Zitat:
Zitat von burroughs
Wieso konnte oder besser wollte man die Songs nicht so auf Album oder Single pressen, wie sie zuvor im Studio entstanden waren ![Noidea](/images/smilies/mixed/noidea.gif)
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Die einzige Erklärung dafür kann m. E. nur sein, dass man sie in dieser Form noch für unfertig hielt.
Es steht ja nirgends geschrieben, dass das, was während
einer (ersten) Aufnahmesitzung an Material aufgenommen wird, automatisch dem fertigen Produkt entsprechen muss. Auch wenn es Elvis in der Vergangenheit anders gehandhabt hatte, war es bereits Mitte der 60er Jahre Gang und Gäbe, dass es bis zum endgültigen Produkt nicht nur mehr als nur eine Aufnahmesitzung gab, sondern dass es dieser sogar
bedurfte. Um nur ein (sehr prominentes) Beispiel zu nennen: Etwas wie "Sgt. Pepper's" wäre nicht möglich gewesen, wenn man sich lediglich auf das beschränkt (und "aufs Album gepresst") hätte, was während einer einzigen Sitzung live im Studio aufgenommen worden war.
Anfang der 60er war das vielleicht noch möglich. Ende der 60er war die Produktion von Rock- und Popmusik bereits selbst zur Kunstform geworden. Paul Simpson drückt es in seinem kleinen, aber deshalb nicht weniger erstaunlichen und interessanten Buch mit dem (irreführenden) Titel
The Rough Guide To Elvis so aus:
"(...) Those January-February 1969 days at American studios [were] one of the few times in his career when El really did treat recording as if it were an art form."
Die Ansprüche waren andere und in gewisser Weise auch höhere, ich denke, das kann man sagen. Wenn man dieser Ansicht gedanklich folgen möchte - und die Art und Weise, wie Elvis an diesen Aufnahmen (mit-)arbeitete, spricht m. E. dafür -, dann muss klar sein, dass es nicht damit getan war, in ein paar Stunden einige Songs aufzunehmen und damit das Endprodukt vorliegen zu haben.
Dagegen, dass man bereits die ersten Aufnahmen für die finalen Versionen hielt, spricht m. E. auch die Tatsache, dass man für einige Songs (u. a.
In The Ghetto) nachträglich neue Vocals aufnahm. Das, was man am Ende auf der Single / dem Album hörte, war eben
nicht ein Abbild dessen, was im Studio aufgenommen worden war, nicht nur, was die Instrumentalisierung, sondern auch, was die Stimme betrifft. Elvis' Stimme ist nicht die, die auf den undubbed takes zu hören ist, noch nicht einmal beim Master Take. Er nahm seinen Gesang neu auf, warum also nicht auch andere Sachen, die zur allgemeinen Verbesserung dessen, was man in einem ersten Schritt aufgenommen hatte, beitragen konnten?
Wie Elvis während der Aufnahmen zu seinem
NBC TV-Special an einer Stelle anmerkte:
"Everything has improved, the overall sound is much better today ..." Alles war besser geworden (der Sound, die Musiker, die [Ton-]Ingenieure). Dass er dem mit seinen ersten Nicht-Soundtrack-Aufnahmen seit Jahren Rechnung tragen wollte, ist doch irgendwo nur verständlich. Oder um's kurz zu machen: Popmusik klang eben zu diesem Zeitpunkt, Ende der 60er Jahre, so. Was im Studio stattfand, betrachtete man zu diesem Zeitpunkt wohl nur noch als "work parts", wenn auch sicherlich als bereits einigermaßen große.
Zitat:
Zitat von burroughs
Daher meine Fragen dazu:
- wer gab vor, an welcher Stelle welche Overdubs gemacht werden sollten?
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Mir ist nicht bekannt, dass es dazu definitiv nachprüfbare Aussagen gibt. Aber nach dem allgemeinen Menschenverstand dürfte das wohl am ehesten der Produzent gewesen sein, in diesem Falle also Chips Moman, am besten sicherlich in Absprache mit dem Künstler.
Zitat:
Zitat von burroughs
- bekam Elvis die *final mixes* zu hören, bevor die Songs veröffentlicht wurden?
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Offensichtlich ja, sonst hätte er wohl nicht in einigen Fällen eingegriffen, eingreifen können, wie beispielsweise bei dem hier genannten
Whole Lotta Shakin' Goin' On oder später bei
Always On My Mind oder bei
Today, wo er bekanntlich nahezu das komplette Album neu abmischen ließ.
Zitat:
Zitat von burroughs
- ist bekannt, was Elvis selbst von diesen Overdubs gehalten hat?
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Ich persönlich kenne nur Aussagen, die dahin gehen, dass er einen dementsprechenden Sound gemocht haben soll. Wenn man aber sieht, wie er während der Proben zu
TTWII (dem Film) das Ende der Studioversion von
You Don't Have To Say You Love Me gerdazu "dirigiert", scheint das zumindest für meine Begriffe einigemaßen glaubhaft.