Andreas van Kuijk -Colonel Tom Parker
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Guralnick ist für mich ein gutes Bsp. dafür, dass man nicht unbedingt im Text selbst werten muss, um eine starke, u. U. einseitige Wertung vorzunehmen. Hier ist die Einteilung in 2 Bände (bis 1958) und (1959 bis 1977) auffällig, die außerdem gleich umfangreich sind. Man hat doch auf den ersten Blick den Eindruck, die Jahre nach 1958 (immerhin fast 20) waren nicht so bedeutend . Wenn man den Inhalt des 2. Bands dann noch als das "Verschwinden von Elvis Presley über einen längeren Zeitpunkt hinweg" kategorisiert, ist das eine starke Wertung, die ich für nicht zulässig halte. Der Leser sollte sich hier sein eigenes Bild machen dürfen über die Anfangsjahre, die Hollywood-Jahre und die Concert-Jahre.
Da hilft es auch nicht, dass Guralnicks Ansatz in seiner grundsätzlichen Vorliebe für den jungen Elvis - besonders den Elvis bei SUN - begründet ist. Es verzerrt das Bild u. schickt den Leser in eine bestimmte Richtung. Was ich G. aber zugute halte, ist seine nachhaltige Aufforderung an den Leser, weiter über das Thema zu forschen. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass sich Subjektivität kaum vollkommen ausschließen lässt.Kommentar
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Wenn man die beiden Guralnick-Bände so betrachtet, dass Band 1 die ersten sechs Jahre von Elvis' Karriere behandelt, und Band 2 die zweiten 17 Jahre, dann wird den 50ern allein schon quantitativ ein zu hohes Gewicht gegeben, richtig.
Wenn man es jedoch als Biographie, also Lebensgeschichte, ansieht, dann behandelt Band 1 25 Jahre eines Lebens, und Band 2 nur 17 Jahre. Dann passt's wieder.
Aber die Kritik, dass man Guralnich anmerkt, dass er die 50er und speziell die SUN-Zeit höher wertet als alles, was ab 1960 passiert ist, hat durchaus seine Berechtigung. Die Recherchen des 1. Buchs sind umfangreicher und tiefgehender, während der zweite Band mehr aus dem gängigen, längst bekannten Kram zusammengeschrieben ist.
Dennoch ist er bemüht, einen vielseitigen, sachlichen Blick auf Elvis zu werfen, und er gibt für jede Kleinigkeit eine Quelle an, so dass man eigene Recherchen unternehmen kann.
Trotz vereinzelter Schwächen immer noch die beste Elvis-Bio überhaupt.Kommentar
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Ja, das mit der Mord-Theorie ist wirklich der Hammer. Parker mit dieser Tat in Verbindung zu bringen, ist ähnlich abstrus, wie ihn für das Kennedy-Attentat verantwortlich zu machen. Dass die junge Frau zufällig am vermuteten Vorabend von Parkers Auwanderung nach Amerika zu Tode gekommen ist, ist wirklich etwas dünn. Parkers Fortgang aus den Niederlanden war geplant und keine panische Flucht.
Nash gelingt noch nicht einmal der Nachweis einer Verbindung zwischen Täter und Opfer, die es bei einem kaltblütig geplanten Mord (und um einen solchen handelt es sich laut Polizeiakten) immer gibt. Es ist lediglich möglich, dass sie sich flüchtig kannten, weil das Obstgeschäft ihrer Eltern auf Parkers Nachhauseweg lag. Kennt sonst noch jemand von uns die Töchter aller Ladenbesitzer auf seinem täglichen Weg zur Arbeit?
Dann hapert es am Motiv. Nash vermutet, dass Parker eifersüchtig und enttäuscht war, weil die junge Frau gerade geheiratet hatte. Andererseits bezeichnet sie Parker im Rest des Buches als asexuell und betont, dass er sich nie für Frauen interessiert hat, und selbst seine (kinderlose) Ehe mit Marie eher auf gemeinsamen Interessen als auf heißer Liebe beruhte. Bringt so jemand aus verschmähter Liebe (für die sich KEIN Hinweis findet!) einfach eine Frau um?
Und wenn es ein Raubmord war, dann spricht die Tatsache dagegen, dass Parker quasi ohne einen Cent in der Tasche das Land verließ. Und dass am Tatort rund um die Leiche stark riechende Gewürze verstreut waren, die es den Polizeihunden unmöglich machen, eine Witterung aufzunehmen. So handelt kein erwischter Räuber in Panik, sondern jemand, der die Tat kaltblütig geplant hat.
Kein Motiv = kein Mord.
möchte nochmal auf den pleite thread verweisen...buch bereits unzählige male gemacht...und dann musst du nen neuen ansatz finden...
wer auch nash andere werke kennt weiss was von ihr zu erwarten ist...
nur schade halt das nachdem sie abschreibt andere dann wieder von ihr abschreiben und so weiter....Das neue Buch von Praytome Publishing:
"My Years With Elvis And The Colonel" by Charles StoneKommentar
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Ein Phänomen, das sich gerade bei Elvis besonders hartnäckig hält - insbesondere bei den Räuberpistolen, die sind unkaputtbar, wohingegen die auf der Hand liegenden simplen Wahrheiten untergehen, obwohl zum Erkennen selbiger nur ein bisschen gesunder Menschverstand ausreicht. Da wird lieber bereitwillig jeder noch so hanebüchene Mist geglaubt und fleißig weiterverbreitet, z.B. dass die Welttournee am fehlenden Pass des Colonels scheiterte.Kommentar
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Aber die Kritik, dass man Guralnich anmerkt, dass er die 50er und speziell die SUN-Zeit höher wertet als alles, was ab 1960 passiert ist, hat durchaus seine Berechtigung. Die Recherchen des 1. Buchs sind umfangreicher und tiefgehender, während der zweite Band mehr aus dem gängigen, längst bekannten Kram zusammengeschrieben ist.
Dennoch ist er bemüht, einen vielseitigen, sachlichen Blick auf Elvis zu werfen, und er gibt für jede Kleinigkeit eine Quelle an, so dass man eigene Recherchen unternehmen kann.
Trotz vereinzelter Schwächen immer noch die beste Elvis-Bio überhaupt.
Guralnick hätte den Mumm haben sollen, es beim 1. Band zu belassen, als er merkte, dass sein Interesse am Thema sich damit erschöpft hat und die Quellenlage für die Zeit ab 1959 teilweise mehr als dubios ist. Die Hemmschwelle über Teilbereiche der Zeit ab 1958 zu forschen, wäre dann heute geringer. Jetzt scheint endgültig alles gesagt :traurig:.Kommentar
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Irgendwie finde ich gerade die Story fast schon wieder goldig. Und jedes Mal wird sie aufs Neue heftigst diskutiert. Gibt es eigentlich ne Statistik wieviele Threads speziell zu diesem Thema jemals in diesem Forum eröffnet wurden?Kommentar
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Ich weuß dann leider nur nie so genau, ob ich einen Schreikrampf kriegen soll oder besser einfach nur laut loslache. Es wäre ja lustig, wenn es nicht so traurig wäre, und dieser Mist quasi unsterblich bleibt. Selbst wenn man dann mit sachlichen, logischen Argumenten und Belegen kommt, stößt man auf taube Ohren, weil einige Leute lieber abstrusen Mist glauben, der als Legende gut rüberkommt, als auf der Hand liegende Fakten.Kommentar
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Zurück zum Colonel. Ich sehe ihn so:
Er hat unglaubliches geleistet als er Elvis`Karriere aufbaute. Er hat eine Form des Marketings entwickelt und eine neue Dimension in der Populärmusik geschaffen, das hat er durch seine fast dreiste und findige Art und seinen Elan und Willen geschafft. Die art wie er Elvis und die amerikanische, ach die Weltöffentlichkeit während der Armyzeit bei Laune hielt und wie er alles und jedes Detail im griff hatte und vorbereitete..grandios...so jemandem möchte man im Rücken haben! Ein engagierter, umsichtiger und gewiefter Manager! Chapeau!
Später das Aloha Event. Großes Kino! So ein Ding muss man erstmal umsetzen, da gab es viele Dinge zu überwinden. Die Marke "Elvis" wurde zu fast gleichen Teilen durch Elvis, alsauch den Colonel geprägt.
Das waren die positiven Aspekte. Die Karriereführung ab 1960 sehe ich sehr ambivalent. Elvis wollte Schauspieler werden, okay. Aber Parker fuhr da eine "Sellout" Programm, das nicht zu befriedigenden Ergebniossen führte, nur zu schnellem Cash. Das Publikum und Elvis wurden da schon arg belastet, meiner bescheidenen Meinung nach. Der Mann und Elvis auch, waren wohl von dem ganzen Ding und den Millionen irgendwann etwas überfahren worden...die wilde, ungezähmte Kreativität des Colonel versumpft in den Sechzigern zu einer ätzenden Routine die in den Misserfolg und einen deprimierten Star Elvis mündet. Am Tiefpunkt drückt er ihm die 50:50 Regel rein. Elvis fand das nie der Rede wert, der Colonel hatte sehr viel Gutes für ihn erreicht und für Elvis blieb genug Kohle übrig.
Für die Misere in den Siebzigern ist der Colonel nicht verantzwortlich...das hat Elvis sich selber eingebrockt...Ohne Worte!Kommentar
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Elvis verlor in den 60ern die Lust an den Filmen, an der Routine. Er wollte wieder echter Musiker sein und für seine Fans spielen. All das hat er ab 1969 bekommen, Traurig nur, dass er dann auch selbst daran die Lust verlor.
Nein, Parker ist das sicher nicht schuld. Er war es, der Elvis half, jeden seiner Träume zu verwirklichen. Okay, außer dem Traum, ein ernsthafter, anerkannter Schauspieler zu werden. Aber vielleicht scheiterte dieses Unterfangen gar nicht an Parker, sondern daran, dass Elvis dazu gar nicht in der Lage war, und/oder daran, dass die Filmstudios ihn da einfach nicht sahen, und sein Publikum irgendwie auch nicht.Kommentar
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Guralnick ist für mich ein gutes Bsp. dafür, dass man nicht unbedingt im Text selbst werten muss, um eine starke, u. U. einseitige Wertung vorzunehmen. Hier ist die Einteilung in 2 Bände (bis 1958) und (1959 bis 1977) auffällig, die außerdem gleich umfangreich sind. Man hat doch auf den ersten Blick den Eindruck, die Jahre nach 1958 (immerhin fast 20) waren nicht so bedeutend .
in den 50ern hat elvis quasi im alleingang eine ganze kultur geprägt. in den darauffolgenden jahrzehnten war er einer unter vielen.
guralnick besitzt eben eine fähigkeit, die vielen fans und selfmade-elvisexperten abgeht: er kann elvis kulturgeschichtlich und musikgeschichtlich einordnen, und er sieht den größeren zusammenhang.
"We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
(Nick Tosches)Kommentar
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