Promised Land

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Tschabo

    Promised Land



    Vom 10. bis 16. Dezember 1973 war Elvis in den berühmten Stax-Studios in Memphis, um insgesamt 18 Songs einzuspielen. Zehn davon kamen auf die LP "Promised Land“:

    - Promised Land
    - There's A Honky Tonk Angel (Who Will Take Me Back In)
    - Help Me
    - Mr. Songman
    - Love Song Of The Year
    - It's Midnight
    - Your Love's Been A Long Time Coming
    - If You Talk In Your Sleep
    - Thinking About You
    - You Asked Me To

    An dem Album mitgewirkt haben einige Stax-Studio-Musiker, eine Auswahl seiner Live-Band sowie der Pianist Per-Erik Hallin von „Voice“. Produzent war Felton Jarvis. Erschienen ist der Longplayer im Januar 1975.

    Colonel Parker hatte angeordnet, dass ein Aufnahmetag für Gospels freigehalten werden sollte. Aber dazu kam es nicht. Stattdessen kam u.a. der Chuck Berry-Song "Promised Land“ auf Band, der es bis Platz 14 in den Billboard-Charts schaffte. Der bis dato rockigste und erfolgreichste Song seit "Burning Love“.

    Weiter geht es mit der wunderschönen Ballade "There's A Honky Tonk Angel (Who Will Take Me Back In)“. Es ist ein Song, der von Troy Seals geschrieben wurde und auch von Cliff Richard gesungen wurde. Elvis` Version ist allerdings objektiv betrachtet unerreicht. Troy Seals schrieb auch den Song "Pieces Of My Life“, der ebenfalls von Elvis aufgenommen wurde.

    In dem Country-Song "Help Me“, der als nächstes kommt, spielt neben Elvis vor allem auch Per-Erik Hallin eine große Rolle, der durch sein Pianospiel dem Song eine ganz besondere Note verleiht. Viele werden auch die Version von Kris Kristofferson kennen, die 1972 aufgenommen wurde. Elvis hatte diesen Song von 1972 bis 1977 in seinem Live-Reportuar. Schade ist, dass dieser Song mit einer Spieldauer von weniger als zweieinhalb Minuten recht kurz geraten ist.

    "Mr. Songman“ – ein sehr schöner Song von Donnie Summer, aber wieder viel zu kurz: Etwas mehr als zwei Minuten werden uns gegönnt. Man hätte mehr daraus machen können. Gerade weil Elvis in diesen Tagen gut vorbereitet ins Studio ging, ärgert es mich, dass das nicht geschehen ist. Hier hätte Elvis ruhig etwas kreativer sein können.

    "Love Song Of The Year“ gehört eindeutig zu den absoluten Höhenpunkten dieser LP. Irgendwie verbinde ich die Melodie dieses Songs immer mit Weihnachten. Elvis singt sehr gefühlvoll und emotional. Es macht Spaß, zuzuhören wie der Hintergrundchor den King begleitet. Gerne höre ich den Song mehrmals hintereinander. Es wird nie langweilig. Er wäre auch ideal als Schlusssong auf Konzerten gewesen.

    Eine Menge Dramatik hört man bei der Ballade "It`s Midnight“ heraus. Hier übertrifft Elvis sich beinahe selber, was seine Stimme betrifft. Er geht mit ganzem Herzen mit und hängt sich voll rein. Ein Genuss erster Klasse! Vermutlich sang Elvis diesen Song am 7. Mai 1976 zum letzten Mal live vor Publikum. Schade eigentlich. Eine sehr schöne Live-Version hören wir auf der Soundboard-Aufnahme "If You Talk in Your Sleep“ vom 19. August 1974 in Las Vegas.

    Bei "Your Love`s Been A Long Time Coming“ hört man mal wieder die Vielseitigkeit, die Elvis in die Wiege gelegt worden ist. Eine Mischung aus Blues und Country-Musik, mit der excellenten Begleitung von Kathy Westmoreland lassen diesen Song zu einem Hörgenuss und typischen Elvis-Song werden! TOP!

    Red West und Johnny Christopher haben dem King einen richtig fetzigen Song gegeben, der sogar zum Tanzen einlädt. "If You Talk In Your Sleep“ ist ein typisch für die 70er-Jahre klingender Song. Gehört eindeutig zu den Höhenpunkten aus 1973.

    Nicht wirklich was besonderes ist dagegen "Thinking About You“ von Tim Baty. Es ist kein schlechter Song, dient aber meiner Meinung nach eher als Lückenfüller.

    "You Asked Me To“ lässt dagegen wieder aufhorchen. Zwar einfach gestrickt, aber dennoch sehr unterhaltsam. Besonders dann, wenn das Gitarren-Solo zusammen mit dem Ride-Becken vom Schlagzeug harmoniert.

    Mein Gesamturteil:
    Wer seine Sammlung einigermaßen komplett haben möchte und ernsthaft betreibt, kommt an dieser LP/CD nicht vorbei. Mal abgesehen davon, dass diese Scheibe sowieso zu den Besten gehört, die Elvis je aufgenommen hat, MUSS man diese Aufnahme-Session, komplettiert durch die LP/CD "Good Times“ einfach haben. Eben deshalb, damit man die Zeit vom 10. bis 16. Dezember 1973 komplett hat.
    Zuletzt geändert von Ela68; 15.09.2010, 00:05 Grund: Ein Datum korrigiert.
  • Johnny B.
    Posting-Legende

    • 17.07.2003
    • 8550

    #2
    Nicht wirklich was besonderes ist dagegen "Thinking About You“ von Tim Baty. Es ist kein schlechter Song, dient aber meiner Meinung nach eher als Lückenfüller.

    Beinahe mein Lieblingssong aus den 70´s

    Kommentar

    • Tschabo

      #3
      Zitat von Johnny B.


      Beinahe mein Lieblingssong aus den 70´s

      Tja, da kann man mal sehen, wie die Meinungen auseinander gehen. Und das ist auch gut so!

      Kommentar

      • Johnny B.
        Posting-Legende

        • 17.07.2003
        • 8550

        #4
        Zitat von Tschabo
        Tja, da kann man mal sehen, wie die Meinungen auseinander gehen. Und das ist auch gut so!

        Tschabooooooooooo :nee:
        Nix is gut du Bast..d

        Jetzt aber wieder ernst. Passt schon, hast du fein gemacht die Review
        Zuletzt geändert von Johnny B.; 04.11.2006, 17:00

        Kommentar

        • Tschabo

          #5
          Zitat von Johnny B.
          Nix is gut du Bast..d

          Jetzt aber wieder ernst. Passt schon, hsat du fein gemacht die Review
          Danke, Du Ö.i

          Kommentar

          • TheKing
            Board-Legende

            • 19.06.2006
            • 20715

            #6
            Danke für diese Review!
            Ohne Worte!

            Kommentar

            • gast-20071116

              #7
              Zitat von Tschabo
              [FONT=Arial]Eine Menge Dramatik hört man bei der Ballade "It`s Midnight“ heraus. Vermutlich sang Elvis diesen Song am 6. Mai 1976 zum letzten Mal live vor Publikum. Schade


              Vom 07. Mai 1976, Lake Tahoe, D/S liegt ein Publikumsmitschnitt vor - vermutlich die letzte bekannte Live version...

              Kommentar

              • Manhattoe
                Foren-Profi

                • 04.07.2005
                • 235

                #8
                Die Meinungen gehen tatsächlich auseinander:

                There's a honky tonk angel ist für mich genau die Sorte Gejaule, die mir bei Country-Musik einen kalten Schauer über den Rücken jagt.

                It's Midnight ist für mich - ich weiß, ich stehe mit der Meinung recht allein da - das Paradebeispiel für Elvis überzogen pathetische Interpretation der Love-Lost-Balladen. Sicher ist da viel (ehrliches) Gefühl drin, der Song gefällt mir aber trotzdem so überhaupt nicht. Meines Erachtens sind die inhaltlich vergleichbaren 73er Balladen Are you sincere, For old time's sake und I miss you besser gelungen.

                Thinking about you hingegen mag ich sehr gerne, weil Elvis hier sehr entspannt und locker eine flotte wie moderne Countrynummer zum Besten gibt. Sehr gut gefällt mir dabei auch das klare Spiel der Westerngitarre.

                If you talk in your sleep ist neben Promised land mein Lieblingssong des Albums. Das Arrangement ist klasse, wenn auch untypisch für eine Elvisnummer. Die Version ohne Overdubs wirkt ganz anders, allerdings kommt dabei das Gitarrenspiel sehr vorteilhaft zur Geltung.

                Bei Love song of the year sind wir uns fast einig. Allerdings halte ich den Song eher für einen guten Silvester- als Weihnachtsbegleiter , was durch die Ähnlichkeit mit Abbas Thank you for the music bedingt sein mag.

                Insgesamt ist diese Scheibe aber sicher das beste Album, das aus den Stax Sessions hervorgegangen ist.

                DUM-DEE-DUM-DEE-DUM YEAH-YEAH-YEAH!
                What do you think I am?

                Kommentar

                • michael grasberger
                  Posting-Legende

                  • 16.02.2006
                  • 9974

                  #9
                  Zitat von Manhattoe
                  Die Meinungen gehen tatsächlich auseinander:

                  There's a honky tonk angel ist für mich genau die Sorte Gejaule, die mir bei Country-Musik einen kalten Schauer über den Rücken jagt.
                  ist das jetzt positiv oder negativ gemeint? ich jedenfalls liebe musik, die mir schauer über den rücken jagt!

                  Zitat von Manhattoe
                  Insgesamt ist diese Scheibe aber sicher das beste Album, das aus den Stax Sessions hervorgegangen ist.
                  "good times" ist um längen besser - für mich DAS 70er studioalbum.

                  "We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
                  (Nick Tosches)

                  Kommentar

                  • Manhattoe
                    Foren-Profi

                    • 04.07.2005
                    • 235

                    #10
                    Zitat von michael grasberger
                    ist das jetzt positiv oder negativ gemeint? ich jedenfalls liebe musik, die mir schauer über den rücken jagt!
                    Auch einen kalten Schauer? Du bist wharscheinlich auch ein Kaltduscher, oder? :grin:

                    "good times" ist um längen besser - für mich DAS 70er studioalbum.
                    What? Bei der Good times habe ich, ebenso wie bei der früheren Love Letters, den Eindruck, dass die letzten Sessionreste um zwei, drei Highlights gruppiert wurden, um noch ein Album daraus machen zu können.
                    Für mich ist dieses Album das schwächste der drei Stax-Scheiben.
                    DUM-DEE-DUM-DEE-DUM YEAH-YEAH-YEAH!
                    What do you think I am?

                    Kommentar

                    • gast-20070627

                      #11
                      Zitat von Manhattoe
                      Die Meinungen gehen tatsächlich auseinander:

                      It's Midnight ist für mich - ich weiß, ich stehe mit der Meinung recht allein da - das Paradebeispiel für Elvis überzogen pathetische Interpretation der Love-Lost-Balladen. Sicher ist da viel (ehrliches) Gefühl drin, der Song gefällt mir aber trotzdem so überhaupt nicht. Meines Erachtens sind die inhaltlich vergleichbaren 73er Balladen Are you sincere, For old time's sake und I miss you besser gelungen.
                      das kannst du laut sagen ... für mich ist It's Midnight eine der essentiellsten Nummern aus Elvis gesamtem Schaffen ... diese wunderschöne Melodie, der schwermütige Text vorgetragen von Elvis in sehnsüchtiger Brüchigkeit ... sogar das Master spricht an in seiner vergleichsweisen Reduziertheit ... gänzlich frei vom aufgesetzten Pathos so manch anderer Songs, ergreifend vom ersten Takt bis zum Ausklang des letzten Ton der Backing Singers ... wahrhaft ein Meisterstück ...

                      Kommentar

                      • gast-20071202

                        #12
                        In gewisser Weise ist Promised Land ein besonderes Album. Nicht dass es die Musikwelt revolutioniert hätte; Mitte der 70er Jahre erwartete das auch wohl weder das Publikum, noch Elvis selbst. Tatsächlich befand er sich in einer Lage, in der niemandem mehr etwas beweisen musste. Eine fünfjährige Phase des größten Comebacks, das die Rock- und Popmusik bis dato gesehen hatte, lag hinter ihm, angefangen 1968 mit einem TV-Special und gekrönt mit einem weiteren, Aloha From Hawaii, im Jahre 1973. Genau genommen war es sogar sein zweites Comeback, nachdem er bereits 1960 den Topos des Comebacks (Star verschwindet, um dann einige Jahre später und größer als je zuvor wieder aus der Versenkung zurückzukehren - Tina Turner, Tom Jones, Johnny Cash u. a. haben es ihm nachgemacht) gewissermaßen "erfunden" hatte.

                        1975 hatte Elvis der Welt nichts mehr zu beweisen, außer vielleicht, was für ein außerordentlicher, ja herausragender Sänger und Entertainer er immer noch sein konnte und war. Sein ewiges Verlangen und Bestreben, seit der 1953 zuerst den Memphis Recording Service betreten hatte. So begab er sich in ruhigere Fahrwasser, was nicht heißen sollte, dass es still um ihn geworden war: Die Jahre 1973-75 war gekennzeichnet von heftigen Tournee-Aktivitäten quer durchs Land sowie den meisten Vegas- und Tahoe-Gastspielen seiner Karriere.

                        In diese Zeit hinein fielen drei Alben, die - nicht sonderlich erfolgreich - einen Aspekt seiner Karriere spiegelten, der einige Jahre zuvor noch für Aufruhr gesorgt und zu einem erheblichen Teil sein Comeback mit vorangetrieben hatte: Seine Rückkehr 1969 nach Memphis. Heimlich, still und leise hatte sich Elvis Mitte 1971 aus Nashville verabschiedet, der Stadt, in der fünfzehn Jahre zuvor seine unvergleichliche Weltkarriere ihren Anfang genommen hatte und die ihm (und er ihr) auch in weniger erfolgreichen Tagen die Stange gehalten hatte. 1971 fiel der Vorhang. Er tat es, ohne dass eigentlich irgendwer groß Notiz davon nahm. Zu einem erheblichen Teil dürfte der Grund dafür in den wieder aufgenommenen Live-Auftritten der frühen 70er Jahre zu suchen und zu finden sein. Als sich nach dem Höhepunkt des '73er TV-Specials Aloha From Hawaii ein gewisser status quo einzustellen begann, ging Elvis nach viereinhalb Jahren ein zweites Mal zurück nach Memphis. Doch dieses Mal blieb seine Rückkehr unbeachtet.

                        Das erste Album, das ihn "back in Memphis" präsentierte, Raised On Rock, war über weite Strecken durchschnittlich (und darunter) gesungen, schlecht (weil völlig diffus) produziert, schlecht platziert und in keinster Weise geeingnet, Aloha From Hawaii, dem letzten #1 Album seiner Karriere, nachzufolgen, so wie es From Elvis In Memphis 1969 nach seinem NBC-TV-Special getan hatte. Das zweite Album der Reihe, Good Times, floppte im darauffolgenden Jahr ungeheuerlich und stagnierte, obwohl ausgestattet mit einigen außerordentlichen Titeln, darunter die herrausragendsten Balladen der letzten Jahre, Loving Arms und Good Time Charlie's Got The Blues, sowie einer ungeheuer lebendigen Version eines weiteren Jerry Reed-Songs, Talk About The Good Times, auf einem enttäuschenden 90. Rang der Billboard Album-Charts.

                        Promised Land war in gewisser Weise tatsächlich ein besonderes Album. Nicht nur erwies es sich als das - wenn auch nur geringfügig - erfolgreichste der drei "Memphis-Alben" und als Elvis' erfolgreichstes "full priced" Album seit That's The Way It Is im Jahre 1970 (wenn man die beiden "Themen-Alben" I'm 10,000 Years Old - Elvis Country und He Touched Me einmal außen vor lässt). Es produzierte außerdem zwei immerhin Top 20-Singles (If You Talk In Your Sleep b/w Help Me und Promised Land b/w It's Midnight), die im Gegensatz zu den Jahren zuvor außerdem erheblich besser platziert waren, um das folgende Album zu promoten. Die vier Single-Auskopplungen von Promised Land brachten es mehr oder weniger lange zu festen Bestandteilen seiner Show - und wann tat das schon zuletzt ein Album?

                        Zusammen mit einem weiteren beachtenswerten Album, das Promised Land folgen sollte, Elvis Today (anders als Elvis Now 1972 wurde es seinem Titel gerecht), sah es 1975 prinzipiell gar nicht mal so übel aus für jemanden, der der Welt nichts mehr zu beweisen hatte. Zu sagen, dass er zurück an der Spitze war, ist vielleicht übertrieben, aber Alles in Allem war man zumindest gut positioniert und saß wieder einigermaßen fest im Sattel, war vielleicht so etwas wie etabliert, so wenig die Rock'n'Roll-Gemeinde dieses Wort bzw. vielmehr den Zustand, den es bezeichnet, auch leiden mag. Die Kritik jedenfalls reagierte auf Promised Land mit dem Kommentar: "If this is the best Elvis can do, he should retire." Billboard sah es etwas positiver und vermerkte, dass Elvis "was still bothering to experiment with his voice."

                        Man muss zurückgehen bis ins Jahr 1970, um eine einigermaßen geeignete Parallele zu finden. Damals war es That's The Way It Is, das einen derart weit gewählten stilistischen wie emotionalen Mix erfolgreich präsentierte. Es ist eben dieser Mix, der gut präsentierte und - nebenbei gesagt - außerordentlich gut gesungen, Promised Land so interessant und anziehend macht.

                        Der Titelsong ist ein "Opener" wie man ihn seit dem Klassiker Blue Suede Shoes auf Elvis Presley, Rip It Up auf Elvis (beide 1956) und vielleicht noch Trouble von seinem NBC-TV-Special-Album (1968) vergeblich sucht. Neben Johnny B. Goode dürfte es Elvis' stärkstes Cover eines Chuck Berry Songs sein (obwohl er sich auch mit Memphis Tennessee und Too Much Monkey Business nie lumpen ließ), wenn nicht das stärkste überhaupt. Es ist eine vibrierende, kraftvolle Performance, die Elvis und Band hier abliefern, voller Energie und Freude am Musikmachen, oder wie Dave Marsh es in seinem Essay zur sog. "70er Box" Walk A Mile In My Shoes formuliert: am "Musaking", einem Kunstwort, das die Begriffe "music" und "making" in einer Art kombiniert, wie nur Elvis Presley sie bedienen kann.

                        Mit dem folgenden Titel, There's A Honky-Tonk Angel, präsentiert Elvis eine seiner eindrucksvollsten Country-Balladen überhaupt. Ernsthaft, voller Hingabe, hervorragend phrasiert und gesungen, treffend arrangiert und produziert bietet der Song alles, was das Herz begehrt. Die in sanft-wohlwollender Reflektion präsentierte Zeile "How much more do you think I can stand?", die sich abwechselt mit den nachdrücklich fordernd vorgetragenen Zeilen "Oh, when there's an old friend out there and she's waiting / Lord, she's happy just holding my hand" erinnert in gewisser Weise an eine von Elvis' großartigsten Nummern der 70er überhaupt, I Really Don't Want To Know von seinem Country-Album. Dieselbe Intensität ist noch da, bis in die ansatzweisen Koloraturen hinein. Es ist, was die englische Sprache als "haunting", als ”packend" und "tief bewegend" bezeichnet, das diese Performance ausmacht. Country, die Herz-Schmerz-Musik, in der sich ein "Weißer" verlieren kann und darf wie es ”Schwarze" im Blues tun, war immer eine treibende Kraft der Musik Elvis Presleys. Hier beweist er es ein weiteres Mal. Ein wunderbarer und/weil alternativer Take des Songs mit teilweise deutlich vom Master abweichender Phrasierung und gesanglichen Führung findet sich auf Rhythm And Country - Essential Elvis Vol. 5.

                        Fortsetzung folgt ...

                        Kommentar

                        • gast-20070627

                          #13
                          Zitat von gast-20080904
                          In gewisser Weise ist Promised Land ein besonderes Album. Nicht dass es die Musikwelt revolutioniert hätte; Mitte der 70er Jahre erwartete das auch wohl weder das Publikum, noch Elvis selbst. Tatsächlich befand er sich in einer Lage, in der niemandem mehr etwas beweisen musste. Eine fünfjährige Phase des größten Comebacks, das die Rock- und Popmusik bis dato gesehen hatte, lag hinter ihm, angefangen 1968 mit einem TV-Special und gekrönt mit einem weiteren, Aloha From Hawaii, im Jahre 1973. Genau genommen war es sogar sein zweites Comeback, nachdem er bereits 1960 den Topos des Comebacks (Star verschwindet, um dann einige Jahre später und größer als je zuvor wieder aus der Versenkung zurückzukehren - Tina Turner, Tom Jones, Johnny Cash u. a. haben es ihm nachgemacht) gewissermaßen "erfunden" hatte.

                          1975 hatte Elvis der Welt nichts mehr zu beweisen, außer vielleicht, was für ein außerordentlicher, ja herausragender Sänger und Entertainer er immer noch sein konnte und war. Sein ewiges Verlangen und Bestreben, seit der 1953 zuerst den Memphis Recording Service betreten hatte. So begab er sich in ruhigere Fahrwasser, was nicht heißen sollte, dass es still um ihn geworden war: Die Jahre 1973-75 war gekennzeichnet von heftigen Tournee-Aktivitäten quer durchs Land sowie den meisten Vegas- und Tahoe-Gastspielen seiner Karriere.

                          In diese Zeit hinein fielen drei Alben, die - nicht sonderlich erfolgreich - einen Aspekt seiner Karriere spiegelten, der einige Jahre zuvor noch für Aufruhr gesorgt und zu einem erheblichen Teil sein Comeback mit vorangetrieben hatte: Seine Rückkehr 1969 nach Memphis. Heimlich, still und leise hatte sich Elvis Mitte 1971 aus Nashville verabschiedet, der Stadt, in der fünfzehn Jahre zuvor seine unvergleichliche Weltkarriere ihren Anfang genommen hatte und die ihm (und er ihr) auch in weniger erfolgreichen Tagen die Stange gehalten hatte. 1971 fiel der Vorhang. Er tat es, ohne dass eigentlich irgendwer groß Notiz davon nahm. Zu einem erheblichen Teil dürfte der Grund dafür in den wieder aufgenommenen Live-Auftritten der frühen 70er Jahre zu suchen und zu finden sein. Als sich nach dem Höhepunkt des '73er TV-Specials Aloha From Hawaii ein gewisser status quo einzustellen begann, ging Elvis nach viereinhalb Jahren ein zweites Mal zurück nach Memphis. Doch dieses Mal blieb seine Rückkehr unbeachtet.

                          Das erste Album, das ihn "back in Memphis" präsentierte, Raised On Rock, war über weite Strecken durchschnittlich (und darunter) gesungen, schlecht (weil völlig diffus) produziert, schlecht platziert und in keinster Weise geeingnet, Aloha From Hawaii, dem letzten #1 Album seiner Karriere, nachzufolgen, so wie es From Elvis In Memphis 1969 nach seinem NBC-TV-Special getan hatte. Das zweite Album der Reihe, Good Times, floppte im darauffolgenden Jahr ungeheuerlich und stagnierte, obwohl ausgestattet mit einigen außerordentlichen Titeln, darunter die herrausragendsten Balladen der letzten Jahre, Loving Arms und Good Time Charlie's Got The Blues, sowie einer ungeheuer lebendigen Version eines weiteren Jerry Reed-Songs, Talk About The Good Times, auf einem enttäuschenden 90. Rang der Billboard Album-Charts.

                          Promised Land war in gewisser Weise tatsächlich ein besonderes Album. Nicht nur erwies es sich als das - wenn auch nur geringfügig - erfolgreichste der drei "Memphis-Alben" und als Elvis' erfolgreichstes "full priced" Album seit That's The Way It Is im Jahre 1970 (wenn man die beiden "Themen-Alben" I'm 10,000 Years Old - Elvis Country und He Touched Me einmal außen vor lässt). Es produzierte außerdem zwei immerhin Top 20-Singles (If You Talk In Your Sleep b/w Help Me und Promised Land b/w It's Midnight), die im Gegensatz zu den Jahren zuvor außerdem erheblich besser platziert waren, um das folgende Album zu promoten. Die vier Single-Auskopplungen von Promised Land brachten es mehr oder weniger lange zu festen Bestandteilen seiner Show - und wann tat das schon zuletzt ein Album?

                          Zusammen mit einem weiteren beachtenswerten Album, das Promised Land folgen sollte, Elvis Today (anders als Elvis Now 1972 wurde es seinem Titel gerecht), sah es 1975 prinzipiell gar nicht mal so übel aus für jemanden, der der Welt nichts mehr zu beweisen hatte. Zu sagen, dass er zurück an der Spitze war, ist vielleicht übertrieben, aber Alles in Allem war man zumindest gut positioniert und saß wieder einigermaßen fest im Sattel, war vielleicht so etwas wie etabliert, so wenig die Rock'n'Roll-Gemeinde dieses Wort bzw. vielmehr den Zustand, den es bezeichnet, auch leiden mag. Die Kritik jedenfalls reagierte auf Promised Land mit dem Kommentar: "If this is the best Elvis can do, he should retire." Billboard sah es etwas positiver und vermerkte, dass Elvis "was still bothering to experiment with his voice."

                          Man muss zurückgehen bis ins Jahr 1970, um eine einigermaßen geeignete Parallele zu finden. Damals war es That's The Way It Is, das einen derart weit gewählten stilistischen wie emotionalen Mix erfolgreich präsentierte. Es ist eben dieser Mix, der gut präsentierte und - nebenbei gesagt - außerordentlich gut gesungen, Promised Land so interessant und anziehend macht.

                          Der Titelsong ist ein "Opener" wie man ihn seit dem Klassiker Blue Suede Shoes auf Elvis Presley, Rip It Up auf Elvis (beide 1956) und vielleicht noch Trouble von seinem NBC-TV-Special-Album (1968) vergeblich sucht. Neben Johnny B. Goode dürfte es Elvis' stärkstes Cover eines Chuck Berry Songs sein (obwohl er sich auch mit Memphis Tennessee und Too Much Monkey Business nie lumpen ließ), wenn nicht das stärkste überhaupt. Es ist eine vibrierende, kraftvolle Performance, die Elvis und Band hier abliefern, voller Energie und Freude am Musikmachen, oder wie Dave Marsh es in seinem Essay zur sog. "70er Box" Walk A Mile In My Shoes formuliert: am "Musaking", einem Kunstwort, das die Begriffe "music" und "making" in einer Art kombiniert, wie nur Elvis Presley sie bedienen kann.

                          Mit dem folgenden Titel, There's A Honky-Tonk Angel, präsentiert Elvis eine seiner eindrucksvollsten Country-Balladen überhaupt. Ernsthaft, voller Hingabe, hervorragend phrasiert und gesungen, treffend arrangiert und produziert bietet der Song alles, was das Herz begehrt. Die in sanft-wohlwollender Reflektion präsentierte Zeile "How much more do you think I can stand?", die sich abwechselt mit den nachdrücklich fordernd vorgetragenen Zeilen "Oh, when there's an old friend out there and she's waiting / Lord, she's happy just holding my hand" erinnert in gewisser Weise an eine von Elvis' großartigsten Nummern der 70er überhaupt, I Really Don't Want To Know von seinem Country-Album. Dieselbe Intensität ist noch da, bis in die ansatzweisen Koloraturen hinein. Es ist, was die englische Sprache als "haunting", als ”packend" und "tief bewegend" bezeichnet, das diese Performance ausmacht. Country, die Herz-Schmerz-Musik, in der sich ein "Weißer" verlieren kann und darf wie es ”Schwarze" im Blues tun, war immer eine treibende Kraft der Musik Elvis Presleys. Hier beweist er es ein weiteres Mal. Ein wunderbarer und/weil alternativer Take des Songs mit teilweise deutlich vom Master abweichender Phrasierung und gesanglichen Führung findet sich auf Rhythm And Country - Essential Elvis Vol. 5.

                          Fortsetzung folgt ...
                          heißt das Timi is back

                          Kommentar

                          • gast-20071202

                            #14
                            Off-Topic:

                            Zitat von Mondstaub
                            heißt das Timi is back
                            Timi war nie wack. Wie mir ein aufmerksamer Fan unlängst mitteilte, ist es mir laut eigener Aussage erst dann möglich, das Posten einzustellen, wenn sich die Beatles re-uniten (s. Signatur). Dieser Verpflichtung muss ich natürlich nachkommen ...

                            Kommentar

                            • gast-20070627

                              #15
                              Zitat von gast-20080904
                              Off-Topic:



                              Timi war nie wack. Wie mir ein aufmerksamer Fan unlängst mitteilte, ist es mir laut eigener Aussage erst dann möglich, das Posten einzustellen, wenn sich die Beatles re-uniten (s. Signatur). Dieser Verpflichtung muss ich natürlich nachkommen ...
                              Off-Topic:

                              ... da bin ich jetzt aber beruhigt ... das wird erst am St. Nimmerleinstag passieren, zumindestens in der Originalbesetzung ... und ich habe es zwar schon erwähnt, aber
                              VERDAMMT COOLER AVATAR

                              Kommentar

                              Lädt...