Für den Genuss muss keiner sein Gehirn ausbilden.

Da bin ich anderer Meinung. Je mehr man über eine Sache weiß, desto mehr kann man sie genießen, desto mehr hat man davon.

Wenn man in eine fremde Stadt kommt und vor einem imposanten Gebäude steht, ist das zunächst einmal ein Genuss. Wenn man dann jedoch die Geschichte dieses Gebäudes kennen lernt und etwas über architektonischen Feinheiten und Zusammenhänge weiß, ist der Genuss ungleich größer.

Oder um mal beim Thema "Elvis-Song" zu bleiben: Das fängt schon mit dem Text an. Wer kein Englisch kann, kann natürlich Elvis' Musik genießen. Aber niemand will wohl ernsthaft bestreiten, dass man mehr davon hat, wenn man den Text versteht und weiß, wovon Elvis singt. Es gilt z.B. als hohe Kunst des Songwritings, wenn Melodie und Text sich ergänzen - sonst könnte man ja auch "lalalalalala" singen. Das kann derjenige logischweise besser erfassen und somit auch genießen, für den es eben nicht egal ist, ob Elvis da Englisch oder Kisuaheli singt.

Genauso verhält es sich auch mit der Musik. Wer die Zusammenhänge von Harmonien, Melodieführung und Rhythmik kennt und dazu noch das Zusammenspiel der einzelnen Instrumente erfassen kann, vielleicht sogar noch die Arbeit eines guten Toningenieurs (genauso wichtig wie Sänger und Musiker!) zu würdigen weiß, hat ungleich mehr davon als jemand, für den das nur ein schöner Klangbrei ist und für den es genusstechnisch keinen Unterschied machen würde, wenn James Burton statt seiner teuren Fender Telecaster eine Kindergitarre aus dem Kaufhof spielen würde.

Nein. Du kannst doch im Leben nicht beurteilen, wie sehr ich Musik genieße.
Musik berührt doch vor allen Dingen auch im emotionalen Bereich und der hat mit Bildung oder Intellekt überhaupt nichts zu tun.

Warum unterstellst Du es dann mir, dass ich sie nicht genießen kann, weil ich Deiner Meinung nach zuviel "Störungen" höre?

Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass Du sie sehr genießen kannst, weil Du auch ein sehr großes Wissen darüber hast, was den Genuss erhöht.

Die Diskussion hatten wir schon einmal. Was spricht dagegen, Musik auf zwei Ebenen parallel zu genießen, mit dem Gefühl UND dem Intellekt? Warum muss sich das ausschließen? Ich finde, es ergänzt sich. Ist doch mit Literatur auch nichts anderes. Jeder kann ein schönes Buch genießen, aber wer etwas mehr über Schreibstil, Erzählebenen, Aufbautechniken, Dramaturgie und die literarischen Querverweise weiß, hat einfach mehr von einem Buch als einer, an dessen Augen einfach nur Buchstaben vorbeifliegen.

Das mach ich doch gar nicht.

Ja, aber es macht doch keinen Sinn darüber zu diskutieren, wer Musik mehr genießen kann - zumal der Genuss auch von so vielen Faktoren abhängig ist, dass er sowieso immer unterschiedlich ist.
Und wer weiß, vielleicht ist auch Herbi der größte Genießer unter uns. Wir werden es nie erfahren.


Überhaupt nichts. Nur: Ob das jetzt grundsätzlich der höhere Genuss sein muss, wissen wir nicht.

Im Rahmen seiner Möglichkeiten mit Sicherheit.

Dann fassen wir es wertfreier und sagen nicht HÖHER im Sinne von qualitativ, sondern MEHR im Sinne von quantitativ. Vielleicht können wir uns ja da einigen.

Das würde im Umkehrschluss aber irgendwie bedeuten, dass Du neben ein
paar auserwählten Gestalten der einizige bist, der überhaupt in der Lage
ist Musik zu genießen, denn die wenigsten der normalen Hörer verfügen
über ein derart ausgefeiltes Gehör oder gar über das nötige Grundwissen.

Das klingt ein wenig abwertend ...

Im Grunde genommen, ist das doch für jeden ein subjektives Empfinden,
denn wenn ich nicht weiß was mir entgeht, ich es aber dennoch als schön
und angenehm empfinde, dann kann man doch durchaus von "genießen"
sprechen. Die Erkenntnis, dass es auch anders (besser?) sein kann, kann
einem ja erst kommen, wenn man Veränderungen feststellt. Diese
Erfahrung hast Du sicher gemacht, schon aus beruflichen Gründen, andere
hingegen werden im Laufe der Jahre wohl nur geringe Unterschiede merken.

Willst Du denen tatsächlich den Genuss absprechen?

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Ahnungslosigkeit ist die Objektivität der schlichten Gemüter - Harald Schmidt
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Nein. Ich sagte nur, wer mehr über eine Sache weiß, genießt sie entsprechend mehr bzw. mit mehreren Facetten.

Da mir ja oft unterstellt wird, mein Gehör sei mehr ein Fluch, weil mich falsche Töne und irgendwelche Fehler quasi anspringen, wollte ich nur mal klarstellen, dass es auch Vorteile hat, weil ich im Gegenzug dazu eben Dinge genießen kann, die andere gar nicht hören, weil sie gar nicht wissen, dass sie existieren.

Auch ansonsten hat mein Gehör durchaus seine Vorteile, z.B. beim Entlarven von Fälschungen.

Das Dein Hörvermögen besser ausgebildet ist, weil es trainiert ist und Dein Beruf ist, scheint mir klar zu sein. Daraus folgert aber nicht eine höhere Genußfähigkeit. Etwas zu genießen, den Genuß zu erleben, ist keine
Leistung der Wahrnehmung alleine, dazu bedarf es bestimmter menschlicher und geistiger Güte, die ich Dir nicht absprechen will, aber eine gewisse Sensibilität und Emotionalität gehört ebenfalls dazu...nun so gut kenne ich Dich nicht...aber die Behauptung, dass Du die Musik "mehr" genießen kannst als ich zum Beispiel, halte ich für fragwürdig.

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Ohne Worte!

Diese "Talent" kann nun aber auch wieder zum Fluch werden, zumindest wenn man nicht in der Lage ist,
seine Fehler einzugestehen bzw. nicht zugeben will, einem Irrtum aufgesessen zu sein. Gut, dass Du
-zu allem Elend- auch dazu in der Lage bist

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