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Zitat von michael grasberger
sehe ich anders. elvis hatte ein ausbaufähiges komödiantisches talent, aber er war meilenweit entfernt davon, ein guter schauspieler zu sein. er war z.b. völlig unfähig, emotionen darzustellen (...)
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Ich weiß nicht, da kann ich irgendwie so gar nicht zustimmen. 23 Jahre Weltkarriere als Sänger - und nicht als
irgendein Sänger, sondern als einer der originellsten, erfolgreichten und einflussreichsten des letzten Jahrhunderts - spricht irgendwie dagegen. Gesang ist in erster Linie Schauspiel. Ich kann dir 100 Titel nennen, die das belegen. Teilweise ruft er in einem einzigen zwei-Minuten-dreißig-Song mehr Emotionen ab als manch hochgelobter Schauspieler in seiner ganzen Karriere.
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Zitat von michael grasberger
da wirkte er einfach unfreiwillig komisch.[/FONT]
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Kann ich so nicht nachvollziehen. Er neigte vielleicht dazu, ab und an etwas dick aufzutragen (vor allem übrigens in der Rolle des Rebellen, die er vielleicht meinte, ganz besonders bedienen zu müssen), aber das bedeutet nicht, dass jemand per se als Schauspieler ungeeignet ist.
Ich finde ihn alles andere als unfreiwillig komisch in
Flaming Star oder
Follow That Dream. Im Gegenteil, es scheint sehr kalkuliert. Und man kann Äußerungen nur kalkuliert einsetzen, wenn man sie beherrscht.
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Zitat von michael grasberger
elvis war sehr gut darin, den jungen, hochsensiblen rebellen zu spielen - also SICH SELBST!
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Ich glaube nicht, dass er da sich selbst spielte, wenn er den "Rebell" gab, einfach deshalb, weil ich nicht glaube, dass er ein Rebell war. Zumindest nicht die Sorte Rebell, die ein Publikum von ihm erwartete. Er bediente vielleicht ein Image, das um seine Person herum entstanden war. Sobald aber die Rezeption mit hineinspielt in die (vermeintliche) Analyse einer Erscheinung, wird das ganze zu einer 'Meta-Angelegenheit'. Man kann nicht sagen, jemand kommt als Rebell rüber, also spielt er in dem Falle, wo er den Rebell spielt sich selbst.
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Zitat von michael grasberger
aber er war kein schauspieler.
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Ja, was denn nun? Spielte er sich selbst - oder war er gar kein Schauspieler?
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Zitat von michael grasberger
es heißt immer: wenn er doch eine ernste dramatische rolle bekommen hätte usw. aber machen wir uns nichts vor - so eine rolle hätte er schauspielerisch nie und nimmer tragen können.
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Das ist erstens Vermutung, zweitens sprechen wieder mehr als zwei Jahrzehnte Jahrhundertkarriere als Sänger und dutzende, wenn nicht hunderte von Songs und Performances dagegen.
Seit ich im Zusammenhang mit Elvis' Filmkarriere mit dem Thema "Elvis, der
ernsthafte Schauspieler" konfrontiert werde, frage ich mich, was eigentlich eine in den Augen mancher eine "ernsthafte" Rolle ist? Und ich wundere mich stets darüber, wie ungenau und missverständlich der Begriff des "Dramas" benutzt wird. In erster Linie wird der Fehler gemacht, "dramatisch" mit "tragisch" zu verwechseln, was grundlegend falsch ist. "Drama" bedeutet "Handlung". Klassisch dramentheoretisch gliedert sich das Drama in Tragödie und - man höre und staune -
Komödie. Auch eine Komödie ist also ein Drama, ist "dramatisch", was sich auch durch die schleichend geschehene Umdeutung des Wortes nicht verändert. Auch eine Komödie ist also eine "dramatische" Angelegenheit, wenn dieses Wissen auch in der Umgangssprache inzwischen untergegangen zu sein scheint.
Was also bedeutet der Begriff von der "'ernsthaften' 'dramatischen' Rolle" wirklich? Elvis' Rolle in
G. I. Blues ist eine ersthafte dramatische Rolle (in diesem Falle in einer Komödie). Es gibt keinen Anlass, sie durch die missverständiche Handhabung des Begriffs abzuwerten - und "tragische" Rollen generell aufzuwerten. Beides ist "ernsthaft" - oder
kann "ernsthaft" sein. Aber es gibt keinen Grund, die Komödie als "unernsthaft" abzutun.
Ich persönlich halte beides, die Darstellung komödiantischer wie tragischer Rollen, für gleich "ernsthaft" und anspruchsvoll umzusetzen. Aber es ist tatsächlich so etwas wie "typisch deutsch", die Tragödie als höherwertig zu betrachten als die Komödie, und sie vielleicht deshalb als grundsätzlich "dramatisch" zu bezeichnen, während man dies der Komödie nicht zugesteht.