Robert Blair Kaiser schrieb einen Artikel über Elvis, der am 11. Oktober 1970 in der New York Times veröffentlicht wurde. Ich hab ihn direkt mal übersetzt:
Die Wiederentdeckung des Elvis
Mit einem Ausweis ausgestattet, welchen mir einer der Filmleute irrtümlicherweise gegeben hatte, schlich ich mich in den barocken Showroom des weltgrößten Resort-Hotels: das International in Las Vegas/Nevada. Dort probte Elvis.
Hätte ich meine normale Arbeitskleidung getragen (einen alten braunen Anzug mit dunkelgrüner Krawatte), wäre ich sofort von Elvis' privater Security enttarnt und hinaus befördert worden. In meiner orangefarbenen Samthose und einem weiten Hemd im indischen Stil, schien ich nicht aufzufallen. Auf der einen Seite Kamera-Leute und Assistenten, die diese Doku "Elvis" für MGM drehten, und auf der anderen Seite ausgesuchte Musiker und muskulöse Männer, die Elvis' Entourage bildeten. Elvis' Leute dachten, ich gehöre zum MGM-Team und das MGM-Team dachte, ich gehöre zu Elvis.
Der Mann war auf der Bühne, und ich dachte richtigerweise, dass es die einzige Möglichkeit sein würde, ihn abseits der tatsächlichen Show zu beobachten. Damit meine Tarnung nicht aufflog, sagte ich zu niemandem auch nur ein Wort, sondern setzte mich in eine der gepolsterten Sitzgruppen, ca. 12 Meter von der riesigen Bühne entfernt. So unauffällig wie möglich begann ich, mir Notizen zu machen:
"Blaue Levi's mit weit ausgestelltem Bein, hellblaues Hemd mit Puffärmeln, blau getönte Sonnenbrille. Irgendwie sieht das gut aus. Koteletten. Helle fließende Kleidung. Ein 28-köpfiges Orchester, neun Backgroundsänger, seine eigene Rhythmus-Einheit: drei E-Gitarren, eine Konzert-Gitarre, Klavier, Schlagzeug."
Elvis singt sich durch ein romantisches Stück namens "I Just Can't Help Believing":
"I just can't help believin', when she's lying close beside me, and my heart beats with the rhythm of her si‐ighs. . . . This time the girl is gonna stay. . . .”
Die neun Stimmen kommen kraftvoll, ebenso wie die Saiteninstrumente des Orchesters. Aber Elvis ist sich unsicher, wie er das Ende gestalten möchte. Er sagt: "Ich sag euch wie wir es machen können." Überraschend zu sehen, dass er alles in einem ist: Direktor, Produzent, Arrangeur, alles...
Er denkt laut, und sein Hand-Mikrofon trägt seine Gedanken in den gesamten Dinner-Club mit den 2000 Sitzplätzen, bis hoch zu den Balkonen.
"Lasst uns den letzten Teil abkürzen." "I just can't help believin"....er singt es viermal, im Flüsterton, sieht dabei seine Backgroundtruppe an - eine Kombination aus "The Imperials", die einige Preise für ihren Gospelgesang bekommen hatten, die vier schwarzen Soul Sisters "The Sweet Inspirations" und eine ausgereifte Sopranistin namens
Millie Kirkham, die seit neun Jahren mit Elvis arbeitet.
"4 x Gesang, dann werden die Gitarren übernehmen - da da dum da!" Gemeinsam proben sie das Ende. Am Schluss dirigiert Elvis mit seinen Händen die exzessive Leidenschaft der "Sweet Inspirations" bis die vier beinahe schnurren wie Katzen.
Er mag es. Sein Rücken biegt sich, sein Becken zittert, sein linkes Bein wackelt, sein gesamter Körper ist wie eine gespannte Bogensehne. Dann kommt er selbst mit seinem treibenden Ende: “This time the girl is gonna stay . . . for more than just a day, for more than ju‐ust a day, for more than ju‐ust a day.” Er feuert in Richtung Background während drei Percussion-Einheiten gleichzeitig explodieren: “For more than ju‐ust a day!”
Er hält jetzt seine Pose - den linken Arm ausgestreckt, den rechten Arm angehoben - mit der Hand hinterm Ohr - sieht er ein bisschen aus wie Roman Gabriel kurz vorm Abwurf. Noch immer zittert er ein wenig.
Fortsetzung folgt
Die Wiederentdeckung des Elvis
Mit einem Ausweis ausgestattet, welchen mir einer der Filmleute irrtümlicherweise gegeben hatte, schlich ich mich in den barocken Showroom des weltgrößten Resort-Hotels: das International in Las Vegas/Nevada. Dort probte Elvis.
Hätte ich meine normale Arbeitskleidung getragen (einen alten braunen Anzug mit dunkelgrüner Krawatte), wäre ich sofort von Elvis' privater Security enttarnt und hinaus befördert worden. In meiner orangefarbenen Samthose und einem weiten Hemd im indischen Stil, schien ich nicht aufzufallen. Auf der einen Seite Kamera-Leute und Assistenten, die diese Doku "Elvis" für MGM drehten, und auf der anderen Seite ausgesuchte Musiker und muskulöse Männer, die Elvis' Entourage bildeten. Elvis' Leute dachten, ich gehöre zum MGM-Team und das MGM-Team dachte, ich gehöre zu Elvis.
Der Mann war auf der Bühne, und ich dachte richtigerweise, dass es die einzige Möglichkeit sein würde, ihn abseits der tatsächlichen Show zu beobachten. Damit meine Tarnung nicht aufflog, sagte ich zu niemandem auch nur ein Wort, sondern setzte mich in eine der gepolsterten Sitzgruppen, ca. 12 Meter von der riesigen Bühne entfernt. So unauffällig wie möglich begann ich, mir Notizen zu machen:
"Blaue Levi's mit weit ausgestelltem Bein, hellblaues Hemd mit Puffärmeln, blau getönte Sonnenbrille. Irgendwie sieht das gut aus. Koteletten. Helle fließende Kleidung. Ein 28-köpfiges Orchester, neun Backgroundsänger, seine eigene Rhythmus-Einheit: drei E-Gitarren, eine Konzert-Gitarre, Klavier, Schlagzeug."
Elvis singt sich durch ein romantisches Stück namens "I Just Can't Help Believing":
"I just can't help believin', when she's lying close beside me, and my heart beats with the rhythm of her si‐ighs. . . . This time the girl is gonna stay. . . .”
Die neun Stimmen kommen kraftvoll, ebenso wie die Saiteninstrumente des Orchesters. Aber Elvis ist sich unsicher, wie er das Ende gestalten möchte. Er sagt: "Ich sag euch wie wir es machen können." Überraschend zu sehen, dass er alles in einem ist: Direktor, Produzent, Arrangeur, alles...
Er denkt laut, und sein Hand-Mikrofon trägt seine Gedanken in den gesamten Dinner-Club mit den 2000 Sitzplätzen, bis hoch zu den Balkonen.
"Lasst uns den letzten Teil abkürzen." "I just can't help believin"....er singt es viermal, im Flüsterton, sieht dabei seine Backgroundtruppe an - eine Kombination aus "The Imperials", die einige Preise für ihren Gospelgesang bekommen hatten, die vier schwarzen Soul Sisters "The Sweet Inspirations" und eine ausgereifte Sopranistin namens
Millie Kirkham, die seit neun Jahren mit Elvis arbeitet.
"4 x Gesang, dann werden die Gitarren übernehmen - da da dum da!" Gemeinsam proben sie das Ende. Am Schluss dirigiert Elvis mit seinen Händen die exzessive Leidenschaft der "Sweet Inspirations" bis die vier beinahe schnurren wie Katzen.
Er mag es. Sein Rücken biegt sich, sein Becken zittert, sein linkes Bein wackelt, sein gesamter Körper ist wie eine gespannte Bogensehne. Dann kommt er selbst mit seinem treibenden Ende: “This time the girl is gonna stay . . . for more than just a day, for more than ju‐ust a day, for more than ju‐ust a day.” Er feuert in Richtung Background während drei Percussion-Einheiten gleichzeitig explodieren: “For more than ju‐ust a day!”
Er hält jetzt seine Pose - den linken Arm ausgestreckt, den rechten Arm angehoben - mit der Hand hinterm Ohr - sieht er ein bisschen aus wie Roman Gabriel kurz vorm Abwurf. Noch immer zittert er ein wenig.
Fortsetzung folgt
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