26. Dezember 1976
Memphis, Graceland

Ich kam gegen 6 Uhr abends in Graceland an. Im Vergleich zu früheren Weihnachten schien Graceland praktisch verlassen. Nur Grandma, Tanta Delta, Mary, David, Charlie und Lisa waren da. Als ich die Treppe hochging, sah ich Lisa vor Elvis' Schlafzimmertür sitzen. Dieses Bild ereignete sich leider immer öfter in der letzten Zeit. Ich fragte Lisa, was sie zu Weihnachten bekommen hätte, und sie antwortete, "einen Golf-Cart. Wenn du willst, fahre ich nachher mit dir mal um Graceland herum."
Sie fragte mich, ob ihr Daddy schon auf sei, und ich sagte, dass er zwar schon wach wäre, jedoch jetzt keine Zeit habe, da ich ihm die Haare für die Tour fertig machen müsste. Meine Erklärung reichte ihr nicht. In der Tür drehte ich mich nochmal zu ihr um und sah, wie sie einen Blick ins Zimmer warf-es war ein sehnsüchtiger, trauriger Blick.
Als ich bei Elvis im Zimmer war, begrüßte er mich und ich übergab ihm einen neuen Stapel Bücher, die ich mitgebracht hatte. Elvis beklagte sich über Ginger, die mal wieder nach Hause zu ihrer Familie gegangen war, anstatt ihre Zeit mit Elvis zu verbringen. Überhaupt stellte Elvis fest, dass er mehr als 100.000 Dollar in einem Monat für sie ausgegeben hätte. Vernon hatte ihn deshalb schon angesprochen und versucht, Elvis' Geschenkewahn zu reduzieren.
Bevor ich wieder verschwand, erzählte ich Elvis von meiner Begegnung mit Lisa. Dann schaute er auf, wollte irgendetwas sagen, er suchte nach Worten. "Mein Gott, Larry, jeden Tag, wenn ich aufwache, ist sie vor meiner Tür. Sie sitzt herum, spielt, wartet-auf mich. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ich nicht so früh aufstehe, wie all die anderen. Sie ist mein Leben. Was zum Teufel tue ich meinem Baby an? Verdammt nochmal, ich kümmere mich um sie."
Abends spielte er mit Lisa.

__________________
A homo habilis discovering his opposable thumbs says "what?"

Amer Mann, hin und her gerissen zwische seiner Liebe zur Tochter, ihr mehr Zeit und Zuneigung zu schenken und dem Drang/der Verpflichtung durch die Staaten zu tingeln.

27. Dezember 1976
an Bor der Lisa Marie

17.30 Uhr:
Wir flogen von Memphis nach Wichita. Noch während des Flugs schnitt und stylte ich Elvis' Haare. Er schien erleichtert und wieder auf der Höhe. Während des Fönens sagte er zu Charlie und mir, "Gott sei Dank sind wir wieder auf Tour. Ich meine, Singen, auf der Bühne stehen, Menschen glücklich zu machen - das ist mein Lebensinhalt. Das ist mein größter Augenblick."

__________________
A homo habilis discovering his opposable thumbs says "what?"

Danke Moody.

Irgendwie war er schon ein armer Mann

30. Dezember 1976
Hinter der Bühne des Omni von Atlanta

Elvis traf Billy Carter, den Bruder des neuen Präsidenten. Als Billy Carter in Elvis' Garderobe kam, wurde er von etwa zehn Sicherheitsbeamten begleitet. Diese benötigte er jedoch auch, denn er torkelte und wankte ziemlich stark. Er war voll wie eine Haubitze. Nach diesem Treffen verzog Elvis humorig-ehrfürchtig das Gesicht und scherzte, "Puh, man sollte seinen Atem als Waffe zur nationalen Verteidigung einsetzen; das hat mich fast vom Hocker gehauen!"

__________________
A homo habilis discovering his opposable thumbs says "what?"

31. Dezember 1976
Pittsburgh

Die Fahrt zum Auditorium war trostlos. Pittsburgh schien wie eine Stadt aus den Tagen der Großen Depression. Hier sollte Elvis nun in das Jahr 1977 hineinsingen...aber das Publikum war klasse. Und Elvis auch! Jeden Abend stellte er stolz Ginger vor und holte sogar seinen Vater auf die Bühne, der daraufhin lautstarke Ovationen bekam.
Gegen zwei Uhr morgens waren wir zurück im Hilton. Elvis sorgte sich um Vernon, da er mit uns bei den Minustemperaturen umherreiste. Elvis und ich zogen es vor, ihn so schnell wie möglich nach Graceland zurück zu bringen. Plötzlich klingelte das Telefon. Ich nahm ab und die Person am Telefon gab an, dass Präsident Carter Elvis sprechen wolle. Ich gab Elvis den Hörer und Elvis wünschte dem Präsidenten ein frohes neues Jahr. Während des folgenden zehnminütigen Gespräches der beiden fing Elvis an sich zu freuen und er strahlte über das ganze Gesicht.
Nach dem Telefonat erzählte mir Elvis, dass der Präsident ihn gebeten hat, sein Sonderberater zu werden.
Auch wenn Elvis den sachlich-nüchternen Aspekten der Politik nichts abgewinnen konnte, Pläne wie der von Präsident Carter faszinierten ihn. Er hatte eine vage Vorstellung dessen, wie er der Nation von Diensten sein könnte; zum Beispiel in ihrem Kampf gegen die Drogen, den Elvis als wichtigen Beitrag betrachtete. Carter wollte eigens für Elvis ein neues Amt einführen. So unwahrscheinlich die Möglichkeit auch schien, Elvis ging völlig in diesem Gedanken auf. Ich merkte zum unzähligsten Male, wie wenige Herausforderungen sein Leben für ihn bereithielt, wie wenige Möglichkeiten es für ihn gab, außerhalb seines kleinen Universums etwas zu bewirken.

__________________
A homo habilis discovering his opposable thumbs says "what?"

Da fällt mir die Geschichte vom *armen reichen Mann* ein (übrigens auch von Carl Barks wunderschön in Szene gesetzt ) :traurig:

__________________
Hinweis in eigener Sache:
wenn du glaubst, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch verhalte, kannst du ziemlich sicher sein, dass du es verdient hast

1. Januar 1977
An Bord der Lisa Marie

6 Uhr morgens:
Eiskalter Wind blies über die Start- und Landebahn. Die Heizgeräte in Elvis' Convair 880 brauchten recht lange um warm zu werden. Wir kauerten uns zusammen und deckten uns mit Wolldecken zu. Kurz vor dem geplanten Start bekam Kapitän Ellwood vom Tower den Funkspruch, dass wir nicht starten dürften, da zwei Bombendrohungen per Telefon eingegangen waren, die besagten, dass eine Bombe an Bord versteckt sei. Doch durch Unterschreiben einer Haftungserklärung, mit der wir die volle Verantwortung übernehmen, bekamen wir die Startfreigabe.
Endlich startklar. Zwei oder drei Minuten lang unheimliches Schweigen, obwohl wir alle spürten, dass es sich nur um einen üblen Scherz gehandelt hatte. Oder? Was für ein Start ins neue Jahr. Ich bete, dass 1977 besser wird als 1976.

__________________
A homo habilis discovering his opposable thumbs says "what?"

Moody, frohes Neues!