Halb so wild, das klingt nach mehr, als es ist. Keine große Aktion, da ich solche Sachen wissen muss, so wie ein Apotheker die Zusammensetzung von Medikamenten kennen muss, oder ein Architekt die Gesetze der Statik. Wüsste ich das nicht, wäre ich in den letzten 18 Jahren definitiv verhungert.

Aber falls Dich (oder sonst wen) das Thema näher interessiert: Es gibt ein fantastisches Buch über die Entstehung von Musik und ihre Wirkung auf den Menschen, über Hörgewohnheiten, kulturelle Prägung und etliche interessante Hintergründe über Musik und das menschliche Gehör. Es ist spannend und anschaulich geschrieben, keine trockene Theorie, und für jeden verständlich. Genau das richtige für Leute, die Musik lieben, für die Musik mehr als ein Klangbrei ist, und die sie noch bewusster hören und genießen wollen. Es heißt "Das wohltemperierte Gehirn - Wie Musik im Kopf entsteht" von Robert Jourdain: http://www.amazon.de/Das-wohltemperierte-Gehirn-Musik-entsteht/dp/382741122X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1224167503&sr=8-1

Doch, seit Verwendung der Mehrspurtechnik (ab Mitte/Ende der 60er) kommen die Overdubs auf das gleiche Band wie die Basic Tracks. Davor hat man ein anderes Verfahren angewandt, nämlich so wie Du beschreibst:

Richtig, so hat man es im Jahre 1960 gemacht bzw. machen MÜSSEN, weil es die Mehrspurtechnik noch nicht gab. Die Aufnahmen, um die es hier geht, sind jedoch aus den Jahren 1971-76. In den zehn Jahren dazwischen hat die Studiotechnik einen ähnlich großen Fortschritt gemacht wie ein Jahrzehnt später beim Übergang von analog zu digital. Du kannst hier also nicht einen musikproduktionstechnischen Vorgang in den 70ern mit der audiotchnischen Steinzeit von 1960 vergleichen, wo man gerade mal Stereo kannte. Wenn man Dir eine Datei zukommen lassen will, ist es ja auch nicht mehr so, dass man sie auf eine Diskette kopiert und diese mit der Post verschickt; das geht heute in Sekundenschnelle per Email. Wenn man heute ein Foto macht, hat man es sofort vorliegen und kann es Minuten später bereits der ganzen Welt zugänglich machen. Früher musste man erst den Film vollknipsen, zum Entwickeln bringen, und eine Woche später bekam man pro Foto einen Papierabzug.

Fazit: "It's Now Or Never" taugt hier nicht als Vergleich, das wurde auf eine ganz andere Weise produziert als die Songs in den 70ern.

Genau so ist es! Damit kann ich davon ausgehen, dass der Punkt schonmal geklärt ist.

Wie Blues Boy schon feststellte: Damit wäre das Argument hinfällig. Man hätte die "Our Memories Of Elvis" ja nicht auf der Basis von verknisterten, verrauschten, schlecht klingenden Azetaten herstellen können, zumal man bei RCA damals auch gar nicht im Besitz dieser Azetate war. Die schwirrten irgendwo rum bei den Leuten, für die sie angefertigt wurden, z.B. Arrangeuere, oder Elvis selber.

Seite 32 und der Herbi lässt nicht locker

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--- we didn´t buy elvis presley to be another james dean, we buy him to sing the songs ---

Ich glaube zu wissen, was Herbi meint und in gewisser Weise hat er Recht.
Diese undubbed Sachen auf Our Memories kamen zustande, indem man die nachträgliche overdubs einfach wieder entfernte, indem man die entprechenden Kanäle dicht machte. Genau genommen ist das eine Täuschung, denn sie spiegeln nicht den originalen undubbed Master wieder, so wie er eingespielt wurde, bevor die overdubs vorgenommen wurden. Deshalb hören wir auch die geleerten Kanäle bei way Down. Der Ami sagt: "You can hear the blood running through".
Nehmen wir nun einen der undubbed Master, die Herbie anführte, so stellen wir fest, dass es genau die Versionen sind, bevor die overdubs vorgenommen wurden. Wir hören keine nachträglcih geleerten Kanäle. Das sind undubbed master reinsten Wassers. Die auf Our Memories sind eigentlich künstlich erzeugt und somit gefälschte undubbed Master. Man hat jedoch vorgebeugt und nur in den liner notes geschrieben..as Elvis recorded them (oder so ähnlich),über das Wie wird nichts gesagt.
Ich hoffe, ich konnte mit meinen bescheidenen Kenntnissen bezüglich dieser Dinge etwas zur Porblemlösung beitragen.

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Thanks to Ernst Joergensen, Roger Semon and Erik Rasmussen for the great work. Keep the spirit alive !

Eines muß man schon sagen es wurde bei der Our Memories schon schlampig gearbeitet.Zum Beispiel,Green,Green Grass Of Home hier hat man nicht nur die Orchester OD weggemischt sondern auch den Backroundgesang,der auf der FTD Today ganz klar zu hören ist und der entstand gleichzeitig mit Elvis und den Musikern.

Nein. Auf der FTD ist nicht der unbearbeitete Master, sondern ein "Session Mix" - so steht es auch auf dem Cover.

Eben deswegen KANN man die Overdubs darauf nicht hören, weil sie bei der Anfertigung des "Session Mixes" noch gar nicht vorhanden waren.

Der Denkfehler ist, einen "Session Mix" mit einem "Undubbed Master" zu verwechseln bzw. gleichzusetzen. Doch wo ist nun der Unterschied?

Ein "Undubbed Master" ist ein sorgsam, professionell abgemischter, zur Veröffentlichung bestimmter Master, halt nur ohne nachträglich hinzugefügte Overdubs.

Ein "Session Mix" wird vom Toningenieur direkt im Anschluss an die Session auf die Schnelle zusammengemischt, während Elvis sich, bevor er nach Hause geht, auf dem Klo noch flott seinen Löres abschüttelt. Dann wird der Mix auf Azetat gepresst bzw. auf Cassette aufgenommen, damit Elvis ein Belegexemplar seiner Arbeit mit nach Hause nehmen kann, und damit der Arrangeur für die Overdubs eine Arbeitsvorlage hat. Zur Veröffentlichung ist dieser Mix jedoch nicht geeignet bzw. erst gar nicht gedacht.

Sorry, aber hier irrst Du leider. Ein "Undubbed Master" ist die Abmischung der Spuren, die bei der ursprünglichen Session entstanden sind. Ob diese Abmischung vor oder nach dem Hinzufügen der Overdubs entstanden ist, ist völlig unerheblich.

Dass dabei aufgrund von Übersprechungen, Magnetisierungsfehlern des Bandes oder nicht sauber justierten Tonköpfen der Mehrspurmaschine Signalanteile der Overdubs ganz leise mit in den Mix gelangen können, liegt alleine in der fehleranfälligen Analogtechnik der damaligen Zeit begründet. Heute könnte das nicht mehr passieren. Aber wir schreiben hier das Jahr 1978 bzw. sogar 1971-76. Da tickten die Uhren noch anders.

Im Falle von "Way down" hört man den (fälschlicherweise) weggelassenen Chor deswegen, weil die Chorsänger bei der tatsächlichen Session damals in Graceland mit im Raum waren, wodurch ihr Gesang auch in andere Mikrofone (z.B. vom Schlagzeug, von Elvis, vom Piano etc.) gestreut hat. Man hätte den Chor korrekterweise mit in den Mix nehmen müssen, aber man wusste wohl nicht, dass der Chor bei der Session dabei war, sondern hielt ihn für einen nachträglichen Overdub und ließ ihn deswegen heraus. Das war ein Fehler, ein Irrtum, meinetwegen eine Eselei - aber ganz sicher kein Betrug oder Etikettenschwindel.

Korrekt. Genau wie bei "Way down". Schlampig gearbeitet mag zutreffen, oder man hatte die Session-Unterlagen nicht zur Hand, so dass man nicht wusste, dass der Chor mit dabei ware. Offenbar hielt man den Chor - wie oben beschrieben - irrtümlich für einen Overdub und ließ ihn daher weg.