, um keine kostenlose Werbung zu betreiben. Offenbar wurde die Originallackierung bewusst verfälscht bzw. verfremdet, denn weder 1965 noch 1966 war eine solche üblich. Allerdings ist vorstellbar, dass die an sich neuwertige Electra Glide für die Verwendung im Film absichtlich auf gebraucht getrimmt wurde.
Da ich auf den mir bekannten Fotos die Ventilabdeckung nicht deutlich genug erkennen kann, vermag ich leider auch nicht, das Jahr vom Motor abzuleiten (ein „Panhead“ würde 1965, ein „Shovelhead“ 1966 bedeuten).
Bedauerlicherweise wurden die Außenaufnahmen in Miami ohne Elvis (dafür mit einem Double) gemacht, sodass es auch von dieser Gelegenheit keine authentischen Farbaufnahmen von Elvis auf einer fahrenden Harley-Davidson gibt. Soweit ich mich erinnere, ist Elvis nur bei Standsequenzen auf der Harley zu sehen; an Stellen, wo er angeblich beim Fahren gezeigt wird, wurde ganz offensichtlich mit Hintergrund-Projektion gearbeitet, wo Elvis also auf dem fixierten Fahrzeug sitzt und eine bewegte Hintergrundkulisse den Eindruck entstehen lassen soll, es würde sich um eine tatsächliche Fahrt handeln. Natürlich wirkt das Ganze primitiv und entbehrt nicht einer gewissen Situationskomik, doch gerade hier hätte es sich wirklich angeboten, mit etwas mehr Aufwand realistische Fahr-Szenen vom Harley-erprobten Hauptdarsteller vor der reizvollen Kulisse Floridas in den Film einzubauen. Elvis selbst, so könnte ich mir denken, hätte das gewiss als willkommene Abwechselung empfunden. Etwas später, im Film STAY AWAY, JOE, durfte er dann doch noch mal mit einem Motorrad fahren – nur leider war es diesmal keine Harley sondern eine schrottreife Importmaschine...
Verwunderlich scheint mir übrigens der Umstand, dass man diesmal keine Single aus dem Filmsoundtrack ausgekoppelt hat, wo sich doch der vergleichsweise rockige Titelsong – vielleicht gekoppelt mit Hey, Hey, Hey - in Kombination mit einem passenden Cover von Elvis auf der Harley angeboten hätte...
Guitar Man, die letztendliche Single, war zwar als sogenannter Bonus-Track mit auf dem Soundtrack-Album, fand aber im Film (zum Glück, muss man fast sagen) keine Verwendung und wurde daher auch nicht mit einem Film-Motiv auf der Hülle beworben. Dass aber auch in diesem Fall ein viel ansprechenderes Cover mit Elvis auf einer Harley-Davidson den kommerziellen „Erfolg“ (in den USA leider knapp an den Top 40 vorbei, in England immerhin in den Top 20) etwas vergrößert hätte, will ich einmal tollkühn behaupten...
Triumph-Motorrad in Stay Away, Joe
Wie wir gesehen haben, hat Elvis im Frühjahr 1965 wohl so ziemlich jeden in seinem engsten Umfeld mit einem Triumph-Motorrad aus britischer Produktion beglückt, während er selbst bei der Harley blieb. Im Oktober und November 1967, bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film Stay Away, Joe, erhielt Elvis nun selbst die Gelegenheit, bei Außenaufnahmen in Arizona (Cottonwood und Sedona) sein Geschick im Umgang mit einer für die Offroad-Nutzung konzipierten Triumph unter Beweis zu stellen. Nur handelte es sich jetzt nicht um ein fabrikneues Fahrzeug, sondern um eine, man möchte schon sagen, schrottreife Gebraucht-Maschine, die Joe Lightcloud alias Elvis im Film benutzt. Das genaue Fabrikat habe ich noch nicht ermitteln können, aber ich arbeite daran.
Leider sind die Außenaufnahmen in Arizona, drei der vier Film-Songs (außer „Dominic“) und der Gastauftritt von Katy Jurado (unvergesslich in „High Noon“) für mich die einzigen Highlights des Streifens, dessen Handlung leider ein sehr fragwürdiges Bild der Reservatsindianer zu jener Zeit zeichnet. Bemerkenswert ist hierbei die Tatsache, dass Elvis zum zweiten Mal nach 1960 (Flaming Star) einen Halbblut-Indianer spielt (nun aber nicht vom Stamm der Kiowa, sondern einen Navaho), wo er ja selbst von mütterlicher Seite her Indianerblut in seinen Adern hatte (Ur-Ur-Ur-Großmutter Morning Dove White gehörte dem Stamm der Cherokee an), aber das sei nur am Rande erwähnt.
1963-65 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide
Die folgende Harley ist mit Vorsicht zu betrachten, da der einzige Bezug zu Elvis ein Foto ist, das am Film-Set von „Live A Little, Love A Little“ (Film Nr. 28, Premiere in der letzten Oktober-Woche 1968) gemacht wurde und Elvis mit Charlie Hodge (ist das im Hintergrund Joe Esposito mit Sonnenbrille?) vor einer FL oder FLH stehend zeigt, die praktisch jedem gehört haben könnte.
Möglicherweise hilft das Tank Badge weiter, denn das hier zu sehende wurde lediglich für die Baureihen 1963, 1964 und 1965 verwendet, womit es sich um eine „Panhead“-Duo Glide oder eine frühe Electra Glide handeln dürfte.
Wie wir wissen, hatte sich Elvis spätestens 1966 die neue „Shovelhead“-Electra Glide gekauft, und somit liegt die Vermutung nahe, dass die abgebildete „alte“ Maschine einem der „Memphis-Mafiosi“ (vielleicht Joe, vielleicht Charlie?) oder überhaupt keinem aus der Presley-Gruppe gehört haben könnte.
Vielleicht ist aber an dieser Stelle die Erinnerung des Filmmusik-Komponisten Billy Strange angebracht, da dieser für Elvis u.a. den Song „A Little Less Conversation“ geschrieben hat, den Elvis just für „Live A Little, Love A Little“ aufnahm, und der sehr viele Jahre später als Remix ein großer Hit wurde.
Billy Strange teilte mit Elvis die Leidenschaft für das Motorradfahren; gemeinsam unternahmen sie mit ihren Harleys Spritztouren durch die Hollywood Hills, wobei die einzige Zeit, in der Elvis seinen kreischenden Fans entkommen konnte, die frühen Morgenstunden waren: „Für gewöhnlich rief Elvis mich gegen 2 oder 3 Uhr früh an und sagte: ‚Hey Billy, let´s go for a ride’. All die anderen Stunden des Tages wurde er von Hunderten von Mädchen verfolgt, also würde ich ihn daheim in seinem Haus in Beverly Hills treffen, um dann gemeinsam für ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang in der Gegend von Hollywood herum zu fahren. Elvis liebte seine Harley, und er sagte mir, dass er sich darauf wirklich frei fühlte. Wieder zurück, war er dann glücklich. Schließlich hatte er auch eine wunderschöne Frau und eine kleine Tochter, die er anbetete.“
Nur am Rande: als Autor bzw. Co-Autor der Ballade „Memories“ (für das NBC-TV Special), des Film-Liedes „Charro“ (Titelsong zum gleichnamigen Western) oder der Blues-Nummer „Clean Up Your Own Backyard“ (verwendet im vorletzten Film „The Trouble With Girls“) war Billy Strange übrigens für drei weitere, wie ich finde, außerordentlich interessante Elvis-Songs verantwortlich.
Um welche Harley es sich nun bei Billys Erinnerungen handelte, ob um eine Electra Glide oder womöglich schon um den Chopper, konnte ich bisher noch nicht herausfinden.
Am Ende des Jahrzehnts gab es noch eine nicht unwesentliche Neuerung im Hause Harley-Davidson, auf die ich kurz eingehen möchte, weil sie in Bezug auf Elvis und seine künftigen Harleys relevant ist. 1969 wurde nämlich das Traditionsunternehmen aus Milwaukee gemeinsam mit Aermacchi offiziell von der American Machine and Foundry (AMF) übernommen; seither trugen alle Motorräder die Markenbezeichnung AMF Harley-Davidson. Wer also künftig ein Foto von Elvis mit einer noch unbekannten Harley aufstöbert, auf der hintereinander AMF Harley-Davidson auf dem Tank steht, der weiß sofort, dass es sich um ein Baujahr ab 1972 handelt. Steht das AMF-Kürzel isoliert unter dem Harley-Davidson-Schriftzug, wurde die Maschine im Zeitraum 1969 bis 1971 gebaut. Fehlt der Zusatz AMF, ist die Harley vor 1969 gebaut worden...
Unter Vorbehalt
Wie schon in Teil 1 möchte ich auch hier zum Abschluss noch auf zwei „Mystery“-Bikes eingehen, die Elvis für die 60er Jahre zugeschrieben werden, aber (noch) nicht eindeutig nachgewiesen sind:
1963-65 Harley-Davidson FL/FLH Duo Glide (rot/weiß)
Im Hard Rock Cafe in Hollywood wird/wurde vor ein paar Jahren eine rot-weiße „Panhead“ Duo Glide ausgestellt, versehen mit der schlichten Plakette: „Elvis’ Harley“. Das Tank Badge verrät eine Baureihe zwischen 1963 und 1965, womit es sich bei dem Farbton um ein sogenanntes Hi-Fi Red handeln müsste, das bis 1965 bei Harley-Davidson verwendet wurde. Das ist aber auch schon alles, was ich bislang zu dieser Maschine sagen kann. Das Fehlen der Windschutzscheibe und der Gepäck-Taschen/-Behälter unterscheidet das Bike zunächst einmal von den übrigen „Hogs“, die Elvis fuhr, aber da beides nicht zur Grundausstattung von Harley-Davidson gehörte sondern als Extra gegen Aufpreis verkauft wurde, könnte es auch in diesem Fall so gewesen sein, dass die Zubehörteile einfach abgenommen wurden, um die Harley besser zur Geltung zu bringen.
Ein Foto von Elvis mit dieser Harley ist mir bisher nicht bekannt.
1966 (?) Harley-Davidson Electra Glide (blau/weiß)
Für die späten 60er Jahre wird Elvis noch eine weitere Electra Glide zugeschrieben, die aber bislang nur durch ein einziges Foto – ohne Elvis! – belegt ist. Die Aufnahme soll (laut Sandi Miller?) ca. 1969 in Westwood Village, Kalifornien, entstanden sein, wo Elvis eine Zahnarztpraxis aufgesucht haben soll. Ob es sich tatsächlich um eine weitere Harley von Elvis handelt, lässt sich ohne ein wirkliches „Beweisfoto“ (also mit Elvis auf oder vor der Maschine) bzw. ohne nähere Informationen nicht verbindlich sagen; das Tank Badge auf der Electra Glide lässt jedenfalls eine Baureihe zwischen 1966 und 1971 erkennen, die Art der Tanklackierung ist typisch für 1966.
Die Qualität der Aufnahme ist leider nicht sehr gut, aber entsprechend dem Harley-Davidson Farbkatalog kommen als Farbtöne Hi-Fi Blue (gebräuchlich von 1960 bis 1967), Indigo Blue Metallic oder Crystal Blue (beide 1966-68) in Frage, jeweils kombiniert mit Birch White (birkenweiß).
Als Auffälligkeiten wären beispielsweise die in gleicher Farbe lackierten Gepäckbehälter (derjenige hinter dem Sozius mit seitlichen Haltegriffen) zu nennen oder die kegelförmigen rückwärtigen Blinkleuchten und das Logo oberhalb des seitlichen Gepäckkoffers. Vielleicht helfen diese Dinge weiter, um die genaue Baureihe zu ermitteln.
Da ich also für den Moment praktisch keine Fakten zu dieser Maschine anbieten kann, weiß ich auch nichts über ihren weiteren Verbleib zu berichten.
Dass es sich überhaupt um eine Harley von Elvis Presley handelt, halte ich persönlich für fraglich, solange ich kein anderes Foto finde, auf dem der Fahrer (also Elvis) mit zu sehen ist.
Soweit meine "Forschungsergebnisse" zu den 60ern.
Was jetzt noch verbleibt, ist eine Zeitreise in die 70er Jahre...
[]Teil 3: Die 70er Jahre
Die 70er Jahre standen bei Harley-Davidson wie schon erwähnt im Zeichen der Fusion mit AMF; 1970 wurde überdies ein neues Markenzeichen kreiert. Nachdem der Rennfahrer Mert Lawwill beim Sandbahn-Rennen die Sieg-Plakette der AMA für Harley-Davidson gewonnen hatte, entwarf Willie G die Zahl „1“ in den Farben der amerikanischen Flagge, die an sämtlichen Motorrädern angebracht wurde.
Ich beginne das Jahrzehnt aber zunächst mit einer Harley, die zwar schon in der zweiten Hälfte der 60er Jahre gebaut wurde, mit der Elvis aber – meines Wissens nach - erstmalig 1971 dokumentiert wurde.
1966 Harley-Davidson “Shovelhead” Chopper
Als 1969, gegen Ende der Flower Power Ära, das avantgardistische Road-Movie "Easy Rider" mit Peter Fonda, Dennis Hopper und Jack Nicholson in den Hauptrollen ins Kino kam - unterlegt mit zeitgenössischer Rock-, Folk- und Country-Musik - , wurde das Thema Motorradfahren zu einem völlig neuen Begriff. Der im Film verwendete Chopper, ein von allem unnötigen Beiwerk wie Windschutzscheibe, Vorderrad-Kotflügel, großem Scheinwerfer, klobigen Blinkern, Sturzbügel oder dem großen Sitz befreites (= "chopped off") Bike mit Hochlenker, verlängerter Telegabel, viel Chrom und hoher Sitzbanklehne, war zwar keine Weltneuheit, wurde aber nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt und fand bald viele Bewunderer und Nachahmer.
Elvis in diesem Zusammenhang einen Vorreiter des Chopper-Fahrens zu nennen, wäre wohl etwas vermessen, aber zu dem Zeitpunkt, als praktisch jeder junge Amerikaner mit einem Motorradführerschein auch einen Chopper fahren wollte, hatte Elvis seinen Fuhrpark bereits um eine solche Maschine erweitert.
Der Elvis-Chopper, wenn man so will, war Baujahr 1966 und wurde dementsprechend vom seinerzeit neu eingeführten „Shovelhead“ Motor angetrieben. Der tropfenförmige Tank (wie er beim Sportster-Modell verwendet wurde) und der Hinterrad-Kotflügel trugen eine auffällige Lackierung in rot und schwarz, und die Telegabel war der besseren Optik wegen um 4 bis 6 Zoll (das entspricht etwa 10 bis 15 cm) verlängert worden. Diese Verlängerung war im Vergleich zu anderen Choppern eher geringfügig, aber dennoch wirkungsvoll.
Laut einem englischsprachigen Artikel erwarb Elvis den Chopper irgendwann in den späten 60er Jahren, doch das ist ziemlich vage. Rein von der Vorstellung her würde es natürlich gut ins Bild vom coolen Rocker passen, wenn wir uns den King so um 1968 herum, mit Charro-Vollbart und Zigarre im Mundwinkel, auf so einem Gerät vorstellen, wie er an der Westküste die Highways unsicher macht, oder welchen Eindruck dieses Bike wohl im NBC-TV Special gemacht hätte (passenderweise eingesetzt zum sogenannten Road Medley mit Nothingville/Big Boss Man/Guitar Man usw.), oder wenn Elvis statt Peter Fonda die Hauptrolle..., ähm, doch solange kein Foto auftaucht, das den 60er-Jahre-Elvis auf dem Chopper zeigt, bleibt es nur eine Vorstellung.
Auskunft über den genauen Zeitpunkt der Anschaffung gibt in der Regel der Kaufvertrag, Näheres zum Fahrzeug selbst steht für gewöhnlich in der Zulassung – beide Dokumente müssten dem Elvis Presley Estate vorliegen, da der Chopper Teil des Nachlasses von Elvis war. Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit, diese Papiere zu sichten und auszuwerten, so dass ich über den genauen Kaufzeitpunkt vorerst noch nichts sagen kann. Ich weiß auch nicht, ob diese Papiere zusammen mit dem Bike im Automuseum ausgestellt sind. Damals in den Neunzigern stand der „Shovelhead“ Chopper auch woanders als heutzutage, da konnte man ihn nicht von nahem sehen.
Aber egal, wer irgendwann irgendwo die Gelegenheit bekommt, diese Kfz-Papiere einzusehen, der möge sie bitte gut leserlich fotografieren und hier einstellen, damit wir die derzeitigen Fragezeichen durch Fakten ersetzen können. Gleiches gilt auch für alle anderen Motorräder, die Euch auf der einen oder anderen Wanderausstellung (oder beim nächsten Memphis-Besuch) unter die Augen kommen: macht bitte auch Fotos von den Dokumenten, falls solche mit dem Bike ausgestellt werden (Danke!).
Gekauft hat Elvis den Chopper jedenfalls bei „Super Cycles“, dem Motorradgeschäft von Ron Elliot in Memphis, wo er für gewöhnlich alle seine Motorrad-Einkäufe getätigt haben soll (1975 hat er dort auch die drei neuartigen Trikes erworben, wie es heißt, doch das ist wieder ein anderes Thema).
Möglicherweise fuhr Elvis den Chopper anfangs auch tatsächlich in Memphis, doch recht bald ließ er ihn an die Westküste überführen, wo er ihn dann nutzte, wenn er Ferien in einem seiner Häuser machte oder beruflich in Kalifornien zu tun hatte (beispielsweise 1970 zu den Dreharbeiten für den Film „That’s The Way It Is“ oder 1972 für Plattenaufnahmen, z.B. „Burning Love“ oder „Always On My Mind“).
Falls Elvis den Chopper wirklich schon 1970 in seinem Besitz hatte, bestünde sogar die Möglichkeit, dass im Zuge der Dreharbeiten für den Dokumentarfilm bewegte Farbaufnahmen gemacht wurden – beispielsweise wie jene, in denen Elvis in seinem rassigen schwarzen Lincoln in den Filmstudios ankommt und den Wachmann grüßt.
Am 31. Mai 1971 entstanden die ersten (mir bekannten) Fotos von Elvis auf dem Chopper, die vor seinem Haus am Hillcrest Drive Nr. 1174 in Beverly Hills, einem Villenviertel in Los Angeles, von Fans gemacht wurden, als er zu einer Spritztour aufbrach und durch das Grundstückstor fuhr. Auch die Rückkehr wurde im Bild festgehalten.
Später holte er den Chopper zurück nach Memphis, wo er ihn jedoch nicht mehr allzu häufig benutzte. Hierbei seien übrigens zwei sehr außergewöhnliche Fotos erwähnt, die 1975 vor Graceland gemacht wurden. Sie zeigen, wie Elvis – in seinem zu dieser Zeit obligatorischen hellblauen Jogginganzug mit Applikationen in rot und weiß – mit dem Chopper das Grundstück verlässt bzw. nach seiner Rückkehr die Auffahrt hochkommt. Außergewöhnlich daran ist die nicht zu übersehende Windschutzscheibe (!), die auf einem Chopper nun überhaupt nichts zu suchen hat und (Sorry, Elvis!) ziemlich uncool rüberkommt – fehlt nur noch der weiße Halbschalen-Sturzhelm dazu...
Zu seiner Entschuldigung sei aber gesagt, dass sich Elvis in jener Zeit mit einem Augenleiden herumschlug, das ihm schwer zu schaffen machte und seine Sehkraft zunehmend beeinträchtigte. Und die Gesundheit geht eben vor...
Letztlich war der Reiz des Neuartigen aber irgendwann verflogen, und Elvis kehrte wieder zu den Annehmlichkeiten der überschaubareren und leichter zu handhabenden „Hogs“ zurück, also zur Electra Glide, die Harley-Davidson im Laufe der Jahre zum wahren „King of the Highway“ machte – bei voller Ausstattung (also mit Frontverkleidung, den drei Gepäckkoffern und natürlich vollgetankt) mit einem Gesamtgewicht von weit über sechs Zentnern!
Aus welchem Grund auch immer wurde der Chopper, nachdem er ausgedient hatte, nicht verkauft oder verschenkt, sondern landete in der Garage hinter Graceland, wo er nach Elvis’ Tod unter einem Berg von Fahrrädern „wiederentdeckt“ wurde, was natürlich gewisse Spuren auf der Lackierung hinterlassen hatte. Obwohl der Chopper noch keine 500 Meilen auf dem Tacho hatte, wurde er gründlich überholt und für eine Wanderausstellung ausgewählt, nachdem Elvis’ Onkel Vester Presley (der „Hüter“ des Music Gate) den entscheidenden Tipp gegeben hatte, dass irgendwo auf dem Anwesen noch der Chopper abgestellt war und ein interessantes Exponat für die Ausstellung wäre – niemand sonst (nicht einmal Elvis’ Cousin Billy Smith, der ungezählte Motorrad-Ausflüge mit Elvis unternommen hatte) konnte sich noch daran erinnern. Heute ist er in all seiner chromblitzenden Pracht im Elvis Presley Automobile Museum gegenüber von Graceland zu bestaunen. Ob wohl schon jemandem, der davor stand, aufgefallen ist, dass der Chopper zwei Rückspiegel hat? Elvis jedenfalls, das belegen Fotos, ist stets nur mit einem (und zwar dem linken) gefahren...
1971 AMF Harley-Davidson Sportster (?)
Eine interessante Information geht übrigens aus den offiziellen Scheidungspapieren von Elvis und Priscilla hervor, die am 15. August 1972 von beiden unterzeichnet wurden (hierbei ist mir aufgefallen, dass sie offenbar eigene Kugelschreiber/Füllfederhalter benutzten und nicht den gleichen). In dieser insgesamt 12-seitigen Vereinbarung wird aufgeführt, welche Vermögenswerte Elvis’ künftige Ex-Frau (vollzogen wurde die Scheidung bekanntlich erst Anfang Oktober 1973) erhalten wird. Neben einem Barvermögen in Höhe von 100.000 Dollar (die sie in zwei Hälften erhielt – die eine innerhalb von fünf Tagen nach Vertragsunterzeichnung, die restlichen 50.000 Dollar vor oder spätestens am Tag der Scheidung) und der Hälfte des Erlöses aus dem Verkauf von drei gemeinsam genutzten Häusern im Bundesstaat Kalifornien wurden Priscilla auch zwei Luxus-Limousinen (ein Mercedes, Baujahr 1971, und ein `69er Cadillac Eldorado) sowie ein Harley-Davidson-Motorrad zugesprochen. Leider ist für das Motorrad keine genaue Typenbezeichnung angegeben, nur das Baujahr 1971.
Ich will nicht ausschließen, dass die Vermögenswerte für Priscilla noch nachträglich nach oben korrigiert wurden, denn gemessen an heutigen Promi-Scheidungen kam sie ja vergleichsweise schlecht weg, muss man sagen, aber Genaueres weiß ich dazu leider nicht zu berichten.
Einer Legende zufolge soll Priscilla im Verlaufe ihrer Ehe mit Elvis ihrem Mann sieben (!) Harley-Davidson-Motorräder geschenkt haben, wobei „geschenkt“ mutmaßlich bedeutet, dass sie mit ihrer Kreditkarte von Elvis’ Konto abgebucht hat. Anders kann ich mir das nicht vorstellen, denn Priscilla verdiente ja als Mrs. Elvis Presley kein eigenes Geld, soviel ich weiß. Demzufolge hat sie wohl auch die Vergoldung jenes Klaviers, das sie Elvis mal „geschenkt“ hat und das zeitweise in Graceland zu besichtigen war (bevor es nach Nashville in die Country Music Hall Of Fame kam), von dessen Geld bezahlt, nehme ich an, und womöglich auch die Karatestunden bei Mike Stone...
Aber Elvis war ja selbst so dermaßen großzügig (seine Neider nennen das gern verschwenderisch), dass das wohl kaum ins Gewicht gefallen sein dürfte.
Wie es weiter heißt, sollen diese sieben Harleys mit der Gravur „For Elvis, love, Priscilla” versehen sein (und zwar auf dem Rahmen unter dem Sitz), und der bekannte amerikanische Showmaster Jay Leno soll sechs dieser Maschinen im Laufe der Jahre in seinen Besitz gebracht haben, die letzte für angebliche zweieinhalb Millionen US-Dollar!
An dieser Stelle könnte ich jetzt einfach zum nächsten Motorrad übergehen, doch ich will nicht verschweigen, dass Jay Leno (bzw. seine Pressesprecherin) diese abenteuerliche Geschichte im Fernsehen bereits dementiert hat. Ja, er sammelt Motorräder (und Oldtimer übrigens auch), ja, er besitzt auch Harleys – aber eben keine, die mal Elvis gehört hat!
Ich erwähne diese Legende übrigens deshalb, weil es ja theoretisch sein könnte, dass Priscilla ein solches Motorrad im Zuge der Scheidung zurück gefordert hat, aber da die ganze Geschichte offenbar nur ein Ammenmärchen ist, kann man das wohl ausschließen. Außerdem wissen wir alle noch aus der Kinderzeit: geschenkt ist geschenkt – wiederholen ist gestohlen! Somit nehme ich an, dass es genau anders herum war, dass Priscilla eine Harley zugesprochen wurde, die sie selbst geschenkt bekam. Aber was für eine Maschine war es denn nun? Das Harley-Davidson-Sortiment des Jahres 1971 umfasste mehr als ein Dutzend verschiedener Modelle!
In Frage kommen meiner Meinung nach eher die „spritzigen“ Modelle, die für eine zierliche Frau wie Priscilla besser geeignet waren als eine schwere FL oder FLH. Somit handelte es sich (vermutlich) um eine 900er Sportster (XLCH o. XLH); die Sprint-Modelle (ERS, SS o. SX) und die leistungsschwächeren Modelle Rapido (125 ccm), Baja (100 ccm) und Leggero (65 ccm) würde ich ebenso ausschließen wie das Servi Car, ein „Dreirad“ mit Vorderrad und Hinterachse.
Möglicherweise hilft ein Foto weiter, das die etwa 4-jährige Lisa Marie (demzufolge 1972) zeigt, wie sie auf einer Sportster (oder einem Chopper?) herum turnt. Nun weiß ich aber nicht, ob das Foto in Kalifornien aufgenommen wurde oder auf einem der Grundstücke von Elvis, womit es sich dann wohl eher um eine Harley von Elvis handeln müsste.
Ganz neu auf dem Markt war übrigens die FX Super Glide, die mit einer ungewöhnlichen Sitzbank-Einschalung auffiel, die nach hinten spitz zusammen lief und ein wenig an eine Rennmaschine erinnerte. Auch dieses Bike wäre denkbar, doch auf dem erwähnten Foto mit Lisa Marie gibt es mehrere Abweichungen, beispielsweise einen anders geformten Benzintank.
1971 AMF Harley-Davidson FL/FLH Electra Glide
Im Frühsommer 1972 geriet Elvis mit einer neuen Harley ungewollt in die lokalen Schlagzeilen, als er während einer Spritztour durch Memphis mit einer schönen Unbekannten fotografiert wurde. Dies ereignete sich am 30. Juni 1972 an der Kreuzung South Parkway und Elvis Presley Boulevard. Es war deshalb etwas pikant, weil Elvis formell noch immer ein verheirateter Mann war, obwohl sich Priscilla bereits von ihm getrennt hatte und nach Kalifornien gegangen war. Lange wurde über die Identität des Mädchens spekuliert, doch erst viele Jahre später lüftete die Mutter der Unbekannten, als sie das Foto in einer Sonderausgabe des Commercial Appeal 1999 wiederentdeckte, ein trauriges Geheimnis: die Frau auf dem Sozius war ihre damals 20-jährige Tochter Mary Kathleen „Kathy“ Selph, die von Elvis an jenem Tag nach Hause gebracht wurde, als ein Fotograf des Commercial Appeal ein paar Aufnahmen (mindestens vier) machte. Die Tochter des stellvertretenden Feuerwehr-Chefs von Memphis arbeitete als Sängerin und Tänzerin in einem Club namens „Whirlaway“, wo sie jemandem aus dem Umfeld von Elvis wegen ihrer Ähnlichkeit mit Priscilla aufgefallen war. Nachdem Kathy und Elvis miteinander bekannt gemacht wurden, trafen sie sich eine Weile, doch keine drei Wochen nach der Aufnahme des Fotos, am 18. Juli 1972, kam die junge Frau bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben. Um üble Gerüchte und einen Presserummel zu vermeiden, bewahrten die Eltern des Mädchens lange Zeit Stillschweigen. Wie sich ihre Mutter später erinnerte, hatte Elvis zu Kathys Beisetzung einen wirklich schönen Blumenstrauß im Namen der Presley-Familie geschickt und er selbst habe sich, so die Vermutung von Peggy Selph Cannon, mit einer einzelnen großen Orchidee verabschiedet („Ich hatte sofort das Gefühl, dass sie von Elvis kam“).
Bei der entsprechenden Maschine handelt es sich um eine weiße 1971er AMF Harley-Davidson FL/FLH Electra Glide. Erkennbar ist das zum Einen an dem Tank Badge für die Baureihen 1966 bis 1971 sowie an der in jenem Jahr neu eingeführten Tank-Gestaltung (je ein gebogener schwarzer Streifen oberhalb und unterhalb des HD-Logos). Dieses Design gab es auch als sogenannte „Sparkling America“-Variante (siehe die 1971 neu eingeführte FX 1200 Super Glide), wobei der obere Streifen blau und der untere rot war. Wie Farbfotos belegen, waren an Elvis’ Harley beide Streifen schwarz; auf dem unteren befand sich das neue AMF-Logo.
Die Baureihe 1972 kommt aus zwei Gründen nicht in Frage: erstens fand ein anderes Tank Badge Verwendung und zweitens war die 1972er Electra Glide die erste mit einer Scheibenbremse, während an Elvis’ Maschine eindeutig eine Trommelbremse zu erkennen ist.
Gut vorstellbar, dass der King – um im Trend zu bleiben, wenn man so will – sich wenig später auch eine scheibengebremste Electra Glide zugelegt hat, doch eindeutig belegen lässt sich das bisher noch nicht.
Die technischen Daten (FL Standard) waren im wesentlichen bei allen Electra Glides dieser Zeit identisch: Ausgestattet mit einem V-Zweizylinder-Viertaktmotor (2 Ventile pro Zylinder) mit 1206 ccm Hubraum, der eine Leistung von 58 PS entwickelte und mit Luft gekühlt wurde; besaß die Maschine eine Viergang-Schaltung und konnte auf maximal 164 km/h beschleunigen (das entspricht knapp 102 mph, also Meilen in der Stunde). Der Benzintank fasste 19 Liter, das Gesamtgewicht betrug 340 kg!
Das letzte mir bekannte Foto von Elvis mit dieser Electra Glide wurde mutmaßlich im März 1973 vor Graceland aufgenommen. Andererseits gibt es aber – zumindest für den Moment – keinen Hinweis auf ein neues Motorrad vor dem Herbst 1974, sodass theoretisch die Möglichkeit besteht, dass Elvis die `71er Electra Glide noch länger gefahren ist.
Schlauer wären wir mit Sicherheit, wenn der heutige Besitzer der Maschine bekannt wäre, sofern das Bike „überlebt“ hat und nicht auf einem Schrottplatz endete. Er sollte auch die Fahrzeugpapiere in seinem Besitz haben, und diese könnten womöglich einige Fragen beantworten.
Auch von einer Ausstellung habe ich bisher nichts gehört oder gelesen, auf der die `71er Electra Glide gezeigt würde.
Aber wer weiß – vielleicht taucht die Maschine irgendwann doch noch auf...
Elvis als „Streifenpolizist“ – mehr Fragen als Antworten
Irgendwo wurde mal erwähnt, dass Elvis in Memphis gelegentlich mit einer Polizei-Harley, originalgetreu ausgestattet mit Blaulicht, Sirene usw., unterwegs gewesen sein soll, doch da ich bisher keinerlei Infos über ein privates Polizei-Motorrad finden konnte (geschweige denn ein Foto), nehme ich an, dass es sich – wenn überhaupt - nur um kurze Spritztouren auf einem regulären Fahrzeug der örtlichen Polizei von Memphis gehandelt hat, da Elvis vielleicht den entsprechenden Cop entweder persönlich kannte oder dieser ein heimlicher Elvis-Fan war und ihm einfach einen Gefallen tat.
Die meisten von Euch kennen bestimmt das bekannte Foto von Elvis und der Memphis-Mafia aus dem Dezember 1970, wie sie stolz ihre gerade erhaltenen Sheriffs-Plaketten in die Kamera halten. Hierbei handelte es sich um einen Stern für Deputy Sheriffs, also Hilfspolizisten, im Bezirk Shelby, der allerdings „nur“ ehrenhalber verliehen wurde und deshalb, so ist zu vermuten, mit keinen wirklichen Machtbefugnissen verbunden war. Das sollte sich wenige Jahre später ändern. Am 13. Juli 1973 wurde Elvis von Roy C. Nixon, dem amtierenden Polizeichef von Shelby County, offiziell zum Deputy Sheriff von Shelby, also zum Bezirks-Hilfs-Sheriff, ernannt. Fortan war Elvis legitimiert, für die Einhaltung der Gesetze des Landes und des Bundesstaates Tennessee innerhalb des Bezirkes Shelby einzutreten, also tatsächliche polizeiliche Amtshandlungen wie beispielsweise Verkehrskontrollen vorzunehmen und dabei „harmlose Autofahrer anzuhalten und abzukanzeln, weil sie die Geschwindigkeitsvorschriften übertreten hatten“, wie Buch-Autor Wolfgang Tilgner 1986 in seiner Elvis-Biografie wenig schmeichelhaft schrieb.
Im Februar 1976 ernannte ihn das Memphis Police Department, also die örtliche Poilzeibehörde, offiziell zum Police Captain der Reserve. Damit war er “regulär eingesetzt und bevollmächtigt, (...) um die Anordnungen der Stadt Memphis und das Strafrecht des Staates Tennessee durchzusetzen.“
Für diese Zeit, also ab Sommer 1973, läge es tatsächlich im Bereich des möglichen, dass Elvis mit einer Polizei-Harley durch die Straßen von Memphis fuhr und nach dem rechten sah.
Wenn man bedenkt, wie minutiös die Fans von Elvis alle seine Schritte überwacht und so ziemlich jeden Aspekt seines Privatlebens im Bild festgehalten haben (vor allem beim Verlassen seines jeweiligen Anwesens bzw. bei seiner Rückkehr), so fällt es einem schwer zu glauben, dass kein einziger von ihnen Elvis in seiner Funktion als Gesetzeshüter abgelichtet haben soll. Ich meine, vielleicht gibt es ja doch so einen Schnappschuss, der Elvis in den 70ern auf einer Polizei-Harley zeigt – man müsste es nur finden...
Interessant wären auch die Umstände für derartige Einsätze. Durfte Elvis die Polizei-Harley mit nach Hause nehmen oder musste er dafür erst auf das Polizeipräsidium fahren und die Maschine hinterher wieder dort abliefern? Gab es eine Kleiderordnung, die Elvis das Ausüben polizeilicher Aktivitäten nur in Uniform erlaubte (ein solches Foto von Elvis in der Uniform eines Police Captain samt Mütze gibt es zwar – nur eben keines mit einer Harley), oder war es ihm gestattet, in zivil zu agieren?
Fragen über Fragen...
Elvis ist Augenzeuge eines spektakulären Motorrad-Stunts
Dass Elvis bei seinen Konzerten vor Tausenden von Menschen auftrat, war für ihn schon lange zur Normalität geworden; dass aber er selbst einer von Tausenden war, die sich versammelten, um einem anderen zuzusehen, stellte eine seltene Ausnahme dar. Dies geschah am 8. September 1974 bei einem aufsehenerregenden Stunt des legendären Motorrad-„Artisten“ Evel Knievel, der mit einem außerordentlich waghalsigen Sprung über den Snake River Canyon im US-Bundesstaat Idaho etwa 12.000 Schaulustige anlockte (andere Quellen sprechen von bis zu 30.000!) – unter ihnen nicht nur Elvis, sondern auch die Hollywood-Stars John Wayne, Dustin Hoffman und Steve McQueen, wobei letzterer ebenfalls ein begeisterter Motorradfahrer war und in seiner persönlichen Sammlung auch mehrere Triumph-Modelle besaß, die er sogar bei richtigen Rennen fuhr!
Evel Knievel hatte schon zuvor mit halsbrecherischen Motorad-Stunts für Aufsehen gesorgt, und die Gefahr, sich dabei ernsthaft zu verletzen, kannte er nur zu gut. Seine bevorzugte Marke war – man ahnt es schon – Harley-Davidson und das Modell seiner Wahl eine XR-750, der die Sportster zu Grunde lag. So war es eigentlich nur naheliegend, dass der berühmte Motorrad-Hersteller aus Milwaukee mit dem berühmt-berüchtigten Stuntman im Show-Kostüm (übrigens samt Cape wie bei Elvis!) für sich Werbung machte – oder war es umgekehrt?! – und ihn in den 70er Jahren bei seinen Rekordversuchen größtenteils sponserte.
Für den Stunt, dessen Augenzeuge wie gesagt auch Elvis war, benutzte Knievel, damals 34 Jahre alt, jedoch kein Motorrad im herkömmlichen Sinne, sondern ein eigens angefertigtes, über 150.000 Dollar teures, sogenanntes „Sky-Cycle“, das zwar Räder aber auch einen Raketenantrieb hatte und in seiner zylindrischen Form mehr einer Rakete glich, zumal es von einer Startrampe per Knopfdruck abhob. Knievel selbst hatte sich übrigens kaum eine 50:50-Chance für das Gelingen der Canyon-Überquerung gegeben, nachdem keiner der Testläufe erfolgreich war und jedermann in seinem Umfeld ihm davon abriet, es zu versuchen. Er hatte aber, so Knievel, nun einmal sein Wort gegeben, den Stunt zu wagen, und so machte er es einfach. „Als ich auf den Startknopf schlug, dachte ich nur: Gott, hier komme ich!“, so Knievels Erinnerung.
Der Stunt ging dann tatsächlich schief, da sich der Landefallschirm bereits beim Start unplanmäßig geöffnet hatte und starker Gegenwind das Vehikel zurück in den Canyon drückte und schließlich zum Absturz brachte. Knievel hatte Glück im Unglück und trug nur geringfügige Verletzungen davon.
Ob Elvis zu dem Event passenderweise mit seiner Harley nach Idaho fuhr, ist mir leider nicht bekannt (wohl eher unwahrscheinlich), und darüber, ob es im Vorfeld oder nach dem Stunt zu einer Begegnung zwischen ihm und Evel Knievel kam, kann ich nur spekulieren; an Gesprächsstoff hätte es den beiden Harley-Enthusiasten sicher nicht gemangelt...
Am Rande sei noch erwähnt, dass es nur zwei Möglichkeiten gab, dieses Live-Spektakel mitzuverfolgen. Entweder man zahlte Eintritt und sah sich den Stunt samt Rahmenprogramm auf Großbildleinwand in einer geschlossenen Konzerthalle an („Big Screen Closed Circuit TV“) - beispielsweise im Portland Coliseum, wo der Einlass eine Stunde vor „Show Time“ um 13 Uhr Ortszeit erfolgte (versprochen wurde vollmundig „The most exciting two hour telecast ever“) - oder man fuhr, wie Elvis, direkt zum Ort des Geschehens, wo – so vermute ich mal – ebenfalls ein paar Dollar zu entrichten waren. Zu Hause konnte man die Show damals nicht miterleben – sie wurde weder im Fernsehen noch im Radio übertragen.
Als kurios könnte man übrigens den Umstand bezeichnen, dass ausgerechnet am Tag des Canyon Jumps Präsident Gerald Ford seinen republikanischen Amtsvorgänger Richard Nixon (der wegen der „Watergate“-Affäre im Monat zuvor zurück getreten war, um einem Amtsenthebungsverfahren zuvor zu kommen) amnestierte bzw. begnadigte, während sich seine beiden Söhne – wie Elvis – vor Ort in der Nähe von Twin Falls in Idaho den Stunt von Evel Knievel anschauten...
Das i-Tüpfelchen wäre natürlich ein Foto von Elvis bei diesem Event oder – noch besser – ein gemeinsames mit Evel „Daredevil“ Knievel – kennt jemand vielleicht so eines? Ist dem/der einen oder anderen vielleicht bekannt, ob aus dem Umfeld von Elvis irgend welche Einzelheiten über diese Reise nach Idaho überliefert wurden? Ich meine, er ist doch bestimmt von einigen seiner Leute begleitet worden...
1975 AMF-Harley-Davidson FL/FLH Electra Glide
Am 22. Oktober 1974 kaufte sich Elvis – möglicherweise aus den Einnahmen seiner jüngsten Tournee und dem anschließenden Lake-Tahoe-Gastspiel, das er eine gute Woche zuvor beendet hatte - nachweislich eine neue Harley. Dabei handelte es sich um eine nagelneue 1975er AMF Harley-Davidson FL/FLH Electra Glide (# 2A 108 68H5). Der Tank und beide Kotflügel waren in schwarz lackiert, während der Sitz und die zwei Seitengepäck-Koffer – beides in weiß – einen auffälligen Kontrast bildeten. An den Seitenflächen des Tanks schlängelte sich ein Streifenband in den Nationalfarben rot-weiß-blau entlang.
Von dieser Electra Glide sind mir bisher zwei Fotos mit Elvis bekannt: eines zeigt ihn mit seinem Cousin Billy Smith als Sozius beim Verlassen von Graceland, vermutlich 1975. Das zweite „Beweisfoto“ zeigt ein ähnliches Motiv (Elvis nähert sich, die Auffahrt herunter kommend, dem Music Gate), wobei er diesmal allein und mit Helm unterwegs ist. Die entlaubten Bäume im Hintergrund und Elvis’ scheinbar wattierte Jacke samt Kapuze deuten offenbar auf eine kalte Jahreszeit hin (Winter 1974/75 oder 1975/76?).
Die Maschine hat zum Glück für uns Fans „überlebt“ und wird gegenwärtig (zumindest war es vor ein paar Jahren so) in einer Niederlassung von Southeast Harley-Davidson in Bedford Heights, Ohio, ausgestellt. Dort konnte/kann der Besucher ganz dicht an das Bike heran treten, und ein Blick auf den Tacho verrät einen Kilometerstand von 2982 Meilen.
Vor allem von dieser Maschine wäre der Kaufvertrag unter Umständen sehr aufschlussreich, denn man würde erfahren, ob Elvis für diese Harley ein „älteres“ Modell (etwa die lilienweiße `71er Electra Glide?) in Zahlung gegeben hat, was ich jetzt mal annehmen würde, obwohl es ja nicht immer so war.
Für das Jahr 1976 ist auch eine nette Anekdote überliefert, die ich an dieser Stelle zum Besten geben will, ohne mir ganz sicher zu sein, ob es auch tatsächlich um die `75er Electra Glide geht; es könnte sich ebenso gut um ein aktuelles `76er Modell handeln, auf das ich noch genauer eingehen werde.
Hier aber erst mal die Geschichte, die aus dem Buch „Unknown Stories Behind The Legend“ von Jim Curtin stammt. Dieses Buch hatte ich schon in Teil 2 erwähnt, und da man mit alten Traditionen nicht brechen soll, möchte ich auch diesmal auf eine Übersetzung zurück greifen, die von der Forums-Userin Mona (Tschabo`s World of Elvis Presley) vorgenommen wurde, und die hoffentlich auch diesmal nichts dagegen hat:
1976 entschieden sich eines Tages 3 Polizisten, Elvis zu folgen, der gerade mit seinem Motorrad durch die Gegend fuhr. Als sie ihn aus dem Verkehr rechts ran winkten, fragte Elvis, was los sei und ein Officer sagte ihm, dass sie ihm folgen und ihn beschützen wollten. Elvis fragte, wovor sie ihn beschützen wollten und sie antworteten: "Nichts Besonderes. Wir wollen einfach nur sicher gehen, dass Ihnen nichts passiert. Wenn Sie uns brauchen sollten, sind wir direkt hinter Ihnen." Elvis sagte, er könne auf sich selbst aufpassen und dass er ihren Schutz nicht brauche. Dann raste er mit seinem Motorrad davon, mit 140 mph. Die Polizisten waren beleidigt, dass Elvis ihr Schutzangebot abgelehnt hatte. Sie jagten ihn und hofften, dass sie ihn erwischen würden, damit sie ihm einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung ausstellen könnten, aber sie erwischten ihn nie mehr.
Tja, so war er eben, der King. Er konnte schneller fahren, als die Maschine eigentlich her gab (sowohl die `75er Electra Glide als auch das `76er Nachfolgemodell konnten maximal auf 135 km/h (das entspricht etwa 84 mph) beschleunigen; die standardmäßige Geschwindigkeitsanzeige auf dem Tacho endete bei optimistischen 120 mph. Entweder hat Elvis also einen geheimen Zusatz-Power-Knopf betätigt, oder aber es waren 140 km/h statt mph gemeint, denn in der Praxis kann man eigentlich immer ein paar km/h mehr aus der Maschine heraus kitzeln, als in den Papieren steht.
Allerdings dürfte das Unfall-Risiko erheblich gewesen sein, mit Höchstgeschwindigkeit einigen Streifenpolizisten davon zu fahren, die es obendrein ja nur gut gemeint hatten.
Die Geschichte an sich gefällt mir aber irgendwie („Ich kann selbst auf mich aufpassen...“)...
Ich selbst hatte leider nicht die Möglichkeit, mir diese Maschine in Ohio anzusehen, und so weiß ich auch nicht, ob dort der Kaufvertrag vielleicht sogar mit ausgestellt ist (die Zulassung und ein „Beweisfoto“ sollen dort zu sehen sein).
1976 AMF-Harley-Davidson FLH Electra Glide 1200 "Liberty Edition" / "Liberator" Fairing
1976 war das Jahr, in dem Elvis erstmals Motorräder mit Frontverkleidung (im englischen fairing genannt) fuhr. Diese Verkleidung gab es schon seit den späten 60er Jahren, doch bisher hatte er stets darauf verzichtet und sich mit einem klassischen Windabweiser/Windschutzschild begnügt.
Gehen wir ein paar Jahre zurück: 1973 ging bei Harley-Davidson eine telefonische Anfrage von Craig Vetter ein, der sich erkundigte, ob Interesse an einer neuartigen Frontverkleidung für die FLH-Modelle bestünde, an der er gerade tüftelte. Die Vetter Fairing Company hatte sich bereits durch die sogenannten Phantom- und Windjammer-Verkleidungen einen Namen gemacht, und als man bei Harley-Davidson grünes Licht gab, wurde ein Prototyp gebaut, der nach ersten Tests im Januar 1974 von Willie G. persönlich in Augenschein genommen wurde. Noch im gleichen Jahr akzeptierte Dave Caruso von Harley-Davidson die Produktion des Liberator mittels Zuliefer-Vertrag, und ab Herbst 1974 konnte die Serienherstellung beginnen. 1975 begann der Verkauf des Liberator, der einen Stückpreis von 349 Dollar hatte. In Las Vegas sorgte der spektakuläre Liberator, der wahlweise in weiß oder schwarz mit gelben Seitenstreifen erhältlich war, dann erstmals für Furore.
Elvis, der es sich leisten konnte, hinsichtlich technischer Neuerungen und innovativer Designs immer auf dem neuesten Stand zu sein, fand auch am Liberator Gefallen, der ja nun wahrlich eine spektakuläre Optik bot.
Das Basis-Modell für Elvis’ Liberator war die 1976er AMF-Harley-Davidson FLH Electra Glide 1200 in der sogenannten „Bicentennial Liberty Edition“. Aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung wurde die Electra Glide mit verschiedenen Accessoires versehen.
Die Standard-Variante war mit dem sogenannten „BatWing“ Fairing ausgestattet, einer Frontverkleidung, die Dean Wixom bereits 1965 entworfen hatte. Auf ihr war ein großer Weißkopfseeadler auflackiert (aufgeklebt?), der das Harley-Davidson-Logo in seinen Klauen hielt, darüber die Jahreszahl 76 in den Nationalfarben. Auf dem „Liberator“ war dafür gar kein Platz, deshalb verblieb nur der Tank als Platz für ein solches – natürlich viel kleineres – Motiv. Auf das Logo unter dem Adler wurde wegen des Platzmangels verzichtet, stattdessen wurde eine Banderole mit dem Harley-Davidson-Schriftzug darüber gelegt. Das Tank Badge war das gleiche wie seit 1972, nun erstmals in Gold statt in Silber. Darunter wurden noch zwei kleinere Embleme („Made in USA“ und „Est. 1903“) platziert. Das gleiche Motiv, nur noch etwas kleiner und aus Metall, war auch am Öltank angebracht. Die Spiegelrückseite war mit einem goldenen Adler verziert und einer Banderole, in die „Live to Ride – Ride to Live“ und „Harley-Davidson“ eingraviert waren. Eine ähnliche Verzierung trug auch die Abdeckung der Lenker-Verschraubung. Elvis’ Harley besaß die zuletzt genannten Verzierungen zwar nicht, war aber trotzdem ein wahres Schmuckstück. Ein dritter Gepäck-Koffer hinter dem Sozius vervollständigte den imposanten Look der Maschine.
Bis Anfang 1977 waren bereits mehrere tausend Liberator-Einheiten fertiggestellt worden, wobei ein beträchtlicher Teil noch gar nicht ausgeliefert war. Am 26. Januar 1977, etwa um Mitternacht herum, kam es zu einem Großbrand auf dem Vetter-Gelände, bei dem sämtliche Gussformen und viele bereits fertig verpackte Liberators unwiederbringlich zerstört wurden. Die Produktion des Liberator wurde im Frühjahr 1977 eingestellt, und somit wurden alle zu diesem Zeitpunkt im Umlauf befindlichen Exemplare – natürlich auch das von Elvis – langfristig zu einem Sammler-Objekt.
Wieviele dieser Verkleidungen insgesamt hergestellt wurden, ist nicht genau zu belegen; die höchste bekannte Serien-Nr. ist die 5615, ihr heutiger Besitzer ein gewisser Glenn Lotz. Craig Vetter selbst (er besitzt übrigens den Liberator mit der kleinsten bekannten Serien-Nr. 1062) bezweifelt allerdings, dass angesichts der Brandschäden tatsächlich über 5.000 Stück zum Verkauf kamen.
Es liegt auf der Hand, dass Elvis den „Liberator“ mit besonderem Stolz und entsprechend häufig fuhr.
Schließlich boten die seitlichen Ablagefächer Platz für ein modernes Bord-Soundsystem, das dem Fahrer und seinem Sozius erlaubte, während der Fahrt Musik zu hören, was den Fahrgenuss natürlich enorm steigerte.
Die ersten mir bekannten Aufnahmen mit dem Liberator stammen vom 3. April 1976, als Elvis mit einer jungen, mir unbekannten Dame (ich nenne sie mal „Lady in Pink“) zu einer Spritztour von Graceland aus aufbrach und dabei mehrfach mit der neuen Harley dokumentiert wurde: angefangen dabei, wie er die Auffahrt herunter kommt (gefolgt von einem Begleiter in einem der Trikes), beim Passieren des Music Gate, beim Befahren des Elvis Presley Boulevard, beim Halten an einer Ampel aus einem Auto heraus usw. – mir sind mindestens zehn verschiedene Motive bekannt, alle in Farbe, und damit handelt es sich um die drittgrößte Harley-Foto-Serie von ein und demselben Anlass (Wertheimer machte am 4. Juli 1956 mindestens 12 Fotos von Elvis und der KH; der Lokalreporter, der Elvis am 2. April 1963 mit der Duo Glide ablichtete, drückte mindestens 11 mal auf den Auslöser).
Da er – so mutmaße ich - Anfang des Jahres noch mit dem 1975er Electra Glide-Modell gefahren ist, dürfte er den Liberator erst seit kurzem in seinem Besitz gehabt haben, schätze ich.
1976 AMF Harley-Davidson FLH Electra Glide 1200 / "BatWing" Fairing
Das mutmaßlich letzte Motorrad, das Elvis in seinem Leben bewegt hat, war eine weitere 1976er Electra Glide, lackiert in rot und weiß, die mit einer sogenannten „BatWing“-Frontverkleidung ausgestattet war und eine recht markante Rückenlehne für den Sozius besaß. Die technischen Daten waren im wesentlichen mit denen des „Liberator“ identisch; eine Neuerung war bei beiden Electra Glides ein vergrößerter Tank, der nun 25 statt 19 Liter Fassungsvermögen hatte.
Ich persönlich kenne nur eine einzige Aufnahme von Elvis auf dieser Maschine, doch leider sind kaum Details auf dem s/w-Foto zu erkennen. Das entscheidende Indiz ist der Windabweiser, der bei der „BatWing“ gewölbt ist, beim „Liberator“ hingegen nicht.
Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann doch noch ein „vernünftiges“ (Farb-)Foto von Elvis mit seiner rot-weißen „BatWing“-Harley auftaucht...
Das eben beschriebene Foto soll am 10. Mai 1976 aufgenommen worden sein und Elvis „auf seiner neuen Harley“ zeigen. Zu sehen ist er mit Helm, Lederjacke und – man ahnt es schon – Zigarre bzw. Zigarillo und bricht offenbar zu einer Spritztour von Graceland aus auf. Ob er allein oder mit Sozius fährt, kann man nicht erkennen.
Elvis-Fan Karin Signer aus Lausanne in der Schweiz flog im Herbst 1976 in der Hoffnung nach Memphis, einen Blick auf Elvis erhaschen zu können. Mit viel Glück kam es während ihres Aufenthaltes dort zu einer nächtlichen Begegnung mit Elvis, der mit seiner neuen Harley eine kurze Ausfahrt unternommen hatte und vor seiner Rückkehr nach Graceland einen Zwischenstopp an einer nahegelegenen Tankstelle einlegte. Hier einige Auszüge aus den Erinnerungen von Karin, wie sie im Juli 1994 in der Nr. 8 des österreichischen Fan-Magazins „Bringin’ It Back“ abgedruckt wurden:
(...) Seit über 8 Stunden lauerte ich vor den Music Gates von Graceland. Meine ganze und ausschließliche Tätigkeit bestand darin, die Ausfahrt zu beschatten. (...)
„Sie sind hinten hinausgefahren!“ [, rief jemand.] Sie hatten sicherlich gewusst, dass wir auf ihn lauerten und sich deshalb entschieden, mit ihren Motorrädern die hintere Ausfahrt zu benutzen und den Elvis Presley Boulevard hinunter zu brausen. Elvis, als erster, war trotz der Entfernung leicht zu erkennen. Obwohl er sich aus seinem eigenen Grundstück durch den Hintereingang hinaus geschummelt hatte, waren an seinem Motorrad beide Blinker eingeschaltet – er war nicht zu übersehen. Es schien, als wolle er trotz seiner Flucht die Aufmerksamkeit aller auf sich lenken. Ein paar andere Jungs eskortierten ihn mit ihren Maschinen.
„Da ist Elvis!“, schoss es mir durch den Kopf. „Da ist er, seine eigene Straße hinunterfahrend!“
Ich konnte nicht fassen, ihn gesehen zu haben – von weit, weit weg, aber immerhin: Ich hatte ihn nie zuvor gesehen! Ein paar der Fans sprangen hektisch in ihre Autos und verfolgten die Motorräder. Der Rest von uns blieb zurück, da wir dachten, es wäre nicht fair, ihn kreuz und quer durch die Stadt zu jagen. (...)
Wir warteten die längsten 15 Minuten meines Lebens (...). Da nicht viel Verkehr war, hörten wir die Motorräder nach einer Weile zurück kommen. Nachdem wir auf den Boulevard gelaufen waren, stellten wir fest, dass er zur Vicker`s Tankstelle abgezweigt war. „Los, fahren wir hin und treffen ihn!“, riefen alle. (...) Ich war ein wenig skeptisch. Ob ich ihn dann nicht erst recht verpassen würde?
„Yeah, geht nur hinunter! Ich bin sicher, er wird eine Weile bleiben!“, beruhigte uns Harold. „Mach dir keine Sorgen, Karin!“
Auf diese Weise ermutigt, setzten auch wir uns in den Wagen und erreichten die Tankstelle in einer Zeit, die vollkommen zu Unrecht nicht im Guiness Book Of Records verzeichnet ist. Später habe ich erfahren, weshalb Harold Elvis’ Verhalten vorhersagen konnte: Elvis hatte seinen eigenen Benzinvorrat in Graceland und absolut keinen Grund, eine Tankstelle aufzusuchen – ausgenommen den Fall natürlich, dass er ein paar Fans sehen wollte.
(...) Er begann zu plaudern und zu scherzen, was uns alle wunderbar entspannte. Sehr schnell war die staunende Ehrfurcht vor dem Superstar gewichen und wir standen um ihn herum wie um einen guten, alten Freund.
(...)
Ein Fan fragte ihn nach der Sheriffplakette auf seiner Brust, worauf er uns erzählte, dass er Deputy Sheriff von Tennessee, ehrenhalber, sei.
(...) Er war bestens aufgelegt und schien unsere Gegenwart zumindest ebenso zu genießen wie wir die seine. Irgendeiner aus der Memphis-Mafia warnte ihn: „Laß uns gehen, Elvis, es wird voll hier!“. Elvis schüttelte energisch den Kopf und entgegnete: „Nein, ich möchte noch eine Weile bleiben. Außerdem haben diese Leute mitgeholfen, Eure Motorräder zu bezahlen, also bleiben wir noch.“
(...) „Jetzt möchte ich, dass ihr euch mein neues Motorrad anseht! Ich habe es erst seit ein paar Monaten!“. Es war eine Harley-Davidson und das war für mich als Laien auch schon alles, was ich verstand, als Elvis anfing, die Details dieser Maschine wortreich zu erläutern. Sie war wunderschön, das konnte ich erkennen. Elvis lobte den Mann, der die Maschine bemalt hatte, in höchsten Tönen: „Er hat großartige Arbeit geleistet, alles Handarbeit!“ Wir stimmten zu, dass das Motorrad ein Glanzstück war und seine Augen strahlten so voller Freude, dass man die Straßenbeleuchtung ohne weiteres abdrehen hätte können. So war uns seine Reaktion auf das, was nur wenige Momente später geschah, durchaus verständlich: Einer aus seiner Truppe dachte wohl, es sei komisch, als er sich gerade in diesem Augenblick auf Elvis` Harley setzte. Der forderte ihn auf, sofort runterzusteigen, aber einer der Fans kramte plötzlich eine Kamera hervor, um ein Foto zu machen. Stirnrunzelnd bedachte Elvis den Mann auf der Harley mit einem finsteren Blick und bemerkte trocken: „Lächle – es könnte dein letztes Foto sein!“ Alle rundherum lachten (...)
Viel zu früh entschied Elvis schließlich, dass es Zeit für ihn wäre, zu fahren, und für uns, ein wenig zu schlafen. Er machte sich fertig, setzte sich auf seine Harley und startete die Maschine. (...)
Zwei Dinge sind an Karins Erlebnis im nachhinein zu bedauern: Zum einen erwähnt sie keine Details der Harley (nicht einmal die Farbe), und zum anderen zeigen auch die Erinnerungsfotos (zumindest die mir bisher bekannten), die wohl hauptsächlich David Stanley mit Karins Fotoapparat gemacht hat, nicht das kleinste Teil der Maschine – was umso ärgerlicher ist, da es sich um Farbfotos in recht guter Qualität handelt!
Anhand der vorliegenden Informationen kann ich die besagte Harley leider nicht zweifelsfrei identifizieren. Vermutungen wurden geäußert, dass es sich um den „Liberator“ handelte, mit dem er und Linda Thompson in der Nacht des 4. Oktober 1976 bei ihrer Rückkehr nach Graceland in womöglich der gleichen Nacht (weil in dem gleichen Outfit wie auf den Tankstellen-Fotos) fotografiert wurden. Karins Bemerkungen wie „wunderschön“, „Glanzstück“ oder jene von Elvis selbst, der von „Handarbeit“ sprach, könnten meiner Meinung nach auch auf die rot-weiß lackierte Electra Glide zutreffen, die rein optisch einen größeren Eindruck auf einen weiblichen Betrachter gemacht haben dürfte, als das Schwestermodell in schlichtem Schwarz mit gelben Seitenstreifen. Das wiederum bleibt aber nur eine Vermutung, denn die speziellen Details auf dem Tank des „Liberator“ waren durchaus auch ein Blickfang, wobei ich nicht sicher weiß, ob diese von Hand aufgemalt oder einfach nur aufgeklebt und überlackiert wurden...
Ebenfalls erstaunlich ist, dass Karin in ihrer Geschichte keine weibliche Begleiterin von Elvis erwähnt. Sollte dies ein Indiz dafür sein, dass Elvis in dieser Nacht nicht mit Linda unterwegs war, dann könnte es sich womöglich doch um die rot-weiße Harley gehandelt haben.
Ein gewisser Larry Blong beschrieb ebenfalls diese nächtliche Zusammenkunft an Vicker's Tankstelle in Memphis, wobei er sie konkret auf den 4. Oktober 1976 datiert. Auch er spricht leider nur allgemein von einer Harley, ohne Auffälligkeiten zu beschreiben, die auf ein bestimmtes Fabrikat hindeuten könnten. An einer Stelle findet sich lediglich folgende Bemerkung:
"Im Gespräch mit dem in Memphis ansässigen Alan Wade (ich glaube, so war sein Name) sagte dieser, (dass derjenige, der) Elvis das Gemälde auf seine Harley gemalt hat, einen fantastischen Job gemacht (hätte)." Von einem größeren Bildnis, das man ein Gemälde nennen könnte, kann weder beim "Liberator" noch bei der "BatWing" die Rede sein, es sei denn, man versteht den Weißkopfseeadler mit der "Harley-Davidson"-Banderole am Tank des "Liberator" als ein solches. Larry erwähnt in seinen Erinnerungen übrigens auch Lisa Marie, die offenbar ihre Herbstferien in Memphis verbrachte.
Angeblich, so berichtet Larry weiter, sei in dieser Nacht auch gefilmt worden; die Rede ist von etwa 15 Minuten Footage in Farbe, und Ausschnitte daraus seien vorübergehend auf YouTube zu sehen gewesen ("Elvis verkleidet als Polizist"). Ich selbst habe derartige Filmaufnahmen nie gesehen und kann daher auch keine Mutmaßungen darüber anstellen, ob dort die Harley zu sehen ist oder nicht.
Für den Moment jedenfalls deutet alles auf die schwarze Electra Glide hin...
Anders als z.B. beim Reiten oder dem Karate-Sport verlor Elvis nie das Interesse am Motorradfahren, und so wurde er in den letzten Monaten seines Lebens mehrfach in und um Memphis auf einer seiner Harleys gesichtet; Anfang Mai 1977 wurde Elvis u.a. auch dabei beobachtet, wie er mit einem seiner Motorräder auf dem Gelände von Graceland herum kurvte.
„Elvis liebte seine Eltern und sprach mit mir bei verschiedenen Gelegenheiten über seine Mutter. Ich weiß, dass er sie wirklich sehr vermisste. Er wollte mir zeigen, wo er geboren wurde und verschiedene andere Orte, die mit seiner Vergangenheit zu tun hatten, und so fuhren wir oft mit seinem Motorrad in der Stadt umher oder Richtung Tupelo“, erinnerte sich Ginger Alden später in einem Interview.
An eine Ausfahrt Ende Juli erinnerte sich beispielsweise Julia Butler, ein fanatischer Elvis-Fan, wie folgt:
Das letzte Mal sah ich ‚Elvis at home’ im Juli 1977. Nachdem wir bei den letzten drei Konzerten seiner letzten Tournee gewesen waren, reisten Teresa und ich nach Memphis.
Zuerst sahen wir Lisa Marie in einem weißen Cadillac ankommen; sie würde ihre Ferien hier verbringen. Wir vermuteten, dass Elvis diese Nacht nicht ausgehen würde, also entschlossen wir, früh zu Bett zu gehen. Um 2 Uhr 30 morgens begaben wir uns ins Hotel, nicht ohne vorher jemanden instruiert zu haben, uns anzurufen, falls irgendetwas passieren sollte.
Nach fünf Minuten klingelte das Telefon uns jedoch aus den Federn und eine Stimme sagte:
„Er ist gerade mit seinem Motorrad rausgefahren!“
In wilder Hektik zogen wir uns wieder an und hetzten nach Graceland. Gerade rechtzeitig, um Elvis zurückkehren zu sehen; aber er fuhr nicht nach Hause, sondern an den Gates vorbei. Ginger Alden war hinter ihm und Billy Smith war auf einem weiteren Motorrad. Elvis trug einen dunkelblauen Trainingsanzug mit weißen Streifen an den Beinen, eine Lederjacke, dazu einen Sturzhelm und Brillen.
Nach einer weiteren Stunde war er wieder da. Diesmal rollte er auf seinem Motorrad langsam die Auffahrt hinauf und lächelte den wenigen Leuten, die ausgeharrt hatten, zu. Ich werde nie erfahren, wo er in dieser Stunde war, aber es war das letzte Mal, dass ich Elvis sah – und das werde ich nie vergessen.
(Ich hoffe sehr, dass man es mir nicht verübelt, wiederholt aus der „Bringin’ It Back“-Magazin-Reihe zu zitieren, diesmal aus der Nr. 7, aber ich halte derartige Augenzeugenschilderungen für eine unverzichtbare Bereicherung. Wenn ich nur auf die Geschichte hinweise, und der Leser ist nicht im Besitz des genannten Magazins, dann ist der Lesefluss gestört und die ganze Sache irgendwie unrund. Ich versteht bestimmt, wie ich das meine.)
Auch bei dieser Geschichte haben wir leider wieder das Problem, das weder Farbe noch andere Fahrzeug-Details genannt werden, sodass sich nicht sagen lässt, ob Elvis auf der schwarzen oder der rot-weißen Electra Glide unterwegs war. Letztlich ist das auch nicht entscheidend, aber mich persönlich interessiert es schon, wann Elvis mit der einen und wann mit der anderen „Hog“ gefahren ist.
Am frühen Abend des 11. August wurde Elvis dabei fotografiert, wie er allein auf seiner schwarzen Electra Glide nach Graceland zurückkehrte, nachdem er auf dem Forest Hill-Friedhof - kurz vor dem Todestag seiner Mutter Gladys - frische Blumen an ihr Grab gebracht hatte. Offenbar hatte er nicht den direkten Rückweg genommen, denn wie das eine Foto zeigt, kam er aus der entgegen gesetzten Richtung zurück.
Die letzte Fahrt
Am Abend des 14. August 1977, drei Tage vor dem Start einer neuen, 12-tägigen Tournee und deshalb wohl etwas angespannt, suchte Elvis nach eigenem Bekunden ein wenig Abwechslung und beschloss, gemeinsam mit seiner Freundin Ginger eine Motorradspritztour auf der „Harley Hog“ zu unternehmen; als Begleitung schlossen sich sein Leibwächter Al Strada, sein Cousin Billy Smith und dessen Frau Jo an.
Billy erinnerte sich später: "Wir fuhren hinaus zum dry run, wie Elvis es nannte: nördlich auf den Elvis Presley Boulevard, hinunter zur Brooks Road, rechts der Brooks Road auf die Interstate 55 in südlicher Richtung bis zum Shelby Drive, von dort zurück zum Elvis Presley Boulevard und wieder nach Graceland. So unberechenbar und sprunghaft wie er war, saß er auf dem Motorrad und schüttelte seinen Kopf. ‚Genug, ich glaube, wir stellen sie besser wieder ab. Ich bin zu wild und verletzlich.’"
Paul MacLeod, Besitzer des Elvis-Museums “Graceland Too” in Holly Springs, Mississippi (eine Art allumfassendes Elvis-Archiv), hielt sich nach eigener Aussage im August 1977 seit ein paar Wochen in Memphis auf und besuchte Nacht für Nacht das Music Gate vor Graceland. „Ich kannte alle Wächter, die damals Dienst taten, und ich war morgens, mittags und nachts dort und begleitete sie bei ihren Runden.“
Ausgestattet mit einer Super 8 Film-Kamera sowie einer 35-Millimeter-Minolta-Kamera samt Stativ und einem starken Objektiv mit einer Brennweite von 400 Fuß, will McLeod auch diese letzte Spritztour auf 8mm gebannt haben. „Nun, das war, bevor er starb. Ich erwischte ihn in jener Nacht, als er dieses Motorrad fuhr, eine rote und verchromte Harley Davidson Electra Glide – die gleiche, die sie in diesem Museum ausstellen. Ginger Alden, dieses Mädchen, das den größten Entertainer der Welt tot auffand, saß hinter ihm auf der Maschine.“ Die tatsächliche Existenz eines solchen, bislang unveröffentlichten Videos ist umstritten, doch Paul MacLeod bleibt beharrlich dabei, dass er im Besitz des letzten Video-Films von Elvis vor seinem Tod ist. „Es handelt sich dabei um etwa 90 Sekunden Footage, die Elvis zeigen, wie er mit seiner Freundin auf seinem Motorrad die Auffahrt herunter kommt“, so die ergänzende Aussage von Elvis Aaron Presley MacLeod, dem Sohn von Museumsleiter Paul. Das Videoband soll übrigens gut verschlossen an einem sicheren Ort lagern, bis das Copyright dafür angemeldet ist und das Band sicher kopiert wurde.
Da diese Äußerungen jedoch schon vor mehreren Jahren gemacht wurden, ohne dass bisher ein derartiges Video irgendwo zu sehen war, kann erneut darüber spekuliert werden, ob es überhaupt eine solche Aufnahme gibt, und wenn ja – in welcher Qualität.
Aber wie auch immer, es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass Elvis eine Ausfahrt mit einem Motorrad unternahm, ein allerletzter Ritt auf einer Harley, denn nur zwei Tage später ging die Nachricht vom plötzlichen Ableben des King of Rock`n`Roll um die ganze Welt...
Theoretisch müssten die Kfz-Papiere (Kaufvertrag, Fahrzeugbrief, Zulassung) für die beiden Electra Glides, die Elvis zum Zeitpunkt seines Todes in seinem Besitz hatte, dem Elvis Presley Estate vorliegen – ebenso wie jene vom Chopper, das sagte ich ja schon. Alle drei Maschinen gehörten zum Nachlass, und aus ihnen gehen sowohl der Kaufzeitpunkt, der Preis als auch technische Details hervor, und wir wüssten dann auch, ob Elvis jeweils eine „alte“ Harley in Zahlung gegeben hat und wenn ja, welche.
Hat da jemand vielleicht ein paar Zusatz-Infos?
Das letzte Fahrzeug Marke Harley-Davidson, das Elvis meines Wissens nach kaufte, war übrigens ein kobaltblaues Golf Cart, das er seiner inzwischen fast neunjährigen Tochter Lisa Marie zum letzten gemeinsamen Weihnachtsfest 1976 schenkte. Lisa, die seit der Trennung der Eltern bei ihrer Mutter Priscilla in Kalifornien lebte, konnte damit allein auf dem Gelände von Graceland herum fahren, wenn sie ihren Vater während der Ferien in Memphis besuchte – letztmalig im August 1977. Der Motor war entsprechend gedrosselt, so dass sie relativ gefahrlos damit umher brausen konnte, ohne auf ihren Aufpasser „Onkel David“ (einer von Elvis’ Stiefbrüdern) angewiesen zu sein. Obendrein hatte Elvis in großer Schrift ihren Namen („Lisa“) auf das Cart lackieren lassen.
Auf Fotos sieht man, wie sie andere Kinder in ihrem Gefährt mitnimmt und beim Herumfahren auf dem weitläufigen Anwesen offenbar viel Spaß hat. Wann die Bilder gemacht wurden – etwa im August 1977? – kann ich nicht mit Sicherheit sagen.
Auch Elvis selbst liebte es, mit einem Harley-Davidson-Golf Cart kreuz und quer über sein Anwesen zu jagen und dabei die Grenzen der Schwerkraft auszuloten. Es gibt viele Fotos, die ihn entweder allein oder in Begleitung von Priscilla, später auch Linda Thompson oder Billy Smith zeigen.
Als Elvis 1977 starb, besaß er nicht weniger als sechs Golf Carts der Marke Harley-Davidson; eines ist heute im Elvis Presley Automobile Museum gegenüber von Graceland ausgestellt.
Das alles erwähne ich aber nur am Rande, da ein Golf Cart bekanntlich mehr als zwei Räder hat...
Harley-Eskorte bis zur letzten Ruhestätte
Als man den verstorbenen King am Nachmittag des 18. August 1977 zu seiner (vorerst) letzten Ruhestätte auf den unweit von Graceland gelegenen Forest Hill Friedhof überführte, wurde der Leichenwagen nicht nur von einem Konvoi aus 16 weißen Cadillacs begleitet, sondern auch zehn Harley-Davidson-Motorräder der örtlichen Polizei flankierten die Limousine mit dem Sarg. Dabei fuhren drei Beamte in Pfeilspitzenformation vor dem Konvoi, je zwei direkt neben dem Leichenwagen und weitere drei auf der dem Bürgersteig zugewandten rechten Seite, wo sich Trauernde und Schaulustige entlang der gesamten Wegstrecke in mehreren Reihen hintereinander versammelt hatten.
Viele Polizeibeamte, die an der Strecke als Sicherungskräfte postiert worden waren, grüßten den sich heran nähernden Leichenwagen spontan mit einem Ehrensalut bei abgesetzter Mütze, was eine besondere Geste des Respekts für den einstigen Deputy Sheriff von Shelby County war.
Nachdem der Trauerzug mit engen Freunden und Angehörigen die Einfahrt zum Friedhof passiert hatte, folgte an dessen Ende noch eine kleine Abordnung der berühmt-berüchtigten Hell`s Angels, die auf ihren Harley-Choppern dem King die letzte Ehre erwiesen, während ein Sozius noch Fotos zur persönlichen Erinnerung machte.
Zu sehen sind diese bewegenden Filmaufnahmen u.a. in der NDR-Dokumentation „Elvis- Ein amerikanischer Tod“, die 1978 erstmals gesendet wurde.
Eine der zehn erwähnten Polizei-Harleys, so heißt es, wird im American Police Motorcycle Museum in Meredith, New Hampshire, unweit von Laconia, ausgestellt (Stand: Sommer 2013).
Angeblich führte diese Maschine den Trauer-Konvoi an, doch Fotos vom 18. August 1977 beweisen, dass nur zwei der Polizei-Harleys eine weiße Frontverkleidung wie das Bike in der Ausstellung hatten, und das Fahrzeug an der Spitze hatte definitiv keine. Die beiden in Frage kommenden Harleys fuhren direkt neben dem Leichenwagen her: die eine auf der rechten Seite (in Fahrtrichtung) am Ende (farbiger Cop), die andere auf der linken Seite als Erste (weißer Cop). Beide scheiden meiner Meinung nach aber aus, da sie weiße statt schwarze Seitengepäckbehälter besaßen und – viel entscheidender – ein abweichendes Polizei-Logo auf der Frontverkleidung trugen!
Mag sein, dass es eine möglicherweise unangebrachte Haarspalterei meinerseits ist, aber da wir nun mal eine Vergleichsmöglichkeit haben, bin ich im Zweifel immer für die Wahrheitsfindung. Sorry.
Die Polizei-Harley in Meredith ist somit - ich sage das sehr vorsichtig und unter Vorbehalt - möglicherweise nicht am 18. August 1977 als Begleitschutz von Elvis Presley zu dessen letzter Ruhestätte eingesetzt worden, doch als Vergleichsmodell zum Zwecke der Veranschaulichung hat dieses Bike auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung in der Ausstellung. Sicher ist nur, dass die Aussage „the motorcycle (...) led Elvis Presley’s funeral procession“ mit Fotos nicht zu belegen ist.
Der gesamte Fuhrpark, darunter auch die drei Motorräder, verblieben 1977 vorerst in den Garagen/Carports hinter dem Haupthaus. Zum Zwecke der Bestandsaufnahme fuhr man sie später ins Freie, wo sie auch fotografiert wurden, denn bis November 1977 musste Elvis’ Vater Vernon für das Hinterlassenschaftsgericht in Memphis eine ausführliche Inventarliste von Graceland erstellen. Auf dieser fallen mehrere fehlerhafte Eintragungen auf (beispielsweise wurde aus der Electra Glide eine Electric Light, oder das Baujahr des schwarzen Ferrari lautete 1967 statt 1975). Ich glaube, man kann erahnen, wie sehr die ganze Verantwortung auf Vernon Presley lastete, der sich als testamentarisch bestimmter Nachlassverwalter um so viele Dinge kümmern musste, wo er doch lieber – das ist zu vermuten - in aller Stille um seinen Sohn getrauert hätte und überdies ein schwaches Herz hatte.
Anfang Juni 1982, mit der Eröffnung Gracelands als Museum (sowohl Vernon Presley als auch Elvis’ Großmutter Minnie Mae waren inzwischen verstorben), konnten Fans dann erstmals die Motorräder bei einem Rundgang durch das Anwesen bestaunen; das Elvis Presley Automobile Museum innerhalb des „Graceland Visitor Center“ genannten Besucher-Zentrums auf der anderen Seite des Highway wurde erst später eröffnet und beherbergt seither natürlich auch die Motorräder.
Welche Harley wäre wohl Elvis’ nächste gewesen?
Zu den letzten neuen Harley-Modellen, die noch zu Elvis` Lebzeiten auf den Markt kamen, gehörten zum einen die 1977er Harley Davidson FXS Low Rider, zu deren auffälligsten Merkmalen ein Lenker im Drag-Style, eine Metallic-Lackierung oder die in weiß beschrifteten Reifen gehörten, als auch der sogenannte 1977er XLCR Café Racer, das zweite von Willie G entworfene Custom Bike. Ob der Low Rider, an und für sich ein sehr formschönes Bike, wirklich in Betracht zu ziehen ist, scheint mir fraglich, da Elvis ja praktisch nicht für Sportster-Varianten jeglicher Art zu begeistern war. Der Cafe Racer kommt meiner Meinung nach noch viel weniger in Betracht, da er ein sehr gewöhnungsbedürftiges Design hatte und offenbar auch für den Geschmack der breiten Käuferschicht etwas zu radikal war, denn wegen zu geringer Nachfrage wurde die Produktion bereits im Folgejahr wieder eingestellt.
Zuguterletzt wurden die Modell-Reihen Super Glide, FLH Electra Glide und die drei Sportster-Varianten (XLH, XLCH und XLT) als limitierte 1977er Confederate Editions angeboten. Hierbei war die Grundfarbe grau-metallic, und den Tank zierte die sogenannte Rebellen-Fahne der Konföderierten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, die oberhalb des blauen Tank Badges positioniert war. Diese Flagge (auch Southern Cross, also Kreuz des Südens, genannt) war auch an der „BatWing“-Frontverkleidung sowie an den Gepäckbehältern angebracht, und den vorderen Kotflügel schmückte das angedeutete Kordelgeflecht vom Ärmel eines Südstaaten-Generals.
Wegen der öffentlichen Zurschaustellung eben dieser Südstaatenflagge, die bis heute mit rassistischen Tendenzen assoziiert wird, war die Confederate Edition nicht unumstritten und wurde relativ schnell wieder aus dem Verkaufskatalog genommen. Speziell von der „Confederate“ Electra Glide wurden lediglich 44 Stück produziert, von der XLCH Sportster 45 Exemplare und von der XLT Sportster sowie der FLHS jeweils gar nur 15, was diese Fahrzeuge heute zu begehrten Sammler-Objekten macht. Nur die Super Glide und die XLH Sportster erreichten Produktionszahlen im dreistelligen Bereich, doch von keiner wurden mehr als 300 Stück gebaut.
Da Elvis es stets vermied, in der Öffentlichkeit politisch Stellung zu beziehen (man denke da beispielsweise an die Pressekonferenz im Juni 1972 vor den Auftritten im Madison Square Garden in New York, wo er einer Frage zum Vietnamkrieg auswich), könnte man mutmaßen, dass er – um nicht ungewollt zu polarisieren - wohl Abstand davon genommen hätte, sich dieses Bike zu kaufen; andererseits war Elvis nun mal ein Sohn des Südens, und die Textzeile „In Dixieland that’s where I was born“ in der American Trilogy war, obwohl nicht seiner eigenen Feder entsprungen, autobiographisch.
Ich stelle mir gern vor, dass es trotz aller Bedenken diese „Confederate“ Electra Glide gewesen wäre, mit der sich Elvis – vielleicht nach der August-Tour 1977– belohnt hätte, doch wäre er wirklich schon bereit gewesen, sich von einer der beiden wunderschönen `76er Electra Glides zu trennen, die noch nicht einmal ein Jahr alt waren?!
Leider werden wir auf diese Frage nie eine Antwort erhalten, wir können nur spekulieren...
Unter Vorbehalt
Wie ich es bereits in den ersten beiden Teilen gemacht habe, möchte ich auch an dieser Stelle noch auf einige „Mystery“-Bikes eingehen, die in Wanderausstellungen gezeigt werden/wurden und mit dem Vermerk „owned by Elvis“ versehen sind/waren, ohne dass mir Fotos/Dokumente bekannt sind, die Elvis entweder als Besitzer oder wenigstens als Fahrer der jeweiligen Maschine dokumentieren.
Um ehrlich zu sein, macht mich die doch recht große Anzahl der Harleys, die Elvis gehört haben sollen, etwas skeptisch, und mir reicht es nicht, eine „Original Elvis-Harley“ als solche zu akzeptieren, nur weil so eine Maschine aufpoliert auf einem Sockel präsentiert wird und im Hintergrund ein paar Plattenhüllen, Poster oder diverse Kitsch-Artikel von Elvis die Authentizität untermauern sollen.
Ich persönlich benötige ein Foto (ein echtes, wohlgemerkt!), das Elvis auf, an, vor oder hinter der entsprechenden Maschine zeigt (meinetwegen auch beim Schrauben darunter) oder mindestens eine Erwähnung/Beschreibung der Maschine aus verlässlicher Quelle. Ein stichhaltiger Beweis wäre natürlich der Kaufvertrag oder die KfZ-Zulassung, doch diese Papiere bekommt man nur in den seltensten Fällen zu Gesicht – und schließlich ist nicht bei allen tatsächlichen Elvis-Harleys der Verbleib zu eruieren.
Meine Chronistenpflicht ist es aber, diese angeblichen oder auch tatsächlichen Harleys aus dem Besitz von Elvis Presley wenigstens zu erwähnen. Über die Echtheit kann ich aus der Fernbetrachtung natürlich keine Aussage treffen.
1970-75 (?) AMF Harley-Davidson Sportster
In einer Filiale des Hard Rock Cafe in Downtown Miami, Florida, wurde vor ein paar Jahren eine in hell- und dunkelblau lackierte Sportster mit hoher Sozius-Rückenlehne ähnlich des 1966er Chopper ausgestellt, die Elvis gehört haben soll. Einen Hinweis auf das Baujahr liefert die Zahl „1“ auf der Getriebe-Einheit; dieses neuartige Logo in den Farben der amerikanischen Flagge wurde erst 1970 eingeführt, wie ich anfangs schon angemerkt hatte.
Ein „Beweisfoto“ mit Elvis könnte für Klarheit sorgen, aber ein solches ist mir bisher nicht bekannt.
1976 AMF-Harley-Davidson Electra Glide 1200 (schwarz/blau)
1998 präsentierte die „Pioneer Auto Show“ in Murdo im US-Bundesstaat South Dakota „Elvis Presley’s personal Harley-Davidson“. Die im Motorcycle Room ausgestellte Maschine ist eine 1976er AMF Harley-Davidson Electra Glide 1200 (ccm) und hatte einen Tachostand von 1.200 Meilen; zugelassen war sie angeblich noch immer auf den Namen Elvis A. Presley, wie es hieß („The title is still in the name Elvis A. Presley“). Aktueller Besitzer war ein gewisser Dave Geisler.
Die Maschine – wahlweise mal mit, mal ohne Windschutzscheibe ausgestellt - wurde/wird in einer Art Glasvitrine präsentiert, so dass der überneugierige Fan nicht Hand anlegen kann – dekoriert mit einem gemalten Elvis-Portrait im Hintergrund und mehreren Plattenhüllen sowie einem Original-Seidenschal aus der Show in Rapid City während der Juni-Tournee 1977. Erwähnenswert wäre u.a. die interessante Lackierung in schwarz und blau, vermutlich Handarbeit. Hierbei darf ich noch einmal an die Inventarliste von 1977 erinnern: dort tauchen nur zwei Electra Glides Baujahr `76 auf, und beide wurden bereits vorgestellt! Ein Ausschlusskriterium ist das sicher nicht, und man bedenke, dass auch kein moderner Cadillac dort auftaucht, obgleich Elvis zu Beginn des Jahres (womöglich schon Ende 1976?) einen prächtigen, zweifarbigen 1977er Cadillac Seville in silbergrau und bordeaux nachweislich kaufte und auch fuhr, bevor der Wagen wenig später seinen Besitzer wechselte.
Natürlich wäre ein „Beweisfoto“ von Elvis mit dieser speziellen Harley über jeden Zweifel erhaben, und wer weiß – vielleicht zeigt dieses s/w-Foto, das ich persönlich der rot-weißen BatWing Electra Glide zugeschrieben habe, am Ende den King auf dieser schwarz-blauen Electra Glide?!
Ich möchte jedenfalls alle Elvis-Fans, die zufällig die besagte Ausstellung in Murdo besucht haben (bzw. die Harley in einer Wanderausstellung irgendwo anders gesehen haben) bitten, uns mitzuteilen, was auf den Dokumenten zu lesen ist, die innerhalb der Vitrine ausgestellt sind/waren. Handelt es sich etwa um den Kaufvertrag und/oder die Zulassung? Hat jemand diese Tafeln im Detail fotografiert und kann nähere Auskünfte geben? Auf den mir vorliegenden Fotos sind die Dokumente leider unleserlich.
1976 AMF Harley-Davidson Sportster
Im Sommer 2003 wurde in England, genauer gesagt, in der Beatles-Heimstadt Liverpool, eine Ausstellung unter dem Titel „Fingerprints of Elvis“ eröffnet, mit der nicht zuletzt auch der Einfluss des King auf die Entwicklung des sogenannten Mersey Beat-Sounds in Großbritannien in den frühen 60er Jahren gefeiert werden sollte. Hauptattraktion war eine schwarze 1976er AMF Harley-Davidson Sportster, die Elvis’ Stiefbruder David Stanley in einem Interview im Vorfeld der Ausstellungseröffnung als „owned by Elvis“ bezeichnete. Etwas ausführlicher antwortete er auf eine entsprechende Frage: „Ich denke, mein Lieblings-Ausstellungsstück ist das Harley-Davidson-Motorrad. Ich verbrachte viel Zeit damit, zusammen mit Elvis Motorrad zu fahren – mit diesem speziellen, das hier ausgestellt ist, bin ich damals sehr oft gefahren. Wissen Sie, wir waren ein Haufen Jungs, die alle gern mit dem Motorrad herumfuhren – wenn man sich so etwas ansieht, kommen eine Menge Erinnerungen wieder hoch.“
Aus dieser Aussage ist meiner Meinung nach zu entnehmen, dass Elvis zwar dieses Bike offenbar gekauft hat, doch gefahren ist wohl vor allem David damit. Denkbar wäre auch, dass Elvis seinem „brother-in-law“ die Sportster schlicht und einfach „spendiert“ hat (komisch nur, dass David dies in dem Interview nicht erzählte...).
Zumindest ist mir – bisher – kein Foto bekannt, das Elvis auf einer `76er Sportster zeigt; meines Wissens nach gibt es überhaupt kein Foto, das Elvis auf irgend einer Sportster zeigt – die einzige Ausnahme dürfte der Chopper sein, ansonsten fuhr Elvis – wenn er Harley fuhr - konsequent die Hogs.
Zusätzliche Werbe-Ankündigungen wie „his last Harley-Davidson“ / „Elvis’s last motorbike“ oder “thought to be his last and favourite motorbike - which he often had shipped from Memphis to California to ride” lassen mich jedoch an der Authentizität zweifeln. Allein schon das “häufige Verschicken von Memphis nach Kalifornien” bereitet mir Kopfzerbrechen, denn beruflich hatte Elvis seit den Aufnahme-Sessions für das TODAY-Album im März 1975 in LA nicht mehr an der Westküste zu tun; sein letztes Anwesen in Beverly Hills (das er im Zuge der Scheidung von Priscilla zwecks Güterteilung hatte veräußern müssen) wurde im Juni 1975 verkauft. Die 1976er Sportster hätte er aber frühestens im Herbst bzw. Ende 1975 kaufen können. Wohin also hätte er sie dann „häufig“ transportieren sollen???
Elvis soll mit dieser Sportster auch in Memphis herumgefahren sein, und angeblich habe er mit Ginger „just days before he died“ eine letzte Fahrt mit diesem Bike unternommen.
Ich sage es offen: wenn ein Foto auftaucht, dass Elvis (mit oder ohne Ginger) auf dieser Sportster zeigt, wäre ich wohl von der Echtheit überzeugt; ansonsten kann ich mir Elvis anno 1976/77 nicht auf dieser kleinen Maschine vorstellen – schon gar nicht mit Ginger als Sozius.
Am Ende dieser Betrachtungen sehe ich all die genannten Bikes vor mir und frage mich, warum noch niemand bei Elvis Presley Enterprises auf die Idee gekommen ist, diese – ich nenne sie mal so - Elvis Presley’s All Time Motorbike Collection als Matchbox-Serie auf den Markt zu werfen. Ich bin zwar kein Kind mehr und hätte nichts davon, aber wäre es nicht eine Möglichkeit, kleine Spielzeugauto-Fans auf den „richtigen“ Weg zu bringen, damit aus ihnen einmal große Elvis-Fans werden, die nach uns das Andenken an den King hochhalten?! Meinetwegen könnte man sich auch nur auf die Harleys beschränken (also Elvis Presley’s All Time Harley-Davidson Motorcycle Collection) – angeboten im Store von Graceland Harley-Davidson am Elvis Presley Boulevard?!
Nur mal so ein Gedanke…
Ich hoffe, dass ich bei meinen Darlegungen nichts Wesentliches ungewollt unterschlagen oder fehlerhaft dargestellt habe. Ergänzungen/Korrekturen Eurerseits sind ausdrücklich erwünscht, sofern Ihr die betreffende Quelle mit erwähnt, falls möglich.
Leider stand mir die umfangreiche Elvis-„Bibel“ „Elvis Day By Day“ nicht zur Verfügung, so dass mglw. darin befindliche Infos wie bspw. Kauf-/Verkaufsdaten, Kaufpreise, genaue Fabrikatbeschreibung, Farbe o.ä. eine willkommene Bereicherung wären.
Ich hoffe sehr, dass es mir gelungen ist, meine persönliche Begeisterung für Elvis Presley und seine Motorräder auf den einen oder anderen von Euch zu übertragen, oder dass ich zumindest ein entsprechendes Interesse wecken konnte.
Dass ich einen gewissen Stolz verspüre, der Erste zu sein, der sich dieser sehr komplexen Thematik im Detail angenommen hat, werdet Ihr mir hoffentlich nicht verübeln...
[]Teil 4: Tribute Bikes
Dieser Thread soll sich um jene Motorräder drehen, die Elvis in der Zeit nach 1977 gewidmet wurden und den King ehren sollen - sowohl von offizieller Seite (also von EPE), als auch von den Fans aus aller Welt. Habt Ihr irgendwo mal ein kunstvoll lackiertes Bike mit Elvis-Motiv gesehen und geistesgegenwärtig fotografiert? Kennt Ihr vielleicht jemanden, der ein solches besitzt und sich für Euch damit ablichten lässt?
Wäre doch großartig, wenn hier mit der Zeit ein Sammel-Thread mit allen möglichen Elvis-Bikes entsteht, und wer sagt denn, dass es unbedingt eine Harley sein muss?!
Ich selbst habe vor wenigen Monaten bei einem Ausflug an einen See ein Boot gesehen, das mit dem Cover-Motiv der „Welcome To My World“-LP geschmückt war und den Namen „C. C. Rider“ trug. Wirklich sehr schön gemacht! Doch leider hatte ich nichts zum Fotografieren dabei. Macht Ihr es hoffentlich besser...
Ich beginne zunächst mal mit vier Maschinen, die meiner Meinung nach eine Erwähnung wert sein sollten...
2007 Elvis Presley 30th Anniversary Signature Series Harley-Davidson Softail Deluxe
Im Jahr 2007 wurde in Memphis auf dem sogenannten Elvis After Dark Plaza (dem früheren Graceland Crossing) vor dem eigentlichen Graceland Visitor Center gegenüber dem Presley-Anwesen eine Filiale von Southern Thunder Harley-Davidson eröffnet. Unter der schlichten Firmierung „Graceland Harley-Davidson“ werden seither alle möglichen Souvenir- (um nicht zu sagen Kitsch-)Artikel wie T-Shirts und dergleichen mit einem eigens kreierten Logo angeboten.
Aus Anlass des 30-jährigen Todestages von Elvis wurde in Zusammenarbeit von Rucker Performance in Fort Worth/Texas, Bruce Rossmeyer (u.a. Betreiber der weltweit größten Harley-Davidson-Niederlassung in Ormond Beach/Florida) und Ingenieuren von Harley-Davidson die 1957er Hydra Glide, die Elvis einst gefahren hatte, als Nachbau in streng limitierter Stückzahl reproduziert. Dieser für den Verkauf bestimmte Nachbau wurde am 21. und 22. April 2007 im neuen Harley-Davidson Shop im Rahmen eines „Rock’n Roll Ride for Life“-Events feierlich vorgestellt.
Der Mix aus einer möglichst originalgetreuenen Optik und der gleichzeitigen Verwendung moderner technischer Komponenten wie etwa einem aktuellen Softail-Rahmen oder einer 1957 noch nicht gebräuchlichen Scheibenbremse erhielt eine spezielle Lackierung mit Elvis’ nachgeahmter Unterschrift auf dem Tank. Das Nostalgie-Bike hatte einen stolzen Stückpreis von über 58.000 US-Dollar und war auf weltweit nur 30 Exemplare begrenzt.
Das Bike mit der laufenden Nr. 1 wurde für sage und schreibe 100.000 US-Dollar verkauft, wobei 40.000 Dollar an die American Diabetes Association gespendet wurden. Besitzer dieses Prototypen soll übrigens der bekannte US-Showmaster und Oldtimer-Sammler Jay Leno sein.
Bedingt durch die geringe Gesamtstückzahl mussten potentielle Käufer per Verlosung ermittelt werden.
Diese Tombola wurde während des schon erwähnten „Rock’n Roll Ride for Life“-Events durchgeführt und betraf die Produktionsnummern 2 bis 24; interessierte Käufer mussten ihre Teilnahme im Vorfeld anmelden.
Die Bikes mit den Nummern 25 bis 29 wurden zu einem späteren Zeitpunkt verkauft und das letzte Bike mit der Nummer 30 wurde am 15. August während der Elvis Tribute Week in Memphis meistbietend versteigert.
An diesem Tag fand auch die offizielle Übergabe der 30 Nostalgie-Harleys an ihre stolzen Besitzer statt, und zwar auf den Stufen von Graceland. Als Zugabe erhielt jeder Käufer ein Gemälde (mit Elvis/Hydra Glide-Motiv) von David Uhl und eine kleine Skulptur, die Elvis auf seiner Hydra Glide zeigt, handgefertigt von Jeff Decker. Ebenfalls im Preis inbegriffen war ein zweitägiger Aufenthalt im Peabody Hotel in Memphis (besser gesagt, zwei Nächte), die Teilnahme an einer einzigartigen Graceland Pre-Delivery Party am Abend des 14. August und ein Rundreise-Ticket für die Anreise zum Auslieferungs-Event nach Memphis, das allerdings nur innerhalb der USA galt.
Elvis-Sichtung der anderen Art in Florida
Ende Februar 2009, aus Anlass der alljährlichen Daytona Bike Week, wurde vor der Harley-Davidson-Niederlassung in Daytona Beach, Florida, eine lebensgroße Elvis-Statue vorgestellt, die der Künstler Jeff Decker angefertigt hat und die Elvis auf seiner Harley-Davidson Model KH, Baujahr 1956, zeigt. Die Windschutzscheibe, mit dem das Original-Bike ausgestattet war, wurde der Einfachheit halber weggelassen, ansonsten sind die Details der Maschine im wesentlichen berücksichtigt worden.
Der Harley-Store befindet sich im Norden der Stadt; wer zufällig in der Gegend ist, kann ja mal nachschauen, ob „Elvis“ noch da ist...
„Love Me Tender“- und „Las Vegas“-Themen-Bikes
Im „Harley-Davidson Cafe“ in Las Vegas/Nevada gibt es (seit 2009?) „One of Elvis' motorcycles” zu bestaunen. Das sogenannte “Love Me Tender”-Bike ist uni-weiß lackiert; den Tank ziert ein Farbportrait des King (allerdings mit Aloha-Motiv!) sowie das Logo vom Harley-Davidson Cafe. Auf dem hinteren Fender (Kotflügel) steht der Schriftzug Love Me Tender, auf dem vorderen befindet sich ein weiteres Bild von Elvis, ein Schwarz-Weiß-Motiv aus dem `68 Comeback Special (Elvis im Lederanzug) und dazu der Schriftzug „Hound Dog“. An der Wand hinter dem Bike hängen verschiedene Elvis-Memorabilia wie beispielsweise ein gerahmtes Film-Plakat von LOVE ME TENDER, Schallplatten oder ein großes, ebenfalls gerahmtes Farb-Foto von Elvis auf der Electra Glide, die im Film CLAMBAKE Verwendung fand. Gäste des Cafes können auf einer Leder-Couch direkt vor der Harley Platz nehmen.
Ich persönlich bezweifle allerdings, dass es sich hier um eine von Elvis’ Harleys handelt.
Als liebevoll gestaltetes Elvis-Themen-Bike ist es auf jeden Fall ein Hingucker, aber warum man sich nicht für ein – thematisch passendes - Elvis-Motiv aus dem Jahr 1956 entschieden hat, leuchtet mir nicht so ganz ein...
Draußen vor dem Haupteingang des direkt am Strip gelegenen „Harley-Davidson Cafe“, unter freiem Himmel, steht eine weitere Harley, die laut Aussage eines Angestellten Elvis gehört haben soll. „Elvis’ Vegas Motorcycle“ hat rein optisch allerdings keinen Bezug zum King. Lackiert ist es in rot und grün, verziert mit Spielkarten auf dem Tank und am hinteren Kotflügel, und das Hinterrad ist in Form eines Roulette-Rades gestaltet. Auch in diesem Fall habe ich keinen Zweifel daran, dass die Harley mit dem Gambling-Design nicht authentisch, sprich, nicht von Elvis ist. Allein der Look der Maschine erscheint mir viel zu modern – wahrscheinlich muss man schon Amerikaner oder leichtgläubig genug sein, um zu glauben, dass man vor einer Harley steht, die einmal Elvis Presley gehört haben soll...
2009 Special Edition Elvis Presley Harley-Davidson Street Glide
Ein weiteres Themen- oder Tribute Bike entstand 2009 in Zusammenarbeit von Elvis Presley Enterprises mit Bruce Rossmeyers Southern Thunder Harley-Davidson und Graceland Harley-Davidson. Hierbei handelte es sich um eine Special Edition Harley-Davidson Street Glide, Baujahr 2009, um den 40. Jahrestag von Elvis’ „triumphaler Rückkehr zu Live-Auftritten in Las Vegas im Jahr 1969“ würdig zu feiern, wie es hieß. Zu Ehren dieses denkwürdigen, 4-wöchigen Gastspiels mit insgesamt 57 Konzerten im Sommer 1969 im damaligen International Hotel (dem späteren Hilton) wurden Elvis-in-Vegas-Motive auf dem Tank, den Kotflügeln, der Frontverkleidung und den Gepäckbehältern platziert. Das Bike war in einem sehr interessanten Farbton (ich würde ihn als Bordeaux-Rot definieren) lackiert, verziert mit weißen Applikationen. Alles in allem, einschließlich der speziell designten Räder, jeder Menge Chromteile, des Solo-Sitzes aus schwarzem Leder und der LED-Beleuchtung ein wahres Schmuckstück, muss man sagen, doch vor dem Blick auf das Preisschild hätte ein potentieller Käufer wohl gut daran getan, sich erst mal hinzusetzen und an irgend etwas festzuhalten: Knapp 51.000 Dollar (nein, nicht Lire) sollte das gute Stück seinerzeit kosten. Woraus sich dieser hohe Kaufpreis zusammensetzte, bleibt wohl ein Rätsel, aber vielleicht lag es auch an der hergestellten Mini-Stückzahl von lediglich fünf Maschinen. Immerhin erhielt der Käufer zusätzlich zur Harley noch eine „customized“ Gitarre der Marke St. Blues Bluemaster – ob er nun das Instrument spielen konnte oder nicht.
Auf der Elvis Week 2009 in Memphis posierte Rick Hills als einer von fünf stolzen Besitzern mit seiner Special Edition Harley, und auch der Sohnemann durfte offenbar mit aufs Foto.
Bin sehr gespannt, was Ihr so auf Lager habt…
Author: Tafka S.