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Zitat von Schorni
Da muß ich leider zustimmen. Sicher gab es immer mal wieder Highlights, doch die teilweise lustlos runtergesungenen Konzerte mehrten sich ab 73/74 doch sehr.
Kennt man schlechte Konzerte aus 69-71/72? Eben, ich spontan auch nicht.
Aus späteren Jahren hab ich aber einige CDs im Schrank stehen, wo EL nicht besonders drauf war.
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Wer kennt solche Sachen nicht und hat sie - nach vielleicht gerade einmal einmaligem Hören - als Staubfänger im Schrank stehen? Darum geht es doch auch gar nicht. Dass die Energie, die ein Jahrhundert-Combeback zu entfachen imstande ist nach anderthalb/zwei Jahren einmal beginnt nachzulassen, ist, denke ich, nicht ungewöhnlich. Dass man in den Jahren 1975-77 fast vergeblich nach etwas suchen muss, dass derart voll Inspiration und Energie steckt und vor Kraft strotzt wie ein Konzert nach (mit der Ausnahme von drei Konzerten) fast 12 Jahren Abwesenheit von der Bühne, dürfte auch nachvollziehbar und verständlich sein. Ich denke, das steht alles nicht wirklich zur Debatte.
Auf der anderen Seite wird doch etwas nicht automatisch schlecht, nur weil es nicht mehr einem einmaligen Spitzenlevel entspricht, der a) nicht über Jahre zu halten und b) nicht zu reproduzieren ist. Es ist auch das Wissen um die Einmaligkeit der Dinge und die Tatsache,
dass sie nicht zu wiederholen sind, die viele Aufnahmen für uns heute und im Nachhinein so wertvoll machen. Aber die Tatsache, dass es da einmal Sternstunden gab, macht doch nicht alles übrige gleich schlecht, langweilig, uninspiriert und lustlos. Wie kommt man zu der Ansicht? Da kann man sich ja gleich den Strick nehmen ...
Mir ist diese Schwarz/Weiß-Malerei völlig unbegreiflich, Warum muss immer alles gleich so festgefahren und starr, so polar dargestellt werden: "Hier gut, da schlecht", "Da weiß, da schwarz"? Das ist doch völlig am Leben und der Realität vorbei. Ich meine, man macht sich doch selbst unglücklich. Unter dem Vorwand, sich nichts vorzumachen und alles ganz klar zu sehen, macht man sich in Wirklichkeit tierisch etwas vor. Was sollen die Vergleiche? Wem helfen sie? Was bewirken sie gutes? Welchen Sinn macht es, eine Aufnahme von 1975 mit einer von 1969 zu vergleichen? Was bewirkt es, außer dass es Frust bringt, weil der Vergleich einfach nicht funktionieren kann? Warum erfreut man sich nicht an beiden, statt eine schlecht machen zu müssen, um wenigstens die andere genießen zu können?
Ein Großteil der musikschaffenden Menschheit damals wie heute würde sich wünschen, eine derartige Präsenz und Professionalität an den Tag zu legen wie Elvis in den Jahren nach 1972. Sehr sehr viele Menschen - ich eingeschlossen - würden eine Menge dafür geben und möglicherweise ihre Seele verkaufen, um so "lustlos" zu singen und so schlechte Auftritte hinzulegen wie Elvis nach 1972. Und dass anderthalb Milliarden Menschen eine Fernsehshow von ihm sahen, millionenfach seine Platten kauften und für gewöhnlich jedes seiner Konzerte bis zu seinem Tod ausverkauft und er selbst für 1977 der #1 touring act war, obwohl er nur das halbe Jahr unterwegs war, spricht auch nicht gerade dafür, dass er so schlecht war. Ich meine, irren sich wirlich all diejenigen, die dabei waren und nicht etwa der, der aus der Distanz von 30+ Jahren seine Häme über etwas ausschüttet, was er tatsächlich nicht beurteilen kann?
Das alles ist Jammern auf hohem Niveau, typisch deutsch und ein absolutes Luxusproblem. Es kann nur von Leuten kommen, die absolut keine Ahnung davon haben, wie hart es ist, welche Energie, Konzentration, Übung, Routine, Professionalität, welches Durchhaltevermögen es benötigt, um sich auf eine Bühne zu stellen und etwas einigermaßen brauchbares abzuliefern. Zu behaupten, Elvis habe in den 70ern lustlos gesungen, bedeutet, sein Talent mit Füßen zu treten, weil es pauschal ist. Und wie ich schon sagte: Dass das immer noch und immer wieder aus der Ecke derer kommt, die sich "Fans" bezeichnen, ist wirklich traurig. Wenn es aus einer anderen Ecke kommt, um eine gute Story zu haben, um irgendein Klischee in die Welt zu setzen und ein Vorurteil zu nähren, ist das schlimm genug. Immer wieder aus der eigenen Ecke lässt einen irgendwann schon zweifeln und sich fragen, was solche Leute eigentlich wirklich bezwecken könnten.
Edit: Rechtschreibung etc.