Happy Birthday Peter Kraus! "Der deutsche Elvis" wird 70
"Der deutsche Elvis" wird 70 Jahre alt
München (RPO). Mit Jeans und Lederjacke sitzt Peter Kraus in einem Büro in seiner Geburtsstadt München, lässt ein Bein seitlich über der Stuhllehne baumeln und bricht regelmäßig in sein typisch schallendes Lachen aus - auch bei der Vorstellung, dass ihm jemand in der Straßenbahn einen Platz anbieten könnte: "Für mich braucht keiner aufzustehen, das muss ich nicht haben", sagt er. Am Mittwoch feiert der Sänger und Schauspieler, der vor gut einem halben Jahrhundert den Spitznamen "deutscher Elvis" bekam, seinen 70. Geburtstag.
Dass man ihm dies nicht ansieht, versteht sich für einen Mann, der sich mit Wasserski fahren und Trampolin springen fit hält, quasi von selbst. Nicht mit der Zahl 70, sondern mit dem Wörtchen "noch" hadert Kraus ein wenig: "Früher haben sie immer gesagt, du schaust gut aus, jetzt sagen sie, du schaust noch gut aus."
Pünktlich zu seinem runden Geburtstag hat Kraus gerade ein neues Album mit dem Titel "Nimm dir Zeit" veröffentlicht. Kein reines Rock'n'Roll-Album wie die letzten drei. Diesmal hat er mit der SWR-Big-Band Evergreens wie "Moon River" und ganz neue Nummern - Swing, Jazz und Balladen - aufgenommen. Ab 4. Oktober geht er mit dem 22 Mann starken Orchester auf Tour.
Vor rund 50 Jahren bekamen junge Mädchen hysterische Kreischanfälle, wenn er, der deutsche Rock'n'Roller, die Bühne betrat. An seinen ersten Auftritt erinnert Kraus sich noch gut. Ein Konzert für junge Leute wurde im Oktober 1956 im Konzertsaal des Deutschen Museums in München veranstaltet. "Dort spielten Bands mit Smoking und Schleifchen Glenn-Miller-Musik. Dann kam ich raus in Jeans, mit offenem Hemd und Espandrillos und war gleich alt. Ich hatte noch gar nichts gemacht und das Publikum ist ausgeflippt."
Drei Jahre zuvor - mit 14 Jahren - hatte Kraus, der eigentlich Peter Siegfried Krausenecker heißt, als Schauspieler seine Karriere gestartet. Er spielte den Johnny in der Erich-Kästner-Verfilmung "Das fliegende Klassenzimmer" 1953. "Ich wollte nicht Rock'n'Roll-Star werden oder Teenager-Idol. Unter Teenager-Idol konnte man sich damals ja noch gar nichts richtiges vorstellen", sagt er mit Blick auf Bands wie Tokio Hotel heute. Ein "Experiment" seien seine ersten Rock'n'Roll-Auftritte gewesen - und auch eine Gratwanderung.
"Es war irgendwo zwischen Rebell und doch der liebe Schwiegersohn. Denn sonst kriegen die Kids kein Taschengeld und dann kaufen sie keine Platte", berichtet Kraus. Mit Songs wie "Tutti Frutti", "Sugar Baby", "Wenn Teenager träumen" und "Schwarze Rose Rosemarie" wurde er zum Liebling der Teenager in den 50er und 60er Jahren. Als Kinostar stand er mit Cornelia Froboess in Filmen wie "Wenn die Conny mit dem Peter" vor der Kamera. Bis heute verkaufte er mehr als 17 Millionen Tonträger.
Mit Bedauern denkt er an ein verpasstes Kennenlernen mit Elvis Presley in dieser Zeit. Plattenfirma und Produzent hätten damals gefürchtet: "Sonst steht in der Presse: das Original und der, der ihn nachmacht. Darum kam das nicht zustande."
Ab Ende der 60er Jahre begeisterte Kraus seine Fans auch im Fernsehen als Entertainer. Er trat in TV-Musicals auf ("Die Pickwickier", "Bel Ami") und produzierte eigene Fernsehshows wie "Herzlichst Ihr Peter Kraus". Auch schwierige Zeiten in seiner Karriere hat er erlebt: Nachdem er vom ZDF "gestrichen" worden sei, habe er in den 70er, 80er Jahren angefangen zu "tingeln". "Damals habe ich gesagt, okay, jetzt brauche ich Kohle", erinnert sich Kraus.
"Man kommt mit einem Packen Noten an, da ist eine Feuerwehrkapelle, du plagst dich drei Stunden mit denen rum und am Abend haben sie wieder alles vergessen und blasen irgendwas dahin. Das ist natürlich grauenhaft, aber nachträglich gesehen formt das unheimlich." Sein "103. Comeback", wie er es in seiner Autobiografie nannte, schaffte er 1989 mit seiner Deutschlandtournee "Vorwärts in die Fifties". 1990 wirkte er in der ARD-Serie "Die glückliche Familie" mit Maria Schell mit.
Verheiratet ist Kraus seit 1969 mit Ingrid, einem früheren Fotomodell, mit der er am Luganer See lebt. Ihr Sohn Alexander macht inzwischen ebenfalls Musik. Tochter Gaby, die Ingrid damals zweijährig mit in die Ehe gebracht hatte, starb 2001 an einer Krebserkrankung.
Den Titel "Nimm dir Zeit" seines neuen Albums nimmt Kraus auch ein bisschen wörtlich: Manchmal überlege er schon, "soll ich nicht das ein bisschen mehr genießen, was ich habe, was mir Spaß macht, meine Leidenschaften, als immer nur in der Gegend rumzuackern", sagt er. Seine Oldtimer zählen zu diesen Leidenschaften. Weiterhin gilt für ihn aber: "Aufhören wäre für mich ein Alptraum."
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