January 1977 Session

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    • 27.07.2003
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    January 1977 Session

    JANUARY 1977 SESSION

    Unser 1977-Schwerpunkt im heurigen Jahr bietet als erstes Highlight eine Betrachtung der nicht zustande gekommenen Sessions in Nashville im Januar 1977. Wir setzen uns dabei vor allem ausgiebig mit der Liedauswahl auseinander, denn hier haben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Songs hineingeschwindelt, die sich bei genauerer Betrachtung als unhaltbar erweisen - JUDGE BIB schlägt wieder einmal gnadenlos zu und vernichtet unseriöse Legenden!

    Von Peter Schittler

    Längstens Anfang 1977 war es klargeworden, daß nach den Graceland-Sessions im Jahr zuvor ein echter Studiobesuch notwendig war. Technisch hatte es doch ein paar Probleme gegeben. Munteres Telefonläuten (meistens die BIB-Redaktion mit ein paar nervtötenden Fragen) war ebenso im Heimstudio zu hören wie andere Haushaltsgeräusche. Auch Elvis' Menagerie verewigte sich: Tatsächlich war auf der LP MOODY BLUE nach dem Ende von Way Down Hundebellen zu hören. Und so sehr sich manch aufmerksamer Fan freute, nun ein weiteres Mitglied des Presley-Clans live zu hören (immerhin bestand damit ja auch die Chance, auf der nächsten Platte vielleicht den Wasserfall im Jungle Room oder gar die königliche Toilettespülung munter dahinrauschend zu vernehmen!), so unglücklich muß RCA gewesen sein. Wenn auch die Ergebnisse letzten Endes akzeptabel waren, so entsprachen sie natürlich nicht den damaligen technischen Möglichkeiten, obwohl die Einrichtung eines mobilen Studios ein durchaus kostspieliges Unterfangen war. Im vorliegenden Fall hatte es sich mit rund 200 000 Dollar zu Buche geschlagen. Elvis selbst nahm die hektischen Aktivitäten von RCA - um es milde auszudrücken - nicht sonderlich ernst. Er ließ es die Leute auch spüren, was nach Beendigung der Sessions einen RCA-Studioingenieur zu der folgenden, sarkastischen Bemerkung veranlaßte:
    "Ich weiß nicht, was jetzt mit dem Graceland-Studio geschehen wird, das letzten Februar aufgebaut wurde. Vielleicht funktioniert er es in einen McDonald's um. Elvis liebt Cheeseburger, müssen Sie wissen."
    Das Szenario vom Januar 1977 in Nashville ist zu bekannt, um hier nochmals in epischer Breite aufgerollt zu werden: Während Elvis im Sheraton South Motel mit Felton Jarvis Demobänder durchhörte, warteten die Musiker am 2804 Azalea Place im Creative Workshop vergeblich auf sein Erscheinen und erledigten schließlich ein paar Overdubs. Elvis' Nichterscheinen war kein Hindernis für die Fans, die einmal mehr bestens informiert waren und das Studio unablässig belagerten. Die Reaktionen der Presse auf Elvis' dreitägige Nashville-Präsenz waren ganz offen verwundert, verärgert und empört.


    Die Leute um Elvis hatten, ehe die Sessions so unrühmlich abgeblasen worden waren, einige interessante Dinge erzählt:
    Es wird ein geradliniges Rock'n'Roll-Album und es ist ein persönliches Anliegen von Elvis!" war die Kernaussage. Auch aus der arroganten Leibwächterschar steuerten ein paar ihre Wortmeldungen bei: "Wenn er etwas nicht tun will, dann muß er es eben nicht tun!" hat vielleicht jenes pseudodramatische und gleichzeitig unfreiwillige komische Zitat aus dem Stallone-Film Rambo inspiriert: "Ein Mann muß tun, was er tun muß!"
    Was er angeblich tun wollte und laut RCA auch mußte, war, endlich eine Studio-LP abzuliefern.
    Elvis kehrt mit diesem Album zu den Wurzeln zurück!" hörte man von den Musikern, die außerdem erzählten, daß die Lieder diesmal mehr auf junge Hörer ausgerichtet sind. Die Band hatte allerdings ihre eigene Meinung, warum die Wahl ausgerechnet auf Nashville gefallen war:"Wir könnten es genauso gut in Alaska aufnehmen, Tatsache ist, daß wir wie die Elvis Presley Band klingen, wo auch immer wir spielen."

    Damit wäre das entscheidende Stichwort gefallen: Wie hätte es denn nun geklungen? Diese Frage führt uns zum delikatesten Teil des Themas: Welche Lieder hat Elvis zusammen mit Felton Jarvis tatsächlich ausgesucht? Und - die Frage beschäftigt den hartgesottenen Elvis-Schnüffler noch viel mehr - wenn schon die Session nicht stattfand, gibt es vielleicht doch (von früheren Zeitpunkten, vielleicht sogar privat) Mitschnitte der projektierten Songs in irgendeiner Form? Man ist als Fan ja genügsam: Im Vordergrund schreit ein Baby, das gerade gewickelt wird (oder ebengerade deswegen schreit, weil die Stinkbombe noch nicht entfernt wurde); zu einem dominierenden, aber doch korrekt gestimmten Klavier singt ein dominierend, aber leider nicht korrekt gestimmter Party-Gastgeber (der ungefähr so klingt wie ich, wenn ich unter der Dusche kalt statt warm erwische; dennoch, Gott habe ihn selig, unsern Eddie) und hinter all dem pirscht sich Elvis' Stimme, auf der übersteuert scheppernden Privataufnahme vorsichtig Just A Closer Walk With Thee intonierend, heran. Resultat: Die Fan-Welt jubelt. Welche Anhaltspunkte gibt es denn nun, um zumindest einmal festzustellen, ob die nachfolgend genannten Songs auch nur in die engere Auswahl kamen? Um es allen, die von 99 unveröffentlichten Sessions und 7777 neuen Songs träumen, gleich eingangs schonungslos klarzumachen: Es wird im Laufe dieser Betrachtungen kaum ein Song ungeschoren bleiben.

    Ein gutes Beispiel für Gerüchte ist Say You Love Me One More Time, das in manchen Publikationen als schon 1971 live gesungen aufscheint, angeblich für den Januar 1977 geplant war und nichts anderes ist als eine Textzeile aus For The Good Times. Damit hätten wir den ersten Titel bereits sinnbildlich mit einem glatten Hüftschuß aus dem Sattel geworfen - und zwar nachhaltig: Den Song gibt's überhaupt nicht.

    Ebenfalls offiziell unbestätigt für den 20. Januar 1977 sind drei Songs, die damals für Elvis geschrieben und an Felton Jarvis gesandt wurden. Sie stammten aus der Feder eines der meistbeschäftigten Elvis-Komponisten: Ben Weisman. Looks Like You're Hurting Me Again und Will You Still Be There sind zwei der drei Titel, an die Weisman sich erinnern kann. Es gibt allerdings nicht den geringsten Hinweis darauf, daß Elvis diese Titel in die engere Wahl gezogen oder jemals gehört hat. Bein Weisman läßt sich nach längerem Gespräch im Laufe des Interviews die Aussage abringen, daß es vielleicht-eventuell-möglicherweise (der Konkunktiv wurde hier über alle Maßen strapaziert) eine Art Testaufnahme mit Elvis gibt, aber er kann es selbst nicht glauben.

    Laut Steve Earle warteten er und sein Manager damals auf die Nachricht, daß Elvis Steve's Song The Devil's Right Hand aufgenommen habe - ein Lied, das er angeblich für Elvis geschrieben hatte. The Devil's Right Hand taucht leider in keinen offiziellen Dokumenten und auch nicht Joe Tunzi's Büchern auf - leider deshalb, weil der Song einfach phantastisch zu Elvis gepaßt hätte. Es ist klassischer Country-Rock und die Moral des Textes konzentriert sich im Refrain:
    "Mama said the pistol is the devil's right hand!"
    Natürlich wissen wir nur zu gut, daß Elvis ein Faible für Schußwaffen hatte und er sicherlich gerne die Filmmusik zu Dirty Harry gesungen oder gleich die Hauptrolle gespielt hätte. Die Verbindung ist also logisch, täuscht jedoch. Eine weitere Verknüpfung ist die Tatsache, daß Steve Earle's Produzenten niemand anderer als die Elvis-Leute Tony Brown und Emory Gordy waren. Dennoch ist es ziemlich sicher, daß The Devil's Right Hand nicht auf Elvis' Wunschliste für den Januar 1977 stand: Der Song ist auf Earle's COPPERHEAD Album zu finden und trägt ein Copyright von 1978, und, als wäre das noch nicht genug, enthält der Begleittext zu Steve's MCA-Zusammenstellung EARLY STEVE EARLE den Hinweis, daß The Devil's Right Hand im Jahr 1978 komponiert wurde!

    Selbst The Boss Bruce Springsteen taucht in den Gerüchte-Hitlisten auf, weil er seinen Song Fire für Elvis geschrieben hatte; dummerweise paßt auch dieser nicht recht zu diesen Sessions, denn Bruce's Mißerfolg datiert bereits auf den April 1976 zurück: Er wollte Elvis den Song präsentieren und besuchte Graceland zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Der King weilte bereits in Lake Tahoe.

    Tim Rice, Mit-Komponist von It's Easy For You, behauptet, Elvis einen zweiten Song nachgeschickt zu haben: Please Don't Let The Rain Come Down. Ob Elvis das Lied jemals auch nur gehört hat, ist vollkommen unbekannt. Es gibt noch weitere mehr oder weniger haltlose Gerüchte um die niemals gesungenen Songs, die der Erwähnung eigentlich gar nicht mehr wert sind. So behaupten z.B. auch die Bellamy Brothers, daß Elvis im Begriff war, Lieder von ihnen aufzunehmen: und zwar am 17. August 1977. Zu dieser Aussage ist wohl kein Kommentar seitens der Redaktion erforderlich. Es ist vielleicht auch ganz verständlich, daß sich nun nachher einige unter heftiger Zuhilfenahme des Was-Wäre-Wenn-Prinzipes ein wenig mit dem Ruhm bekleckern wollen, Elvis hätte dieses oder jenes Lied gesungen, wenn da nicht der 16. August 1977 dazwischengekommen wäre. Fröhliche Gemüter nehmen dies mit wissendem Achselzucken zur Kenntnis, aber der alles zerpflückende Fan hat damit natürlich seine liebe Not, denn ein Quentchen Wahrheit könnte vielleicht doch einmal einem der Gerüchte anhaften, oder, um es präziser zu formulieren, frei nach Harald Trittner: "Seit My Happiness ist alles möglich!"

    Hinsichtlich dieser bereits im Keim erstickten Session kommt auch öfters Layng Martin Jr. ins Gespräch. Er war von dem Umstand, daß Elvis aufgrund seiner Demo seinen Song Way Down aufgenommen hatte, angeblich so beeindruckt war, daß er für Elvis ein Nachfolge-Lied komponierte. Dieser Song soll I'm Gonna Love You Anyway sein und wird immer wieder mit der Januar 1977-Session in Verbindung gebracht. Christy Lane hatte drei Hits im Jahr 1978, einer davon war das erwähnte Lied, das zwar nicht unbedingt ein Ohrwurm ist, aber leichtherzige und optimistische zwei Minuten Fröhlichkeit und einen netten Album-Füller darstellt:
    "You said you've been untrue, I'll tell you what I'm gonna do, I'm gonna love ya, I'm gonna love you anyway!"
    Unglücklicherweise ist auch dieses Gerücht schneller abgehandelt als Gen-Tomaten wachsen können: Auf Tanya Tucker's Nummer-Eins-Album HERE'S SOME LOVE ist genau dieses Lied zu hören! Die LP war am 16. Oktober 1976 bereits auf Platz 8 der Country-Charts - also runde zwei Wochen bevor Elvis überhaupt Way Down aufnahm. Damit kann das Lied nie und nimmer der Nachfolger von Way Down sein!
    Layng Martin Jr. ist trotzdem für den ersten belegbaren Aspekt im Zuge dieser Liedbetrachtungen verantwortlich: Eine andere seiner Kompositionen mit dem Titel Let Me On war tatsächlich von Elvis für die Session ausgesucht worden. Layng ist seit vielen Jahren ein außerordentlich erfolgreicher Country-Songwriter. Er war zu Elvis' Zeit als Komponist beschwingter, überschäumender Songs mit starkem Sex Appeal bekannt und Let Me On war da keine Ausnahme: ein schneller Rock'n'Roll mit einem Schuß Blues und cleverem Text, der auf dem Jerry Lee Lewis Album KILLER COUNTRY von 1980 für jene unentwegten, die alles kennen müssen (in Ermangelung einer "Elvis-Original-Version", die uns durch dessen Launenhaftigkeit und das Schicksal vorenthalten blieb) zu hören ist.

    Tony Joe White, aus der raren Spezies der Vertreter des Swamp-Rock, hatte zwar selbst einige Erfolge, ist heute aber vor allem durch zwei Künstler berühmt, die seine Songs unsterblich gemacht haben: Tina Turner sang u.a. Steamy Window und Under Cover Agent For The Blues und Elvis machte Polk Salad Annie zu einem wahren Kult-Lied. Ein weiteres seiner Lieder, das Brook Benton und Randy Crawford berühmt gemacht hatten, ist für wenige Momente in Elvis On Tour zu hören: In der letzten Hektik zu Konzertende wirft sich Elvis schweißtriefend in die Limousine, ein Handtuch in den Nacken und in ein paar angesungene Worte von Rainy Night In Georgia. Das war wohlgemerkt 1972, aber erst im Januar 1977 stand das Lied nachweislich auf Elvis' Studio-Wunschzettel. Dieser Song ist auch jener, von dem am ehesten irgendwo auf einem RCA-Band vielleicht ein Schnipsel versteckt sein könnte; dies ist zugegebenerweise reine Spekulation, dient hier aber nicht dem Selbstzweck, sondern mehr der Abgrenzung zu den vielen vorgenannten Liedern, die im Zuge unserer Aufarbeitung ja nicht einmal mehr spekulativ erwogen werden dürfen. Wer Rainy Night In Georgia kennt, der weiß, daß die Welt durch das Fehlen von Elvis' Version etwas verpaßt hat.

    Nachdem wir eingangs Song-Legenden nur so dahingemetzelt haben, sind wir nunmehr mitten in der Betrachtung der wirklich von Elvis geplanten Titel, zu denen auch Yes I Do von Alan Rush zählt. Er ist allen in der Session-Fachliteratur bewanderten kein ganz Unbekannter, hat er doch u.a. bei den Overdub-Sessions zu Unchained Melody und Little Darlin' mitgewirkt.

    Dennis Linde, der Komponist von Burning Love, I Got A Feeling In My Body und For The Heart hatte - im Musikgeschäft seit den 60er Jahren erfolgreich - auch 1977 etwas für Elvis auf Lager, das diesem offensichtlich so gut gefiel, daß er es aufnehmen wollte: Day By Day, welches nicht mit anderen Liedern gleichen Titels verwechselt werden darf. Elvis hat Day By Day natürlich nie aufgenommen. Dennis Linde war trotzdem noch einmal, im Jahr 1982 für ihn tätig: Als er für The Elvis Medley Gitarren-Overdubs machte.

    Ein anderer talentierter, damals aber noch recht erfolgloser Songwriter war Bob Morrison. 1979 sollte Kenny Rogers einen Grammy mit einem seiner Lieder gewinnen; von da an sammelte Morrison durch die 80er Jahre Trophäen und Hits. That's What You Do To Me (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, von den Everly Brothers bekannt gemachten Song) und Energy waren die beiden Lieder von Bob, die Elvis im Januar 1977 aufnehmen wollte.

    Als Abschluß kommt mit dem Song Stirring Up Feelings der vielleicht interessanteste Abschnitt. Obwohl es offiziell nicht für die Session angemerkt ist, ist dennoch mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß Elvis das Lied gesungen hätte - hat er es doch selbst bei dem damals außerordentlich erfolgreichen Komponisten-Duo Bill Rice (Mit-Komponist von The Girl Next Door Went A'Walking) und Jerry Foster bestellt. Nach Aussage von Lamar Fike hat er den Song bereits vor der Session gelernt und geprobt, wobei anzumerken ist, daß Lamar meinte, Elvis hätte das Lied "einfach großartig" gesungen - besonders den Refrain, der sich zu einem Crescendo aufbaut:
    "Your touch is a fever that's burning me up, You're stirrin' up feelings and the feeling is love."
    Bill Rice und Jerry Foster waren sehr stolz auf die Aussicht, das Elvis Stirring Up Feelings aufnehmen würde. Sie setzten soviel darauf, daß sie das Lied sogar niemandem anderen überließen - der ebenfalls früh verstorbene Bob Luman hatte das Potential des Liedes gleichermaßen erkannt und wollte es nach Bekanntwerden der Sessionabsage aufnehmen, aber Foster & Rice sagten in der Hoffnung, daß Elvis es bei der nächsten Session singen würde, ab. Sie blieben zu Elvis' Lebzeiten standhaft - aber als Elvis starb und Bob Luman noch am selben Tag Jerry Foster in seinem Büro aufsuchte, willigten sie schließlich ein. Narvel Felts, Janie Frickie und Diana Trask sind weitere Interpreten, die im Laufe der Jahre Stirring Up Feelings gesungen haben, aber für niemanden war das Lied ein Hit. Der Grund liegt klar auf der Hand: Die fantastische Nummer ist für Elvis maßgeschneidert und hätte ihm gepaßt wie einst 1970 die Jumpsuits. Damit wären wir am Ende unserer Betrachtungen zu Elvis' nie zustandegekommenen Session im Januar 1977 angelangt. Es ist uns zwar gelungen, die Spreu vom Weizen zu trennen und eine Handvoll Songs zu erarbeiten, die Elvis offensichtlich gerne aufgenommen hätte, aber - er hat nicht.

    Wir können weiters von keinem Lied annehmen, daß tatsächlich ein privater Mitschnitt existiert. Während auch der Gegenbeweis unmöglich ist und uns die Elvis-Szene in den letzten Jahren immer wieder zu überraschen verstand, dürfte es wohl doch eher als kühne Spekulation zu betrachten sein, daß jemals derartige Bänder auftauchen könnten. Für alle, die jetzt in Verzweiflung die Haare raufen, sei angemerkt: Es besteht kein Grund, unrealistisch zu sein und über irgendeinen Song, den er gesungen hat oder nicht, den wir auf Tonträger besitzen oder auch nicht, in Depressionen zu verfallen: Elvis hat uns ein reichhaltiges Vermächtnis hinterlassen - so bedeutend kann diese eine Show oder jene spezielle Song gar nicht sein, um dies zu übersehen.

    Quellen:
    Diverse Artikel aus Country Music, dem Nashville Banner und dem Memphis Press-Scimitar, verschiedene Ausgaben, Winter/Frühjahr 1977
    Ben Weisman Interview von Jan-Erik Kjeseth aus The Man And His Music, Nr. 13, Dezember 1991
    Stirring Up Feelings On A Rainy Night In Georgia von Geoffrey McDonnel aus Elvis Monthly, Nr. 407 und 408, Dezember 1993
    Joseph Tunzi, Elvis Sessions, 1993

    __Elvis - Artist Of The Century__
  • John Burrows

    #2
    Meine "A cold night in Nashville" von JAT Records mit den Demos der Songs, die mit Sicherheit ausgesucht waren, hat folgende Tracklist:

    1) By day by day
    2) Rainy night in Georgia
    3) Energy
    4) That´s what you do to me
    5) Let me on
    6) Yes I do

    Bonus:
    7) Way down
    8) Energy
    9) Rainy night in Georgia
    10) I got a feeling in my body

    In Marc`s Forum hatte ich mal eine Review davon gemacht, aber das ist ja leider jetzt nicht mehr zugänglich. :traurig:

    JB

    Kommentar

    • tiger man
      Kennt sich hier aus

      • 21.06.2005
      • 57

      #3
      Zitat von John Burrows

      In Marc`s Forum hatte ich mal eine Review davon gemacht, aber das ist ja leider jetzt nicht mehr zugänglich. :traurig:

      JB
      kommt schon wieder

      Kommentar

      • epe
        Gehört zum Inventar

        • 22.06.2005
        • 1389

        #4
        Zitat von tiger man
        kommt schon wieder
        bitte um nähere Info, wie dies gemeint ist .....

        epe

        Kommentar

        • burroughs
          Board-Legende

          • 09.02.2004
          • 56230

          #5
          Zitat von Herbi
          JANUARY 1977 SESSION

          Unser 1977-Schwerpunkt im heurigen Jahr bietet als erstes Highlight eine Betrachtung der nicht zustande gekommenen Sessions in Nashville im Januar 1977. Wir setzen uns dabei vor allem ausgiebig mit der Liedauswahl auseinander, denn hier haben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Songs hineingeschwindelt, die sich bei genauerer Betrachtung als unhaltbar erweisen - JUDGE BIB schlägt wieder einmal gnadenlos zu und vernichtet unseriöse Legenden!

          Von Peter Schittler

          Längstens Anfang 1977 war es klargeworden, daß nach den Graceland-Sessions im Jahr zuvor ein echter Studiobesuch notwendig war. Technisch hatte es doch ein paar Probleme gegeben. Munteres Telefonläuten (meistens die BIB-Redaktion mit ein paar nervtötenden Fragen) war ebenso im Heimstudio zu hören wie andere Haushaltsgeräusche. Auch Elvis' Menagerie verewigte sich: Tatsächlich war auf der LP MOODY BLUE nach dem Ende von Way Down Hundebellen zu hören. Und so sehr sich manch aufmerksamer Fan freute, nun ein weiteres Mitglied des Presley-Clans live zu hören (immerhin bestand damit ja auch die Chance, auf der nächsten Platte vielleicht den Wasserfall im Jungle Room oder gar die königliche Toilettespülung munter dahinrauschend zu vernehmen!), so unglücklich muß RCA gewesen sein. Wenn auch die Ergebnisse letzten Endes akzeptabel waren, so entsprachen sie natürlich nicht den damaligen technischen Möglichkeiten, obwohl die Einrichtung eines mobilen Studios ein durchaus kostspieliges Unterfangen war. Im vorliegenden Fall hatte es sich mit rund 200 000 Dollar zu Buche geschlagen. Elvis selbst nahm die hektischen Aktivitäten von RCA - um es milde auszudrücken - nicht sonderlich ernst. Er ließ es die Leute auch spüren, was nach Beendigung der Sessions einen RCA-Studioingenieur zu der folgenden, sarkastischen Bemerkung veranlaßte:
          "Ich weiß nicht, was jetzt mit dem Graceland-Studio geschehen wird, das letzten Februar aufgebaut wurde. Vielleicht funktioniert er es in einen McDonald's um. Elvis liebt Cheeseburger, müssen Sie wissen."
          Das Szenario vom Januar 1977 in Nashville ist zu bekannt, um hier nochmals in epischer Breite aufgerollt zu werden: Während Elvis im Sheraton South Motel mit Felton Jarvis Demobänder durchhörte, warteten die Musiker am 2804 Azalea Place im Creative Workshop vergeblich auf sein Erscheinen und erledigten schließlich ein paar Overdubs. Elvis' Nichterscheinen war kein Hindernis für die Fans, die einmal mehr bestens informiert waren und das Studio unablässig belagerten. Die Reaktionen der Presse auf Elvis' dreitägige Nashville-Präsenz waren ganz offen verwundert, verärgert und empört.


          Die Leute um Elvis hatten, ehe die Sessions so unrühmlich abgeblasen worden waren, einige interessante Dinge erzählt:
          Es wird ein geradliniges Rock'n'Roll-Album und es ist ein persönliches Anliegen von Elvis!" war die Kernaussage. Auch aus der arroganten Leibwächterschar steuerten ein paar ihre Wortmeldungen bei: "Wenn er etwas nicht tun will, dann muß er es eben nicht tun!" hat vielleicht jenes pseudodramatische und gleichzeitig unfreiwillige komische Zitat aus dem Stallone-Film Rambo inspiriert: "Ein Mann muß tun, was er tun muß!"
          Was er angeblich tun wollte und laut RCA auch mußte, war, endlich eine Studio-LP abzuliefern.
          Elvis kehrt mit diesem Album zu den Wurzeln zurück!" hörte man von den Musikern, die außerdem erzählten, daß die Lieder diesmal mehr auf junge Hörer ausgerichtet sind. Die Band hatte allerdings ihre eigene Meinung, warum die Wahl ausgerechnet auf Nashville gefallen war:"Wir könnten es genauso gut in Alaska aufnehmen, Tatsache ist, daß wir wie die Elvis Presley Band klingen, wo auch immer wir spielen."

          Damit wäre das entscheidende Stichwort gefallen: Wie hätte es denn nun geklungen? Diese Frage führt uns zum delikatesten Teil des Themas: Welche Lieder hat Elvis zusammen mit Felton Jarvis tatsächlich ausgesucht? Und - die Frage beschäftigt den hartgesottenen Elvis-Schnüffler noch viel mehr - wenn schon die Session nicht stattfand, gibt es vielleicht doch (von früheren Zeitpunkten, vielleicht sogar privat) Mitschnitte der projektierten Songs in irgendeiner Form? Man ist als Fan ja genügsam: Im Vordergrund schreit ein Baby, das gerade gewickelt wird (oder ebengerade deswegen schreit, weil die Stinkbombe noch nicht entfernt wurde); zu einem dominierenden, aber doch korrekt gestimmten Klavier singt ein dominierend, aber leider nicht korrekt gestimmter Party-Gastgeber (der ungefähr so klingt wie ich, wenn ich unter der Dusche kalt statt warm erwische; dennoch, Gott habe ihn selig, unsern Eddie) und hinter all dem pirscht sich Elvis' Stimme, auf der übersteuert scheppernden Privataufnahme vorsichtig Just A Closer Walk With Thee intonierend, heran. Resultat: Die Fan-Welt jubelt. Welche Anhaltspunkte gibt es denn nun, um zumindest einmal festzustellen, ob die nachfolgend genannten Songs auch nur in die engere Auswahl kamen? Um es allen, die von 99 unveröffentlichten Sessions und 7777 neuen Songs träumen, gleich eingangs schonungslos klarzumachen: Es wird im Laufe dieser Betrachtungen kaum ein Song ungeschoren bleiben.

          Ein gutes Beispiel für Gerüchte ist Say You Love Me One More Time, das in manchen Publikationen als schon 1971 live gesungen aufscheint, angeblich für den Januar 1977 geplant war und nichts anderes ist als eine Textzeile aus For The Good Times. Damit hätten wir den ersten Titel bereits sinnbildlich mit einem glatten Hüftschuß aus dem Sattel geworfen - und zwar nachhaltig: Den Song gibt's überhaupt nicht.

          Ebenfalls offiziell unbestätigt für den 20. Januar 1977 sind drei Songs, die damals für Elvis geschrieben und an Felton Jarvis gesandt wurden. Sie stammten aus der Feder eines der meistbeschäftigten Elvis-Komponisten: Ben Weisman. Looks Like You're Hurting Me Again und Will You Still Be There sind zwei der drei Titel, an die Weisman sich erinnern kann. Es gibt allerdings nicht den geringsten Hinweis darauf, daß Elvis diese Titel in die engere Wahl gezogen oder jemals gehört hat. Bein Weisman läßt sich nach längerem Gespräch im Laufe des Interviews die Aussage abringen, daß es vielleicht-eventuell-möglicherweise (der Konkunktiv wurde hier über alle Maßen strapaziert) eine Art Testaufnahme mit Elvis gibt, aber er kann es selbst nicht glauben.

          Laut Steve Earle warteten er und sein Manager damals auf die Nachricht, daß Elvis Steve's Song The Devil's Right Hand aufgenommen habe - ein Lied, das er angeblich für Elvis geschrieben hatte. The Devil's Right Hand taucht leider in keinen offiziellen Dokumenten und auch nicht Joe Tunzi's Büchern auf - leider deshalb, weil der Song einfach phantastisch zu Elvis gepaßt hätte. Es ist klassischer Country-Rock und die Moral des Textes konzentriert sich im Refrain:
          "Mama said the pistol is the devil's right hand!"
          Natürlich wissen wir nur zu gut, daß Elvis ein Faible für Schußwaffen hatte und er sicherlich gerne die Filmmusik zu Dirty Harry gesungen oder gleich die Hauptrolle gespielt hätte. Die Verbindung ist also logisch, täuscht jedoch. Eine weitere Verknüpfung ist die Tatsache, daß Steve Earle's Produzenten niemand anderer als die Elvis-Leute Tony Brown und Emory Gordy waren. Dennoch ist es ziemlich sicher, daß The Devil's Right Hand nicht auf Elvis' Wunschliste für den Januar 1977 stand: Der Song ist auf Earle's COPPERHEAD Album zu finden und trägt ein Copyright von 1978, und, als wäre das noch nicht genug, enthält der Begleittext zu Steve's MCA-Zusammenstellung EARLY STEVE EARLE den Hinweis, daß The Devil's Right Hand im Jahr 1978 komponiert wurde!

          Selbst The Boss Bruce Springsteen taucht in den Gerüchte-Hitlisten auf, weil er seinen Song Fire für Elvis geschrieben hatte; dummerweise paßt auch dieser nicht recht zu diesen Sessions, denn Bruce's Mißerfolg datiert bereits auf den April 1976 zurück: Er wollte Elvis den Song präsentieren und besuchte Graceland zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Der King weilte bereits in Lake Tahoe.

          Tim Rice, Mit-Komponist von It's Easy For You, behauptet, Elvis einen zweiten Song nachgeschickt zu haben: Please Don't Let The Rain Come Down. Ob Elvis das Lied jemals auch nur gehört hat, ist vollkommen unbekannt. Es gibt noch weitere mehr oder weniger haltlose Gerüchte um die niemals gesungenen Songs, die der Erwähnung eigentlich gar nicht mehr wert sind. So behaupten z.B. auch die Bellamy Brothers, daß Elvis im Begriff war, Lieder von ihnen aufzunehmen: und zwar am 17. August 1977. Zu dieser Aussage ist wohl kein Kommentar seitens der Redaktion erforderlich. Es ist vielleicht auch ganz verständlich, daß sich nun nachher einige unter heftiger Zuhilfenahme des Was-Wäre-Wenn-Prinzipes ein wenig mit dem Ruhm bekleckern wollen, Elvis hätte dieses oder jenes Lied gesungen, wenn da nicht der 16. August 1977 dazwischengekommen wäre. Fröhliche Gemüter nehmen dies mit wissendem Achselzucken zur Kenntnis, aber der alles zerpflückende Fan hat damit natürlich seine liebe Not, denn ein Quentchen Wahrheit könnte vielleicht doch einmal einem der Gerüchte anhaften, oder, um es präziser zu formulieren, frei nach Harald Trittner: "Seit My Happiness ist alles möglich!"

          Hinsichtlich dieser bereits im Keim erstickten Session kommt auch öfters Layng Martin Jr. ins Gespräch. Er war von dem Umstand, daß Elvis aufgrund seiner Demo seinen Song Way Down aufgenommen hatte, angeblich so beeindruckt war, daß er für Elvis ein Nachfolge-Lied komponierte. Dieser Song soll I'm Gonna Love You Anyway sein und wird immer wieder mit der Januar 1977-Session in Verbindung gebracht. Christy Lane hatte drei Hits im Jahr 1978, einer davon war das erwähnte Lied, das zwar nicht unbedingt ein Ohrwurm ist, aber leichtherzige und optimistische zwei Minuten Fröhlichkeit und einen netten Album-Füller darstellt:
          "You said you've been untrue, I'll tell you what I'm gonna do, I'm gonna love ya, I'm gonna love you anyway!"
          Unglücklicherweise ist auch dieses Gerücht schneller abgehandelt als Gen-Tomaten wachsen können: Auf Tanya Tucker's Nummer-Eins-Album HERE'S SOME LOVE ist genau dieses Lied zu hören! Die LP war am 16. Oktober 1976 bereits auf Platz 8 der Country-Charts - also runde zwei Wochen bevor Elvis überhaupt Way Down aufnahm. Damit kann das Lied nie und nimmer der Nachfolger von Way Down sein!
          Layng Martin Jr. ist trotzdem für den ersten belegbaren Aspekt im Zuge dieser Liedbetrachtungen verantwortlich: Eine andere seiner Kompositionen mit dem Titel Let Me On war tatsächlich von Elvis für die Session ausgesucht worden. Layng ist seit vielen Jahren ein außerordentlich erfolgreicher Country-Songwriter. Er war zu Elvis' Zeit als Komponist beschwingter, überschäumender Songs mit starkem Sex Appeal bekannt und Let Me On war da keine Ausnahme: ein schneller Rock'n'Roll mit einem Schuß Blues und cleverem Text, der auf dem Jerry Lee Lewis Album KILLER COUNTRY von 1980 für jene unentwegten, die alles kennen müssen (in Ermangelung einer "Elvis-Original-Version", die uns durch dessen Launenhaftigkeit und das Schicksal vorenthalten blieb) zu hören ist.

          Tony Joe White, aus der raren Spezies der Vertreter des Swamp-Rock, hatte zwar selbst einige Erfolge, ist heute aber vor allem durch zwei Künstler berühmt, die seine Songs unsterblich gemacht haben: Tina Turner sang u.a. Steamy Window und Under Cover Agent For The Blues und Elvis machte Polk Salad Annie zu einem wahren Kult-Lied. Ein weiteres seiner Lieder, das Brook Benton und Randy Crawford berühmt gemacht hatten, ist für wenige Momente in Elvis On Tour zu hören: In der letzten Hektik zu Konzertende wirft sich Elvis schweißtriefend in die Limousine, ein Handtuch in den Nacken und in ein paar angesungene Worte von Rainy Night In Georgia. Das war wohlgemerkt 1972, aber erst im Januar 1977 stand das Lied nachweislich auf Elvis' Studio-Wunschzettel. Dieser Song ist auch jener, von dem am ehesten irgendwo auf einem RCA-Band vielleicht ein Schnipsel versteckt sein könnte; dies ist zugegebenerweise reine Spekulation, dient hier aber nicht dem Selbstzweck, sondern mehr der Abgrenzung zu den vielen vorgenannten Liedern, die im Zuge unserer Aufarbeitung ja nicht einmal mehr spekulativ erwogen werden dürfen. Wer Rainy Night In Georgia kennt, der weiß, daß die Welt durch das Fehlen von Elvis' Version etwas verpaßt hat.

          Nachdem wir eingangs Song-Legenden nur so dahingemetzelt haben, sind wir nunmehr mitten in der Betrachtung der wirklich von Elvis geplanten Titel, zu denen auch Yes I Do von Alan Rush zählt. Er ist allen in der Session-Fachliteratur bewanderten kein ganz Unbekannter, hat er doch u.a. bei den Overdub-Sessions zu Unchained Melody und Little Darlin' mitgewirkt.

          Dennis Linde, der Komponist von Burning Love, I Got A Feeling In My Body und For The Heart hatte - im Musikgeschäft seit den 60er Jahren erfolgreich - auch 1977 etwas für Elvis auf Lager, das diesem offensichtlich so gut gefiel, daß er es aufnehmen wollte: Day By Day, welches nicht mit anderen Liedern gleichen Titels verwechselt werden darf. Elvis hat Day By Day natürlich nie aufgenommen. Dennis Linde war trotzdem noch einmal, im Jahr 1982 für ihn tätig: Als er für The Elvis Medley Gitarren-Overdubs machte.

          Ein anderer talentierter, damals aber noch recht erfolgloser Songwriter war Bob Morrison. 1979 sollte Kenny Rogers einen Grammy mit einem seiner Lieder gewinnen; von da an sammelte Morrison durch die 80er Jahre Trophäen und Hits. That's What You Do To Me (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, von den Everly Brothers bekannt gemachten Song) und Energy waren die beiden Lieder von Bob, die Elvis im Januar 1977 aufnehmen wollte.

          Als Abschluß kommt mit dem Song Stirring Up Feelings der vielleicht interessanteste Abschnitt. Obwohl es offiziell nicht für die Session angemerkt ist, ist dennoch mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß Elvis das Lied gesungen hätte - hat er es doch selbst bei dem damals außerordentlich erfolgreichen Komponisten-Duo Bill Rice (Mit-Komponist von The Girl Next Door Went A'Walking) und Jerry Foster bestellt. Nach Aussage von Lamar Fike hat er den Song bereits vor der Session gelernt und geprobt, wobei anzumerken ist, daß Lamar meinte, Elvis hätte das Lied "einfach großartig" gesungen - besonders den Refrain, der sich zu einem Crescendo aufbaut:
          "Your touch is a fever that's burning me up, You're stirrin' up feelings and the feeling is love."
          Bill Rice und Jerry Foster waren sehr stolz auf die Aussicht, das Elvis Stirring Up Feelings aufnehmen würde. Sie setzten soviel darauf, daß sie das Lied sogar niemandem anderen überließen - der ebenfalls früh verstorbene Bob Luman hatte das Potential des Liedes gleichermaßen erkannt und wollte es nach Bekanntwerden der Sessionabsage aufnehmen, aber Foster & Rice sagten in der Hoffnung, daß Elvis es bei der nächsten Session singen würde, ab. Sie blieben zu Elvis' Lebzeiten standhaft - aber als Elvis starb und Bob Luman noch am selben Tag Jerry Foster in seinem Büro aufsuchte, willigten sie schließlich ein. Narvel Felts, Janie Frickie und Diana Trask sind weitere Interpreten, die im Laufe der Jahre Stirring Up Feelings gesungen haben, aber für niemanden war das Lied ein Hit. Der Grund liegt klar auf der Hand: Die fantastische Nummer ist für Elvis maßgeschneidert und hätte ihm gepaßt wie einst 1970 die Jumpsuits. Damit wären wir am Ende unserer Betrachtungen zu Elvis' nie zustandegekommenen Session im Januar 1977 angelangt. Es ist uns zwar gelungen, die Spreu vom Weizen zu trennen und eine Handvoll Songs zu erarbeiten, die Elvis offensichtlich gerne aufgenommen hätte, aber - er hat nicht.

          Wir können weiters von keinem Lied annehmen, daß tatsächlich ein privater Mitschnitt existiert. Während auch der Gegenbeweis unmöglich ist und uns die Elvis-Szene in den letzten Jahren immer wieder zu überraschen verstand, dürfte es wohl doch eher als kühne Spekulation zu betrachten sein, daß jemals derartige Bänder auftauchen könnten. Für alle, die jetzt in Verzweiflung die Haare raufen, sei angemerkt: Es besteht kein Grund, unrealistisch zu sein und über irgendeinen Song, den er gesungen hat oder nicht, den wir auf Tonträger besitzen oder auch nicht, in Depressionen zu verfallen: Elvis hat uns ein reichhaltiges Vermächtnis hinterlassen - so bedeutend kann diese eine Show oder jene spezielle Song gar nicht sein, um dies zu übersehen.

          Quellen:
          Diverse Artikel aus Country Music, dem Nashville Banner und dem Memphis Press-Scimitar, verschiedene Ausgaben, Winter/Frühjahr 1977
          Ben Weisman Interview von Jan-Erik Kjeseth aus The Man And His Music, Nr. 13, Dezember 1991
          Stirring Up Feelings On A Rainy Night In Georgia von Geoffrey McDonnel aus Elvis Monthly, Nr. 407 und 408, Dezember 1993
          Joseph Tunzi, Elvis Sessions, 1993

          kleiner Nachtrag:
          dieser Artikel erschien (wie in den ersten Zeilen für Insider ersichtlich)
          im leider verschiedenen :traurig: Klasse-magazin Bringin´ it back

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