Mir fallen zum Thema Elvis, insbesondere bezugnehmend auf die Filmphase diverse Sachen ein, die ich hier nochmal lose aufführen möchte und über die man vielleicht noch mal nachdenken sollte:
Die Filmphase machte fast die halbe Karriere eines Elvis Presley aus. Die Verträge wurden immer in kleineren Paketen abgeschlossen. Er hatte also genug Möglichkeiten auszusteigen, wenn er derart unzufrieden gewesen wäre. Keiner hätte ihn zwingen können, einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Vielleicht hat ihn Parker dahingehend beraten. Unterschrieben hat Elvis aber im Endergebnis selber, deswegen kann man auch die Argumente, er wäre vertraglich gebunden gewesen, vergessen, denn jene Verträge hat er selber unterzeichnet und die Zeiträume und Anzahl der Filme waren immer überschaubar. Wenn ich todunglücklich bin, dann setze ich Monate später nicht wieder meinen Willi unter einen Vertrag, sondern gehe auf Nummer sicher, unterschreibe erst, wenn ich die Drehbücher kenne oder lasse ganz die Finger davon. Hat er nicht. Und wir reden hier nicht von Lieschen Müller. Wir reden von Elvis Presley.
Elvis wollte immer mit möglichst wenig Aufwand die große Kohle machen. Das war bis zum letzten Tag so, wo er wochenlang Sendepause hatte und seinem Vergnügen nachgehen konnte, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Die Kasse hat dennoch geklingelt. Zwischen den Drehzeiten wäre genug Zeit gewesen, weiter Alben aufzunehmen. Hat er nicht.
Wenn ihm die Filme so dermaßen zugesetzt hätten, hätte er was unternehmen können, z.B. in Eigeninitiative eine eigene Filmfirma gründen, wo er seine ganzen Vorstellungen hätte umsetzen können. Am Geld kann es nicht gelegen haben. Davon war bekanntlich reichlich da. Hat er nicht, also kann der Traum nicht so dominant gewesen sein, wie immer behauptet wird. Wäre natürlich auch mit viel Arbeit und zeitlichem Aufwand verbunden gewesen, aber das war einfach nicht seine Welt.
Das Argument Parker und die Filmfirmen hatten nur die große und schnelle Kohle im Sinn, beeindruckt mich auch keineswegs, denn ich gebe zu bedenken, wer von allen, denn an diesen Filmchen für die eigene Tasche am meisten verdient hat. Mit großer Sicherheit Elvis himself. Er war derjenige, der bei all diesen Produktionen den größten Reibach gemacht hat. Kein Parker, kein Filmboss. Nee, der Meister selber. Er hat die dickste Kohle eingesteckt. Er war also keineswegs weniger gierig, als die anderen, eher im Gegenteil.
Wenn wir Elvis in seinen Filmen anschauen, ist er frisch, zumeist schlank und gutaussehend und er wirkt gesund und geistig fit. Als er jedoch seinem Traum wieder vor Publikum zu singen und Konzerte zu geben, endlich nachgekommen ist, war er bereits wenige Jahre danach krank, dick, zugedröhnt und geistig auch nicht mehr ganz auf der Höhe. Gestorben ist er schlussendlich nachdem er bereits 9 Jahre keine seichten Filmchen mehr gedreht hat, sondern zwischen zwei Touren, als er gerade mal wieder 6 Wochen Freizeit hatte. Er starb nicht, weil man ihn gerade wieder genötigt hatte, eine Plastikpalme anzusingen, denn das war lange Geschichte (wobei die letzten Filme ja durchaus ein etwas höheres Niveau hatten), nein, er starb als er das hatte, was ihm angeblich das Wichtigste überhaupt war. Die Musik und sein Publikum.
Und wenn man hier irgendwelche Statements von Elvis als Beweis aufführt, dass ihn seine Filme angeblich krank gemacht haben, dann bitte ich doch mal zu bedenken, in welcher Verfassung er solche Aussagen tätigte. Dass er hier natürlich nur eine entschuldigende Erklärung suchte, um seinen Zustand irgendwie zu rechtfertigen, liegt doch wohl auf der Hand. Hallo?!? Die Filmjahre lagen lange hinter ihm. Er hat in topfittem Zustand das NBC-TV Special sowie die ersten Vegas Seasons hingelegt. Warum bitte, sollte die Filme plötzlich - wo sie lange hinter ihm lagen - derartige Nachwirkungen aufweisen? Das ist doch Mist. Hier lagen die Probleme doch wohl eher im familiären Bereich und in seiner Natur, die ihn immer wieder in irgendwelche Löcher fallen ließ, wenn Routine und Langeweile einsetzte. Mit seinen Filmen hat das aber alles ganz sicher nichts zu tun gehabt.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Elvis hatte einfach keine Ausdauer und keinen Bock auf harte langwierige Arbeit. Er war schnell für etwas zu begeistern und genauso schnell wieder gelangweilt. Als er Ende der 50er genug von seinen Konzerten hatte, wollte er schauspielern. Als er davon auch genug hatte, wollte er wieder auftreten. Als er irgendwann keinen Bock mehr auf Studioarbeit hatte, ist er einfach nicht hingegangen, sodass man ihm schlussendlich sogar das Studio ins Haus brachte. Elvis hat einfach gemacht, wonach ihm war. Komischerweise waren ihm da die bereits unterzeichneten Verträge auch schnurz. Er hat sich schlichtweg nicht dran gehalten, in den Filmjahren schon.
Wie gesagt, ich mag die meisten seiner Filme ganz gerne und schaue sie auch ab und zu. Sie sind allerdings nichts um gebannt vorm Fernseher zu sitzen, sondern eher was für nebenbei. Ich kann auch verstehen, wenn man die Filme nicht gerne anschaut, vielleicht weil man auch grundsätzlich diese Art von Unterhaltungsfilm nicht mag. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, sind die ständigen Versuche Entschuldigungen und Schuldige zu finden, nur weil man möglicherweise nicht damit klar kommt, dass Elvis sich dazu entschied, diese Form der Unterhaltung zu machen. Ich schließe natürlich nicht aus, dass er gerne mehr Anspruch in den Filmen gehabt hätte, schlussendlich brachten die gedrehten Streifen aber den größeren kommerziellen Erfolg. Das hat er kapiert und sich im Endeffekt für das Geld entschieden. Die Filme waren zeitgemäß, Elvis war in erster Linie Sänger, die Leute wollten ihn auch singen sehen, was sich schon dadurch belegen lässt, dass die Singsang-Filmchen im Großen und Ganzen wesentlich erfolgreicher waren, als die etwas anspruchsvolleren. Er hat das Ding 12 Jahre durchgezogen und hat es überlebt. Fertig! Gestorben ist er, als die Filme schon lange Geschichte waren und er sich bereits seit vielen Jahren in einer völlig anderen - und von ihm angeblich langersehnten und heißgeliebten - Schaffensphase befand.
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Ahnungslosigkeit ist die Objektivität der schlichten Gemüter - Harald Schmidt
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Geändert von Circle G (23.10.2009 um 23:35 Uhr)
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