ok, kleine nachhilfestunde:

das gängige klischee "dylan ist ein guter songwriter, aber er kann nicht singen" wird durch stetige wiederholung nicht wahrer.
mit demselben vorurteil könnte man praktisch jedem blues-sänger absprechen, ein guter sänger zu sein.
in dem, was wir rhythm&blues, rock'n'roll usw. nennen, gelten andere maßstäbe als z.b. in der klassischen vokalmusik, wo werte wie reinheit der intonation, klarheit und fülle der stimme, ein schönes vibrato etc. hochgehalten werden. nach klassischen kriterien ist dylan's ungewöhnliche stimme freilich nicht "schön".
was in der modernen amerikanischen musik zählt, sind dinge wie intensität und bedeutungsnuancen, die ein sänger einem song verleihen kann, oder der emotionale gehalt, mit dem er diesen aufladen kann. und hier ist dylan in der tat einer der ganz großen meister.
(ich gebe zu, dass seine stimme seit den neunzigerjahren aufgrund ungesunden lebenswandels und des alters - dylan wird heuer 65 - immer schwächer wurde. das macht er an einem guten abend aber durch die intensität seines vortrags und durch seine meisterhafte phrasierung locker wett. jeder dylan-fan wird Dir bestätigen, was diese STIMME im konzert auslösen kann.)
mit oberflächlich verstandener virtuosität hat das nichts zu tun.
nochmal zurück zu elvis: der scheint in frühen jahren bezüglich seines gesanges einen gewissen minderwertigkeitskomplex gehabt zu haben (siehe im "zwielicht der erinnerung"-thread sein gespräch mit june über mario lanza). elvis hat voluminöse, opernhafte stimmen verehrt, von mario lanza bis zu roy hamilton. wenn er selber stimmlich in diese richtung geht, ist er meiner meinung nach nicht immer überzeugend. ein positives beispiel wäre sicher "unchained melody", das aber nicht zuletzt aufgrund der starken dramatik so wirkungsvoll ist, die entsteht, wenn man einem sichtlich angeschlagenen elvis beim "letzten aufbäumen" zusieht. das hat definitiv was anrührendes.
ebenso oft macht sich elvis mit seinem opernhaften gesangsstil auch lächerlich. man denkt nur an das unendlich banale und musikalisch grausliche "it's now or never"...


p.s.: von wegen "lausiger performer" - wie oft hast Du dylan live gesehen?

Elvis' Gesangsstil lächerlich? und das ausgerechnet bei "It's Now Or Never" ?? Lass dir das mal von einem wirklichen Gesangsexperten analysieren, der wird dir da etwas anderes erzählen.

oberflächlich verstandene Virtuosität?
Ich lege nun mal großen Wert auf sauberen, stimmlich ausgefeilten Gesang (nicht umsonst höre ich auch gerne klassische Musik, Opern usw.).

Minderwertigkeitskomplex??
Mario Lanza und andere Opernsänger waren für Elvis VORBILDER. Das hat nichts mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun.

Elvis war also weder ein Songschreiber noch ein besonders guter Sänger. WAS war er dann?? Das Produkt eines geschickten Marketings vielleicht?

bitte nicht meine worte verdrehen!
elvis war natürlich ein ganz großer sänger, aber halt nicht unbedingt dann, wenn er opernmäßig aufgedreht hat.

Spontan fällt mir da ein, daß er angeblich den *sprechpart* zu "Are you lonesome tonight" selbst ERDACHT haben soll..
und dann wär da noch das berühmte *Arranged by E.P.* das wir u.a. nach "An american trilogy" finden

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Hinweis in eigener Sache:
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Gerade dann war er gesanglich am besten! Nimm dir nur mal "American Trilogy" und hier besonders die Aloha Version. Das Original von Mickey Newbury ist ok. Die Dramatik, die Elvis daraus macht, besonders den gewaltigen Schluss, das schlägt alles und macht aus dem Song erst das gewisse Etwas. Ebenfalls aus der Aloha Show: "What Now My Love" - Elvis' "opernarienartiger" Schluss ist Gänsehaut pur und gesanglich top! Eine weitere "Opernarie": "Surrender" - Auch das ist gesanglich astrein und verursacht (zumindest bei mir) Gänsehaut.
Das war ja das geniale an Elvis, dass er eine große Bandbreite an Gesangsstilen beherrschte, die von einer Rockröhre wie z.B. bei "Long Tall Sally" bis hin zu "Opern" wie "Its Now Or Never" oder "Surrender" reichte.

original?
"Trilogy" besteht, wie der Name schon andeutet aus 3 verschiedenen Liedern bzw Hymnen.. die (so stehts im copyright ) von Elvis arrangiert wurden.

öh.. vielleicht komm ich jetz noch drauf.. hmm..
*all my trials*
*look away dixieland*
.. und der dritte Einzeltitel will mir grad nicht einfallen

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Es stimmt, dass das Lied aus drei Einzelstücken zusammengesetzt ist, aber das hat Mickey Newbury gemacht und deshalb wird er als Songwriter dieses Liedes genannt.
Was der große Unterschied meiner Meinung nach zwischen Elvis und den anderen großen (Opern-)Sängern ist, ist dass Elvis mit dem Gefühle gesungen hat, was er vom Blues gelernt hat. Bei Elvis war Seele drin, bei vielen anderen einfach nur die Begabung vom Blatt singen zu können.

Elvis Presley — “An American Trilogy”
(words & music by newbury)
Oh I wish I was in the land of cotton
Old things they are not forgotten
Look away, look away, look away dixieland
Oh I wish I was in dixie, away, away
In dixieland I take my stand to live and die in dixie
Cause dixieland, that’s where I was born
Early lord one frosty morning
Look away, look away, look away dixieland

Glory, glory hallelujah
Glory, glory hallelujah
Glory, glory hallelujah
His truth is marching on

So hush little baby
Don’t you cry
You know your daddy’s bound to die
But all my trials, lord will soon be over

den text kann ich auswending danke
und den rest hat mit Jimmy-boy schon erklärt

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auch wenn die "words" natürlich nicht von newbury sind, eins muss man ihm lassen. einen song aus den nordstaaten, einen aus dem süden und ein sogenanntes "negro spiritual" zu einer "american trilogy" zusammenzufassen, das war ein selten genialer schachzug! und vom ergebnis kann man auch als europäer ergriffen sein...