The Gospel Side Of Elvis
Die Gospel-Seite von Elvis
Von Rainer Buck 13.02.2007
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Elvis Presley - ein Thema für SOUND7.DE? Bedenken kommen mir nicht deshalb, weil der christliche Bezug zu weit hergeholt sein könnte, sondern weil der »King Of Rock'n’Roll« beim jüngeren Publikum vielleicht gerade mal wieder eher unangesagt ist. Andererseits zeigte der weltweite Erfolg einer vor wenigen Jahren erschienenen Elvis-Number-One-Collection, dass es nur einer guten Marketing-Strategie der Plattenfirma bedarf, um generationenübergreifend wieder einen »Run« auf Elvisplatten auszulösen, und was die Gospel-Seite von Elvis angeht, besteht ohnehin kein Grund, sich dieses Evangeliums zu schämen.
Ein paar allgemeine Bemerkungen zur Karriere des 1935 in Tupelo im armen, ländlichen Süden der USA geborenen Sängers:
Sein Aufstieg begann, als der als Lastwagenfahrer jobbende Elvis in den Sun-Studios zu Memphis auf eigene Kosten eine Single aufnahm. Er wurde entdeckt und dem Studiobesitzer und Produzenten Sam Phillips empfohlen, der eine Talentschmiede für junge weiße Sänger mit »schwarzem« Musikfeeling unterhielt.
Binnen kurzem schaffte Elvis ab 1954 den Aufstieg von der Regionalgröße zum »really big thing« in der Musikszene. Nach seinem Wechsel zur Plattenfirma RCA und einigen kontrovers diskutierten Fernsehauftritten wurde 1956-1958 alles zu Gold, was Elvis an Singles und Alben veröffentlichte.
Sein Sex-Appeal, den er bei Auftritten mit kreisenden Hüften unterstrich, machte ihn zum Bad Boy für die einen und zum Idol für die anderen. Den Hüftschwung soll er übrigens von einem charismatischen schwarzen Prediger übernommen haben; Elvis besuchte gerne die Gottesdienste einer farbigen Gemeinde und hatte zu Beginn seiner Sängerkarriere eigentlich in erster Linie einen Platz in einem Gospelquartett anvisiert.
Die goldenen Rock'n’Roll Jahre erfuhren einen Einschnitt durch den Dienst bei der Army; Elvis hatte die Ehre, Deutschland zu verteidigen. Nach der Rückkehr 1960 blieb der Erfolg ungebrochen, aber da man dem klassischen Rock'n’Roll keine Zukunft mehr gab und Elvis einen breiten Musikgeschmack hatte, baute man ihn fatalerweise zum Familienentertainer auf und ließ ihn in vielen seichten Filmen mitspielen, während die Rockwelt ab Mitte der 60er Jahre einen progressiven Aufschwung erlebte. Das Geschäft um Elvis warf zwar immer noch einiges ab, aber die Credibility beim ernsthaften Rockpublikum war Ende der 60er Jahre nahe dem Nullpunkt.
Sein Comeback kam 1968 mit einer TV-Show, die zwar auch noch ein ziemliches Gemischtwarenangebot aufwies, aber in den besten Segmenten einen rasiermesserscharfen Rockstar in schwarzem Leder bot, der zeigte, dass er ein Feeling für das hatte, was man heute als Rootsmusik bezeichnet. Ein Teil der Show war auch der Gospelmusik gewidmet, und auch da war die Performance von Elvis überzeugend.
Erstmals nach vielen Jahren ging Elvis zu einer wirklich ambitionierten Aufnahmesession ins Studio und meldete sich mit dem Memphis-Sessions als relevanter Plattenkünstler zurück. Kraftvoller Rhythm and Blues, Soul, Rock'n’Roll und Balladen abseits des Seichten kennzeichneten den neuen Elvis, der sich anschickte, nun auch wieder die Bühne zu erobern.
Eine Begleitband mit den besten Musikern, die zu haben waren, wurde zusammengestellt und Gospelchöre für den Begleitgesang rekrutiert. Elvis' Basisstation wurde Las Vegas, wo es möglich war, wochenlang ohne zu reisen vor vollbesetztem Auditorium aufzutreten. Leider lag in dieser triumphalen Rückkehr auch schon der Kern für einen langsamen Niedergang, denn wie vorher in Hollywood wurde Elvis nun als Konzertentertainer vermarktet und ausgebeutet.
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Obwohl seine Plattenaufnahmen aus den 70er Jahren noch viele Höhepunkte aufwiesen! Elvis mutierte dabei zunehmend zum Balladen- und Countrysänger, achtete bei der Songauswahl aber durchaus auf Qualität. Seine Shows in Las Vegas und seine Touren innerhalb der USA waren stets Ereignisse, erstarrten aber zunehmend in Routine oder litten unter dem zerrütteten Gesundheitszustand des Sängers. Tabletten und Anfälle von Fresssucht ruinierten den seelisch angeschlagenen Star, dem es bis zu seinem Tod 1977 nie möglich war, ein einigermaßen normales Leben zu führen.
Elvis war auch in seinen tragischsten Phasen nie so schlecht wie man ihn machte. Seine Größe blitzte immer auf, wenn er die Musik interpretierte, die ihm am Herzen lag. Das war in allen Phasen seiner Karriere immer wieder die Gospelmusik, die ihm übrigens die einzigen Grammies eintrug, die er zeitlebens erhielt.
Schon in den »wilden Rock'n Roll Jahren« trat er mit den Jordanaires vor die TV-Kamera und sang zur Rührung und Empörung der Massen die Hymne »Peace In The Valley«. Auf einer EP veröffentlichte er 1957 dieses Lied und weitere traditionell interpretierte Gospelstücke. Nach seiner Army-Rückkehr nahm er mit »His Hand In Mine« ein komplettes Gospelalbum auf, das geschmackvoll produziert war und Elvis als einfühlsamen, hochmusikalischen Interpreten zeigte.
Mit »How Great Thou Art« legte er 1967 ein zweites Gospelalbum nach - das einzige wirklich ambitionierte Musikprojekt in diesen Jahren! Diese Alben enthielten traditionelle Lieder aus dem Schatzkästlein der südlichen Kirchen: schwarze Spirituals und weiße Erweckungslieder gleichermaßen, die Elvis gerne auch bei informellen Sessions sang.
Einige dieser Momente der reinen Spielfreude und Unbeschwertheit sind auf Filmdokumenten eingefangen, zum Beispiel auf der DVD »That's The Way It Is«, die die Las-Vegas-Konzerte von 1970 dokumentiert. 1972 erschien ein weiteres Grammy-prämiertes Gospelalbum mit dem bekenntnishaften Titel »He Touched Me«, das auch Beispiele früher Christian Contemporary Music enthielt und sich etwas von den traditionellen Vorgängern abhob.
Im Showprogramm hatten geistliche Lieder einen festen Platz. Ein Höhepunkt war »How Great Thou Art«, das über die Jahre immer bombastischer erschallte. Ein anderes Beispiel war »Why me, Lord« von Kristofferson oder das berührende »Help Me«, das gerade von Johnny Cash auf dem American V-Album wieder erschallt. Und einem Zwischenrufer, der ihm im Konzert zurief »You are the King« hielt Elvis schon mal entgegen: »No, Jesus is King«.
Was seinen persönlichen Glauben anging, lieferte eine jüngst auch in Deutschland veröffentlichte dreistündige Dokumentation mit dem Titel »Stand By Me- The Gospel Music of Elvis Presley« einige Anekdoten. Auch wenn man den Verklärungsfaktor berücksichtigt, bleibt viel Interessantes: die von Elvis initiierte Gebetsgemein- schaft für eine erkrankte Sängerin, die Bibellektüre, die immer wieder aufblitzende Großzügigkeit, die Elvis zeigte, wenn ein Einzelner in Not war.
Der jüdische New-Age-Jünger Larry Geller, ein Freund Presleys, dokumentiert in einem Buch die spirituelle Suche von Elvis. Geller machte ihn mit verschiedenen religiösen Schriften vertraut, kam aber zum Schluss, dass Elvis zeitlebens »Christ war und Christ blieb«, ganz im Sinne einiger frommer Verwandter, die ähnliches in einem Kapitel der Dokumentation »Elvis an the Presleys« überlieferten.
Ich will nicht über den Glauben von Elvis spekulieren, mich beeindrucken aber immer wieder die nicht wenigen Zeugnisse von Menschen, die durch Elvis und seine Gospelmusik einen Zugang zum Glauben bekamen. Mich beeindruckt, wie er die Herzen seines Publikums bewegte: natürlich sind da viele hysterische Fanreaktionen, aber es gibt auch die bewegenden Statements von Menschen, die einfach dankbar für das sind, was ihnen Elvis durch seine Musik persönlich gegeben hat. Ich kann es nachfühlen wenn ich Elvis Presley das Lied »Stand By Me« singen höre; wer es schafft ein Lied solchermaßen als ein inniges, intimes Gebet zu interpretieren, muss in irgendeiner Form ein Werkzeug Gottes sein.
Die Gospel-Seite von Elvis
Von Rainer Buck 13.02.2007
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Elvis Presley - ein Thema für SOUND7.DE? Bedenken kommen mir nicht deshalb, weil der christliche Bezug zu weit hergeholt sein könnte, sondern weil der »King Of Rock'n’Roll« beim jüngeren Publikum vielleicht gerade mal wieder eher unangesagt ist. Andererseits zeigte der weltweite Erfolg einer vor wenigen Jahren erschienenen Elvis-Number-One-Collection, dass es nur einer guten Marketing-Strategie der Plattenfirma bedarf, um generationenübergreifend wieder einen »Run« auf Elvisplatten auszulösen, und was die Gospel-Seite von Elvis angeht, besteht ohnehin kein Grund, sich dieses Evangeliums zu schämen.
Ein paar allgemeine Bemerkungen zur Karriere des 1935 in Tupelo im armen, ländlichen Süden der USA geborenen Sängers:
Sein Aufstieg begann, als der als Lastwagenfahrer jobbende Elvis in den Sun-Studios zu Memphis auf eigene Kosten eine Single aufnahm. Er wurde entdeckt und dem Studiobesitzer und Produzenten Sam Phillips empfohlen, der eine Talentschmiede für junge weiße Sänger mit »schwarzem« Musikfeeling unterhielt.
Binnen kurzem schaffte Elvis ab 1954 den Aufstieg von der Regionalgröße zum »really big thing« in der Musikszene. Nach seinem Wechsel zur Plattenfirma RCA und einigen kontrovers diskutierten Fernsehauftritten wurde 1956-1958 alles zu Gold, was Elvis an Singles und Alben veröffentlichte.
Sein Sex-Appeal, den er bei Auftritten mit kreisenden Hüften unterstrich, machte ihn zum Bad Boy für die einen und zum Idol für die anderen. Den Hüftschwung soll er übrigens von einem charismatischen schwarzen Prediger übernommen haben; Elvis besuchte gerne die Gottesdienste einer farbigen Gemeinde und hatte zu Beginn seiner Sängerkarriere eigentlich in erster Linie einen Platz in einem Gospelquartett anvisiert.
Die goldenen Rock'n’Roll Jahre erfuhren einen Einschnitt durch den Dienst bei der Army; Elvis hatte die Ehre, Deutschland zu verteidigen. Nach der Rückkehr 1960 blieb der Erfolg ungebrochen, aber da man dem klassischen Rock'n’Roll keine Zukunft mehr gab und Elvis einen breiten Musikgeschmack hatte, baute man ihn fatalerweise zum Familienentertainer auf und ließ ihn in vielen seichten Filmen mitspielen, während die Rockwelt ab Mitte der 60er Jahre einen progressiven Aufschwung erlebte. Das Geschäft um Elvis warf zwar immer noch einiges ab, aber die Credibility beim ernsthaften Rockpublikum war Ende der 60er Jahre nahe dem Nullpunkt.
Sein Comeback kam 1968 mit einer TV-Show, die zwar auch noch ein ziemliches Gemischtwarenangebot aufwies, aber in den besten Segmenten einen rasiermesserscharfen Rockstar in schwarzem Leder bot, der zeigte, dass er ein Feeling für das hatte, was man heute als Rootsmusik bezeichnet. Ein Teil der Show war auch der Gospelmusik gewidmet, und auch da war die Performance von Elvis überzeugend.
Erstmals nach vielen Jahren ging Elvis zu einer wirklich ambitionierten Aufnahmesession ins Studio und meldete sich mit dem Memphis-Sessions als relevanter Plattenkünstler zurück. Kraftvoller Rhythm and Blues, Soul, Rock'n’Roll und Balladen abseits des Seichten kennzeichneten den neuen Elvis, der sich anschickte, nun auch wieder die Bühne zu erobern.
Eine Begleitband mit den besten Musikern, die zu haben waren, wurde zusammengestellt und Gospelchöre für den Begleitgesang rekrutiert. Elvis' Basisstation wurde Las Vegas, wo es möglich war, wochenlang ohne zu reisen vor vollbesetztem Auditorium aufzutreten. Leider lag in dieser triumphalen Rückkehr auch schon der Kern für einen langsamen Niedergang, denn wie vorher in Hollywood wurde Elvis nun als Konzertentertainer vermarktet und ausgebeutet.
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Obwohl seine Plattenaufnahmen aus den 70er Jahren noch viele Höhepunkte aufwiesen! Elvis mutierte dabei zunehmend zum Balladen- und Countrysänger, achtete bei der Songauswahl aber durchaus auf Qualität. Seine Shows in Las Vegas und seine Touren innerhalb der USA waren stets Ereignisse, erstarrten aber zunehmend in Routine oder litten unter dem zerrütteten Gesundheitszustand des Sängers. Tabletten und Anfälle von Fresssucht ruinierten den seelisch angeschlagenen Star, dem es bis zu seinem Tod 1977 nie möglich war, ein einigermaßen normales Leben zu führen.
Elvis war auch in seinen tragischsten Phasen nie so schlecht wie man ihn machte. Seine Größe blitzte immer auf, wenn er die Musik interpretierte, die ihm am Herzen lag. Das war in allen Phasen seiner Karriere immer wieder die Gospelmusik, die ihm übrigens die einzigen Grammies eintrug, die er zeitlebens erhielt.
Schon in den »wilden Rock'n Roll Jahren« trat er mit den Jordanaires vor die TV-Kamera und sang zur Rührung und Empörung der Massen die Hymne »Peace In The Valley«. Auf einer EP veröffentlichte er 1957 dieses Lied und weitere traditionell interpretierte Gospelstücke. Nach seiner Army-Rückkehr nahm er mit »His Hand In Mine« ein komplettes Gospelalbum auf, das geschmackvoll produziert war und Elvis als einfühlsamen, hochmusikalischen Interpreten zeigte.
Mit »How Great Thou Art« legte er 1967 ein zweites Gospelalbum nach - das einzige wirklich ambitionierte Musikprojekt in diesen Jahren! Diese Alben enthielten traditionelle Lieder aus dem Schatzkästlein der südlichen Kirchen: schwarze Spirituals und weiße Erweckungslieder gleichermaßen, die Elvis gerne auch bei informellen Sessions sang.
Einige dieser Momente der reinen Spielfreude und Unbeschwertheit sind auf Filmdokumenten eingefangen, zum Beispiel auf der DVD »That's The Way It Is«, die die Las-Vegas-Konzerte von 1970 dokumentiert. 1972 erschien ein weiteres Grammy-prämiertes Gospelalbum mit dem bekenntnishaften Titel »He Touched Me«, das auch Beispiele früher Christian Contemporary Music enthielt und sich etwas von den traditionellen Vorgängern abhob.
Im Showprogramm hatten geistliche Lieder einen festen Platz. Ein Höhepunkt war »How Great Thou Art«, das über die Jahre immer bombastischer erschallte. Ein anderes Beispiel war »Why me, Lord« von Kristofferson oder das berührende »Help Me«, das gerade von Johnny Cash auf dem American V-Album wieder erschallt. Und einem Zwischenrufer, der ihm im Konzert zurief »You are the King« hielt Elvis schon mal entgegen: »No, Jesus is King«.
Was seinen persönlichen Glauben anging, lieferte eine jüngst auch in Deutschland veröffentlichte dreistündige Dokumentation mit dem Titel »Stand By Me- The Gospel Music of Elvis Presley« einige Anekdoten. Auch wenn man den Verklärungsfaktor berücksichtigt, bleibt viel Interessantes: die von Elvis initiierte Gebetsgemein- schaft für eine erkrankte Sängerin, die Bibellektüre, die immer wieder aufblitzende Großzügigkeit, die Elvis zeigte, wenn ein Einzelner in Not war.
Der jüdische New-Age-Jünger Larry Geller, ein Freund Presleys, dokumentiert in einem Buch die spirituelle Suche von Elvis. Geller machte ihn mit verschiedenen religiösen Schriften vertraut, kam aber zum Schluss, dass Elvis zeitlebens »Christ war und Christ blieb«, ganz im Sinne einiger frommer Verwandter, die ähnliches in einem Kapitel der Dokumentation »Elvis an the Presleys« überlieferten.
Ich will nicht über den Glauben von Elvis spekulieren, mich beeindrucken aber immer wieder die nicht wenigen Zeugnisse von Menschen, die durch Elvis und seine Gospelmusik einen Zugang zum Glauben bekamen. Mich beeindruckt, wie er die Herzen seines Publikums bewegte: natürlich sind da viele hysterische Fanreaktionen, aber es gibt auch die bewegenden Statements von Menschen, die einfach dankbar für das sind, was ihnen Elvis durch seine Musik persönlich gegeben hat. Ich kann es nachfühlen wenn ich Elvis Presley das Lied »Stand By Me« singen höre; wer es schafft ein Lied solchermaßen als ein inniges, intimes Gebet zu interpretieren, muss in irgendeiner Form ein Werkzeug Gottes sein.
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