Elvis' Tochter erzählt
Aus der Dezember-Ausgabe von Life 1988 - Übersetzung: Elke Peters
aus Graceland Nr. 63
Es gibt einen Stich ins Herz, wenn wir in das Gesicht der 20jährigen Lisa schauen. Sie ist jetzt in dem gleichen Alter, in dem ihr Vater war, als er mit wackelnden Hüften das erste Mal Amerika eroberte. Lisa Marie, oder Lisa, wie sie bevorzugt genannt wird, hat aber mehr als nur das Aussehen von Elvis geerbt. In wenigen Jahren wird die Tochter des Sängers schätzungsweise 100 Millionen Dollar bekommen.
Bis sie 18 Jahre alt war, wurde nicht nur ihr Geld, sondern auch ihr ganzes Leben von ihrer Mutter überwacht. Priscilla traf Elvis, als sie 14 Jahre alt war, zog zu ihm mit 16, heiratete ihn mit 22, gebar ihm ein Kind mit 23, wurde geschieden mit 28 und wurde Testamentsverwalter seines Erbes mit 32 Jahren. Elvis' größte Hinterlassenschaft war sein Name und sein Ruhm. Priscilla, heute 43 Jahre alt, hat beides genutzt, ebenso wie ihr eigenes bemerkenswertes Aussehen, um in Hollywood ihren Weg zu machen. Nach fünf Jahren in der TV-Sendung "Dallas" spielt sie jetzt ihre erste Filmrolle in "The Nacked Gun", einer Komödie, die in diesem Monat Premiere hat. Aber wie meisterhaft sie sich selber auch ins rechte Licht setzte, um so heftiger beschützte sie ihre Tochter davor, eine allbekannte Persönlichkeit zu sein. Es ist das erste Mal, dass sie und Lisa damit einverstanden sind, fotografiert zu werden und ein Interview zu geben.
Als die zwei Frauen mit James Grant, dem Bürochef, redeten, gab es in ihren Lebenserinnerungen einen aktuellen zusätzlichen Aspekt: noch in dieser Woche wollte eine schwangere Lisa den Musiker Danny Keough, 23, in famililärem Rahmen in der Church of Scientology heiraten. Weil Lisa jetzt ihrer Kindheit entwachsen war, konnte ihre Mutter die Beschützerrolle aufgeben. Sie hatte immer versucht, durch ihre Nähe die Tochter abzuschirmen. Das war nicht immer leicht. Ein Leben ohne Vater ist doppelt schwierig, besonders wenn die Jugendlichen den Gefahren von Sex, Drogen ausgesetzt sind. Lisa sagt: "Ich hatte meine Probleme, meine Mutter musste einiges mitmachen. Aber jetzt bin ich vernünftig." Diese Serie von Exklusiv-Interviews in ihrem Haus in Beverly Hills ist ein Versuch, die Dinge ins rechte Licht zu rücken.
"Man weiß nie, ob man als Elternteil alles richtig macht", sagt Priscilla, "aber wenn ich jetzt sehe, welch ein großes Mädchen (großartiges) Lisa geworden ist, und wie glücklich sie ist, denke ich mir, wie schwierig es auch manchmal war, es ist mir doch ganz gut gelungen. Natrülich habe ich bei der Hochzeit von Lisa geweint. Man ist ja nicht darauf vorbereitet, ich meine, sie war mein Baby, und nun ist sie verheiratet und bekommt bald selber ein Kind. Wo ist die Zeit geblieben? Lisa und Danny haben oft über eine Heirat gesprochen, aber er wollte sich erst eine Existenz aufbauen, bevor er eine feste Bindung eingeht. Dann stellte sich heraus, dass sie schwanger war. Sie wünschte sich immer schon ein Baby, sie sprach davon, seit ihr Halbbruder Navarone auf der Welt war. Er löste Muttergefühle in ihr aus, von denen sie bis dahin nichts wusste. So beschlossen sie, schnell zu heiraten, aber ohne den ganzen Presserummel. Sie wollte diesen ganzen Zirkus nicht."
"Danny hat eine Menge Selbstvertrauen", sagt Lisa, "er ist in der Lage, seine eigenen Sachen zu machen. Die Leute denken jetzt vielleicht, er habe mich nur wegen des Geldes geheiratet. Das ist aber nicht der Grund. Er hat ein hohes Ansehen."
"Ob ich glücklich bin", entgegnet Priscilla, "solange Lisa glücklich ist, bin ich es auch. Ich bin ganz auf ihrer Seite. Sie ist ein erwachsenes Mädchen, das weiß, was es will. Ich weiß, dass die beiden großartige Eltern sein werden. Ich bin zwar nicht glücklich darüber, dass es so schnell ging. Mir schwebte eine große Hochzeitsfeier mit Freunden und Verwandten vor, aber wir werden es eben nachholen. Ich wünsche ihr jetzt nur, dass sie mit all den Dingen fertig wird. Sie wollen ihre Flitterwochen auf einem Schiff in der Karibik verbringen. Als ihr Vater und ich heirateten, entwischten wir nach Graceland. Hinter diesen Toren war die ganze Welt verschwunden."
"Die beste Zeit meines Lebens war die Zeit, als ich auf Graceland heranwuchs", erinnert sich Lisa. "Ich habe es immer sehr geliebt. Es ist ein unglaubliches Gefühl mit diesem Haus verbunden, auch noch heute, wo es für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ich besuche Graceland vier Mal im Jahr. Abends wenn wir dann alleine im Haus sind und die gleichen Küchenmädchen wie früher uns Kornbrot und "Black-eyed peas" zubereiten, hat man das Gefühl, es sei noch genauso wie zu der Zeit, als mein Daddy noch lebte."
"Weihnachten war immer ein Familienfest", sagt Priscilla, "Elvis' Vater mit seiner Frau, Kusinen und Freunde waren da. Irgendjemand verkleidete sich als Santa Claus, und wir öffneten unsere Geschenke am Weihnachtsabend. Lisa bekam von Elvis und mir mit fünf Jahren einen Golfwagen. Sie kam mit ihren kleinen Füßen gerade an die Pedale. Er steht noch heute in der Garage."
"Mein Vater und meine Mutter standen sich auch nach der Scheidung noch sehr nahe. Sie kamen an Elternsprechtagen zusammen zur Schule. Sie sprachen auch oft zusammen am Telefon. Ich habe nie die Last der Trennung gespürt."
"Wir hielten uns immer noch bei den Händen", sagt Priscilla. "Lisa sah nie eine Zerrüttung uns. Es gab auch kein Schreien oder Streiten. Man kann einem Kind eine Scheidung nicht erklären. Wir wollten beide, dass sie nie dieses Trauma erleben würde. Als wir noch zusammen waren, war Elvis sehr oft fort von zu Hause, entweder in Las Vegas oder auf Tour, so dass es für Lisa keine große Veränderung war. Als wir 1970 nach Los Angeles zogen, hatte er ein Haus in der gleichen Straße. Wir haben einander nicht gehasst, sondern wir respektierten uns. Für Elvis war ich wie ein Kind, das er großgezogen hatte. Unsere Tochter bekam all unsere Liebe zu spüren."
"Ich konnte meinen Vater sehr oft besuchen, zu Weihnachten, Ostern und in den Sommerferien, oft auch am Wochenende. Manchmal ging ich auch mit auf Tour", sagt Lisa. "Wenn er in einem Ort längere Zeit blieb, wie z.B. in Las Vegas, rief er mich an und bat mich, ihn für ein paar Tage zu besuchen. Wenn ich in meiner Schulklasse saß und Mom mich mit dem Auto abholte, bevor die Schule zu Ende war, wusste ich sofort, dass ich nun Daddy sehen würde. Er hat immer irgendetwas unternommen, wie Feuerwerkskörper entzündet odermit Gewehren geschossen. Entweder wir rannten herum und fuhren mit dem Golfwagen und Schneemobilen. Einmal zog er mich mit einem Schlitten und erschreckte mich dabei zu Tode. Auf dem langen steilen Weg, der nach Graceland heraufführt, gab er mir einen Schubs, und wir stürzten beide um. Er nannte mich immer "Knopf-Kopf" oder Yisa. Nie nannte er mich Lisa, außer wenn er böse mit mir war."
Fortsetzung folgt
Aus der Dezember-Ausgabe von Life 1988 - Übersetzung: Elke Peters
aus Graceland Nr. 63
Es gibt einen Stich ins Herz, wenn wir in das Gesicht der 20jährigen Lisa schauen. Sie ist jetzt in dem gleichen Alter, in dem ihr Vater war, als er mit wackelnden Hüften das erste Mal Amerika eroberte. Lisa Marie, oder Lisa, wie sie bevorzugt genannt wird, hat aber mehr als nur das Aussehen von Elvis geerbt. In wenigen Jahren wird die Tochter des Sängers schätzungsweise 100 Millionen Dollar bekommen.
Bis sie 18 Jahre alt war, wurde nicht nur ihr Geld, sondern auch ihr ganzes Leben von ihrer Mutter überwacht. Priscilla traf Elvis, als sie 14 Jahre alt war, zog zu ihm mit 16, heiratete ihn mit 22, gebar ihm ein Kind mit 23, wurde geschieden mit 28 und wurde Testamentsverwalter seines Erbes mit 32 Jahren. Elvis' größte Hinterlassenschaft war sein Name und sein Ruhm. Priscilla, heute 43 Jahre alt, hat beides genutzt, ebenso wie ihr eigenes bemerkenswertes Aussehen, um in Hollywood ihren Weg zu machen. Nach fünf Jahren in der TV-Sendung "Dallas" spielt sie jetzt ihre erste Filmrolle in "The Nacked Gun", einer Komödie, die in diesem Monat Premiere hat. Aber wie meisterhaft sie sich selber auch ins rechte Licht setzte, um so heftiger beschützte sie ihre Tochter davor, eine allbekannte Persönlichkeit zu sein. Es ist das erste Mal, dass sie und Lisa damit einverstanden sind, fotografiert zu werden und ein Interview zu geben.
Als die zwei Frauen mit James Grant, dem Bürochef, redeten, gab es in ihren Lebenserinnerungen einen aktuellen zusätzlichen Aspekt: noch in dieser Woche wollte eine schwangere Lisa den Musiker Danny Keough, 23, in famililärem Rahmen in der Church of Scientology heiraten. Weil Lisa jetzt ihrer Kindheit entwachsen war, konnte ihre Mutter die Beschützerrolle aufgeben. Sie hatte immer versucht, durch ihre Nähe die Tochter abzuschirmen. Das war nicht immer leicht. Ein Leben ohne Vater ist doppelt schwierig, besonders wenn die Jugendlichen den Gefahren von Sex, Drogen ausgesetzt sind. Lisa sagt: "Ich hatte meine Probleme, meine Mutter musste einiges mitmachen. Aber jetzt bin ich vernünftig." Diese Serie von Exklusiv-Interviews in ihrem Haus in Beverly Hills ist ein Versuch, die Dinge ins rechte Licht zu rücken.
"Man weiß nie, ob man als Elternteil alles richtig macht", sagt Priscilla, "aber wenn ich jetzt sehe, welch ein großes Mädchen (großartiges) Lisa geworden ist, und wie glücklich sie ist, denke ich mir, wie schwierig es auch manchmal war, es ist mir doch ganz gut gelungen. Natrülich habe ich bei der Hochzeit von Lisa geweint. Man ist ja nicht darauf vorbereitet, ich meine, sie war mein Baby, und nun ist sie verheiratet und bekommt bald selber ein Kind. Wo ist die Zeit geblieben? Lisa und Danny haben oft über eine Heirat gesprochen, aber er wollte sich erst eine Existenz aufbauen, bevor er eine feste Bindung eingeht. Dann stellte sich heraus, dass sie schwanger war. Sie wünschte sich immer schon ein Baby, sie sprach davon, seit ihr Halbbruder Navarone auf der Welt war. Er löste Muttergefühle in ihr aus, von denen sie bis dahin nichts wusste. So beschlossen sie, schnell zu heiraten, aber ohne den ganzen Presserummel. Sie wollte diesen ganzen Zirkus nicht."
"Danny hat eine Menge Selbstvertrauen", sagt Lisa, "er ist in der Lage, seine eigenen Sachen zu machen. Die Leute denken jetzt vielleicht, er habe mich nur wegen des Geldes geheiratet. Das ist aber nicht der Grund. Er hat ein hohes Ansehen."
"Ob ich glücklich bin", entgegnet Priscilla, "solange Lisa glücklich ist, bin ich es auch. Ich bin ganz auf ihrer Seite. Sie ist ein erwachsenes Mädchen, das weiß, was es will. Ich weiß, dass die beiden großartige Eltern sein werden. Ich bin zwar nicht glücklich darüber, dass es so schnell ging. Mir schwebte eine große Hochzeitsfeier mit Freunden und Verwandten vor, aber wir werden es eben nachholen. Ich wünsche ihr jetzt nur, dass sie mit all den Dingen fertig wird. Sie wollen ihre Flitterwochen auf einem Schiff in der Karibik verbringen. Als ihr Vater und ich heirateten, entwischten wir nach Graceland. Hinter diesen Toren war die ganze Welt verschwunden."
"Die beste Zeit meines Lebens war die Zeit, als ich auf Graceland heranwuchs", erinnert sich Lisa. "Ich habe es immer sehr geliebt. Es ist ein unglaubliches Gefühl mit diesem Haus verbunden, auch noch heute, wo es für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Ich besuche Graceland vier Mal im Jahr. Abends wenn wir dann alleine im Haus sind und die gleichen Küchenmädchen wie früher uns Kornbrot und "Black-eyed peas" zubereiten, hat man das Gefühl, es sei noch genauso wie zu der Zeit, als mein Daddy noch lebte."
"Weihnachten war immer ein Familienfest", sagt Priscilla, "Elvis' Vater mit seiner Frau, Kusinen und Freunde waren da. Irgendjemand verkleidete sich als Santa Claus, und wir öffneten unsere Geschenke am Weihnachtsabend. Lisa bekam von Elvis und mir mit fünf Jahren einen Golfwagen. Sie kam mit ihren kleinen Füßen gerade an die Pedale. Er steht noch heute in der Garage."
"Mein Vater und meine Mutter standen sich auch nach der Scheidung noch sehr nahe. Sie kamen an Elternsprechtagen zusammen zur Schule. Sie sprachen auch oft zusammen am Telefon. Ich habe nie die Last der Trennung gespürt."
"Wir hielten uns immer noch bei den Händen", sagt Priscilla. "Lisa sah nie eine Zerrüttung uns. Es gab auch kein Schreien oder Streiten. Man kann einem Kind eine Scheidung nicht erklären. Wir wollten beide, dass sie nie dieses Trauma erleben würde. Als wir noch zusammen waren, war Elvis sehr oft fort von zu Hause, entweder in Las Vegas oder auf Tour, so dass es für Lisa keine große Veränderung war. Als wir 1970 nach Los Angeles zogen, hatte er ein Haus in der gleichen Straße. Wir haben einander nicht gehasst, sondern wir respektierten uns. Für Elvis war ich wie ein Kind, das er großgezogen hatte. Unsere Tochter bekam all unsere Liebe zu spüren."
"Ich konnte meinen Vater sehr oft besuchen, zu Weihnachten, Ostern und in den Sommerferien, oft auch am Wochenende. Manchmal ging ich auch mit auf Tour", sagt Lisa. "Wenn er in einem Ort längere Zeit blieb, wie z.B. in Las Vegas, rief er mich an und bat mich, ihn für ein paar Tage zu besuchen. Wenn ich in meiner Schulklasse saß und Mom mich mit dem Auto abholte, bevor die Schule zu Ende war, wusste ich sofort, dass ich nun Daddy sehen würde. Er hat immer irgendetwas unternommen, wie Feuerwerkskörper entzündet odermit Gewehren geschossen. Entweder wir rannten herum und fuhren mit dem Golfwagen und Schneemobilen. Einmal zog er mich mit einem Schlitten und erschreckte mich dabei zu Tode. Auf dem langen steilen Weg, der nach Graceland heraufführt, gab er mir einen Schubs, und wir stürzten beide um. Er nannte mich immer "Knopf-Kopf" oder Yisa. Nie nannte er mich Lisa, außer wenn er böse mit mir war."
Fortsetzung folgt
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