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Zitat von ReconsiderBaby
Als guter Geschäftsmann ist es überdies dämlich, jemandem mit dem Potenzial eines Elvis gegen die Wand fahren zu lassen, vor allem vor dem Hintergrund, was die beiden schon zusammen gestemmt hatten.
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Und genau aus diesem Grund ist es schon sehr unwahrscheinlich, dass Parker Elvis fallengelassen hat. Vielmehr ist es so, dass Elvis sich selber fallengelassen hat.
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Er hätte sich nachdrücklich mit ihm auseinandersetzten müssen, ihn animieren der Karriere eine neue Richtung zu geben. Dafür wäre sicher eine längere Pause nötig gewesen, die er in Zusammenarbeit mit seinem Star hätte ermöglichen müssen.
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Ich frage nochmals: Was soll ein Sänger denn groß anderes machen, als Platten aufnehmen und Konzerte geben?
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Klar hätte Elvis die Auszeit auch nutzen müssen, um neue kreative Ziele auszuloten und etwas Neues auf die Beine zu stellen, dass ihm weitere Erfolge sichert. Da Zeug dazu hatte er allemal - oft genug bewiesen.
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Das Zeug ja, aber hatte Elvis ab Mitte 70er die Form und Gesundheit dazu? Und überhaupt das Interesse? Er war kaum mehr in ein Plattenstudio zu kriegen, am Ende musste man es ihm für teuer Geld zuhause installieren, für recht magere Ergebnisse, wie die Session vom Oktober 1976 beweist. Die für Anfang 1977 angesetzte Studio-Session "schwänzte" Elvis einfach. Parker konnte ihn noch nicht einmal bewegen, seinen Vertrag zu erfüllen. Er war machtlos.
Wenn der Künstler nicht willens ist, künstlerisch zu arbeiten, ist der Manager machtlos. Und jeder andere auch.
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Wenn es heißt, dass Elvis in den 70ern festgefahren war in seinen Las-Vegas-Jumpsuit-Touren, so ist das bestimmt nicht völlig falsch, aber sein Manager war mindestens genauso festgefahren in der Denke, noch schnell den nächsten möglichst gewinnbringenden Deal abzuschließen. Da stand kein längerfristiges Konzept hinter.
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Wie sollte denn ein längerfristiges Konzept aussehen? Ich sage nur: Platten aufnehmen, Konzerte geben. Etwas anderes machen Musiker nicht.
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Und gerade das hätte es gebraucht, als der gute Elvis das Stadium einer Legende erreicht hatte. Hier galt es, die Person hinter der Legende neu zu beleben.
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Gerade da ist der Knackpunkt: Wer in ein Konzert geht, um eine Legende zu sehen, der will auch die Legende sehen, und keine Wiederbelebungsversuche. Alle Stars, die schon lange im Geschäft sind, müssen mit diesem Problem leben. Guck Dir mal die Rolling Stones an - warum gehen die Leute zu denen ins Konzert? Wollen die von denen experimentelle Musik und Selbstverwirklichung hören, oder doch eher "Satisfaction"?
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Natürlich hätte Elvis seinen Teil dazu tun müssen. Die Frage ist aber, ob Parker dann noch der richtige Manager dafür war.
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Elvis war offenbar der Ansicht, dass Parker der richtige Manager für ihn war. Das müssen wir akzeptieren.
Die Frage ist auch, was ein anderer hätte besser machen können. Allein, dass Parker es schaffte, dass Elvis die Tatsache, dass er nach 1973 kontinierlich vertragsbrüchig war, überlebte, ohne an RCA Millionen an Schadensersatz zu zahlen und/oder das Ende seiner Karriere hinnehmen zu müssen, war eine Meisterleistung.
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Meiner Meinung nach hat Elvis Glück gehabt, dass er bei seinem Comeback 68 in Steve Binder einen so guten Partner hatte. Hätte er hier auf Parker gehört, wär's das mit der Karriere wahrscheinlich schon gewesen.
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Das ist Kaffeesatzleserei, da wir alle nicht wissen, was gewesen wäre, wenn Elvis - wie ursprünglich geplant und auch von Elvis selber zunächst gewollt - eine Weihnachtsshow gemacht hätte. So revolutionär, wie immer getan wird, war die 68er Show nämlich bei weitem nicht. Sie war eher retospektiv, denn Elvis sang seine alten Hits aus den 50ern (mit einem schrecklichen Big-Band-Arrangement), ein paar Filmsongs in nachgestellter Kulisse, und ein paar Gospels. Also alles, wie er es bisher auch getan hatte. Und er war auch nicht der erste, den im Lederanzug auf der Bühne stand. Also, bitte auch hier die Kirche im Dorf lassen.