Last Night, When We Were Young

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  • Herbi
    Board-Legende

    • 27.07.2003
    • 25053

    Bericht: Last Night, When We Were Young

    LAST NIGHT, WHEN WE WERE YOUNG

    Dick Grob, der professionelle Security-Mann Elvis', der auch mit FBI und CIA gearbeitet hatte, hat in seinem Buch THE ELVIS CONSPIRACY die letzten Tage von Elvis Presley detailliert aufgezeichnet. Er zählte zu den letzten , die Elvis lebend gesehen haben und hat noch in der Nacht vom 15. zum 16. August ausführlich mit ihm gesprochen. Neben all den emotionellen Erlebnisberichten aus dem August 1977 kann man die sachlichen Niederschriften von Dick Grob gar nicht genug schätzen. Seine ganz in der schlichten Sprache von Geheimdienstprotokollen niedergeschriebenen Aufzeichnungen des 16. August, von 0:30 Uhr bis 14:20 Uhr, dem Auffinden von Elvis' Leichnam, wollen wir hier gerafft, aber völlig unkommentiert als den wahrscheinlich zentralen Artikel dieses BIB-Jahres präsentieren.

    Von Dick Grob

    (Übersetzt von Peter Schittler)

    Erschienen im Juli 1997 in Bringin' It Back Nr. 17




    --------------------------------------------------------------------------------


    0:30 UHR

    Das Telefon läutete in Graceland. Rick Stanley wußte genau, wer es war. "Verdammt, dieser Elvis! Ich weiß es: Er will in's Kino! Scheiße, jetzt sind wir wieder die ganze Nacht auf!" Als er den Hörer abnahm, erwies sich seine Annahme als richtig. Billy Smith war am anderen Ende: "Hey, Ricky?" "Yeah?" "Hör zu, Elvis will im Ridgeway MacArthur sehen. Kannst Du Dich darum kümmern?" Ricky sagte zu, daß er sich bemühen werde und hängte auf. Er rief den Manager des Ridgeway an, der ihm sagte, daß das Personal schon nach Hause gegangen sei, aber er würde versuchen, ihn zu erreichen und versprach, zurückzurufen. Sam Thompson meinte, daß er nun nach Hause gehen würde, da alle Pläne und Termine für den morgigen ersten Tourneetag perfekt waren und er frühmorgens mit Lisa Marie aufbrechen mußte. Der Kinobesitzer rief zurück: Er konnte das Personal nicht mehr auftreiben. Ricky seufzte erleichtert und erfreut.

    01:30 UHR

    Als Elvis und die anderen nach Hause kamen, ging jeder seiner Wege. Ich wartete, bis Elvis Zeit hätte, mit mir zu sprechen. Als er nach oben ging, sagte ich, daß ich ihn über einige Kleinigkeiten informieren müßte. Er ersuchte, ihm "eine Minute oder zwei zu geben, und dann komm `rauf!". Als ich sein Schlafzimmer 15 oder 20 Minuten später betrat, war Ginger nirgendwo zu sehen. Aber vom Badezimmer ganz hinten, das üblicherweis nur Gäste benutzten, war Licht zu sehen. Ich begann meine Unterhaltung mit Elvis, indem die Details über Lisa's Rückkehr zu Priscilla nach Los Angeles erläuterte. Es war immer besser, wichtige Dinge, die ihn interessierten, zuerst zu diskutieren. Sehr oft wollte er Sicherheitsfragen erst gar nicht erörtern und überließ sie Sam oder mir. Diese Nacht war er aber sehr aufgekratzt und interessiert in alles, was ich vorbrachte. Er stellte eine Menge Fragen und hörte mit großer Aufmerksamkeit zu. Als ich bereits teilweise mit meine Informationen über die Tournee fertig war, unterbrach er mich: "Ich sehe diesem Trip mit großer Erwartung entgegen."
    Er schien sich ehrlich darauf zu freuen und erwähnte sogar seine Ansicht, daß dies "die beste Tour, die wir jemals gemacht haben" werden würde. Dann hatte ich die Chance, das Gespräch wieder aufzunehmen - aber nur kurz, denn er war in redseliger Stimmung. Während ich die einzelnen Städte erläuterte und ihn über die morgige Abfahrtszeit informierte, unterbrach Elvis mich erneut und ersuchte mich sicherzustellen, daß Charlie ganz bestimmte Notenblätter mitnimmt, denn er wolle ein paar neue Songs auf der Tournee singen. Er schrieb die Titel auf ein Blatt Papier und drückte es mir in die Hand, wobei er meinte: "Das wird ihn überraschen!" Er unterstrich dann noch einmal die Wichtigkeit, daß Charlie die Notenblätter kopieren und an die Musiker verteilen sollte. Ich gehörte zu den wenigen, die Zugang zu Elvis' privaten Gedanken erhielten. Elvis fühlte sich wohl, wenn er wichtige Dinge und Aspekte seines Lebens mit mir diskutieren konnte. Ich war aber mitnichten die einzige Person, die derart privilegiert war: Billy Smith, Joe Esposito und Sam Thompson zählten ebenfalls dazu. Elvis wußte, daß bestimmte Leute immer und unter allen Umständen "Ja!" sagen würden, ganz gleich, was er von sich gab, während ein paar andere sich bemühten, ehrliche und überlegte Antworten auf seine Fragen zu geben. Die "Ja!"-Leute stimmten ihm zu, wenn er um Mitternacht behauptete, es sei 12 Uhr mittags, während die anderen die Vorhänge beiseite zogen, auf die hereinstrahlende Sonne deuteten und ihm erklärten, daß er verrückt sei. Billy, Joe, Sam und auch ich durften uns zu letzteren zählen. Elvis führte seine Ja-Sager oft auf's Glatteis, indem er etwas vollkommen Blödsinniges sagte oder tat und ihnen dann zuhorchte, wie sie Geschichten erfanden, warum er rechthabe. Elvis diskutierte die dummen Bemerkungen später und lachte, aber nur sehr selten vor den anderen, den Ja-Sagern. Es war eine Art Spiel oder Sport für ihn, sie hinter's Licht zu führen. Viele Leute machten den klassischen Fehler, Elvis für einen Tölpel vom Land zu halten - weit, weit gefehlt! Er war extrem intelligent und besaß ein photographisches Gedächtnis, das es ihm erlaubte, Geschehnisse exakt wiederzugeben oder genau zu wissen, was gesagt worden war. Er hatte auch eine gute Menschenkenntnis und konnte die Motive von Leuten um sich auf Anhieb erkennen, unbeschadet der Tatsache, wie sehr sie es auch zu verbergen versuchten. Unser Gespräch ging weiter. Elvis hatte in dieser Nacht offensichtlich das Bedürfnis, über seine Gefühle zu sprechen, denn er warf seine Kommentare immer wieder in unsere Diskussion am frühen Morgen ein. Üblicherweise dauerten unsere Gespräche nur 15 Minuten und Elvis horchte zu. Er stellte sonst nur sehr wenige Fragen. Dieses Mal jedoch unterbrach er mich immer wieder, stellte zahlreiche Fragen, machte viele Anmerkungen und redete im ganzen so, als wollte er nicht, daß ich gehe. Er benahm sich ganz so, als wollte er nicht alleine bleiben. In dieser Nacht sollte unsere kurze Besprechung einige Stunden dauern. Seine nächste Unterbrechung betraf Ginger und er begann sich über sie zu beschweren. Er war verärgert darüber gewesen, daß sie sich strikt geweigert hatte, ihn auf dieser Tournee zu begleiten, als sie angekündigt worden war. Sie war bei allen vorher dabei gewesen, lehnte diese neue jedoch ab. Zuerst hatte Elvis versucht, sie zu überreden, jedoch ohne Erfolg. Es machte ihm mittlerweile jedoch nicht mehr sonderlich viel aus. Er zwinkerte mir scherzhaft zu, als er erzählte, daß "der Boss eben alleine auf diese Tour gehen würde". Elvis wußte jedoch genau, daß es bereits anders arrangiert war. Ich verstand den Hinweis. Elvis hatte Alicia Kerwin seit einiger Zeit gesehen und sie schien eine echte Lady zu sein. Er hatte ihr bereits einen Wagen gekauft und es war alles sehr diskret vorbereitet, daß sie in Portland, Maine, zur Tournee stoßen würde. Noch vor ein oder zwei Stunden hatte Jo Smith einige sehr nette Koplimente über Alicia gesagt und einige viel weniger schmeichelhafte Dinge über Ginger. Während wir weiterplauderten, sagte Elvis, daß er versucht hatte, ÆGinger den besten und einfachsten Weg für einen Abschied zu bieten, aber sie weigerte sich standhaft, den Wink verstehen zu wollen". Elvis, der niemals Konfrontationen gemocht hatte, sagte dann zu mir: "Daddy wird sie ausquartieren, sobald wir weg sind und sie wird niemals mehr hier reinkommen."
    Ich erinnerte mich damals an ein anderes Gespräch, das wir kurz zuvor geführt hatten: Wir waren alle im Libertyland in Memphis, das wir für den Abend gemietet hatten. Elvis und ich saßen herum, Hot Dogs essend und Pepsi trinkend, als er aufsah und eine Geste in Richtung Ginger und ihrer Familie machte. "Sie glaubt, ich werde ihr Haus für sie kaufen und es so retten. Kannst Du Dir das vorstellen? Jeder, der glaubt, ich würde mich an diese Familie binden ist verrückter, als er es von mir glaubt!" Elvis sprach weiter: "Die glauben, ich würde Ginger heiraten. Zumindest `Momma' plant es so. Well, es wird nicht passieren. Sieht aus, als wäre Zeit für Veränderungen."
    Ich wußte nur zu gut, daß Ginger's Mutter finanzielle Probleme hatte. Ich wußte auch, daß sie auf der Ausschau nach Geld war, um ihr Haus behalten zu können. Sie hatte das mehrmals in den letzten Monaten erwähnt. Elvis war nur allzu bekannt für seine Großzügigkeit, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß sogar er irgendwo eine Grenze ziehen würde. Und es sah ganz so aus, als wäre es nun soweit. Elvis hatte Ginger viele nette Dinge zukommen lassen: ein Auto, Kleider, einen der für ihn typischen Juwelierbesuche - und das nicht nur einmal. Er ließ sogar einen Stein von einem seiner eigenen Ringe entfernen und daraus einen neuen Ring machen. Es war ein außergewöhnlich teures Schmuckstück. Nach Elvis' Tod trug sie ihn plötzlich an der linken Hand und behauptete, daß es ein Verlobungsring wäre. Weder ich noch die anderen Leute unserer Gruppe konnten sich erinnern, diesen Ring vor Elvis' Tod an ihrem linken Ringfinger gesehen zu habe, noch daran, daß Elvis zu irgendjemanden gesagt hätte, daß er verlobt sei. Tatsächlich hatten entsprechende Gespräche mit Elvis über seine Zukunft (und auch die Gegenwart) genau das Gegenteil angedeutet. Würde ein frischverlobter Mann einer anderen Frau einen Wagen kaufen? Würde ein frischverlobter Mann es arrangieren, daß eine andere Frau ihn auf Tournee in aller Öffentlichkeit begleitet? Ich persönlich bezweifle Ginger's Aussage. Auf jeden Fall war es sicher, daß Elvis, da er die Verlobung also niemals offiziell bekanntgegeben hatte, ziemlich pissed off gewesen wäre über ihre Ankündigung nach seinem Tod. Elvis fuhr einmal nach San Francisco, um ein großes Karateturnier zu besuchen, an dem sein Freund Ed Parker beteiligt war. Auf dem Weg dorthin sah er ein Plakat, das ankündigte, daß Elvis anwesend sein würde. Da er seine Genehmigung dafür nicht gegeben hatte, ließ er den Wagen zurück zum Flughafen fahren und flog nach Los Angeles zurück. Das Turnier hat er nie besucht und die Freundschaft zwischen ihm und Ed war für lange Zeit beeinträchtigt. Dieses Turnier konnte man dennoch nicht mit einer Verlobung vergleichen und da er seine Sachen lieber selber ankündigte, bin ich zuversichtlich, daß er Ginger's Aktion nicht gutgeheißen hätte. Ich bin mit meiner Meinung im inner circle, dem inneren Kreis der Menschen um ihn, wahrlich nicht alleine. Ehe ich das Thema unseres Gespräches auf Sicherheitsfragen zurücklenken konnte, machte er ein letztes Statement über Ginger. Er zeigte ein wenig gespielte Enttäuschung und meinte: ÆVerdammte Ginger, sie ist wie all die anderen verdammten Frauen - man wird niemals auch nur eine einzige von ihnen verstehen." Tatsächlich war es so, daß er es sehr gut gelernt hatte, die meisten Frauen - wie auch Männer - zu durchschauen. Elvis ließ sich nur bis zu einem bestimmten Punkt nutzen, oder nur, wenn die Sache nicht wirklich von Bedeutung war. Er wußte auch, daß einige seiner Leute ihn benutzen und wies des öfteren darauf hin. Wir wandten uns dem Buch Elvis What Happened zu, daß, von Red und Sonny West und Dave Hebler geschrieben, kürzlich erschienen war und ihn sehr beschäftigte. Was passiert war (What happened), war ziemlich einfach. Elvis, oder besser sein Vater, hatte sie gefeuert. Ich rufe in Erinnerung, daß Elvis Konfrontationen nicht mochte. Es war nicht das erste Mal, aber diesmal schien es auf Dauer zu sein - immerhin war bereits über ein Jahr vergangen. Elvis hatte seine Gründe, die ich respektierte. Vielleicht ist die folgende Formulierung auch korrekter: Vernon hatte seine Gründe, sie zu feuern und von der Lohnliste zu streichen, aber ich war sicher, daß Elvis seinen Vater in dieser Angelegenheit unterstützte. Sie wurden nicht ohne Grund entlassen: Vernon hatte Elvis nicht nur einfach eingeredet, daß ein paar Leute eingespart werden mußten. Mir waren die Gründe bekannt - tatsächlich verhinderte damals der Einspruch von Billy und Joe, die Elvis erklärten, daß ich üblicherweise immer bemüht gewesen war, die Konsequenzen der Handlungen der Entlassenen zu mildern, meine eigene Kündigung - und ich hätte keine Argumente dagegen vorbringen können. Das Erscheinungsdatum des Buches fiel ziemlich genau mit dem ersten Jahrestag ihrer Kündigung zusammen. Das Buch war deswegen so störend, weil es geschrieben war, um Elvis zu verletzten - und das tat es auch! Für Elvis war das Buch eine Abrechnung. Obwohl der Inhalt keine wirkliche Überraschung war (wir hatten uns schon vor der Veröffentlichung Abzüge besorgt und Elvis hat das meiste gelesen), war er dennoch ein Schock für Elvis. Er hoffte, daß das Publikum das Werk richtig beurteilen würden. "Die wissen, daß ich kein verdammter Junkie bin. Wie konnte Red so etwas über mich sagen?" Die öffentliche Meinung beunruhigte Elvis sehr. (Anmerkung: Eine längere Passage über weitere Hintergründe zum Buch hat nicht direkt mit dem 16. August 1977 zu tun und wurde deshalb übersprungen). Als ich mich bemühte, meinen Vortrag zu Ende zu bringen, erinnerte Elvis mich erneut an die vier neuen Songs und ein paar andere, die er noch ergänzte, die Charlie für die Show vorbereiten sollte: "Ich habe zwei davon vor langer Zeit gespielt, und ich möchte, daß die Band sie kann. Die anderen habe ich noch nicht gebracht. Bitte stelle sicher, daß Charlie sie mithat, damit wir sie auf der Tour spielem können." Unter diesen Songs befanden sich die Titel Hey Jude, Sweet Caroline, The Twelfth Of Never, Wabbash Cannonball und The Fool. Obwohl er die Lieder schon vorher erwähnt hatte, schien es mir nun, als wäre es ihm außerordentlich wichtig, sie im Gepäck zu haben. Ich war nun endgültig mit allen Punkten fertig, sagte Elvis, daß ich gehen und ihn am nächsten Nachmittag sehen würde. Ich schloß mit der Erinnerung, daß er zeitig aufstehen müßte. Er nickte und sagte: "Good night, Dick, see you tomorrow."
    Ginger war noch immer nirgendwo zu sehen, sie war vermutlich noch immer im anderen Badezimmer. Sie interessierte sich offensichtlich für überhaupt nichts, was Elvis diese Nacht tat. Es war mittlerweile 4:00 Uhr oder 4:30 morgens und ich ging hinunter. Ich war keine fünf Minuten unten, als Elvis anrief und mich wieder nach oben bat. Er sagte: Ich muß mit Dir schnell ein paar Minuten über ein paar Dinge reden." Ich schnappte mir eine Tasse Kaffe und ging hinauf in Elvis' Schlafzimmer. Als ich eintrat, lehnte ich mich an den Türrahmen und Elvis fragte: "Wer bringt Lisa zurück?" Das war ein Thema, das wir bereits behandelt hatten. Ich spielte den Plan noch einmal durch und erklärte, daß es Sam's erste Aufgabe sein und er uns dann in Portland treffen würde. Er nickte. Ich bemerkte, daß Ginger noch immer nicht im Raum oder irgendwo zu sehen war. Dann fragte er: "In welchen Städten werden wir spielen und war ich in einigen davon schon?" Das hatten wir auch schon diskutiert. Ich skizzierte die Städte und hob dabei die, die er bereits kannte, hervor. Ich fragte mich, ob mit ihm alles in Ordnung war. Ich schoß eine Serie Fragen auf ihn ab, die er alle korrekt beantwortete. Dann verwickelte ich ihn in ein schnellgeführtes Gespräch über die Gerichtsverhandlung in Reno, Nevada. Ich hatte dort gegen Joe Conforte und andere Leute aus dem Dunstkreis des organisierten Verbrechens ausgesagt. Es war eine große Sache gewesen und das FBI hatte Personenschutz für mich und meine Familie geleistet. Wenige Menschen wußten von dem Fall. Elvis war einer davon und ich wußte, es würde ihn brennend interessieren, falls er o.k. war. Er antwortete mit großem Eifer und nun war ich mir sicher, daß er geistig und körperlich in Ordnung war. Ich begriff jetzt, daß seine Fragen nach bereist besprochenen Themen nur damit zu tun hatten, daß er mit Ginger nicht allein sein wollte. Schließlich sagte er, er würde noch ein bißchen Racquetball mit Billy und Jo spielen, um sich ein wenig zu entspannen. Das machte nun endlich ein wenig Sinn, wo Ginger war und was sie dort machte: Sie bereitete sich auf das Spiel vor. Sie mußte einfach immer perfekt sein und würde wahrscheinlich noch mindestens 30 Minuten benötigen, ehe sie sich für herzeigbar genug hielt, um zum Spiel zu erscheinen. Sie hatte keinerlei Probleme damit, Elvis und alle anderen warten zu lassen, während sie sich schminkte und vorbereitete. Ich offerierte, zu bleiben und mitzuspielen, aber Elvis saget, ich könne nach Hause gehen. Als ich mich zur Tür wandte, meinte er neuerlich, wie Ægroßartig diese Tour werde". Er war freudig erregt über Alicia, die neuen Songs und die Tour im allgemeinen. Seine Vorfreude war unverkennbar. Die letzten Worte, die ich von ihm hörte, waren: "I'll be great, a whole new life is born!"

    05:30 UHR

    Als ich mich verabschiedete, fragte ich nach Ricky. Rick Stanley hatte Nachtdienst bis mittags am 16. August. Zu dieser Zeit würden David, Al, Dean und ich uns alle ín Graceland treffen und die Abfahrt vorbereiten. Rick hätte dann normalen Dienst bis um 18:00 Uhr, zur Ablöse. Ich hatte ihn früher gesehen und wußte, er war unten gewesen und hatte telefoniert. Ich fragte bei Lottie nach ihm, denn ich wollte nicht einfach hereinplatzen und ihn - was mir schon passiert war - mit einem Mädchen in eher kompromittierender Lage überraschen. Lottie entgegnete: "Nein, Mr. Dick, Rich ist fort, er sagte, er hätte zu wenig Bier! Ich glaube, David ist unten mit einem Freund, aber Ricky ist fort." Ich fragte leider nicht, wie lange er schon weg sei, denn dann hätte ich vielleicht anders reagiert. Ich hielt es nicht für unüblich. Ricky konnte eine Menge Bier trinken und am nächsten Tag trotzdem seinen Mann stehen. Ich glaube, ich war dankbar, daß er sich nicht irgendetwas anderes beschaffte. Einige Tage später sollte ich erfahren, daß Ricky das Haus in dem Moment verlassen hatte, als ich zu Elvis nach oben gegangen war. Ich sah kurz nach unten, die Türen waren geschlossen, alles machte einen sicheren Eindruck. Als ich das Haus verließ, war weder Ricky's nach Davis' Wagen da, aber auch das war nicht unüblich, da sie oft in einem Auto kamen und Rick damit wahrscheinlich um Bier unterwegs war. Ich hatte Gute Nacht zu Elvis gesagt. Es war das letzte Mal, das ich ihn sah. Von jetzt an muß ich mich auf die Erhebungen stützen, die ich wenige Tage später durchführen sollte. Elvis spielte demzufolge eine gemütliche Partie mit Billy Smith, dessen Frau Jo und Ginger, was alles in allem etwa zwei Stunden dauerte. "Wir schlugen den Ball herum, nichts ernsthaftes; Elvis schwitzte nicht einmal!" erinnerte sich Billy. Meine Frage hatte natürlich darauf abgezielt, eventuell unübliche Belastungen zu entdecken, die Elvis' Herz geschadet haben könnten. Aber es war mehr ein Juxspiel, wer wen mit dem Ball traf. Die meisten unserer Spiele mit Elvis endeten so. Billy sagte, daß Elvis sich offensichtlich einen Knöchel verstaucht hatte; von diesem Zeitpunkt an wurde das Spiel zum Geplauder.
    "Elvis war aufgeregt, in Form, fröhliuch und wollte reden!" erinnerte sich Billy. Es war ganz offensichtlich der gleiche Zustand wie bei meinem Gespräch etwas früher am Morgen. Billy zählte auch zu den Menschen, denen Elvis überaus vertraute und denen er seine geheimsten Gedanken anvertraute. er wußte auch über den geplanten Wechsel bezüglich Elvis' weiblicher Begleitung Bescheid. Er und Elvis ruhten sich außerhalb des Spielplatzes aus, wo sie ungestört sprechen konnten. Das Gebäude war so konstruiert, daß man Gespräche, die innen bzw. außen stattfanden, von der anderen Seite nicht hören konnte. Während die beiden sich unterhielten, spielten Jo und Ginger eine Partie nach Ginger's Stil: Jo war eine ausgezeichnete Spielerin, die sogar viele der Jungs schlug, aber Ginger hatte für das Spiel wenig übrig und wollte in erster Linie nicht ins Schwitzen kommen. Manchmal denke ich, daß Elvis Ginger nur mit Jo spielen ließ, um in Ruhe mit Billy plaudern zu können, welcher über jene Nacht nochmals bekräfttigte: "Es ging ihm gur und er war fröhlich!"

    07:30 UHR

    Es war jetzt ungefähr 7:30 morgens und Elvis zog sich in seine Räume zurück, um zu duschen. Jo hatte eine Gute Nacht gewünscht und sich verabschiedet. Billy ging mit nach oben und half ein wenig. Er bereitete einen frischen Pyjama vor und föhnte dann auch Elvis' Haar trocken. Elvis würde niemals schlafen gehen, solange sein Haar auch nur eine Spur feucht war. Sein Schlafzimmer war überdurchschnittlich kühl und eine Verkühlung wollte niemand riskieren. Es war üblich für eine Handvoll Leute, sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Sonst war es die Aufgabe des Wachhabenden, aber Ricky war nicht zu finden, also kümmerte Billy sich darum, wie er es so oft getan hatte. Er wußte auch, daß Rick und David eine Abmachung hatten und sich den Dienst diese Nacht teilten. Billy wußte nicht, daß Ricky Gracveland bereits vor mehreren Stunden verlassen hatte und nicht zurückgekommen war. Bill nahm viel mehr an, daß Rick oder David - welcher von den beiden eben gerade da war - zu viel getrunken hatte und eingeschlafen war. Da Billy ein viel zu netter Typ war, um jemanden aufzuwecken, erledigte er den Job selbst. Tish Henley, die mit ihrem Mann Tommy an einem Ende des Geländes lebte, war eine geprüfte Krankenschwester, die für Dr. Nick arbeitete. Tish hatte neben Elvis' Bett pflichtbewußt alles an leichten Medikamenten zur Verfügung gestellt, was er eventuell brauchen könnte. Elvis beklagte sich über einen heiseren Hals und ununterbrochene Bemühungen zu seinem Wohlergehen waren an der Tagesordnung. Er hatte auch Schlafprobleme, und das bereits seit einigen Jahren. Aus diesem Grund erhielt er üblicherweise ein mildes Schlafmittel, das von Tish zur Verfügung gestellt wurde. Bei seinem Zahnarztbesuch vor einigen Stunden hatte er Schmerz- und Desinfektionsmittel erhalten. Da sonst nichts anderes vorlag, hatte auch kein Grund bestanden, sonstige Medikamente bereitzustellen. Die Arznei, die Tish vorbereitet hatte, war unberührt, als ich ging. Billy Smith gab später zu Protokoll, daß sie immer noch unberührt gewesen war, als er Elvis verlassen hatte. Hier erscheint es passend, über die zweite Krankenschwester in Elvis' Umgebung zu sprechen. Marian Cocke war an jenem Abend nicht in Graceland. Sie war aber immer hier (und übernachtete auch hier), wenn Elvis ernsthaft krank war. Sie tat dies auf Elvis' Wunsch und ohne irgendeine offizielle Bezahlung. Ich bin mir sicher, daß Elvis ihr den einen oder anderen Bonus zukommen ließ, aber sie tat es nicht des Geldes wegen. Marian schätzte Elvis aufrichtig als Freund, und er erwiderte diese Gefühle, strikt as Freund. Elvis hatte Tante Delta an diesem Abend ersucht, Marian am nächsten Morgen um acht Uhr anzurufen und sie nach Graceland zu bitten. Aber auch Elvis persönlich hatte sie an diesem Morgen um etwa 8:30 Uhr angerufen, um sicherzugehen, daß sie da wäre, wenn er zur Tournee aufbricht. Marian versprach, daß sie um 15:30 da sein würde. "Vergiß mich nicht!" sagte Elvis und Marian antwortete, "I'll be there, Babe, you can count on me!". Wiederum muß ich - aus meiner Sicht der Dinge - anmerken, daß dieses Telefonat sehr deutlich ausdrückt, daß er nicht mit Ginger alleine sein wollte, sondern mit anderen sprechen wollte. Billy und Elvis unterhielten sich kurz, ehe auch Billy sich verabschiedete. Es war jetzt ungefähr acht Uhr Morgens und Billy kündigte Elvis noch an, wann er ihn wecken würde. Rick sollte auf Wache sein und auch das wurde Elvis mitgeteilt. Alles schien korrekt abzulaufen. Billy kehrte nach Hause zu seiner Frau zurück - mit keinem Gedanken ahnend, daß er seinen Kusin und Freund niemals wieder lebend sehen würde.

    8:00 UHR

    Elvis konnte nicht schlafen. Laut einer Aussage, die Ginger Alden später einem Polizeibeamten gemacht hatte, "stand Elvis vom Bett auf und wollte eine Weile lesen." Sie sagte, daß sie einschlief, als Elvis ein Buch ergriff und sich in's nächste Zimmer begab. Diese Aussage wiederholte sie mir gegenüber, als ich selbst sie später befragte. Philosophie und Religion interessierten Elvis über alle Maßen. Er war ein sehr wählerischer Leser und verbrachte das meiste seiner Zeit in selbsgewählter Einsamkeit in Graceland. In der Vergangenheit waren immer wieder ganze Kisten voller Bücher mit auf Tournee gegangen, weil er ein so begeisterter Leser war. Es ist nicht ganz uninteressant anzumerken, daß er diesen Morgen Das Leichentuch von Turin gewählt hatte. Nach dem bereits erwähnten Polizeiprotokoll erwachte Ginger kurz. Sie saht, daß Elvis noch immer nicht im Bett war, kümmerte sich nicht darum und schlief wieder ein. Sie wachte ein zweites Mal auf. Noch immer kein Elvis, also legte sie sich erneut nieder. Bis zu diesem Punkt deckte sich der Ablauf ziemlich genau mit den Aussagen, die sie mir, Sam und Billy gegenüber machte. Nun aber gelangten wir zu einer Diskrepanz, die oberflächlich betrachtet geringfügig erschien, aber (im Laufe meiner Erhebungen) sehr bedeutungsschwer wurde. Sie erzählte Sam und Billy, daß sie ein drittes Mal aufwachte und ein lautes Geräusch, als fiele etwas Schweres zu Boden, hörte. Sie erzählte mir dagegen, daß sie ein drittes Mal aufwachte und kein Elvis da war, worauf sie weiterschlief. Dann sei sie ein viertes Mal aufgewacht, als sie das laute, plumpsende Geräusch hörte. Dieses Mal - je nach Version das dritte oder vierte Mal - entschied sie sich, nachzusehen. Sie fand Elvis "drüben am Boden liegend". Sie rief um Hilfe nach unten. Joe Esposito und Al Strada eilten zu Hilfe. Es war jetzt ungefähr 14:20. Charlie Hodge war in der Küche. Er war eben aufgestanden und wollte eine Kleinigkeit essen. Er sah Vernon und Patsy Gamble mit ungläubigen Gesichtern vornbeilaufen. Sein erster Gedanke war, daß irgendjemand etwas lustiges gesagt hatte. Dann wurde ihm erzählt, daß mit Elvis etwas ernsthaft nicht in Ordnung sei. Er rannte hinter Vernon die Treppe hinauf und mitten in die hoffnungslose Szene hinein, die sich da oben abspielte. Während sie sich um Elvis kümmerten, jeder mit einem stummen Gebet auf den Lippen, mußte jeder einzelne gefühlt haben, daß Elvis bereits von uns gegangen war.

    __Elvis - Artist Of The Century__
  • Tafka S.
    Posting-Legende

    • 22.06.2005
    • 9754

    #2
    Hi Herbi, das ist eine wirklich interessante Geschichte, und da ich das ganze Buch von Grob noch nicht kenne, sind diese Informationen sehr interessant. Allerdings hat Armin den gleichen Bericht bereits als "Elvis` letzte Nacht" hier reingestellt, vielleicht hast Du das noch nicht gesehen.
    Leider vergaß er dabei eine genaue Quellenangabe, denn die Übersetzung ins Deutsche stammt ja, wie Du richtig geschrieben hast, aus dem "Bringin` It Back"-Magazin aus Österreich.

    Kommentar

    • Herbi
      Board-Legende

      • 27.07.2003
      • 25053

      #3
      Zitat von Tafka S.
      Allerdings hat Armin den gleichen Bericht bereits als "Elvis` letzte Nacht" hier reingestellt, vielleicht hast Du das noch nicht gesehen.

      ...ups,...habe ich gar nicht gesehen das Armin diesen beitrag auch schon hier in dieses forum reingestellt hat !!

      __Elvis - Artist Of The Century__

      Kommentar

      • Moody
        Gehört zum Inventar

        • 28.09.2003
        • 1938

        #4
        Jepp, ein sehr interessanter Bericht. Aber trotzdem ist er mir zu poristiv berichtet. Die ganzen Sachen mit "das wird die beste Tour,die wir jemals gemacht haben" und "I'll be great, a whole new life is born!" sind mir zu unseriös.
        Außerdem finde ich, dass sich Dick Grob ein wenig zu gut darstellt. Er sei derjenige, mit dem Elvis gerne über persönliche Dinge gesprochen hätte und dass er nicht einer der "Ja-Sager" gewesen sei.
        Aber ich denke das ist bei jeder Story. Im Larry Geller-Buch (I was the one) ist Larry derjenige, mit dem Elvis am liebsten und am öftesten geredet hätte. Und in diesem Bericht von Dick Grob wird Larry Geller noch nicht einmal erwähnt. Alles komisch
        A homo habilis discovering his opposable thumbs says "what?"

        Kommentar

        • Baxter
          Stammuser

          • 12.11.2009
          • 160

          #5
          Vor meinem Internet-Zeitalter war BIB die coolste Infoquelle im Bezug auf Elvis. Habe auch die ELVIS ON CD Büchr von Peter Baumann.

          Kommentar

          • allerteuerste
            Gehört zum Inventar

            • 27.06.2004
            • 2965

            #6
            Zitat von Moody
            Außerdem finde ich, dass sich Dick Grob ein wenig zu gut darstellt.
            Das tun diese Erzähler immer. Sie, und meistens nur sie, sind die einzigen, wahren, besten Freunde Elvis, denen er vertraute. Alle anderen sind die bösen Schmarotzer und Ja-Sager. Ob sie das tun, weil sie sich enfach besser darstellen wollen oder es ernsthaft glaub(t)en, weiss ich nicht.
            Aber ehrlich, wenn jemand mit mir im Schnitt täglich nur 15 min, und das meistens über Geschäftliches, redet, so ist das garantiert kein Anzeichen dafür, dass ich für den Betreffenden etwas Besonderes wäre.

            Was man Dick Grob zugute halten kann, ist, dass er wenigstens ein paar andere mit in den erlauchten Dunstkreis der "Vertrauten" einschließt. Ich bin mittlerweile allerdings immer mehr der Meinung, Elvis hat seine Mitmenschen mit dieser "Vertrauensmasche" nach Strich und Faden manipuliert. Ob der je jemanden wirklich gemocht hat, ist kaum aus zu machen.

            Alleine schon, wie er mit Ginger umging! Selbst wenn er Probleme mit ihr hatte, dann sollte er diese doch wohl mit ihr, und nicht mit allen anderen in der Mannschaft besprechen. Mit diesem primitivem, chauvinistischem Angebergehabe (der Alph-Dog zeigt seinen Mannen, wie toll er doch ist) gibt er sie der Lächerlichkeit preis, zeigt aber auch überdeutlich, dass sie ihm, und vermutlich alle Frauen, als Mensch nichts bedeutet. Kein anständiger Charakterzug. Und daher nicht verwunderlich, wenn Elvis "Frauen nicht verstehen konnte".

            Wie auch? Scheint sich ja nicht die Bohne bemüht zu haben. Mit Auto und Schmuck kaufen, den "Jungs" als Trophäe präsentieren, ein bisschen gebrauchen und dann wegschmeissen. Zum krönenden Anschluss wird dem Opfer dieser Behandlung dann auch noch die Schuld am kommunikativen Unvermögen des Täters in die Schuhe geschoben.

            Und Elvis-Daddy (im Übrigen finde es höchst befremdlich, wenn ein Erwachsener von sich in der dritten Person spricht) ist an Allem ja soooo unschuldig ...
            "Motorboat! Motorboat! Ruadan tua i nur zur Noat!"

            Kommentar

            • Loverdoll
              Gehört zum Inventar

              • 16.01.2010
              • 3945

              #7
              Ja,ja, der arme Elvis.....hat wohl in seinem Leben gar nichts richtig gemacht!
              Manchmal frag ich mich, wie er überhaupt zu einer sooo riesigen Fangemeinde kommt .....na zum Glück ist er mit einer einigermaßen gute Stimme auf die Welt gekommen!
              Wer die anderen neben sich klein macht, ist nie groß
              Johann Seume, 1763 - 1810, dt. Schriftsteller

              Kommentar

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