Kalendereintrag von Heute

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  • Johnny B.
    Posting-Legende

    • 17.07.2003
    • 8551

    Kalendereintrag von Heute

    Die Sache mit dem angesoffenen (oder zugekifften) Jerry Lee Lewis die genau heute vor 30 Jahren passierte wurde heute bei uns im Radio auf Ö3 sogar im Zeitrückblick ausführlich erwähnt

    Wovon ich schreibe bzw. was genau geschah könnt ihr im Kalender nachlesen
  • gast-200612042

    #2
    1976 - Jerry Lee Lewis macht Ärger vor Graceland: 23.11.2006

    Kommentar

    • gast-200612042

      #3
      Past dazu letzten Monat in der Welt:

      Rock ’n' Roll
      Jerry Lee Lewis, der Wildeste von allen

      Mit 70 Jahren schart der alte Rocker seine Nachahmer um sich. Und er legt mit "Last Man Standing" die persönlichsten Tonaufnahmen seit 50 Jahren vor.



      Jerry Lee Lewis bei einem Live-Auftritt Ende September 2006 in New York



      Das Wunder wird sogar im Munzinger vermerkt, dem umfangreichsten deutschen Biografienarchiv: „Männlich, lebend“. Die Beweise häufen sich in diesen Tagen. Erst berichtete im „Rolling Stone“ ein fassungsloser Autor, wie ihn Lewis zwar in Unterhosen aber leibhaftig empfing in dessen scheußlich goldenem Heim in Nesbitt, Mississippi, das der Hausherr selbst „Disgraceland“ nenne. Lewis lebe dort mit seiner diesmal volljährigen, siebten Ehefrau und Töchtern aus vergangenen Ehen sowie unzähligen Zwergzuchthunden. Er sei trocken und gesund. Im Gegensatz zu früheren Interviews verzichte Lewis heute auf entsicherte Revolver. Ungemütlich werde „Rock 'n' Roll’s first great wild man“ nur noch, wenn er darüber eine Fernsehfolge „Rauchende Colts“ verpasse.
      Wem das doch zu sehr nach Gonzo-Journalismus klingt: Der 70-jährige tritt den Beweis mit einem glaubhaft neuen Album an. In 21 Liedern duelliert sich Jerry Lee Lewis mit noch lebenden Epigonen wie den einzelnen Rolling Stones, mit Jimmy Page, John Fogerty und Eric Clapton. Während er mit Little Richard, seinem Geistesbruder, einen Song des Nachwuchses zerlegt: „I Saw Her Standing There“ der Beatles. Für die Aufnahmen zum Album „Last Man Standing“ kehrte Lewis an den heiligen Ort zurück, von dem aus er vor 50 Jahren aufgebrochen war, um Rock’n’Roll nicht nur streng musikalisch zu verstehen. Sondern als Lizenz zu Hedonismus, Irrsinn und Krawall. Man muss daran erinnern. Denn dies wurde erst durch ihn zum Selbstverständnis.
      Als er 1956 dort, in Memphis bei Sam Phillips in den Sun-Studios, als Teil des Million-Dollar-Quartetts sang, hieß Jerry Lee Lewis längst „der Killer“. Vor Carl Perkins, Johnny Cash und Elvis Presley hatte ihn die Mutter so gerufen. Offenbar war Jerry Lee kein Mustersohn. Aber ein Wunderkind, sobald er am Klavier saß. Noch im Kriegsherbst 1944 kauften ihm die Eltern einen Flügel für 900 Dollar und verpfändeten dafür ihr Haus in Ferriday, Louisiana. Jerry Lee sollte es einmal besser haben als der Pachtfarmer und Whiskeyschmuggler Elmo Lewis. Anlässe zur Freude boten Auftritte des jungen Pianisten in der Pentecostal-Kirche. Heimlich musizierte der Begabte allerdings auch in den umliegenden Nachtclubs. Endgültig ans Licht kam Lewis’ Doppelleben am Southwestern Bible Institute in Texas, als der Priesterschüler vor dem Lehrkörper und weiteren frommen Zuhörern „My God Is Real“ als Boogie darbot. Damit war der rechtschaffene Lebensweg beendet. Jerry Lee war 16, heiratete, schwängerte sofort die künftige zweite Gattin und lief 1955 zu Sam Phillips, um mit einer aufgenommenen Platte seinen Lebensstil zu finanzieren.
      „Crazy Arms“ verkaufte sich 300 000-fach. Das folgende „Whole Lotta Shakin’ Going On“ nach anfänglichen Schwierigkeiten sechs Millionen Mal. Das Schwierige bestand darin, die sittlichen Bedenken zu zerstreuen, die vor allem Radio-DJs hegten. Erst Sam Phillips’ Bruder Judd sorgte beim Fernsehen dafür, dass Lewis 1957 die „Steve Allen Show“ bereicherte. Das war bereits der Höhepunkt des Rock’n’Roll und der Karriere ihres wildesten Gesellen.
      Im Dezember 1957 heiratete Lewis wieder, diesmal seine Großcousine Myra Gale Brown, die Tochter seines Vetters und Bassisten. Einen Monat später kam „Great Balls of Fire“ auf den Markt und anschließend heraus, dass Myra damals gerade 13 war. Ein Aufschrei der Empörung drang bis Großbritannien, wo die erste Welttournee abrupt beendet wurde. Über Nacht verschwanden Lewis’ Platten aus den Läden, Radiosender boykottierten ihn, und wenn er überhaupt noch einen Ort zum konzertieren fand, bekam er statt 10 000 Dollar nun 200.
      Johnny Cash und Elvis Presley wurden zur Armee berufen. Eddie Cochran starb im Auto. Buddy Holly, Ritchie Valens und Big Bopper stürzten mit dem Flugzeug ab. Und Jerry Lee Lewis galt als inzestuöser Päderast: Mit einem Schlag verschwand der Rock’n’Roll in seiner Urgewalt. Wenn Lewis Songs wie „What’d I Say“ oder „Sweet Little Sixteen“ aufnahm, bevorzugte die Menschheit plötzlich Fassungen der Beatles. Wenn er heute Ringo Starr ins Studio bittet, um mit ihm der süßen 16-jährigen hinterher zu brüllen, schließt der Opa nicht nur Frieden mit dem aufsässigen Sohn. Er übt auf seine Weise Rache. Wie schon 1978, als er im Duett mit einem miserablen Elvis-Imitator sang.
      Nun also „Last Man Standing“. Lewis hat als einziger die Vier von Memphis überlebt. Durch sein im Folgenden schicksalhaftes Veteranendasein haben sich an ihm die fünfziger Jahre konserviert. Chuck Berry oder Little Richard schienen Glückritter dagegen. In den Sechzigern sang Lewis Country oder stand als lebendes Denkmal mit John Lennon auf der Bühne. 1973 starb sein erster Sohn und Schlagzeuger bei einem Autounfall. Schon sein Bruder war, als Lewis drei war, überfahren worden und sein zweiter Sohn im Pool ertrunken. In den Achtzigern ertrank auch eine seiner Gattinnen, die nächste starb an einer Überdosis Drogen. Zwischendurch schoss der Pistolennarr und Trinker seinem Bandbassisten in die Brust. Ihm wurde alles zugetraut, und Jerry Lee Lewis pflegte die Legenden voller Hingabe. „Ich zerre mein Publikum mit in die Hölle!“
      Man muss sich die Fünfziger vergegenwärtigen. Es gab noch keine Pop-Bezugssysteme, jede Geste galt, Skandale waren skandalös, die großen Feuerbälle waren große Feuerbälle. Die Apokalypse fand im Schritt statt. Was das Munzinger-Archiv verschweigt: „Der Rock’n’Roll begann im Haus von Jimmy Swaggart“, erzählt Jerry Lee Lewis. Auch mit ihm war er verwandt. Während sich Swaggart aufschwang, als beherzter Fernsehprediger das Volk vom Sündenfall zu reinigen (bis sich der Geistliche bei kommerziellem Sex erwischen ließ), nahm sein Cousin die Teufelsrolle in der öffentlichen Unterhaltung ein. Der blonde Outlaw mit dem blauen, bösen Blick.
      Für jede Form von Unglück, Sünde und Verdammnis war von vornherein gesorgt. Das setzte kreative Kräfte frei. Wenn Jerry Lee Lewis den Klavierhocker in den Orchestergraben trat, in seinen Flügel sprang oder die Tasten mit den Fersen anschlug, sah die damalige Avantgarde von Donaueschingen und Darmstadt alt und müde aus. Er nahm dem Bürgertum das Instrument weg, wandte es als Waffe gegen die Kultur der Seele und des Geistes. Häufig ging das Klangmöbel dabei in Flammen auf. Zu sehen ist sein Schauspiel wieder auf der aktuellen Plattenhülle.
      Es gibt hinter dieser Hülle seltsame Duette mit Bruce Springsteen, Robbie Robertson, Rod Stewart, Willie Nelson, Kris Kristofferson, Merle Haggard und Neil Young, der neben Jerry Lee Lewis überraschend handfest singt. Es wird auch viel geschunkelt, und oft dienen Hymnentitel als Pointen eines unglaublichen Sängerlebens. „Don’t Be Ashamed of Your Age“ oder „That Kind of Fool“. Oder „The Pilgrim“ wie das Album zunächst heißen sollte, um auf den genusssüchtigen aber gleichermaßen gottesfürchtigen Lebenswandel hinzuweisen. 50 Jahre Pilgerfahrt. An ihrem Ende mag der Rock’n’Roll nicht mehr sein als ein schlechter Scherz. Der Gründervater hat ihn überlebt. Sich auch.

      Kommentar

      • gast-20100118

        #4
        Zitat von thetifcat
        Past dazu letzten Monat in der Welt:

        Rock ’n' Roll
        Jerry Lee Lewis, der Wildeste von allen
        jauu, ein wahrhaft genialer Musiker.
        seine Lebensführung war ein bißchen sehr crazy.
        aber das gehört wohl zum Südstaatengospeleinfluss.
        da haste nur die Wahl zwischen teuflisch gut und himmlisch.

        Kommentar

        • gast-20080405

          #5
          Zitat von Rev.Gerhard
          jauu, ein wahrhaft genialer Musiker.
          seine Lebensführung war ein bißchen sehr crazy.
          aber das gehört wohl zum Südstaatengospeleinfluss.
          da haste nur die Wahl zwischen teuflisch gut und himmlisch.
          Für Schwängern und Heirat seiner damals 13jährigen Cousine würde er heute für einige Jährchen in den Knast wandern.

          Kommentar

          • HisLatestFlame
            Hat was zu erzählen

            • 25.10.2006
            • 40

            #6
            Zitat von Johnny B.
            Die Sache mit dem angesoffenen (oder zugekifften) Jerry Lee Lewis die genau heute vor 30 Jahren passierte wurde heute bei uns im Radio auf Ö3 sogar im Zeitrückblick ausführlich erwähnt

            Wovon ich schreibe bzw. was genau geschah könnt ihr im Kalender nachlesen
            Wie hat Elvis damals reagiert....?

            Kommentar

            • gast-20080405

              #7
              Zitat von HisLatestFlame
              Wie hat Elvis damals reagiert....?
              Er beobachtete alles am Überwachungsmonitor, wahrscheinlich schon mit gezücktem Sheriff-Badge

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              • michael grasberger
                Posting-Legende

                • 16.02.2006
                • 9993

                #8
                Zitat von Rev.Gerhard
                jauu, ein wahrhaft genialer Musiker.
                seine Lebensführung war ein bißchen sehr crazy.
                aber das gehört wohl zum Südstaatengospeleinfluss.
                da haste nur die Wahl zwischen teuflisch gut und himmlisch.
                er hat sich richtigerweise für BEIDES entschieden!

                "We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
                (Nick Tosches)

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                • Gast20061208

                  #9
                  Zitat von Stutz71
                  Für Schwängern und Heirat seiner damals 13jährigen Cousine würde er heute für einige Jährchen in den Knast wandern.
                  Und selbst diese Aussicht, kann gewisse Herren nicht davon abhalten, ihre schmutzigen Finger von Kindern zu lassen.

                  Im Süden war das wohl damals gang und gebe, daß Minderjährige Mädchen an wesentlich ältere Männer gereicht und schnell verheiratet wurden. Als billige Arbeitskraft und zur Entlastung der Familien. Aber das nur am Rande.

                  Mr. Lewis hatte sich damit in der übrigen Welt ja auch keine Freunde gemacht.

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