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Ich empöre mich mehr über die Schnorrer und Ja-Sager in Elvis' Umfeld.
Speichellecker der schlimmsten Sorte.
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Für einige von ihnen mag das sicher zutreffen, doch hier liegt die Sachlage anders: Elvis entschied persönlich, sie mit durchzuschleppen; Parker hatte darauf keinen Einfluss - und hätte wohl niemandem auch nur einen müden Cent ohne Gegenleistung gegeben.
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Die Sargnägel hat sich Elvis selbst eingetrieben. Er hätte jeden Vertrag ablehnen bzw. seinen Manager mit der Suche nach geeigneten Projekten betrauen können. Dafür hätte er aber Verantwortung für sein Leben und seine Karriere übernehmen und sich auch mit den weniger interessanten Aspekten beschäftigen müssen. Stattdessen hat er sämtliche Verantwortungen deligiert, (fast) alles abgenickt und sich hinterher beklagt. Routine war ihm ein Graus und sonderlich belastbar war er nicht. Ich wage daher zu behaupten, dass Elvis für seine Karriere schlicht und einfach ein paar PS zu wenig unter der Haube hatte und vermutlich in anderen Jobs nicht wesentlich erfolgreicher gewesen wäre als sein Vater Vernon.
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Ja und nein, wenn Du mich fragst. Elvis hat im Glauben daran, dass der "Colonel" schon das Richtige tun würde, selbigen einfach machen lassen. Das kann man ihm vorwerfen oder als Naivität so hinnehmen. Der letztendliche Strippenzieher war de facto Parker; er entschied die Dinge, die Elvis dann mehr oder minder widerstandslos "erledigte".
In gewisser Weise ließ sich Elvis womöglich treiben, war vielleicht auch froh, dass ihm ein Anderer lästige Entscheidungen abnahm. Doch das ließ er sich gefallen, weil er Parker vertraute - und Parker (so scheint es mir) hat dieses blinde Vertrauen mehrmals zu Ungunsten seines Klienten missbraucht. Rein rechtlich hat Elvis mit seiner Unterschrift unter diverse Verträge die Verantwortung übernommen bzw. sein Einverständnis erklärt, doch eine Unterschrift, die mechanisch im guten Glauben gegeben wird, würde ich jetzt nicht wirklich als überzeugte Willensbekundung werten. Parker hat - gerissen wie er war - es verstanden, Elvis zu manipulieren, ihn zu Dingen zu animieren, die nicht zum Vorteil seines Klienten waren. Allerdings waren alle diese kurzsichtigen, aber langzeitwirksamen Verträge (vor allem bezüglich der Filme und Konzerte) mit sehr hohen Einnahmen verbunden, so dass Parker - Du hattest das schon mal richtig dargestellt - als Manager durchaus einen guten Job gemacht hat, was das Anlandziehen großer Geldmengen betrifft. Doch ein Manager ist eben auch ein Interessenvertreter (sollte es zumindest sein), und in diesem Punkt hat er nicht immer einen guten Job gemacht.
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Elvis hat deutlich weniger gearbeitet als die meisten anderen Stars seiner Zeit. Um die geschäftliche Seite musste sich Elvis nie kümmern, auf seine Produkte nahm er keinen Einfluss und selbst mit Werbemaßnahmen (Besuch von Filmpremieren, Auftritte in TV-Shows, etc.) wurde er nach 1956 kaum belästigt. Generell konnte Parker natürlich die Arbeit seines Klienten nicht vermeiden, denn irgendwo muss das Geld ja herkommen. Schlussendlich hätte Elvis aber selbst diese Arbeiten vermeiden können, indem er Vertragsvorschläge schlicht und einfach nicht unterschreibt.
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Dazu wären persönliche Aussagen/Meinungen von Elvis selbst interessant, ob er sich durch diese Beispiele "belästigt" gefühlt hätte oder sie dankend angenommen hätte. Andererseits hat er sie aber wohl auch nicht eingefordert, soweit ich weiß.
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Parker war nicht der Erziehungsberechtigte des Kings. Ein allseits gütiger Onkel hätte Elvis wohl kaum zu dem gemacht, was er schlussendlich wurde: Der bekannteste und bestbezahlte Entertainer seiner Zeit!
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Lass mich darauf mit einem überlieferten Zitat von Elvis selbst antworten: "Langsam bin ich es leid, Elvis Presley zu sein". Angeblich 1977 geäußert.
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Es ist halt wie beim Fußball: Wenn die Multimillionäre auf dem Platz ihren Allerwertesten nicht hochbekommen, wird der Trainer gefeuert. Schließlich hätte er die faulen Säcke ja motivieren müssen. Elvis kam mit seinem Leben nicht zurecht, also muss ein Schuldiger her.
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Das ist mir zu drastisch und vor allem zu verkürzt dargestellt. Dass Elvis mit seinem Leben nicht zurecht kam, meine ich. Vergessen wir nicht, dass es nur einen Elvis Presley auf der Welt gegeben hat - mit nichts und niemandem vergleichbar. Als er gerade mal 21 Jahre jung war, veränderte sich sein Leben so radikal, dass er es fortan sehr schwer hatte, die Bodenhaftung zu bewahren. Er war seit dem Frühjahr/Sommer dieses Jahres kein gewöhnlicher Mensch mehr, konnte durch seine außerordentliche Berühmtheit kein gewöhnliches Leben mehr führen - stand mit jedem Schritt und Tritt im Auge des öffentlichen Interesses. So etwas
muss einen jungen Menschen nachteilig verändern, weil er nicht mehr auf normalem Wege seinen Reifeprozess im Leben vollziehen kann. Ständig umgeben von Ja-Sagern und Günstlingen wie einst bei königlichem Hofe, weiß man irgendwann nicht mehr, was richtig und falsch ist - man hat einfach immer recht, und wer daran zweifelt, fällt in Ungnade und wird ausgetauscht. Nicht mehr selbst an den alltäglichen Dingen des Lebens teilhaben zu können (Einkaufengehen, Tierparkbesuche mit der Familie etc.), ist auch etwas, das wir uns doch gar nicht vorstellen können. Aus heutiger Sicht zu urteilen, dass Elvis mit seinem Leben nicht zurecht kam, halte ich für sehr fragwürdig. Nicht, weil es den King betrifft, sondern weil jemand sein Leben unter Extrembedingungen (im Guten wie im weniger Guten) bestreiten musste, die wir nicht wirklich nachvollziehen können, ja wahrscheinlich nicht einmal plastisch erfassen können.
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Die Kombination aus Stimme, Ausstrahlung und Wandlungsfähigkeit machte Elvis zu einem großartigen Entertainer. Colonel Parker kreierte die passenden Images und bediente/erschloss die entsprechenden Märkte. Die Kombination machte Elvis Presley zum bekanntesten und bestbezahlten Entertainer seiner Zeit, schlussendlich wurde das Image sogar größer als Elvis selbst.
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Das ist richtig, vor allem der letzte Satz. Doch ob das jeweilige Image stets passend war, stelle ich mal in Abrede.
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Da die Zerstörung seiner Gesundheit seine freie Entscheidung war...
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Das unterschreibe ich so nicht, denn ich habe große Zweifel daran, dass dem so war.