Du meinst den einmaligen Batzen von unter einer Millionen $ netto für einen Katalog voller Welthits nach sechszehn Jahren Arbeit? Ja, wow, das war aber mal wirklich ein Jahrhundertdeal ...
Aber was mich, ganz ehrlich, noch einmal interessieren würde, wäre, wenn du alle Schritte, die ein Song macht, vom Schreiben bis zur Verwertung auf einer Platte, und welchen Einfluss das für Autor, Künstler und Plattenfirma hat, aus deiner Sicht niederschreiben könntest. Ich denke, das wäre hilfreich, ich fürchte, es liegen Verständnisprobleme vor, gerne auch bei mir.
Halli Hallo ihr Lieben.
Habe mal ne kurze frage zu dem 73 deal aus dem ich nicht so richtig schlau werde: "Bedeutet dieser deal, das Elvis nach 1973 keinen cent mehr an den liedern verdient hat? weder an den alten noch an den neuen? Oder hab ich da was falsch verstanden?
Eine einfache Antwort mit JA oder NEIN reicht mir. Danke
Die genauen Zahlen kenne ich nicht, also wieviel das jeweils in Dollar und Cent war. Und selbst wenn ist es nicht sehr aussagekräftig, weil man dann immer noch in Betracht ziehen muss, was ein Dollar 1956 wert war, was 1960 und was 1973.
Nur grob so viel zum Verteilungsschlüssel:
Positione 1: Die Lizenzen aus den Leistungsschutzrechten gingen an RCA. Die mussten Elvis seinen im Plattenvertrag vereinbarten Anteil auszahlen. Von diesem Geld musste Elvis wiederum dem Colonel seinen Anteil zahlen - das waren meines Wissens 25%. Nach dem 73er Deal fanden für die Aufnahmen davor keinerlei solche Auszahlungen mehr statt, dafür hat es ja die einmalige große Summe gegeben.
Position 2: Die Einnahmen aus den Urheberrechten gingen an den jeweiligen Musikverlag. Dieser musste den Urhebern (Komponisten und Textdichter) ihren vertraglich vereinbarten Anteil auszahlen - das sind i.d.R. die branchenüblichen 60%, die sie sich - bei mehreren Urhebern - anteilig teilen mussten. Mit manchen Urhebern hat Parker ausgemacht, dass sie von ihrem Anteil nochmal die Hälfte an Elvis abdrücken - also bekamen sie nur 30%. Demnach gingen also 30% direkt an Elvis (der das dann mit dem Colonel 75:25 teilen musste), und 40% blieben beim Verlag, der davon wiederum einen Anteil (dessen Höhe ich nicht kenne) an Elvis auszahlen musste (was dieser dann wiederum mit dem Colonel teilen musste) und den Rest behielt, um seine Kosten (Büroräume, Angestelle etc.) zu zahlen und es zum Ankauf weiterer Rechte zu nutzen.
Zur "Elvis Forever" von 1974: Position 1 fiel weg aufgrund des 73er Deals. Position 2 blieb komplett erhalten. Die Höhe seines Anteils variierte von Song zu Song. Optimal: Von "All shook up". wo er neben Blackwell als Co-Autor genannt war, bekam er aufgrund dessen 30% der Einnahmen sowie seinen Anteil an den 40% Verlagsanteil. Am wenigsten optimal: Von "Suspicious minds" sah er keinen Cent, weil er weder Co-Autor war, noch Mark James Teile seiner Urheberrechtseinnahmen abschwatzen konnte, noch den Song im eigenen Verlag hatte.
Oft wird Parker als geldgieriger Kunstbanause verschrien, weil er die Verlagsnummer so knallhart durchgezogen hat. In Wahrheit hat er das einzig richtige gemacht, denn er hat Elvis (und sogar seinen Erben bis in die übernächste Generation) damit ein quasi lebenslanges Auskommen gesichert und ihn vom momentanen Erfolg aktueller Veröffentlichungen so weit wie möglich unabhängig gemacht. Wer einfach nur singt, kriegt nur Peanuts und steht nach 50 Jahren im Alter vor dem Nichts, ebenso die Erben. Wer jedoch Anteile am Urheberrecht hat, bekommt wesentlich mehr, und das auch wesentlich länger, weil das Urheberrecht erst 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers erlischt. Obendrein kassierte Elvis auf diese Weise auch jedes Mal mit, wenn jemand einen seiner Songs coverte, wohingegen er ansonsten nur etwas bekommen hätte, wenn seine Version gespielt oder verkauft würde.
Parkers Vorgehen war also im ureigensten Interesse von Elvis, absolut verantwortungsvoll und weitsichtig, darüber hinaus im übrigen auch branchenüblich. Er hat diese Praxis keineswegs erfunden, das wurde vorher schon so gemacht, und wird auch heute noch so gemacht, zumindest wenn man einen Manager hat, der nicht ganz blöde ist.
Wie kommst Du denn darauf, dass davon für Elvis weniger als eine Million übrig blieb? Und selbst wenn: Eine Million war 1973 etwas anderes als eine Million heute.
Ich hoffe, das obige Posting ist halbwegs hilfreich. Wenn ich da jetzt noch mehr ins Detail ginge, wäre das reine Kaffeesatzleserei, da mir weder die genauen Zahlen in Dollar und Cent bekannt sind, noch die vielen Veränderungen, die zwischen 1956 und 1977 eingetreten sind, noch die exakten speziellen Umstände des amerikanischen Rechts. Wenn da noch weitere konkrete Fragen offen sind, beantworte ich die gerne, bitte aber auch um Verständnis, wenn meine Antwort ein klares "Weiß ich nicht" sein wird, denn ich will vermieden, Unsinn zu reden.Aber was mich, ganz ehrlich, noch einmal interessieren würde, wäre, wenn du alle Schritte, die ein Song macht, vom Schreiben bis zur Verwertung auf einer Platte, und welchen Einfluss das für Autor, Künstler und Plattenfirma hat, aus deiner Sicht niederschreiben könntest. Ich denke, das wäre hilfreich, ich fürchte, es liegen Verständnisprobleme vor, gerne auch bei mir.
Geändert von gast-20090521 (30.04.2008 um 12:43 Uhr)