Miami/Florida, 12. September 1970
Miami Beach Convention Center
Aus Graceland Nr. 70/1990 von Adreas Warmuth
Das NBC-Special schlug in Amerika ein wie eine Bombe. Alle Zeitungen berichteten von diesem Ereignis und für Elvis stand fest: Er würde wieder auf Tournee gehen. Doch bis zur ersten richtigen Tour sollten noch einige Monate vergehen. Erst einmal stand vom 31. Juli bis zum 28. August 1969 ein Engagement im Las Vegas-International Hotel auf dem Programm. In den 57 Shows dieses Engagements zeigte Elvis, wieviel Energie er in den öden Hollywoodjahren gesammelt hatte. Später sollten zwei LPs erscheinen, die u.a. Material aus diesen Shows enthalten sollten: FROM MEMPHIS TO VEGAS und ON STAGE-FEBRUARY (?) 1970. Das Engagement übertraf alle Erwartungen. Elvis feierte Erfolge ungeahnter Größenordnung. Aber es wurde weitergearbeitet, verbessert, umarrangiert. Das Ergebnis war dann ab 26. Januar 1970 zu sehen. Elvis startete an diesem Tag nämlich sein zweites Las Vegas-Engagement. Wieder waren es 57 Shows, die er bis zum 23. Februar 1970 geben sollte. Das ON STAGE-Album gibt nur einen geringen Eindruck über die phantastische Stimmung, die damals bei Elvis, seiner Band und dem Publikum herrschte. Kaum war am 23. 2. der Vorhang im International-Hotel gefallen, da waren Elvis und der Colonel schon auf dem Weg nach Houston. Im Astrodome sollten sechs Shows in drei Tagen gegeben werden. Mehr als 200.000 Menschen wohnten diesen Shows am 27:/28.2. und am 1. 3. 1970 bei. Weitere Proben, Pressekonferenzen vor und nach jedem Konzert.
4. bis 8. Juni: Eine unvorstellbare Mammut-Session in den RCA-Studios von Nashville stand auf dem Programm. Während dieser Session entstanden die Songs für sage und schreibe drei Alben: LOVE LETTERS, THAT'S THE WAY IT IS und ELVIS COUNTRY. Mittlerweile standen die Pläne für die erste Tournee. Aber erst einmal gibt es eine weitere Las Vegas-Auftrittsreihe, die das Material für den Dokumentarfilm THAT'S THE WAY IST IS liefern soll. Dieses dritte Vegas-Engagement dauerte vom 10. 8. bis zum 7. 9. 1970 (58 Shows). Nach der Closing Show gab das Hotel zu Ehren von Elvis eine Party. Bei diesem Anlass traf Elvis auch seine alten Freunde Nancy Sinatra und Tom Jones wieder. Nancy hielt sich im Hotel auf, weil sie am nächsten Tag, dem 8. 9. hier ihr Opening-Show gab. Elvis besuchte diese Show und machte sich dann auf den Weg nach Phönix, denn hier im Veteran's Memorial Coliseum würde der "On Tour-Elvis", den es seit 1958 nicht mehr gegeben hatte, wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen. Die Befürchtung, dass bei seiner ersten Tour eventuell das Publikum ausbleiben könnte, riefen bei Elvis und Co. nur ein müdes Schmunzeln hervor. Aber was wäre, wenn die Organisation versagte; die Instrumente nicht rechtzeitig in der nächsten Stadt ankämen? Aber es lief alles wie geplant, wenn nicht sogar noch besser. Nach der Eröffnung in Phönix ging es weiter nach St. Louis (10. 9.), Detroit (11. 9.), 2 Shows am 12. 9. in Miami und 2 in Tampa (13. 9.). Am 14. 9. 1970 endete das Ganze mit einer Show in Mobile. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, welche ungeheuren Entfernungen Elvis bei dieser Tour quer durch Amerika zurück legte. Die Abend-Show aus Miami am 12. 9. habe ich für diesen Bericht ausgesucht.
Wie seine Karriere, so beginnt Elvis auch die meisten Konzerte des Jahres 1970 mit "That's All Right". Sein Vortrag heute ist fast identisch mit dem von der Opening-Show in Las Vegas vom 10. 8. 1970, den wir aus dem Film TTWII kennen. Als zweite Nummer dieser Show steht "I Got A Woman" auf dem Programm. Elvis experimentierte in dieser Zeit noch etwas mit diesem Lied. Er wollte es zu einem Medley ausbauen, wusste aber noch nicht so genau, wie er das anstellen sollte. Songs wie "Ave Maria", "By The Time I Get To Phoenix", "You Don't Know Me" und "Amen" mussten als Versuchtskaninchen herhalten. Aber letztendlich - jeder Elvis-Fan weiß es - entschied er sich dann doch dafür "Amen" als weiteren Bestandteil seines Medleys zu benutzen. Auch heute war dem wieder so. Die Musiker hatten es bei der Sache besonders schwer, denn Elvis schien sich immer erst in letzter Minute zu entscheiden, welches Lied er nimmt. Und so fällt der Übergang zu "Amen" heute etwas kläglich aus, denn es dauert ein wenig, bis die Band herausbekommt, was heute gespielt wird. Während "Amen" gibt Elvis den Kommentar: "Wie in der Kirche", und beendet dann in gewohnt bluesiger Art das Medley, um sich dann vorzustellen: "Vielen Dank, Guten Abend Ladies & Gentlemen. Mein Name ist....".
Das schrille Pfeifen seines übersteuerten Mikorofons unterbricht ihn kurz, aber die Toningenieure haben das sofort im Griff, so dass Elvis weitersprechen kann: "Mein Name ist Johnny Cash". In seiner Las Vegas-Show vom 14. 8. 1970 nahm Elvis diesen Scherz zum Anlass, ein Medley aus den Cash-Hits "I Walk The Line" und "Folsom Prison Blues" zu singen und auch heute lässt er es sich nicht nehmen, zumindest die erste Zeile von "I Walk The Line" zu singen (ca. 6 Sek.). Doch schon bald bricht er ab, um seine Begrüßung fortzusetzen: "Ich möchte euch sagen, dass es eine Freude ist, hier zu sein in Fort Lauderdale". Er erzählt weiter, dass er schon als Baby in Florida aufgetreten sei. Zu einer Zeit, in der Tom Jones noch gar nicht wusste, wie man das macht. Damals habe er noch Windeln angehabt, führt er aus und versucht nachzumachen, wie er wohl ausgesehen hätte, wenn er wirklich schon als Baby aufgetreten wäre, indem er seine Backen aufbläst und unbeholfene Bewegungen macht, vorüber sich das Publikum köstlich amüsiert. "In meinem ersten Film war ein Lied und das ging so...", sagt er dann "Love Me Tender" an.
Miami Beach Convention Center
Aus Graceland Nr. 70/1990 von Adreas Warmuth
Das NBC-Special schlug in Amerika ein wie eine Bombe. Alle Zeitungen berichteten von diesem Ereignis und für Elvis stand fest: Er würde wieder auf Tournee gehen. Doch bis zur ersten richtigen Tour sollten noch einige Monate vergehen. Erst einmal stand vom 31. Juli bis zum 28. August 1969 ein Engagement im Las Vegas-International Hotel auf dem Programm. In den 57 Shows dieses Engagements zeigte Elvis, wieviel Energie er in den öden Hollywoodjahren gesammelt hatte. Später sollten zwei LPs erscheinen, die u.a. Material aus diesen Shows enthalten sollten: FROM MEMPHIS TO VEGAS und ON STAGE-FEBRUARY (?) 1970. Das Engagement übertraf alle Erwartungen. Elvis feierte Erfolge ungeahnter Größenordnung. Aber es wurde weitergearbeitet, verbessert, umarrangiert. Das Ergebnis war dann ab 26. Januar 1970 zu sehen. Elvis startete an diesem Tag nämlich sein zweites Las Vegas-Engagement. Wieder waren es 57 Shows, die er bis zum 23. Februar 1970 geben sollte. Das ON STAGE-Album gibt nur einen geringen Eindruck über die phantastische Stimmung, die damals bei Elvis, seiner Band und dem Publikum herrschte. Kaum war am 23. 2. der Vorhang im International-Hotel gefallen, da waren Elvis und der Colonel schon auf dem Weg nach Houston. Im Astrodome sollten sechs Shows in drei Tagen gegeben werden. Mehr als 200.000 Menschen wohnten diesen Shows am 27:/28.2. und am 1. 3. 1970 bei. Weitere Proben, Pressekonferenzen vor und nach jedem Konzert.
4. bis 8. Juni: Eine unvorstellbare Mammut-Session in den RCA-Studios von Nashville stand auf dem Programm. Während dieser Session entstanden die Songs für sage und schreibe drei Alben: LOVE LETTERS, THAT'S THE WAY IT IS und ELVIS COUNTRY. Mittlerweile standen die Pläne für die erste Tournee. Aber erst einmal gibt es eine weitere Las Vegas-Auftrittsreihe, die das Material für den Dokumentarfilm THAT'S THE WAY IST IS liefern soll. Dieses dritte Vegas-Engagement dauerte vom 10. 8. bis zum 7. 9. 1970 (58 Shows). Nach der Closing Show gab das Hotel zu Ehren von Elvis eine Party. Bei diesem Anlass traf Elvis auch seine alten Freunde Nancy Sinatra und Tom Jones wieder. Nancy hielt sich im Hotel auf, weil sie am nächsten Tag, dem 8. 9. hier ihr Opening-Show gab. Elvis besuchte diese Show und machte sich dann auf den Weg nach Phönix, denn hier im Veteran's Memorial Coliseum würde der "On Tour-Elvis", den es seit 1958 nicht mehr gegeben hatte, wie Phönix aus der Asche wieder auferstehen. Die Befürchtung, dass bei seiner ersten Tour eventuell das Publikum ausbleiben könnte, riefen bei Elvis und Co. nur ein müdes Schmunzeln hervor. Aber was wäre, wenn die Organisation versagte; die Instrumente nicht rechtzeitig in der nächsten Stadt ankämen? Aber es lief alles wie geplant, wenn nicht sogar noch besser. Nach der Eröffnung in Phönix ging es weiter nach St. Louis (10. 9.), Detroit (11. 9.), 2 Shows am 12. 9. in Miami und 2 in Tampa (13. 9.). Am 14. 9. 1970 endete das Ganze mit einer Show in Mobile. Ein Blick auf die Landkarte zeigt, welche ungeheuren Entfernungen Elvis bei dieser Tour quer durch Amerika zurück legte. Die Abend-Show aus Miami am 12. 9. habe ich für diesen Bericht ausgesucht.
Wie seine Karriere, so beginnt Elvis auch die meisten Konzerte des Jahres 1970 mit "That's All Right". Sein Vortrag heute ist fast identisch mit dem von der Opening-Show in Las Vegas vom 10. 8. 1970, den wir aus dem Film TTWII kennen. Als zweite Nummer dieser Show steht "I Got A Woman" auf dem Programm. Elvis experimentierte in dieser Zeit noch etwas mit diesem Lied. Er wollte es zu einem Medley ausbauen, wusste aber noch nicht so genau, wie er das anstellen sollte. Songs wie "Ave Maria", "By The Time I Get To Phoenix", "You Don't Know Me" und "Amen" mussten als Versuchtskaninchen herhalten. Aber letztendlich - jeder Elvis-Fan weiß es - entschied er sich dann doch dafür "Amen" als weiteren Bestandteil seines Medleys zu benutzen. Auch heute war dem wieder so. Die Musiker hatten es bei der Sache besonders schwer, denn Elvis schien sich immer erst in letzter Minute zu entscheiden, welches Lied er nimmt. Und so fällt der Übergang zu "Amen" heute etwas kläglich aus, denn es dauert ein wenig, bis die Band herausbekommt, was heute gespielt wird. Während "Amen" gibt Elvis den Kommentar: "Wie in der Kirche", und beendet dann in gewohnt bluesiger Art das Medley, um sich dann vorzustellen: "Vielen Dank, Guten Abend Ladies & Gentlemen. Mein Name ist....".
Das schrille Pfeifen seines übersteuerten Mikorofons unterbricht ihn kurz, aber die Toningenieure haben das sofort im Griff, so dass Elvis weitersprechen kann: "Mein Name ist Johnny Cash". In seiner Las Vegas-Show vom 14. 8. 1970 nahm Elvis diesen Scherz zum Anlass, ein Medley aus den Cash-Hits "I Walk The Line" und "Folsom Prison Blues" zu singen und auch heute lässt er es sich nicht nehmen, zumindest die erste Zeile von "I Walk The Line" zu singen (ca. 6 Sek.). Doch schon bald bricht er ab, um seine Begrüßung fortzusetzen: "Ich möchte euch sagen, dass es eine Freude ist, hier zu sein in Fort Lauderdale". Er erzählt weiter, dass er schon als Baby in Florida aufgetreten sei. Zu einer Zeit, in der Tom Jones noch gar nicht wusste, wie man das macht. Damals habe er noch Windeln angehabt, führt er aus und versucht nachzumachen, wie er wohl ausgesehen hätte, wenn er wirklich schon als Baby aufgetreten wäre, indem er seine Backen aufbläst und unbeholfene Bewegungen macht, vorüber sich das Publikum köstlich amüsiert. "In meinem ersten Film war ein Lied und das ging so...", sagt er dann "Love Me Tender" an.
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