Just Pretend
(Fort Baxter 2091)
13.12.1975, Las Vegas/ Midnight Show
Just Pretend – eine Legende unter den Import-CDs.
Nur wenige Veröffentlichungen davor und danach schlugen so ein, wie diese Scheibe anno 1992.
Anfang der 90er Jahre war das mit den Live-Veröffentlichungen so eine Sache: Man mußte zumeist schon Fan der harten Sorte sein, um sich an den zahlreichen LPs oder auch CDs zu erfreuen. Nicht das es wenige gab, nein, der Haken war deren Qualität. Bis auf wenige Ausnahmen gab es ausschließlich die Möglichkeit sich an AR, also Audience Recordings (Publikumsmitschnitte) zu erfreuen. Die wenigen Ausnahmen stammten zumeist aus der On Tour-Zeit, wie etwa Live In Virginia (Vicky 214, 1989) oder Sweet Carolina (Vicky 215/ 1990) oder Sachen des ominösen Standing Room-Only Albums. Viel wars also nicht. Und auch RCA tat sich schwer, vernünftiges auf die Beine zu stellen. Hervorzuhebendes Highlights waren die LP/ CD The Alternate Aloha von 1988 sowie die 3er CD-Box Collectors Gold mit unveröffentlichtem 1969er Las Vegas-Material.
Klar war jedoch eigentlich schon sehr lange, dass es mehr geben mußte. Abgesehen von den diversen Shows, welche 1969/ 1970 (für TTWII), 1972 (für On Tour) und 1977 (für In Concert) aufgezeichnet wurden, gab die 8-LP Box Elvis Aron Presley mit dem 1975er Dallas-Material aber auch die Singles America/ Softly, As I Leave You Aufschluss darüber, dass in den Weiten des RCA-Archivs sich noch so einige Perlen versteckt hielten. Nicht zuletzt die Monologe auf der Having Fun On Stage von 1974 ließen erahnen, was alles möglich war.
Doch was nützte all das Wissen um den Schatz, wenn der See seit Jahren in aller Stille ruht.
Was für andere Künstler fast schon selbstverständlich war (so veröffentlichte etwa allein das Label Swingin‘ Pig Ende der 80er/ Anfang der 90er einen stattlichen Katalog von Live-Imports von den Beatles über die Stones bis zu Prince, Police und Aerosmith, welche sogar völlig problemlos im Plattenladen erhältlich waren), mußte in Sachen Elvis als undenkbar gelten.
In diese „triste Zeit“ fiel die CD Just Pretend wie aus dem heiteren Himmel. Dabei war vielleicht noch nicht einmal die Aufnahme selbst die Sensation. Jedoch ließ der Hinweis „From The Mastertapes Vol.1“ aufhorchen. Kam da noch was? Nun, die weitere Geschichte dürfte bekannt sein. Die hier geborene „From The Mastertape“ – Serie von Fort Baxter ist legendär und hat so einige Perlen hervorgebracht. Im Windschatten dieser Serie schossen die hochwertigen Importlabels plötzlich wie die Pilze aus dem Boden. Diamond Anniversary Edition (DAE), Luxor, Rock Legends oder 2001 sind fast jedem Sammler ein Begriff.
Grund genug also, um sich den Stein, der die Lawine ins Rollen brachte einmal genauer anzuschauen.
Die Aufmachung.
Die Just Pretend kommt mit einer für die heutige Zeit eher schlichten Gestaltung daher. Das Cover zeigt Elvis am Ende der Show, der Vorhang senkt sich und ein letztes Shake-hands bevor es in Richtung „Elvis has left the building“ geht. Das Foto müßte meiner Meinung nach aus der Show vom 02.12.1975, Midnight Show, stammen, also nicht 100%ig passend zur CD, aber dennoch außergewöhnlich.
Die Rückseite bietet keine weiteren Fotos, es sind nur die statistischen Angaben zu Titel, Ort etc. in recht nüchterner Weise enthalten. Das spannendste war bei Erscheinen der CD lediglich der fette Hinweis auf Vol.1 der Mastertapeserie!!!
Die Coverinnerseite zeigte nochmals ein relativ unscharfes Portrait von Elvis mit Brille und führte erneut die einzelnen Titel auf. Klappte man das Cover auf gab es einen kurzen Text, in welchem eindringlich auf die schlechte Qualität der bislang erschienenen Live-LPs/ CDs hingewiesen wurde und das sich dies nun mit dieser CD ändern würde. Ein Versprechen, das letztlich gehalten wurde!
Der Sound
Hier bietet sich ein direkter Vergleich mit der Zwillingsshow an, welche wenige Stunden zuvor statt fand und auf der FTD A Dinner At Eight zu hören ist. Im Vergleich zur FTD kommt der Sound ein wenig flacher daher. Die FTD klingt in meinen Augen dann doch voller und läßt den Unterschied einer mehr als 10 Jahre später erfolgten Bearbeitung relativ deutlich erkennen. Aber versetzen wir uns zurück ins Jahr 1992: dieser für die damalige Zeit unglaubliche Sound war das, was das Sammlerherz höher schlagen ließ Es gab eben nicht viel Vergleichsmaterial. Und zwischen einer AR und einem guten soliden Soundboard, und als solchen würde ich die Just Pretend bezeichnen, liegen einfach Welten.
Der Mix ist ausgewogen, jedoch ist das Publikum eher verhalten im Hintergrund zu hören, sofern nicht gerade der ein oder andere weibliche Fan laut loskreischt. Auch die Sprechpassagen sind gut hörbar und selbst Geschenke, welche Elvis bekommt, sind zu bemerken. Als störend könnte man einzig ein unterschwelliges Grundrauschen bezeichnen. Jedoch ist mir dieses Rauschen auch erst durch das Lesen einer Review aufgefallen. Im Vergleich etwa zur Fort-Baxter-Folge-CD „Walk A Mile In My Shoes“ ist dieses Rauschen zu vernachlässigen.
Die Show
Das Vegas-Engagement des Dezembers 1975 neigte sich dem Ende. Elvis gab vom 02.-15.12.1975 insgesamt 16 Shows. Die hier vorliegende Just Pretend und die FTD Dinner At Eight geben einen guten Einblick, wie die Konzerte in dieser Zeit abliefen. Bis auf einzelne Songabweichungen war dies das Standardrepartoir dieser Zeit.
Am heutigen Abend war Elvis gut gelaunt und trug den Dark Blue Silver Phoenix-Anzug
Die Aufnahme ist nicht ganz komplett. Es fehlt das Zarathustra-Thema sowie das Opening-Riff. Der Einstieg ist demnach unmittelbar bevor Elvis mit C.C.Rider zu singen beginnt. Der Song selbst wird recht gut gebracht und gibt einen angemessenen Showstart.
Anschließend das übliche Prozedere in Sachen I Got A Woman. Bevor die üblichen well wells beginnen, welche sich am heutigem Abend jedoch noch im Rahmen halten, gibt es noch einige Scherze zu Ronnie Tutt rüber, der wohl schon nach dem ersten Song Gatorade zu trinken beginnt und entsprechend von Elvis aufgezogen wird. I Got A Woman ist mit nichten kein highlight der Show, sei es drum, alles andere wäre auch überraschend gewesen. Das unvermeidliche Amen beendet den Eröffnungsblock.
Es folgt die Begrüßung des Publikums "Guten Abend, Ihr wißt wer Ihr seid und ich weiß wer ich bin" und die ersten Schals und Küsse werden verteilt dann erklingt der Eröffnugngsakord von Love Me. „Hey was hast Du denn da?“ fragt er ins Publikum. Eines der kuriosen Geschenke, die so manch einer dem Meister zugedenkt, besteht heute aus einer Art Mütze mit Sirene, welche auch gut auf der CD zu hören ist und einer blinkender Lampe. „Was ist das denn?“ sprachs und setzte sich das Ding sogleich auf. „Elton John“ kommentierte er sein Aussehen und dann war endlich Love Me an der Reihe.
Trying To get To You und And I Love You So sind passable Versionen, an denen man immer wieder seine Freude hat.
Im anschließenden Oldie-Block kommen an diesem Dezember-Abend All Shook Up, Teddy Bear und Don’t Be Cruel zum Einsatz. Standardware, kurz und bündig vorgetragen. Am Ende von Don’t Be Cruel, während des Drum-break kann man es klimpern hören. „Oh, that’s two keys!“. Offensichtlich hatte jemand seine Hotelschlüssel auf die Bühne geworfen.
„Time for Gave Me A Mountain“ Doch schon wurde der Song abgebrochen. Am Bühnenrand mußte erst noch ein Bild unterschrieben werden. Außerdem hatte offensichtlich eine junge Lady Geburtstag und wünschte sich sehnlichst Welcome To My World. Naja, Elvis war ja nicht so, hauchte kurz „Welcome To My World....ähhh happy birthday, honey“ und You Gave Me A Mountain wurde gespielt.
Help Me Make Through The Night ist ein weiterer Höhepunkt, hier Mr. und Mrs. Thompson gewidmet. Eine gute Wahl, war der Song zwar über die Jahre immer wieder einmal im Programm, so schaffte er es aber nie ernsthaft zum regelmäßigen Bestandteil der Setliste. Damals im Jahre 1992 war diese Live-Version natürlich sensationell. Das gabs in dieser Form bis dahin nicht.
Ein mitreißendes Polk Salad Annie und die Bandvorstellung sind die nächsten Punkte der Programmliste. Die Vorstellung beinhaltet dabei wieder diverse Solos der einzelnen Musiker. Besonders das Drum-Solo von Ronnie Tutt läßt einem da schon mal die Spucke weg bleiben.
Zusätzlich gibt es in diesem Show-Teil noch ein von Elvis mitgesungenes Johnny B. Goode und dass orchestrale School Days (Hail Hail Rock’n’Roll – deliver me from days of old).
Danach wird kurz ausgeblendet, vermutlich endete hier das Original-Tape. Insoweit fehlen die Vorstellung von Lisa Marie und Vernon Presley.
Endlich dann Just Pretend, der Titelsong der CD. Bis auf eine Hand voll Versionen des Songs aus den Jahren 1970-1972 gab und gibt es nichts vergleichbares. Umso erstaunlicher, dass der Song im Dezember 1975 regelmäßiger Bestandteil der Setliste war, denn auch nach dieser Vegas-Gastspielreihe war er schon wieder verschwunden. Eine weitere Soundboard-Version von Just Pretend gibt es auf der Live In Las Vegas-Box, hier vom 06.12.1975, Midnight-Show. Über die Jahre hat das Lied nicht an seinem Charme verloren und Elvis trägt es seriös aber dennoch gefühlvoll vor. Da fragt man sich unweigerlich, warum er auf diesen Song nie wieder zurück gegriffen hat, an mangelnder Honoration durch das Publikum kann es kaum gelegen haben.
Völlig anders verhält es sich bei dem anschließenden How Great Thou Art. Dieses hatte Elvis in aller Regelmäßigkeit m Programm und auch hier ließen seine Vorträge in den seltensten Fällen zu Wünschen übrig. So spürte man am heutigen Abend wieder, dass er mit Herzblut bei der Sache ist und so läßt er sich auch nicht lange bitten, um die schon fast obligatorische Zugabe des letzten Teils des Songs zu bringen.
Die Gitarre von James Burton schneidet daraufhin in den Beifall und schon wird durch Burning Love gerockt. Schnörkellos aber auch ohne wesentliche Höhepunkte.
„Irgendetwas spezielles, das Ihr hören wollt?“ Tumultartige Szenen müssen sich nach diesem Satz abgespielt haben, zumindest geht ein immenser Aufschrei durch die Menge und allerlei unverständliche Songwünsche fliegen Elvis entgegen. Ein Fan fordert vehement und lautstark I Want You I Need You I Love You, ein anderer wünscht sich It’s Now Or Never. Nunja es folgt Hound Dog – irgendeiner wird sich das schon gewünscht haben....
Aber wie war das mit dem Geburttagsliedchen noch gleich??? “Welcome To My World...hmmmhmmm..., Welche Tonart hatten wir?“ Glen D. Hardin setzt mit dem Klavier ein und noch ein Versuch startet: „hmmmm...won't You come on in, miracles I guess, still happen now end then...hmmm...ok that‘s all.“ Zu mehr hat es leider nicht gereicht, egal, die junge Lady wird wohl vor Entzücken das Ende sowieso nicht mitbekommen haben.
Die nächsten beiden Programmpunkte sind alte bekannte. Softly, As I Leave You und America hatte RCA schon 1978 bzw. 1977 als Single veröffentlicht. Im Prinzip war eigentlich klar, dass das Konzert in den Archiven vorhanden sein mußte. Tja, Geduld ist eine Tugend und wird gar manchmal belohnt!
Mit It’s Now Or Never erfüllt sich sodann doch noch so mancher Publikumswunsch. Aber auch hier erhalten wir eher alltägliches. Mit irgendetwas mußte er ja seine Shows füllen.... Am Ende beginnt Elvis mit O Sole Mio. „Ich wünschte wir hätten den italienischen Text! Haben wir den?“ Schon macht er den italienischen Troubadour und singt eine Strophe mehr recht als schlecht auf italienisch. Das ist insoweit recht erfrischend, als dass Sherill Nielson bei so manch anderem Konzert sagen wir mal, etwas deplaziert wirkt.
Mit Little Darlin‘ und Little Sister endet das Konzert. Ein letzter Dank geht an die Tontechniker um Felton Jarvis „Merry Christmas and a happy New Year“ und Can’t Help Falling In Love erklingt.
Das Closing Vamp wird sofort ausgeblendet.
Die Show der Just Pretend wurde inzwischen auf einer Vielzahl anderer Import-CDs wiederveröffentlicht. Dabei sind insbesondere die
- Unsurepassed Masters Vol.4 und die
- All Shook Up - Unauthorised
zu nennen. Doch schon der Blick auf die jeweiligen Cover zeigt, dass es sich dabei eher um lieblose Kopien, denn um tatsächliche Neuauflagen handelt.
Fazit
Was 1992 sensationell war, ist heute fast schon Standard. Die Show hat ihre Highlights und hört sich auch gut weg. In Zeiten von FTD, Madison & Audionics mit Ihren tollen Booklets oder nach all den Just Pretend-Nachfolgern und Folgelabels fällt es aber fast schwer, die damalige Euphorie nachvollziehen zu können. Da es heute aber von vornherein schwer sein wird, an diese Scheibe ranzukommen, ist man mit der Zwillingshow A Dinner At Eight (FTD) sehr gut bedient. Zwar gibt es auf dieser CD nicht den Titeltrack Just Pretend, dafür aber immerhin Wooden Heart, was ja auch nicht schlecht ist. Auf der anderen Seite sind aus dem Dezember 1975 nicht gerade Massen von Soundboards vorhanden. Die beiden Konzerte vom 13.12.1975 sind bis heute die einzigen kompletten Soundboard-Konzerte dieses Vegas-Gastspiels, sodass es sich wohl aus diesem Grunde lohnt, gelegentlich mal etwas intensiver nach der Just Pretend Ausschau zu halten..
Wer letztlich die CD besitzt, wird sie immer wieder gerne hören und als Kleinod zu schätzen wissen, diese Just Pretend, mit der so vieles begann.
Die Songs
C.C.Rider
I Got A Woman-Amen
Love Me
Trying To Get To You
And I Love You So
All Shook Up
Teddy Bear/ Don't Be Cruel
You Gave Me A Mountain
Help Me Make It Through The Night
Polk Salad Annie
Band Vorstellung - Johnny B.Goode - School Days
Just Pretend
How Great Thou Art (with Reprise)
Burning Love
Hound Dog
Welcome To My World (2 Zeilen)
Softly, As I Leave You
America
It's Now Or Never/ O Sole Mio
Little Darlin'
Little Sister
Can't Help Falling In Love
Gesamtlaufzeit: 73 min
Charro
(Fort Baxter 2091)
13.12.1975, Las Vegas/ Midnight Show
Just Pretend – eine Legende unter den Import-CDs.
Nur wenige Veröffentlichungen davor und danach schlugen so ein, wie diese Scheibe anno 1992.
Anfang der 90er Jahre war das mit den Live-Veröffentlichungen so eine Sache: Man mußte zumeist schon Fan der harten Sorte sein, um sich an den zahlreichen LPs oder auch CDs zu erfreuen. Nicht das es wenige gab, nein, der Haken war deren Qualität. Bis auf wenige Ausnahmen gab es ausschließlich die Möglichkeit sich an AR, also Audience Recordings (Publikumsmitschnitte) zu erfreuen. Die wenigen Ausnahmen stammten zumeist aus der On Tour-Zeit, wie etwa Live In Virginia (Vicky 214, 1989) oder Sweet Carolina (Vicky 215/ 1990) oder Sachen des ominösen Standing Room-Only Albums. Viel wars also nicht. Und auch RCA tat sich schwer, vernünftiges auf die Beine zu stellen. Hervorzuhebendes Highlights waren die LP/ CD The Alternate Aloha von 1988 sowie die 3er CD-Box Collectors Gold mit unveröffentlichtem 1969er Las Vegas-Material.
Klar war jedoch eigentlich schon sehr lange, dass es mehr geben mußte. Abgesehen von den diversen Shows, welche 1969/ 1970 (für TTWII), 1972 (für On Tour) und 1977 (für In Concert) aufgezeichnet wurden, gab die 8-LP Box Elvis Aron Presley mit dem 1975er Dallas-Material aber auch die Singles America/ Softly, As I Leave You Aufschluss darüber, dass in den Weiten des RCA-Archivs sich noch so einige Perlen versteckt hielten. Nicht zuletzt die Monologe auf der Having Fun On Stage von 1974 ließen erahnen, was alles möglich war.
Doch was nützte all das Wissen um den Schatz, wenn der See seit Jahren in aller Stille ruht.
Was für andere Künstler fast schon selbstverständlich war (so veröffentlichte etwa allein das Label Swingin‘ Pig Ende der 80er/ Anfang der 90er einen stattlichen Katalog von Live-Imports von den Beatles über die Stones bis zu Prince, Police und Aerosmith, welche sogar völlig problemlos im Plattenladen erhältlich waren), mußte in Sachen Elvis als undenkbar gelten.
In diese „triste Zeit“ fiel die CD Just Pretend wie aus dem heiteren Himmel. Dabei war vielleicht noch nicht einmal die Aufnahme selbst die Sensation. Jedoch ließ der Hinweis „From The Mastertapes Vol.1“ aufhorchen. Kam da noch was? Nun, die weitere Geschichte dürfte bekannt sein. Die hier geborene „From The Mastertape“ – Serie von Fort Baxter ist legendär und hat so einige Perlen hervorgebracht. Im Windschatten dieser Serie schossen die hochwertigen Importlabels plötzlich wie die Pilze aus dem Boden. Diamond Anniversary Edition (DAE), Luxor, Rock Legends oder 2001 sind fast jedem Sammler ein Begriff.
Grund genug also, um sich den Stein, der die Lawine ins Rollen brachte einmal genauer anzuschauen.
Die Aufmachung.
Die Just Pretend kommt mit einer für die heutige Zeit eher schlichten Gestaltung daher. Das Cover zeigt Elvis am Ende der Show, der Vorhang senkt sich und ein letztes Shake-hands bevor es in Richtung „Elvis has left the building“ geht. Das Foto müßte meiner Meinung nach aus der Show vom 02.12.1975, Midnight Show, stammen, also nicht 100%ig passend zur CD, aber dennoch außergewöhnlich.
Die Rückseite bietet keine weiteren Fotos, es sind nur die statistischen Angaben zu Titel, Ort etc. in recht nüchterner Weise enthalten. Das spannendste war bei Erscheinen der CD lediglich der fette Hinweis auf Vol.1 der Mastertapeserie!!!
Die Coverinnerseite zeigte nochmals ein relativ unscharfes Portrait von Elvis mit Brille und führte erneut die einzelnen Titel auf. Klappte man das Cover auf gab es einen kurzen Text, in welchem eindringlich auf die schlechte Qualität der bislang erschienenen Live-LPs/ CDs hingewiesen wurde und das sich dies nun mit dieser CD ändern würde. Ein Versprechen, das letztlich gehalten wurde!
Der Sound
Hier bietet sich ein direkter Vergleich mit der Zwillingsshow an, welche wenige Stunden zuvor statt fand und auf der FTD A Dinner At Eight zu hören ist. Im Vergleich zur FTD kommt der Sound ein wenig flacher daher. Die FTD klingt in meinen Augen dann doch voller und läßt den Unterschied einer mehr als 10 Jahre später erfolgten Bearbeitung relativ deutlich erkennen. Aber versetzen wir uns zurück ins Jahr 1992: dieser für die damalige Zeit unglaubliche Sound war das, was das Sammlerherz höher schlagen ließ Es gab eben nicht viel Vergleichsmaterial. Und zwischen einer AR und einem guten soliden Soundboard, und als solchen würde ich die Just Pretend bezeichnen, liegen einfach Welten.
Der Mix ist ausgewogen, jedoch ist das Publikum eher verhalten im Hintergrund zu hören, sofern nicht gerade der ein oder andere weibliche Fan laut loskreischt. Auch die Sprechpassagen sind gut hörbar und selbst Geschenke, welche Elvis bekommt, sind zu bemerken. Als störend könnte man einzig ein unterschwelliges Grundrauschen bezeichnen. Jedoch ist mir dieses Rauschen auch erst durch das Lesen einer Review aufgefallen. Im Vergleich etwa zur Fort-Baxter-Folge-CD „Walk A Mile In My Shoes“ ist dieses Rauschen zu vernachlässigen.
Die Show
Das Vegas-Engagement des Dezembers 1975 neigte sich dem Ende. Elvis gab vom 02.-15.12.1975 insgesamt 16 Shows. Die hier vorliegende Just Pretend und die FTD Dinner At Eight geben einen guten Einblick, wie die Konzerte in dieser Zeit abliefen. Bis auf einzelne Songabweichungen war dies das Standardrepartoir dieser Zeit.
Am heutigen Abend war Elvis gut gelaunt und trug den Dark Blue Silver Phoenix-Anzug
Die Aufnahme ist nicht ganz komplett. Es fehlt das Zarathustra-Thema sowie das Opening-Riff. Der Einstieg ist demnach unmittelbar bevor Elvis mit C.C.Rider zu singen beginnt. Der Song selbst wird recht gut gebracht und gibt einen angemessenen Showstart.
Anschließend das übliche Prozedere in Sachen I Got A Woman. Bevor die üblichen well wells beginnen, welche sich am heutigem Abend jedoch noch im Rahmen halten, gibt es noch einige Scherze zu Ronnie Tutt rüber, der wohl schon nach dem ersten Song Gatorade zu trinken beginnt und entsprechend von Elvis aufgezogen wird. I Got A Woman ist mit nichten kein highlight der Show, sei es drum, alles andere wäre auch überraschend gewesen. Das unvermeidliche Amen beendet den Eröffnungsblock.
Es folgt die Begrüßung des Publikums "Guten Abend, Ihr wißt wer Ihr seid und ich weiß wer ich bin" und die ersten Schals und Küsse werden verteilt dann erklingt der Eröffnugngsakord von Love Me. „Hey was hast Du denn da?“ fragt er ins Publikum. Eines der kuriosen Geschenke, die so manch einer dem Meister zugedenkt, besteht heute aus einer Art Mütze mit Sirene, welche auch gut auf der CD zu hören ist und einer blinkender Lampe. „Was ist das denn?“ sprachs und setzte sich das Ding sogleich auf. „Elton John“ kommentierte er sein Aussehen und dann war endlich Love Me an der Reihe.
Trying To get To You und And I Love You So sind passable Versionen, an denen man immer wieder seine Freude hat.
Im anschließenden Oldie-Block kommen an diesem Dezember-Abend All Shook Up, Teddy Bear und Don’t Be Cruel zum Einsatz. Standardware, kurz und bündig vorgetragen. Am Ende von Don’t Be Cruel, während des Drum-break kann man es klimpern hören. „Oh, that’s two keys!“. Offensichtlich hatte jemand seine Hotelschlüssel auf die Bühne geworfen.
„Time for Gave Me A Mountain“ Doch schon wurde der Song abgebrochen. Am Bühnenrand mußte erst noch ein Bild unterschrieben werden. Außerdem hatte offensichtlich eine junge Lady Geburtstag und wünschte sich sehnlichst Welcome To My World. Naja, Elvis war ja nicht so, hauchte kurz „Welcome To My World....ähhh happy birthday, honey“ und You Gave Me A Mountain wurde gespielt.
Help Me Make Through The Night ist ein weiterer Höhepunkt, hier Mr. und Mrs. Thompson gewidmet. Eine gute Wahl, war der Song zwar über die Jahre immer wieder einmal im Programm, so schaffte er es aber nie ernsthaft zum regelmäßigen Bestandteil der Setliste. Damals im Jahre 1992 war diese Live-Version natürlich sensationell. Das gabs in dieser Form bis dahin nicht.
Ein mitreißendes Polk Salad Annie und die Bandvorstellung sind die nächsten Punkte der Programmliste. Die Vorstellung beinhaltet dabei wieder diverse Solos der einzelnen Musiker. Besonders das Drum-Solo von Ronnie Tutt läßt einem da schon mal die Spucke weg bleiben.
Zusätzlich gibt es in diesem Show-Teil noch ein von Elvis mitgesungenes Johnny B. Goode und dass orchestrale School Days (Hail Hail Rock’n’Roll – deliver me from days of old).
Danach wird kurz ausgeblendet, vermutlich endete hier das Original-Tape. Insoweit fehlen die Vorstellung von Lisa Marie und Vernon Presley.
Endlich dann Just Pretend, der Titelsong der CD. Bis auf eine Hand voll Versionen des Songs aus den Jahren 1970-1972 gab und gibt es nichts vergleichbares. Umso erstaunlicher, dass der Song im Dezember 1975 regelmäßiger Bestandteil der Setliste war, denn auch nach dieser Vegas-Gastspielreihe war er schon wieder verschwunden. Eine weitere Soundboard-Version von Just Pretend gibt es auf der Live In Las Vegas-Box, hier vom 06.12.1975, Midnight-Show. Über die Jahre hat das Lied nicht an seinem Charme verloren und Elvis trägt es seriös aber dennoch gefühlvoll vor. Da fragt man sich unweigerlich, warum er auf diesen Song nie wieder zurück gegriffen hat, an mangelnder Honoration durch das Publikum kann es kaum gelegen haben.
Völlig anders verhält es sich bei dem anschließenden How Great Thou Art. Dieses hatte Elvis in aller Regelmäßigkeit m Programm und auch hier ließen seine Vorträge in den seltensten Fällen zu Wünschen übrig. So spürte man am heutigen Abend wieder, dass er mit Herzblut bei der Sache ist und so läßt er sich auch nicht lange bitten, um die schon fast obligatorische Zugabe des letzten Teils des Songs zu bringen.
Die Gitarre von James Burton schneidet daraufhin in den Beifall und schon wird durch Burning Love gerockt. Schnörkellos aber auch ohne wesentliche Höhepunkte.
„Irgendetwas spezielles, das Ihr hören wollt?“ Tumultartige Szenen müssen sich nach diesem Satz abgespielt haben, zumindest geht ein immenser Aufschrei durch die Menge und allerlei unverständliche Songwünsche fliegen Elvis entgegen. Ein Fan fordert vehement und lautstark I Want You I Need You I Love You, ein anderer wünscht sich It’s Now Or Never. Nunja es folgt Hound Dog – irgendeiner wird sich das schon gewünscht haben....
Aber wie war das mit dem Geburttagsliedchen noch gleich??? “Welcome To My World...hmmmhmmm..., Welche Tonart hatten wir?“ Glen D. Hardin setzt mit dem Klavier ein und noch ein Versuch startet: „hmmmm...won't You come on in, miracles I guess, still happen now end then...hmmm...ok that‘s all.“ Zu mehr hat es leider nicht gereicht, egal, die junge Lady wird wohl vor Entzücken das Ende sowieso nicht mitbekommen haben.
Die nächsten beiden Programmpunkte sind alte bekannte. Softly, As I Leave You und America hatte RCA schon 1978 bzw. 1977 als Single veröffentlicht. Im Prinzip war eigentlich klar, dass das Konzert in den Archiven vorhanden sein mußte. Tja, Geduld ist eine Tugend und wird gar manchmal belohnt!
Mit It’s Now Or Never erfüllt sich sodann doch noch so mancher Publikumswunsch. Aber auch hier erhalten wir eher alltägliches. Mit irgendetwas mußte er ja seine Shows füllen.... Am Ende beginnt Elvis mit O Sole Mio. „Ich wünschte wir hätten den italienischen Text! Haben wir den?“ Schon macht er den italienischen Troubadour und singt eine Strophe mehr recht als schlecht auf italienisch. Das ist insoweit recht erfrischend, als dass Sherill Nielson bei so manch anderem Konzert sagen wir mal, etwas deplaziert wirkt.
Mit Little Darlin‘ und Little Sister endet das Konzert. Ein letzter Dank geht an die Tontechniker um Felton Jarvis „Merry Christmas and a happy New Year“ und Can’t Help Falling In Love erklingt.
Das Closing Vamp wird sofort ausgeblendet.
Die Show der Just Pretend wurde inzwischen auf einer Vielzahl anderer Import-CDs wiederveröffentlicht. Dabei sind insbesondere die
- Unsurepassed Masters Vol.4 und die
- All Shook Up - Unauthorised
zu nennen. Doch schon der Blick auf die jeweiligen Cover zeigt, dass es sich dabei eher um lieblose Kopien, denn um tatsächliche Neuauflagen handelt.
Fazit
Was 1992 sensationell war, ist heute fast schon Standard. Die Show hat ihre Highlights und hört sich auch gut weg. In Zeiten von FTD, Madison & Audionics mit Ihren tollen Booklets oder nach all den Just Pretend-Nachfolgern und Folgelabels fällt es aber fast schwer, die damalige Euphorie nachvollziehen zu können. Da es heute aber von vornherein schwer sein wird, an diese Scheibe ranzukommen, ist man mit der Zwillingshow A Dinner At Eight (FTD) sehr gut bedient. Zwar gibt es auf dieser CD nicht den Titeltrack Just Pretend, dafür aber immerhin Wooden Heart, was ja auch nicht schlecht ist. Auf der anderen Seite sind aus dem Dezember 1975 nicht gerade Massen von Soundboards vorhanden. Die beiden Konzerte vom 13.12.1975 sind bis heute die einzigen kompletten Soundboard-Konzerte dieses Vegas-Gastspiels, sodass es sich wohl aus diesem Grunde lohnt, gelegentlich mal etwas intensiver nach der Just Pretend Ausschau zu halten..
Wer letztlich die CD besitzt, wird sie immer wieder gerne hören und als Kleinod zu schätzen wissen, diese Just Pretend, mit der so vieles begann.
Die Songs
C.C.Rider
I Got A Woman-Amen
Love Me
Trying To Get To You
And I Love You So
All Shook Up
Teddy Bear/ Don't Be Cruel
You Gave Me A Mountain
Help Me Make It Through The Night
Polk Salad Annie
Band Vorstellung - Johnny B.Goode - School Days
Just Pretend
How Great Thou Art (with Reprise)
Burning Love
Hound Dog
Welcome To My World (2 Zeilen)
Softly, As I Leave You
America
It's Now Or Never/ O Sole Mio
Little Darlin'
Little Sister
Can't Help Falling In Love
Gesamtlaufzeit: 73 min
Charro
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