You've lost that loving feelin' - ein Vergleich

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    Gehört zum Inventar

    • 18.08.2007
    • 1985

    #76
    there's nothing but elvis!

    Kommentar

    • gast-20090521

      #77
      Bevor ich meine Meinung in diese interessante Diskussion einbringe, zitiere ich mal jemand anders: Ich fragte Terry Blackwood mal, welcher sein persönlicher Lieblingssong von Elvis sei. Sehr zu meiner Überraschung nannte er "You've lost that lovin' feelin'". Ich fragte nach einer Begründung. Er antwortete mir, dass das Zusammenspiel zwischen Elvis' Interpretation und dem Arrangement einfach perfekt sei, dass das Arrangement (von Glen D. Hardin, by the way) an sich schon großartig sei und dass Elvis den Song einfach mit sehr viel Gefühl und Seele sang. Er betonte, dass Elvis' Version seiner Meinung nach die beste sei, die jemals von dem Song aufgenommen wurde.

      Nun ist Terry wirklich vom Fach und alles andere als taub. Auch ihm wird aufgefallen sein, dass Elvis bei den meisten Versionen Probleme hat. Das gibt es nicht wegzudiskutieren. Dennoch möchte auch ich mich seiner Ansicht anschließen, und ich gehöre wirklich nicht zu denen, für die es eine Religion ist, alles großartig finden zu müssen, was Elvis je gemacht hat.

      Mit dem Original von den Righteous Brothers tue ich mich schwer. Das Arrangement ist großartig, gesungen ist es auch toll, aber ich persönlich kann dem Sound von Phil Spector - ohne seine Bedeutung als Produzent in Abdrede stellen zu wollen, oder gar seine Kreativität - grundsätzlich nichts abgewinnen. Sein Sound ist mir zu flach, hat keinerlei Tiefe, trotz des Bombasts, der eher überladen und überfüllt klingt als transparent - obwohl "Lovin' feelin'" definitiv zu seinen besseren Werken gehört. Außerdem konnte Spector mit der menschlichen Stimme nicht umgehen. Sie klingt dünn und krächzend, stellenweise falsch komprimiert, er kriegt die Dynamik nie wirklich in den Griff, insbesondere Frauenstimmen und hohe Männerstimmen. Die Nummer war ein Welthit, ist heute ein Evergreen, verdientermaßen, keine Frage. Aber es gibt aus dieser Zeit etliche Produktionen, die einfach besser klingen. Die "Elvis is back", obwohl 5 Jahre zuvor aufgenommen, klingt z.B. um Längen besser als alles, was Spector je gemacht hat (zumindest alles, was ich kenne). Ende der 60er hat Spector dann noch die letzte LP der Beatles versaubeutelt und damit ganz entschieden zur Auflösung der Gruppe beigetragen. Dennoch möchte ich ihm keinesfalls seine Genialität absprechen, nur äußerte die sich nicht in wirklich gutem Sound.

      Mit der Version von Dionne Warwick kann ich so rein gar nichts anfangen. Die Dame war besser bei den Kompositionen von Burt Bacharach aufgehoben.
      Zuletzt geändert von Gast; 17.04.2008, 00:45

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      • Gilla
        Board-Legende

        • 05.02.2007
        • 14789

        #78
        Sein Sound ist mir zu flach, hat keinerlei Tiefe, trotz des Bombasts, der eher überladen und überfüllt klingt als transparent - obwohl "Lovin' feelin'" definitiv zu seinen besseren Werken gehört.
        Ich finde, gerade der Sound war es , der der damaligen Jugend das besondere Feeling gab. Dieser breite, tiefe Klang hatte eine besondere Schwere und traf die verträumte, melancholische Stimmung.

        Zu der Kategorie gehört übrigens auch "Play With Fire" von den Rolling Stones oder "Be My Baby" von den Ronettes

        Wenn man verschiedene Musikstile im Nachhinein betrachtet und erklärt, ist es immer noch etwas anderes, als die Musik selber "erlebt" zu haben.
        *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

        Kommentar

        • gast-20090521

          #79
          Zitat von Gilla
          Wenn man verschiedene Musikstile im Nachhinein betrachtet und erklärt, ist es immer noch etwas anderes, als die Musik selber "erlebt" zu haben.
          Das ist richtig. Mir ist auch klar, dass diese Aufnahmen für damalige Hörgewohnheiten und Wiedergabemöglichkeiten produziert wurden und vor diesem Hintergrund neu und überwältigend geklungen haben müssen. Da ich damals noch nicht gelebt habe, kann ich dazu nichts sagen.

          Dass diese "Wall of Sound" damals eine Sensation war, weiß ich. Mir persönlich fällt es schwer, das heute nachzuvollziehen. So ähnlich geht es uns allen doch oft, wenn wir alte Fotos angucken und uns denken: "Mensch, was sahen wir damals scheiße aus, die Mode, die Frisuren, Hölle!" Nur fand man das damals schön. Eingedenk dieser Tatsache habe ich extra "Elvis is back" ins Spiel gebracht, die 5 Jahre älter ist, aber in meinen Ohren und auf meiner modernen Anlage heute noch so frisch und transparent klingt, als wäre sie gerade aufgenommen worden, während die Spector-Sachen einfach nur "alt" klingen.
          Zuletzt geändert von Gast; 17.04.2008, 11:20

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          • gast-20080904

            #80
            Zitat von MusicMan
            Eingedenk dieser Tatsache habe ich extra "Elvis is back" ins Spiel gebracht, die 5 Jahre älter ist, aber in meinen Ohren und auf meiner modernen Anlage heute noch so frisch und transparent klingt, als wäre sie gerade aufgenommen worden, während die Spector-Sachen einfach nur "alt" klingen.
            Ich denke, das hat mehrere Gründe. Elvis' Musik war produktionstechnisch immer eher schlicht gehalten. Vereinfacht gesagt: Man ging in ein Studio, stellte ein Tonbandgerät an, und das war's. Dabei ist tolle Musik herausgekommen, aber zum allergrößten Teil keine, die zeitgemäß gewesen wäre in dem Sinne, als dass sie ein Abbild der produktionstechnischen Veränderungen und Möglichkeiten ihrer Zeit gewesen wäre (Sam Phillips mal ausgenommen). Phil Spector wollte etwas anders und neu machen, und das hat er ja auch geschafft.

            Aber es stimmt schon, seine Produktionen sind ganz klar mit den 60ern verbunden, Elvis' dagegen nicht so sehr. Wenn du jemandem einen Elvis-Titel aus der zweiten Hälfte von 1965 vorspielst, wird der vermutlich nicht sagen können, von wann dieser Titel stammt. Bei Elvis Is Back! dürfte es ähnlich sein. Die Musik ist "zeitlos" in jeder Hinsicht. Spector's dagegen ist gleichbedeutend mit "60er" und in dieser Hinsicht zeitlos.

            Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich so, dass dir das Elvis-Material einfach vertrauter ist als anderes und du es deshalb als "normaler" empfindest. Würdest du jemandem anders beispielsweise Make Me Know It und und eine Phil Spector-Nummer vorspielen, und fragen, welche gestern aufgenommen wurde, würde Elvis vermutlich als "Oldie" abschneiden, Spector aber als eher "hip", da "60er". Immer vorausgesetzt, man hat qualitativ gleichwertige Vorlagen.

            Und da liegt das eigentliche Problem: Während Elvis Is Back! stets vorbildlich behandelt wurde, hat Spector sich bisher offensichtlich nicht dazu durchringen können, seine Aufnahmen ordentlich zu remastern. Die Back To Mono-Box ist 1991 lediglich analog remastert worden und klingt auch entsprechend. Da wäre unbedingt einmal ein Update notwendig. Dann allerdings, kann ich mir vorstellen, würden seine Tracks als die Juwelen der Produktionstechnik erscheinen, die sie sind, was bei Elvis wohl eher nicht der Fall ist. Seine "simpelste" Musik ist gut gealtert, bei den Soundtracks ab 1964 und den 69er Aufnahmen sieht es teilweise schon anders aus, und die "großen" Produktionen (vergleichbar mit Spectors) der 70er wirken größtenteils antiquiert.

            Also, wenn schon vergleichen, dann bitte auch angemessen.
            Zuletzt geändert von Gast; 17.04.2008, 11:38

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            • Gilla
              Board-Legende

              • 05.02.2007
              • 14789

              #81
              "Elvis is back" ist ein super Album, natürlich. Ich liebe alle Songs darauf.

              Auch "Heartbreak Hotel" klingt in meinen Ohren nicht altbacken und ist schon über 50 Jahre alt. Ja, that's Elvis!

              So ist das mit dem Musikgeschmack, so habe ich überhaupt keinen Zugang zu einer bestimmten Beatmusik, die mein Göttergatte hier oft laufen lässt.
              *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

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              • gast-20090521

                #82
                Zitat von gast-20080904
                Ich denke, das hat mehrere Gründe. Elvis' Musik war produktionstechnisch immer eher schlicht gehalten. Vereinfacht gesagt: Man ging in ein Studio, stellte ein Tonbandgerät an, und das war's.
                Na komm, ganz so einfach war's nicht...
                Aber ich weiß ja, was Du meinst, und unter dem Aspekt ist es schon zutreffend.

                Dabei ist tolle Musik herausgekommen, aber zum allergrößten Teil keine, die zeitgemäß gewesen wäre in dem Sinne, als dass sie ein Abbild der produktionstechnischen Veränderungen und Möglichkeiten ihrer Zeit gewesen wäre (Sam Phillips mal ausgenommen). Phil Spector wollte etwas anders und neu machen, und das hat er ja auch geschafft.
                Einverstanden.

                Vielleicht war mein Vergleich auch hinkend oder gar unfair, wenn man in Betracht zieht, dass es um ganz andere Grundvoraussetzungen oder Herangehensweisen ging: Spector wollte einen Sound kreieren, ein "Sonic Image" schaffen, wie Bruce Swedien es treffend ausdrückt. Bei Elvis hingegen ging es immer nur darum, die im Studio gespielte Musik so unverfälscht und realistisch wie möglich auf Band zu bannen. Ich denke, das meintest Du auch mit "zeitlos", da sind wir uns wohl einig.

                Daher ist es bei Elvis so, dass die wenigen Versuche, seinerzeit einen neuen, modernen Sound zu kreieren (SUN, 69er Session), mit heutigen Ohren "älter" klingen als diejenigen Aufnahmen, wo einfach nur - wie Du es so schön sagst - das Tonband angestellt wurde.

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                • gast-20090521

                  #83
                  Zitat von gast-20080904
                  Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich so, dass dir das Elvis-Material einfach vertrauter ist als anderes und du es deshalb als "normaler" empfindest.
                  Da Elvis nur einen Teil meines Musikinteresses ausmacht, trifft das nicht zwingend zu, obwohl man fairerweise zugeben muss, dass man die eigenen Hörgewohnheiten nicht unterschätzen sollte.

                  Würdest du jemandem anders beispielsweise Make Me Know It und und eine Phil Spector-Nummer vorspielen, und fragen, welche gestern aufgenommen wurde, würde Elvis vermutlich als "Oldie" abschneiden, Spector aber als eher "hip", da "60er".
                  Okay, spätestens seit Amy Winehouse aufgetaucht ist, mag das tatsächlich so sein.

                  Wobei "Make me know it" wirklich ein Beispiel für eine herausragende, zeitlose Produktion (wenn auch mit den technischen Einschränkungen des Jahres 1960) ist. Losgelöst von Elvis, sind die Studio-B-Produktionen der frühen 60er grundsätzlich soundmäßig allen anderen Pop/Country-Aufnahmen der Zeit soundtechnisch weit überlegen, zumindest denen, die ich kenne. Ebenbürtig bis überlegen sind da meiner Meinung nach lediglich noch die Capitol - oder Reprise-Aufnahmen von Sinatra & Co, aber das wäre der berühmte Apfel-Birnen-Vergleich.

                  In dem Zusammenhang würde ich sehr gerne mal das "Night rider"-Demo hören, das Phil Spector für Elvis produzierte. Falls jemand diese Aufnahme hat, würde er mir damit eine Riesenfreude machen.

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                  • gast-20090521

                    #84
                    Zitat von Gilla
                    So ist das mit dem Musikgeschmack, so habe ich überhaupt keinen Zugang zu einer bestimmten Beatmusik, die mein Göttergatte hier oft laufen lässt.
                    Liegt das an den Kompositionen, den Interpreten oder dem Sound? Das würde mich mal interessieren.

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                    • gast-20080904

                      #85
                      Zitat von MusicMan
                      Losgelöst von Elvis, sind die Studio-B-Produktionen der frühen 60er grundsätzlich soundmäßig allen anderen Pop/Country-Aufnahmen der Zeit soundtechnisch weit überlegen, zumindest denen, die ich kenne.
                      Wie weit geht denn für dich "frühe 60er Jahre"?

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                      • gast-20090521

                        #86
                        Zitat von gast-20080904
                        Wie weit geht denn für dich "frühe 60er Jahre"?
                        Ich habe mich absichtlich so schwammig ausgedrückt, da ich nicht von allen Songs das genaue Aufnahmedatum kenne und meine Aussage auch nicht dogmatisch aufgefasst wissen will.

                        Vielleicht setzt man den Bruch bei der "British Invasion" an, wo ein anderer Sound gefragt war. Auch wenn Beatles, Stones & Co. nicht ungedingt durch einen besseren Sound überzeugt haben, sondern eher durch einen neuen.

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                        • Gilla
                          Board-Legende

                          • 05.02.2007
                          • 14789

                          #87
                          Zitat von MusicMan
                          Liegt das an den Kompositionen, den Interpreten oder dem Sound? Das würde mich mal interessieren.
                          Ich habe mich damit nicht beschäftigt; ich kann auch keine Beispiele nennen. Für mich klingt diese Musik einfach nur schräg und nervig. Damit meine ich den sog. Garagenbeat.
                          *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

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                          • gast-20080904

                            #88
                            Zitat von MusicMan
                            Ich habe mich absichtlich so schwammig ausgedrückt, da ich nicht von allen Songs das genaue Aufnahmedatum kenne und meine Aussage auch nicht dogmatisch aufgefasst wissen will.

                            Vielleicht setzt man den Bruch bei der "British Invasion" an, wo ein anderer Sound gefragt war.
                            British Invasion wäre dann Anfang '64 mit dem ersten Auftritt der Beatles bei Ed Sullivan, oder? Da kenne ich aber einiges, von dem ich persönlich sagen würde, dass es an Studio B zumindest heranreicht.

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                            • gast-20090521

                              #89
                              Zitat von gast-20080904
                              British Invasion wäre dann Anfang '64 mit dem ersten Auftritt der Beatles bei Ed Sullivan, oder?
                              Ich will mich nicht auf einen Tag festlegen, aber ungefähr da kann man ansetzen.

                              Da kenne ich aber einiges, von dem ich persönlich sagen würde, dass es an Studio B zumindest heranreicht.
                              Das interessiert mich sehr, ich lerne gerne dazu. Habe ja auch extra die Einschränkung gebracht "von dem, was ich kenne". Und ich kenne bei weitem nicht alles - leider.

                              Kannst Du aus der hohlen Hand mal ein paar Beispiele nennen? Vielleicht findet sich das eine oder andere in meiner Sammlung, dann mache ich meine Hausaufgaben.

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                              • gast-20080904

                                #90
                                Zitat von MusicMan
                                Ich will mich nicht auf einen Tag festlegen, aber ungefähr da kann man ansetzen.


                                Das interessiert mich sehr, ich lerne gerne dazu. Habe ja auch extra die Einschränkung gebracht "von dem, was ich kenne". Und ich kenne bei weitem nicht alles - leider.

                                Kannst Du aus der hohlen Hand mal ein paar Beispiele nennen? Vielleicht findet sich das eine oder andere in meiner Sammlung, dann mache ich meine Hausaufgaben.
                                Naja, es geht ja nicht um Hausaufgaben machen, sondern um die Freude an der Musik. Aber ich weiß wohl, was du meinst.

                                Als erstes fällt mir - einmal mehr, sorry - Bob Dylan ein. Sein Album The Freewheelin' Bob Dylan klingt einfach umwerfend und tatsächlich so, als wäre es gestern aufgenommen worden bzw. als stünde er im Wohnzimmer. Und davon habe ich sogar nur die CD, nicht die SACD (obwohl, eigentlich wird's mal langsam Zeit, wenn ich so darüber nachdenke ). Ich weiß noch, dass ich es hörte und dachte: "Mann, klingt das gut, warum klingen die Elvis-Alben nicht so gut?"

                                Dann Dion, da klingen bereits die 50er Aufnahmen bedeutend besser als Elvis'. Außerdem Sam Cooke, das sind die, die mir mal gerade so in den Sinn kommen.

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