elvis im spiegel

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  • gast-20100121

    #31
    Der Spiegelartikel. Sagen wir's so: Er enthält gute Ansätze, wirklich gut gedacht. Leider wurde keiner davon angemessen zuende geführt. Die Aufzählung der herrschenden Klischees, die bringt er gut. Dann jeweils das "Aber" und da kommt dann nichts haltbares, also nichts, was a) die wirkliche Meinung des Autors überzeugend zum Ausdruck bringt, und b) den Leser mit echtem Nachdruck davon überzeugen kann "los, nun beschäftige dich mal mit Elvis und seiner Musik". Alles bleibt so im Wischiwaschistadium stehen. Hätte er sich auf einen oder zwei der guten Ansätze konzentriert und den zuende gedacht und geschrieben, es wäre ein guter Artikel geworden. Schade.

    "Wie aber findet man heutzutage, im Sommer 2007, noch zu Elvis? .... Man muß Elvis vom Müll der Erinnerung freiräumen, vom Schrott der Mythen, Halbwahrheiten, Legenden, um wieder zum Zentrum seiner Geschichte und Bedeutung vorzudringen: Elvis' Musik."
    Da hat Herr v. Uslar ganz Recht. Aber er tut es dann nicht im folgenden Text. Er redet ein wenig über dies und das. Später im Text etwas ausführlicher über die Sun-Jahre. Positiv.
    "Ein paar Worte zu den einzelnen Songs..." Im folgenden spürt man, was dem Autor an der Sache liegt. "Und diese Stimme wirkt noch heute, es hat sie ihm bis heute noch niemand nachgemacht ..."
    Dann ein starkes Statement: "Wer an nichts glaubt und im Laufe von "Crying in the Chapel" nicht gläubig wird, dem ist nicht zu helfen." Ein mitreißender Ansatz, der aber wieder im Sande verläuft.
    Die Filmjahre kommen schlecht weg.
    Die letzten Jahre beschreibt er, naja nenne ich's mal zwiespältig. Auch hier weiß der Leser nicht, woran er sich halten soll: An das Grauenhafte oder an die Größe und die ergreifenden Performances?
    Nichts von der üblichen Niedermache im üblichen Stil. Aber er kommt selbst nicht weg vom Klischee, es reißt ihn doch immer wieder hin.
    Um dann zu schließen mit: "Wenn Elvis' Songs heute noch eine, natürlich eine wahrhaft demokratische Qualität haben, dann die, daß sie allein wirklich die ganze Geschichte erzählen: Man braucht keine Bildung, kein Wissen, keine Herkunft, kein Foto, keinen Film, keinen schicken MTV-Trailer. Nur Ohren, ein Herz und ein eigenes Leben, das noch nicht ganz zu Ende ist. Let's go!
    Der King wäre dieses Jahr übrigens 72 Jahre alt geworden: Wir sehen Elvis. Und, wie schön, wir hören ihn singen."

    Der Autor könnte ein Elvisfan sein, dem es aber irgendwie schwerfällt dies zu sein oder zum Ausdruck zu bringen. Die Liste der Songs, die jeden zum Elvisfan werden lassen können, ist eine persönliche, wie auch immer wieder die persönliche Sicht des Autors durchscheint. Leider zu wenig, zu wenig eindrückliche Begeisterung, alles dann selbst wieder ausgebremst. Er erschlägt seine eigenen guten Ansätze und Gedanken regelmäßig mit Negativfolien, so daß sich der geneigte Leser am Ende fragt: Und? Was will er uns nun wirklich sagen?
    Die verwendeten Bilder sind sehr schön, gute Auswahl!
    Zuletzt geändert von Gast; 01.08.2007, 11:36

    Kommentar

    • gast-20100118

      #32
      Zitat von Dream
      Der Spiegelartikel.
      starkes Posting !!

      Dass er "Crying In The Chapel" als einen solchen missionarischen Song bewertet, verblüfft und beglückt mich.
      Dass der Autor seine aufkeimende Begeisterung mit "Negativfolien" dämpft, beschreibt wohl die Schizophrenie, mit der viele um ihre Contenance ringen, wenn sie, hingerissen vom Künstler selbst, um den Verlust ihrer intellektuellen Dominanz fürchten, und diese mit den Klischées wieder ins Lot zu bringen trachten.

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      • gast-20080405

        #33
        Zitat von Dream

        Der Autor könnte ein Elvisfan sein
        Ich hoffe nicht, denn dann wäre die Neutralität des Artikels nicht gewährleistet.

        Kommentar

        • gast-20100121

          #34
          Zitat von Stutz71
          Neutralität


          Neutralität in Sachen Musik (Kunst etc.) ist nicht unbedingt das, was ich erwarte. Und was meiner Meinung nach auch kaum machbar ist.

          Jemand, der eine Hommage (= öffentliche Respektsbezeugung) schreibt, sollte doch etwas positives am Gegenstand seines Artikels finden. Unbedingt. Und das auch zu transportieren wissen.

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          • michael grasberger
            Posting-Legende

            • 16.02.2006
            • 9993

            #35
            Zitat von Dream

            Aber er kommt selbst nicht weg vom Klischee, es reißt ihn doch immer wieder hin.

            damit hast du die diskrepanz wohl fast aller feuilletonschreiberlinge, die dieser tage von ihren chefredakteuren zum obligatorischen elvisartikel "verdonnert" werden, perfekt auf den punkt gebracht!

            (auch sonst stimme ich mit deinem urteil über den artikel 100% überein.)

            "We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
            (Nick Tosches)

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            • gast-20100121

              #36
              Danke!

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              • kuenzer
                Schnupperuser

                • 18.04.2007
                • 11

                #37
                Link zum Artikel

                Kommentar

                • Ruth Metzner
                  Ehrenmitglied
                  • 26.03.2007
                  • 322

                  #38
                  Danke für den Link. Auch die Bilder, die der Spiegel zusätzlich als Fotostrecke bringt finde ich gut.

                  Kommentar

                  • TheKing
                    Board-Legende

                    • 19.06.2006
                    • 20783

                    #39
                    Ja. Was Dream über den Artikel sagt trifft es ganz gut. Trotzdem finde ich den Text wegen der Ansätze und Betrachtungen eher wertvoll, als negativ.

                    Zur Ausführung fehlt dem Text vor allem aber die Länge. Man hat das Gefühl, dass er ein Flickwerk ist, dem einige Zeilen entnommen wurden, um ihn auf die richtige Länge zu kürzen. Möglicherweise. Mir hätte der erste Ansatz schon gereicht, nämlich zu schauen, was hinter dem übermächtigen Molloch von Klischee noch vom wahren Elvis zu sehen ist...wie man heute zu ihm findet.

                    Allein dieser Ansatz ist schön sehr schön finde ich. Ic glaube schon, dass der Author einiges von Elvis weiß, der hat ein paar Bücher gelesen. Und er scheint ihn zu mögen und er sagt ja wirklich ein paar sehr nette Dinge über ihn...

                    Ich weiß jetzt aber auch, was Michael mit diesem typischen Feuilletiontonfall meint.
                    Ohne Worte!

                    Kommentar

                    • Gilla
                      Board-Legende

                      • 05.02.2007
                      • 14789

                      #40
                      Zitat von Dream
                      Der Autor könnte ein Elvisfan sein, dem es aber irgendwie schwerfällt dies zu sein oder zum Ausdruck zu bringen. Die Liste der Songs, die jeden zum Elvisfan werden lassen können, ist eine persönliche, wie auch immer wieder die persönliche Sicht des Autors durchscheint. Leider zu wenig, zu wenig eindrückliche Begeisterung, alles dann selbst wieder ausgebremst. Er erschlägt seine eigenen guten Ansätze und Gedanken regelmäßig mit Negativfolien, so daß sich der geneigte Leser am Ende fragt: Und? Was will er uns nun wirklich sagen?
                      Die verwendeten Bilder sind sehr schön, gute Auswahl!
                      ...was will der Autor uns damit sagen? Ich meine, er will damit schlicht und einfach an Elvis erinnern, an einen Elvis, der das "größte Etwas war, was die populäre Kultur bis heute hervorgebracht hat". Dabei blieb er selbstverständlich nur an der Oberfläche.

                      Er hat interessante Fragen gestellt, z.B. "Wie aber findet man heutzutage, im Sommer 2007, noch zu Elvis"?
                      Ebenso ist er davon überzeugt, was ich auch glaube, dass Elvis´erste Sun-Platten bei der Jugend 2007 immer noch ankommen und für Stimmung sorgen.

                      Klasse von Uslar ausgedrückt, "um zu Elvis vordringen zu können, müsse man ihn erst vom Schrott der Mythen, Halbwahrheiten freiräumen, um zum Zentrum seiner Bedeutung vorzudringen - zu seiner Musik". Exakt genau das ist es schließlich.
                      Das ist es doch, was sich im Laufe der 30 Jahre nach seinem Tod wie Patina über Elvis gelegt hat, die Gerüchte und Mutmaßungen über Ausschweifungen in seinem Leben, auch beliebte Themen von Fans in den verschiedenen Foren.

                      Wenn man es dann geschafft hat, seine Musik zu hören - und sie zu verstehen, dann wird man sich dessen erst wieder bewusst, was dieser Mensch uns hinterlassen hat.

                      Der Spiegelbericht von Moritz von Uslar ist eine Erinnerung an den großen Musiker Elvis Presley, geschrieben nicht von einem Musikfachmann, sondern von einem Redakteur des Spiegel. Ich würde sagen, dass er zumindest ein Elvis Bewunderer ist.
                      Für weitere, ausführliche Beschreibungen fehlte aber anscheindend der Platz und es war auch nicht gewollt; doch dafür gibts ja die diversen Musikzeitschriften.
                      *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

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