Elvis´ Charakter

[Tedham Porterhouse]

Es wurde erst zum schlechten Deal, nachdem Elvis gestorben war und seine alten Platten plötzlich gekauft wurden wie blöde.

Willst du behaupten, vor seinem Tod verkauften sich seine neuen Platten besser als seine alten?

[gast-20080405]

Na und? McDonald's ist auch jeden Tag voll. Trotzdem würde ich es nicht als die Krone oder treibende Kraft der kulinarischen Kunst in der Welt bezeichnen.

Wenn er aber Songs aufgenommen hätte, die zwar in exklusiven musikwissenschaftlichen Magazinen gelobt worden wären, die aber kein Mensch gekauft hätte, hätte er sich nicht mal McDonalds leisten können. So konnte er sich ein Luxusleben leisten, mehrere Flugzeuge, mehrere Häuser in Kalifornien und ganz nebenbei war er schon zu Lebzeiten DIE Ikone der populären Musik des 20. Jahrhunderts. WAS sollte er denn noch erreichen? Etwa Präsident werden?

[gast-20090521]

Das ist das Schlimmste, was einem Künstler passieren kann. An dem Punkt hört er gewissermaßen auf, Künstler zu sein. Künstler ist ein kreativer Beruf. Ansonsten kann man auch Finanzbeamter werden. Da macht man dann das, was die Leute von einem erwarten.

Na komm!

Ich hoffe, hier liest jetzt kein Finanzbeamter mit und fühlt sich beleidigt, aber es ist immer noch besser, für eine horrende Gage vor zehntausenden von jubelnden Fans eine Stunde lang ein paar alte Liedchen zu trällern und die Menschen damit glücklich zu machen, als sich den ganzen Tag in einem stickigen Büro mit langweiligen Akten zu quälen und dafür auch noch von allen gehasst zu werden.

Kunst bedeutet, das Unerwartete zu tun, alles andere ist Stillstand.

Das ist aber eine sehr eigenartige Definition von Kunst! Wo steht denn geschrieben, dass ein Künstler sich ständig weiterentwickeln und verändern muss? Das ist doch ihm überlassen!

Außerdem hat Elvis sich bis zum Schluss künstlerisch weiterentwickelt. Nur halt nicht so, wie einige Fans das gerne gehabt hätten, daher wird diese Entwicklung gerne mal ignoriert oder sogar negiert. Hör Dir nur mal das großartige Boulevard-Album an - diese Songs hätte er ein paar Jahre zuvor nicht so ergreifend interpretieren können. Da lag ein weiter Weg hinter ihm, von seinen ersten Singversuchen bei SUN bis zum Elvis-Presley-Boulevard.

[gast-20080405]

Willst du behaupten, vor seinem Tod verkauften sich seine neuen Platten besser als seine alten?

Das ist definitiv so. Sie waren ja in den Charts vertreten, wenn auch nicht mehr ganz vorne. Und um damals in die Top 100 eintreten zu können, musste man um einiges mehr an Einheiten verkaufen als das heute der Fall ist!

[Tedham Porterhouse]

Wenn er aber Songs aufgenommen hätte, die zwar in exklusiven musikwissenschaftlichen Magazinen gelobt worden wären, die aber kein Mensch gekauft hätte, hätte er sich nicht mal McDonalds leisten können.

Meine Güte, darum geht es doch gar nicht. Es gibt auch noch etwas zwischen 08/15-Unterhaltung und Musikwissenschaft. Es geht doch nicht um experimentelle, sondern um Popmusik. Aber auch die entwickelt sich ständig weiter. Wie haben es denn all die anderen gemacht, die mal in einer Krise waren?

So konnte er sich ein Luxusleben leisten, mehrere Flugzeuge, mehrere Häuser in Kalifornien und ganz nebenbei war er schon zu Lebzeiten DIE Ikone der populären Musik des 20. Jahrhunderts. WAS sollte er denn noch erreichen? Etwa Präsident werden?

Vielleicht einfach (künstlerisch) überleben. Mal daran gedacht?

[gast-20090521]

Willst du behaupten, vor seinem Tod verkauften sich seine neuen Platten besser als seine alten?

Nein. Aber sie verkauften sich nicht annähernd so gut wie danach. Wäre Elvis nicht gestorben, hätte RCA noch eine ganze Weile gebraucht, um die Kohle aufgrund der Backkatalog-Abverkäufe wieder reinzubekommen.

Wir machen den Fehler, diesen 73er Deal mit dem heutigen Wissen um den Verlauf von Elvis' Karriere zu bewerten. Das geht nicht. Vor allem machen wir den Fehler, die Summe als zu gering anzusehen. Die fünfeinhalb Millionen Dollar klingen heute vielleicht lächerlich, aber damals war das ein unvorstellbares Vermögen. Seinerzeit lag der Dollarkurs bei etwa 3 DM, also waren das 15 Millionen DM, und DAS war 1973 RICHTIG viel Geld.

[gast-20080405]

Meine Güte, darum geht es doch gar nicht. Es gibt auch noch etwas zwischen 08/15-Unterhaltung und Musikwissenschaft. Es geht doch nicht um experimentelle, sondern um Popmusik. Aber auch die entwickelt sich ständig weiter. Wie haben es denn all die anderen gemacht, die mal in einer Krise waren?



Vielleicht einfach (künstlerisch) überleben. Mal daran gedacht?

Ok, zur fraglichen Zeit war Disco angesagt. Elvis hätte vieleicht in silbernen Glitzerjumpsuits auftreten können und seine Pfunde zu heißen Discobeats schwabbeln lassen. Er war klug genug, nicht jedem Trend nachzulaufen und nur noch das zu tun was ihm gefällt. Übrigens der Traum eines jeden Künstlers!

[Tedham Porterhouse]

Das ist definitiv so. Sie waren ja in den Charts vertreten, wenn auch nicht mehr ganz vorne.

Das schon. Etwas anderes habe ich auch, glaube ich, nicht behauptet. Aber jede Compilation von alten Hits verkaufte sich eben zigmal besser als sein neues Material.

[gast-20090521]

Vielleicht einfach (künstlerisch) überleben. Mal daran gedacht?

Elvis hat künstlerisch immer überlebt. Man muss es einmal so sehen, dass er drei Karrieren hatte: In den 50ern der erfolgreichste Plattenstar, in den 60ern der erfolgreichste Filmstar, und in den 70ern der erfolgreichste Live-Künstler.

21 Jahre durchgängig erfolgreich in der schnelllebigen Unterhaltungsbranche, und das auf drei Gebieten - DAS soll ihm erst mal einer nachmachen!

Dass er dabei immer die Gratwanderung zwischen Kunst und Kommerz gehen musste, versteht sich von selber. In den 50ern hat er R&R gesungen, obwohl er lieber Balladen gesungen hätte, aber R&R verkaufte sich besser. In den 60ern hat er Filme gedreht, die keine Oscar-Kandidaten waren, aber Unsummen einfuhren und heute noch ständig im Fernsehen laufen. In den 70ern hat er auf den Konzertbühnen seinem Publikum das geboten, was es haben wollte. Trotzdem ist er bei allen Zugeständnissen an den Kommerz immer noch er selber und glaubwürdig geblieben, und er genoss Freiheiten, von denen andere Künstler nur träumen konnten.

[Tedham Porterhouse]

Ok, zur fraglichen Zeit war Disco angesagt. Elvis hätte vieleicht in silbernen Glitzerjumpsuits auftreten können und seine Pfunde zu heißen Discobeats schwabbeln lassen.

Warum schon wieder so Schwarz/Weiß? Die Disco-Option wäre doch nicht die einzige gewesen. Es gab zig andere Möglichkeiten. Zu behaupten, die 70er seien Disco gewesen ist ungefähr so, als würde man die 60er auf British Invasion reduzieren.

[gast-20090521]

Er war klug genug, nicht jedem Trend nachzulaufen und nur noch das zu tun was ihm gefällt.

Genau. Warum sollte er auch? Er hat in den 50ern die Musikwelt komplett aus den Angeln gehoben, ohne ihn wäre heute alles anders. Warum soll sich ein solcher Mann zum Affen machen und in späten Jahren Trends hinterherhecheln, die es nur deshalb gab, weil er der Vorreiter war? Er ist einfach er selber geblieben und hat sein Ding durchgezogen. Große Leistung!

[gast-20080405]

Warum schon wieder so Schwarz/Weiß? Die Disco-Option wäre doch nicht die einzige gewesen. Es gab zig andere Möglichkeiten. Zu behaupten, die 70er seien Disco gewesen ist ungefähr so, als würde man die 60er auf British Invasion reduzieren.

Country, Blues, Gospel, gemischt mit seinen alten und neueren Hits ... Ich finde die Kombination gut und wie man sieht, sein damaliges Publikum auch. Von diesem Publikum lebte er. Warum sollte er es mit ungewohnten Dingen belasten und möglicherweise enttäuschen?

[Tedham Porterhouse]

21 Jahre durchgängig erfolgreich in der schnelllebigen Unterhaltungsbranche, und das auf drei Gebieten - DAS soll ihm erst mal einer nachmachen!

Ist doch alles schon längst passiert.

[Tedham Porterhouse]

Warum sollte er es mit ungewohnten Dingen belasten und möglicherweise enttäuschen?

Um sich selbst zu fordern.

[gast-20090521]

Warum sollte er es mit ungewohnten Dingen belasten und möglicherweise enttäuschen?

Vor allem: Warum sollte er Lieder singen, die gar nicht seinem Geschmack entsprachen? Er hat gesungen, was er selber mochte. Großartig!