Roy Black und der Rock and Roll

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  • TomBones

    Roy Black und der Rock and Roll

    Ein interessantes Video eines Konzertausschnittes von Roy Black. Der laut Legende ja immer ein Rock and Roller sein wollte und darunter gelitten haben soll, dass er von der großen Musikbranche immer in die Schlagerecke gedrängt worden ist.

    Schaut man sich diesen Ausschnitt mit all seinen Kommentaren dazu an, wird einem aber klar: Mit Rock and Roll hat das so nicht viel zu tun. Da swingt, rollt und rockt rein gar nichts. Es ist statisch und hat ein Feeling, für das man sich im Süden Amerikas Morddrohungen einhandeln könnte. Aber natürlich steht außer Zweifel, er mochte die Musik sicherlich und hat seinen Spaß daran. Das ändert aber nichts daran, dass er dazu nicht fähig war und mit keinem Rock 'n' Roll Song der Welt zum Millionär hätte werden können.
    Letzten Endes hat er das aber wahrscheinlich auch gewusst und erkannt.

    [ame="http://www.youtube.com/watch?v=gxAETXmfigg"]YouTube- Roy Black - Rock 'n' Roll Medley[/ame]
  • Lakota
    Posting-Legende

    • 05.09.2007
    • 9018

    #2
    Ich sehe das anders. Gerade er ist ein parade Beispiel dafür, wie eng die Schublade werden kann, in die ein Künstler über Jahre hinweg reingesteckt wird. Nur ganz wenige schaffen es, sich gegen Produzenten und letztlich auch gegen das Publikum durch zu setzen und ihren künstlerischen Neigungen auch zu folgen.
    Du bist zeitlebends für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.

    * Antoine De Saint-Exupéry *

    Kommentar

    • Hunk
      Foren-Profi

      • 27.02.2006
      • 437

      #3
      Zitat von Lakota
      Ich sehe das anders. Gerade er ist ein parade Beispiel dafür, wie eng die Schublade werden kann, in die ein Künstler über Jahre hinweg reingesteckt wird. Nur ganz wenige schaffen es, sich gegen Produzenten und letztlich auch gegen das Publikum durch zu setzen und ihren künstlerischen Neigungen auch zu folgen.

      Schon. Aber Roy hatte DIE Schlager-Schmusestimme. Und die Lieder, die man ihm auf den Leib schrieb, waren so megaerfolgreich, dass nicht zuletzt der Erfolg gezeigt hat, das ist genau DAS was er kann.

      Aber ok, es wurde halt auch das, was die Leute von ihm hören wollten - wo wir wieder bei der Schublade wären.


      Ich glaube vielmehr, daß Roy der Karriereeinbruch Anfang der 70er viel mehr zu schaffen gemacht hat, als die Tatsache, kein Rock'n'Roller geworden zu sein.

      Und wenn man in immer kleineren Hallen spielt und - ABBA, Sweet, Smokie und der Glam-Rock waren einfach angesagter - die Hits ausbleiben, liegt der Griff zur Flasche einfach nahe, selbst wenn man nicht unbedingt suchtgefährdet ist und aus behütetem Elternhause kommt.

      Kommentar

      • Gilla
        Board-Legende

        • 05.02.2007
        • 14774

        #4
        Gerade lief auf ARTE ein Film über das Leben von Roy Black mit dem großartigen Christoph Waltz.

        Schon damals war ich sehr überrascht über die Meldung, dass er eigentlich den R&R liebte und nicht die Schnulzen. Denn für einen Rock'n'Roller hatte er gar nicht die Stimme, zu wenig Aggressivität.

        Aber im Film ist ganz deutlich geworden, dass er wohl "seine Seele" verkauft hat mit der Art von Musik und immer wieder zum alten R&R zurück kam. In seinem Musikkeller hingen Fotos u.a. von Elvis, Janis Joplin, Brian Jones, Jim Morrison usw.
        *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

        Kommentar

        • Schorni
          Posting-Legende

          • 09.12.2003
          • 8637

          #5
          Zitat von TomBones
          Mit Rock and Roll hat das so nicht viel zu tun. Da swingt, rollt und rockt rein gar nichts.
          Für einen Schnulzensänger hat er es gar nicht so schlecht gemacht. Was sollte er denn deiner Meinung nach tun? Das Klavier anstecken?

          Elvis bot seine Rock'n Roll Nummern in den 70ern auch nicht mit mehr Dampf dar.
          Meine Meinung steht fest, bitte irritieren Sie mich nicht mit neuen Tatsachen!

          Kommentar

          • TomBones

            #6
            Hier geht's nicht um "Dampf". Um ein Feeliung für Rock and Roll. Dazu muss man zwingend ein Bluessänger sein. Wie Roy Black sich bewegt und statisch in die Takte hineingeht. Sehr abgehakt und grob. Auch sein Rumklatschen (auch das der Backgroundsänger) auf die 1 und 3. Das würde einem Rockn Roller nie einfallen. Die Band klingt ebenfalls überhaupt nicht nach Rock n Roll oder Blues. Und das ist nunmal eine Einheit.

            Ihm fehlte jeglicher Groove für so eine Musik. Dass er daran oder an der Tatsache, dass er damit keinen Erfolg hatte, zerbrach ist natürlich Quatsch. Das war eine alte Leidenschaft, in die er sich mal verliebte und immer wieder zurückblickte. Welche genauen Umstände für den Abstieg und Tod sorgten, können wir hier nicht einfach so behaupten oder verstehen.

            Aber die Produzenten und Manager hatten den absoluten Riecher und erklärten dem Mann damals eben, dass sie wissen, wie er wirklichen Erfolg was aus seinen musikalischen Ambitionen schlagen kann. Diese weiche dialekt angehauchte, brave Schlagerstimme hört sich in Zusammenhang mit Rock 'n' Roll unglaubwürdig an.

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            • Gilla
              Board-Legende

              • 05.02.2007
              • 14774

              #7
              Hab mir den Clip jetzt erst angeguckt. Wirklich nicht schlecht gemacht.
              Aber seine Stimme kam besser rüber als Herz-Schmerz-Sänger. Ich bin aber immer davon gelaufen, wenn Roy Blacks neue Platte rauskam...
              *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

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              • Hunk
                Foren-Profi

                • 27.02.2006
                • 437

                #8
                Zitat von Gilla
                Gerade lief auf ARTE ein Film über das Leben von Roy Black mit dem großartigen Christoph Waltz.

                Schon damals war ich sehr überrascht über die Meldung, dass er eigentlich den R&R liebte und nicht die Schnulzen. Denn für einen Rock'n'Roller hatte er gar nicht die Stimme, zu wenig Aggressivität.

                Aber im Film ist ganz deutlich geworden, dass er wohl "seine Seele" verkauft hat mit der Art von Musik und immer wieder zum alten R&R zurück kam. In seinem Musikkeller hingen Fotos u.a. von Elvis, Janis Joplin, Brian Jones, Jim Morrison usw.

                Mann kann das aber alles nicht pauschalisieren.

                Ein Arbeiter, der eigentlich clever ist und gerne im Büro den Lenz oder die ruhige Kugel schöbe, der aber nun ein Leben lang am Fließband steht, weil er in der Schule nicht aufgepaßt (vielleicht die falschen Freunde gehabt) hat, verkauft ja dann auch seine Seele.

                Aber trinkt der bis zum Exzess? Hat der Bilder von Bürokräften in seinem Keller hängen?

                Viele Sänger sind einfach bei der Musikrichtung hängen geblieben, mit der sie Erfolg hatten. Und Erfolg bringt jubelndes Publikum und letztenendes viel Geld, was ja auch Spaß macht.

                Nicht jeder hat das Glück, eine so große Fangemeinde zu haben, dass er machen kann, was er will - und die Plattenfirma dabei so hinter ihm steht - wie Elvis.

                Tony Marshall wollte Opernsänger werden - berühmt wurde er mit der "schönen Maid", als Stimmungssänger der Nation.

                Caterina Valente kommt aus dem Jazz, hatte aber mit Schlagern in den Wirtschaftswunderjahren riesige Erfolge. Und ist eine der wenigen Künstlerinnen, die sich seit einigen Jahren glücklich und zufrieden in ihr Privatleben zurückgezogen hat (wie Peter Alexander und Freddy Quinn, die beiden erfolgreichsten männlichen "Ikonen" jener Jahre auch). Hut ab davor!

                Freddy Quinn liebt eigentlich die Country-Musik, aber der Erfolg ließ nach, als er versuchte, das "Seemannsimage" abzulegen.

                Peter Alexander liebe Sinatra und ist ein guter Jazz-Musiker, blieb aber letztenendes beim "deutschen Liedgut" hängen, aber immerhin so erfolgreich, daß er auch mal in die Bereiche "Volkslied", "Operette" und "verswingt" abdriften konnte, ohne, daß ihm sein Publikum das übel nahm. (Außerdem hatte er auch die Stimme dazu).


                Nein, ich bleibe dabei, es liegt an jedem selbst, wie er sein Schicksal meistert oder verkraftet. Und Roy kam mit dem Verlauf seiner Karriere einfach nicht zurecht. Vielleicht mit seinem ganzen Leben - es kann nicht nur die nicht stattgefundene Rocker-Karriere sein.

                Wenn der Film DAS vermittelt hat, macht er es sich bestimmt zu einfach.

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                • Gilla
                  Board-Legende

                  • 05.02.2007
                  • 14774

                  #9
                  Ja, alles richtig und gut geschrieben, Hunk.

                  Verkaufte Seele ist vielleicht übertrieben. Aber Roy Black war schon sehr überrascht und nicht gerade begeistert, als ihm sein Manager offenbarte, für welche Art von Musik er ihn ausgesucht hat.

                  Ich meine es auf die ganze Laufbahn gesehen, man wird nicht unglücklich, wenn ein Teil des Lebens sich nicht erfüllt, aber wenn man sich arg verbiegen muss und verschiedene unglückliche Komponente dazu kommen, kann es schief gehen.
                  Sehe ich bei Elvis auch so..
                  Zuletzt geändert von Gilla; 31.08.2010, 09:43
                  *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

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                  • Lakota
                    Posting-Legende

                    • 05.09.2007
                    • 9018

                    #10
                    Ich mochte Roy sehr. Mich verbindet ein Stück Kindheit mit und auch später hat er zwar Schnulzen gesungen, aber nicht unangenehm. Er war ein guter Sänger. Die Filme die er gedreht hat, waren reine Unterhaltung und niemand hat einen großen Charakterschauspieler erwartet.
                    Man sieht immer nur die Fassade, wie es innen drin aussah, weiß kein Mensch.
                    Du bist zeitlebends für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.

                    * Antoine De Saint-Exupéry *

                    Kommentar

                    • Hunk
                      Foren-Profi

                      • 27.02.2006
                      • 437

                      #11
                      Zitat von Gilla
                      Ja, alles richtig und gut geschrieben, Hunk.

                      Das ist mir bekannt.


                      Ich meine es auf die ganze Laufbahn gesehen, man wird nicht unglücklich, wenn ein Teil des Lebens sich nicht erfüllt, aber wenn sich arg verbiegen muss und verschiedene unglückliche Komponente dazu kommen, kann es schief gehen.
                      Sehe ich bei Elvis auch so..
                      Ja, aber das kann man auch nicht recht vergleichen.

                      Natürlich brach auch bei Elvis der Chart- und Verkaufserfolg gnadenlos weg, einmal ab 1964 und dann nochmal in den 70ern. Aber das, was übrig blieb, war immer noch groß.

                      Bejubelte Konzerte in vollen Hallen, und die mickrigen Plattenverkäufe warfen immer noch Kohle ab, da Elvis weltweit gekauft wurde,.

                      Schlagersänger sind vorwiegend in ihrem Land erfolgreich, und wenn da der Erfolg nachläßt, bringt der Plattenverkauf rein GAR nichts mehr ein und man lebt vom Tingeln durch die Möbelhäuser, überspitzt gesagt.
                      DAS ist bedeutend härter.

                      Na ja, und suchtgefährdet waren beide, was den Körpern sicherlich geschadet hat.

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                      • Hunk
                        Foren-Profi

                        • 27.02.2006
                        • 437

                        #12
                        Zitat von Lakota
                        Ich mochte Roy sehr. Mich verbindet ein Stück Kindheit mit und auch später hat er zwar Schnulzen gesungen, aber nicht unangenehm. Er war ein guter Sänger. Die Filme die er gedreht hat, waren reine Unterhaltung und niemand hat einen großen Charakterschauspieler erwartet.
                        Man sieht immer nur die Fassade, wie es innen drin aussah, weiß kein Mensch.

                        Das unterschreibe ich. Und den Dankesbutton setze ich auch noch ein!

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                        • TomBones

                          #13
                          Der Film hat viel zu sehr dieses Klischee des R'n'R hervorgehoben. Das war sicher nicht Roy Black's größtes Problem. Viel mehr der Konflikt, selbst nicht mehr auseinanderhalten und begreifen zu können, wer er eigentlich ist oder war. Die Kunst-Figur Roy Black hing ihn zum Hals raus.

                          Um zum Titel des Threads zurückzukommen: Man kann wirklich froh sein, dass er es mehr oder weniger eingesehen hatte, dass er kein zweiter Elvis oder Roy Orbison sein konnte. Dadurch ist uns nämlich ein weiterer Peter Kraus erspart geblieben. Wer diesen Rock And Roll toll findet, hat den Blues nicht begriffen.

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                          • Gilla
                            Board-Legende

                            • 05.02.2007
                            • 14774

                            #14
                            Wenn man zu der Zeit gelebt hat wie ich und eher von anderen Musikrichtungen angetan war, da war dieser Roy Black schon ein Reiz-Typ oder Anti-Typ mit seinem Geschnulze. Das möchte ich ganz deutlich sagen. Ebenso diese dummen Filmchen, heute ist alles dem Zeitgeist geschuldet.

                            Aber Jahre später tat es mir doch sehr Leid, als ich mehr vom Menschen Gerhard Höllerich erfahren habe, wie ungerecht man manchmal urteilt, nur weil dieser Mensch oder diese Figur nicht in sein eigenes Bild passt.
                            Zuletzt geändert von Gilla; 31.08.2010, 10:02
                            *The genius of Elvis Presley was in his music, but the magic was in his voice*

                            Kommentar

                            • TomBones

                              #15
                              Ich nehme den Roy Black, der seine Balladen auf Deutsch singt viel mehr ernst, als seinen "Chuck Berry" für Arme.

                              Als Erstes hätte er einmal Englisch lernen sollen, oder zumindest keine neuen Wörter erfinden (wie in Jailhouse Rock) und die Aussprache üben. Damit ist jegliches Rock 'n' Roll Gefühl dahin. Denn so macht selbst der Text keinen Sinn mehr, wenn man eine neue Sprache dazudichtet. Roy Black und seine eigenen ruhigen Balladen klingt hingegen nach Perfektion. Aber hört man diese Stimme mit einer halbgaren Blues-Shuffle-Rock-Musik ist das nichts Halbes und nichts Ganzes. Es beißt sich gegenseitig.
                              Zuletzt geändert von Gast; 31.08.2010, 10:09

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