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Zitat von Jesse
..... Dean Reed kam mit Idealen in die DDR.....begriff er dann aber, wie das wahre Leben aussah........Er hat gelebt wie andere Schauspieler und Sänger in der DDR auch, nicht schlechter, aber auch nicht besser....Jesse
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Es ging ihm in der DDR schon besser als `ner Menge von Sängern und Schauspielern (Künstlern eben) der DDR. Und wie gut oder schlecht man es im Leben hat, wie ausgeprägt das Empfinden, unendlich belastet zu sein, auch sein mag... Es ist subjektiv. Und wo der eine die Ärmel (nochmals) hochkrempelt, schreibt der andere schon am Abschiedsbrief....
Nein, "schlecht" hatte er es sicher nicht. Zumindest eines seiner Probleme, die er zeitlebens mit sich herumtrug, war z.B. ein Wunschgedanke vieler DDR-Bürger: Er hatte nämlich (mindestens) eine Wahl!
Hin und her gerissen, ewig auf der Suche nach Erfolg, Glück und Liebe, aber auch nach Freiheit und Gerechtigkeit konnte ER (zumindest) wählen, ob er in seinem Geburtsland bleibt, auf ewig die Weiten von Feldern und Seen Colorados ,wie auch dessen immerblauen Himmel (,den er so liebte) vor bzw. über sich, wenn er (einsam) im Gras saß und sang. Nur hier (er)hörte ihn niemand!
Er konnte wählen, ob er zumindest erfolgreich die Sangeskarriere in Südamerika bestritt, wo ihm Tausende, wenn auch in Armut und Dreck, zujubelten. Nur auch diese Missstände waren völlig wider seiner ewig von ihm gesuchten Ideale... Reed der Träumer!
So träumte er, da wo soweit alles zu passen schien, im Sozialismus eben, nur noch beruflichen Erfolg und die Liebe finden zu müssen. Und er wählte wieder: Die DDR.
Der Erfolg als Sänger und Schauspieler hierzulande war hausgemacht... Der Slang des gutaussehenden Cowboys roch nach Freiheit und Abenteuer. Dinge, die Millionen Menschen hier vermissten. Seine Musik wurde zur willkommenen Abwechslung im "Kessel Buntes" ansonsten audiovisueller Zumutungen. Und während Reed von hier aus noch an den unerfüllten Resten seiner Idealvorstellungen feilte, feierte ihn die DDR-Oberen als Vorzeigeüberläufer. Ein Amerikaner, der die Welt kennt, der sie bereisen könnte, ihn ihr auch schon den (beruflichen) Erfolg hatte, bleibt DENNOCH in der so kleinen DDR, wählt ein Leben in diesem, dem Arbeiter- und Bauernstaat!
Reed, der gestärkt durch sozialistische Geborgenheit, sogar weiter seinen weltweiten Kampf für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit führte, musste aber auch hier alsbald erkennen, das er zwar unterhalten, aber nichts verändern konnte. Und als der Stern des Erfolgs auch in der DDR verblasste, blieb nur noch die Ruhe an einem so kleinen See am Rande Berlins, welcher ihn aber so nun gar nicht an Colorado erinnerte.
Dieses ewige Unerfülltsein, wie wohl auch die am Ende scheinbar nicht den Lebensmut weckende, weil eher lieblos gewordene Beziehung zu Renate Blume, ließen ihm wohl dann an jenem Junitag im Jahre 1986 keine Wahl (mehr).