Elvis 1971 – Between the Years

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  • Manhattoe
    Foren-Profi

    • 04.07.2005
    • 235

    Elvis 1971 – Between the Years

    Elvis 1971 – Between the Years

    Sitting on top of the world: das ist das Bild, das wir von Elvis im Jahre 1970 haben. Zwei vom ausgebuchte Gastspielreihen in Las Vegas, drei ebenfalls ausverkaufte Konzerttouren in großen Hallen – summa summarum 138 Konzerte vor ca. 400.000 Zuschauern -, zwei Studiosessions, eine davon legendär, 8 veröffentlichte Alben, 5 Singles, viel davon mit Gold und Platinum veredelt, sowie ein von Fachpresse und Zuschauern gleichermaßen gefeierter Dokumentarfilm liefern nicht nur ein nahezu lückenloses, sondern auch ein extrem erfolgreiches Bild von Elvis Presley im Jahre 1970. Auch dem Jahr 1972 fehlt es nicht an Höhepunkten. Nur zwei Jahre nach That’s the Way It Is präsentiert ein weiterer Rockumentary Elvis auf der Kinoleinwand, und mit vier bejubelten Konzerten im Madison Square Garden versöhnt sich Presley nicht nur mit dem Publikum und den Kritikern des Big Apple, er erschließt auch den amerikanischen Nordosten endgültig als Elvis Territory.

    Inmitten dieser glänzenden Erfolge liegt das Jahr 1971 im Schatten, ein Schatten der noch dunkler wirkt, wenn man den zeitlichen Rahmen erweitert und auch die blendenden Karrierehöhepunkte der Jahre 1968, 1969 und 1973 berücksichtigt. In dieser Bilanz, gleich ob sie drei oder sechs Jahre umfasst, hat das Jahr 1971 kaum memorabale Ereignisse zu bieten, sieht man einmal von der Verleihung des Jaycee Awards ab. Auf den ersten, retrospektiven Blick ist 1971 ein Jahr zwischen den Jahren, ohne eigene Dynamik und die großen Erfolge, die Elvis legendären Status bis heute begründen.

    Ein nüchterner Blick auf die Zahlen bingt aber Überraschendes zu Tage. 1971 gibt Elvis 155 Konzerte - immerhin 17 mehr als im vorangegangenem annus mirabilis -, die noch mehr Zuschauer anlocken als das Jahr zuvor. Erstmals präsentiert sich Elvis in einer Konzertreihe in Lake Tahoe, wodurch sein Status (und sein Einkommen) weiter wächst. In drei Studiosessions nimmt er 46 Songs auf (1970 waren es insgesamt 40, 1972 nur 7). Hinzu kommen 7 LP- und 5-LP-Veröffentlichungen. Zwar profitiert Elvis zum Teil von der Arbeit der Vorjahre (gleiches gilt jedoch ebenso für die umliegenden Jahre), aber das erfolgreichste dieser Alben nimmt er 1971 auf: The Wonderful World of Christmas erhält doppelten Platinumstatus und verweist damit puncto Verkaufszahlen alle 1970 einspielten LPs deutlich auf die Plätze.

    Angesichts dieser quantitativen Argumente steht das Jahr 1971 weder dem Vorjahr noch dem Folgejahr nach. Ist es nur die Macht der Bilder, die uns den Elvis der Jahre 1970 und 1972 so prägnant vor Augen hält, oder gibt es eine qualitativen musikalischen Unterschied, der Elvis zwischen diesen Jahren weniger reizvoll erscheinen lässt?

    Ich habe natürlich meine eigenen Erklärungsansätze, aber um dieses Startposting nicht ausufern zu lassen, halte ich mich zurück, zumal ich mich auf eine rege und hoffentlich kontroverse Diskussion freue. Des weiteren würde es mich freuen, wenn wir mit weiteren Fakten und Zahlen den groben Entwurf meiner Jahresbilanzen differenzieren. Als weiteren Beitrag zu diesem Thema kündige ich schon mal eine Review des Gospelalbums He Touched Me an, die ich in Kürze hier posten werde.
    Zuletzt geändert von Manhattoe; 21.01.2007, 14:05
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  • Hound_Dog
    Gehört zum Inventar

    • 31.01.2006
    • 1623

    #2
    Super Beitrag!
    Das ist mir auch schon aufgefallen das das jahr 1971 im Schatten steht.
    Vielleich liegt es auch daran das die Leute eher denken 1970 That´s The Way It Is und 1972 On Tour und dabei das Jahr auslassen. Dabei gab es doch so schöne Songs in diesen jahr wie:
    I´m Leavin
    The First Time Ever I Saw Your Face
    My Way
    usw...
    Leben heißt rückwärts gelesen Nebel. Vielleicht ist das der Grund, warum wir manchmal nicht durchblicken.

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    • gast-20071202

      #3
      Ich habe jetzt mehrfach versucht, auf das an und für sich sehr interessante Eingangsposting zu antworten, bin aber früher oder später immer wieder damit gescheitert, weil mir nicht wirklich klar geworden ist, was genau es zu sagen gibt. Die einzige Frage, die ich in diesem Beitrag gefunden habe (ich hoffe, ich habe nichts übersehen), lautet:

      Zitat von Manhattoe
      Ist es nur die Macht der Bilder, die uns den Elvis der Jahre 1970 und 1972 so prägnant vor Augen hält, oder gibt es eine qualitativen musikalischen Unterschied, der Elvis zwischen diesen Jahren weniger reizvoll erscheinen lässt?
      Das denke ich nicht. Außerdem erscheint mir Elvis 1971 gesanglich/musikalisch nicht weniger reizvoll als beispielsweise 1970. Eher im Gegenteil. Ich denke, es ist in der Tat die von dir angesprochene "Macht der Bilder", die auch mir 1971 lange Zeit als ein "verlorenes Jahr" erscheinen ließ, als eines, dass sein Dasein auf merkwürdige Weise im Hintergrund fristete.

      Zitat von Manhattoe
      In dieser Bilanz, gleich ob sie drei oder sechs Jahre umfasst, hat das Jahr 1971 kaum memorabale Ereignisse zu bieten, sieht man einmal von der Verleihung des Jaycee Awards ab. Auf den ersten, retrospektiven Blick ist 1971 ein Jahr zwischen den Jahren, ohne eigene Dynamik und die großen Erfolge, die Elvis legendären Status bis heute begründen.
      Die großen Erfolge, die "Elvis' legendären Status bis heute begründen" [Betonung durch Kursivsetzen von mir eingefügt], liegen aber auch nicht in den Jahren 1970 oder 1972, sondern gut fünfzehn Jahre zurück. Ich denke aus diesem Grund ist es nicht ganz fair, das Jahr 1971 mit den anderen beiden zu vergleichen. Das übrigens That's The Way It Is bei seiner Veröffentlichung zu Elvis legendärem Status beigetragen haben soll, wage ich zumindest einmal zu bezweifeln. Soweit ich mich erinnere, war der Film nicht sonderlich erfolgreich.

      Elvis hatte 1971 in der Tat keine großen Hits in den US Top 40 Single Charts vorzuweisen, aber das hatte er 1970 mit der Ausnahme von The Wonder Of You eigentlich auch nicht. Gleichzeitig nahm er, wie von dir erwähnt, ein überaus erfolgreiches Weihnachtsalbum sowie sein möglicherweise stärkstes Gospelalbum He Touched Me auf (ich freue mich übrigens bereits sehr auf die Rezension), das ihm ein Jahr später einen weiteren Grammy® Award einbringen sollte, und er wurde - abgesehen vom Jaycee Award, der ihm, nach allem, was wir wissen (können), sehr viel bedeutete - bereits 1971 als die erst sechste und jüngste Persönlichkeit in der Geschichte des Preises nach Bing Crosby (1962), Frank Sinatra (1965), Duke Ellington (1966), Ella Fitzgerald (1967) and Irving Berlin (1968) mit dem Grammy® Lifetime Achievement Award ausgezeichnet.

      Soweit ich mich erinnere wurden sowohl sein Engagement in Lake Tahoe als auch das Sommersaison in Las Vegas außerordentlich wohlwollend aufgenommen und besprochen. Die unlängst wiederveröffentlichten Aufnahme eines Konzertes in Boston im November des Jahres dokumentiert einen seiner möglicherweise zehn oder 20 besten (zumindest bekannten) Auftritte und ist zumindest ein absoluter Favorit unter Fans.

      Mir persönlich ist eigentlich nicht klar, was genau damit gemeint ist, wenn du diesem Jahr die "eigene Dynamik" absprichst. Aus diesem Grunde möchte ich gerne nachfragen, was du unter dem Begriff der "Dynamik" verstehst?
      Zuletzt geändert von Gast; 21.01.2007, 17:29 Grund: So dies und das verbessert/nachgebessert

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      • Manhattoe
        Foren-Profi

        • 04.07.2005
        • 235

        #4
        Zitat von gast-20080904
        Ich habe jetzt mehrfach versucht, auf das an und für sich sehr interessante Eingangsposting zu antworten, bin aber früher oder später immer wieder damit gescheitert, weil mir nicht wirklich klar geworden ist, was genau es zu sagen gibt. Die einzige Frage, die ich in diesem Beitrag gefunden habe [...]
        Es war auch nicht einfach, dieses Eingangsposting in dieser Knappheit zu formulieren, da ich, ebenso wie andere, dem Jahr 1971 etwas ratlos gegenüberstehe, und, um die Metapher fortzusetzen, den Zugang dazu auch nicht recht finden kann. Daher geht es für mich auch weniger um Antworten auf konkrete Fragen, sondern eher um das Sammeln von Eindrücken, die einzelne Aspekte in einem "neuen" Licht erscheinen lassen können.

        Zitat von gast-20080904
        Außerdem erscheint mir Elvis 1971 nicht weniger reizvoll als beispielsweise 1970. Eher im Gegenteil. Ich denke, es ist in der Tat die von dir angesprochene "Macht der Bilder", die auch mir 1971 lange Zeit als ein "verlorenes Jahr" erscheinen ließ, als eines, dass sein Dasein auf merkwürdige Weise im Hintergrund fristete.
        Das hast Du schon des öfteren angedeutet. Ich würde in diesem Thread gerne klären, wo die Qualität des Jahres 1971 liegt. Ein Beispiel (das Konzert in Boston), hast Du bereits genannt. Darauf werde ich später noch eingehen.

        Zitat von gast-20080904
        Die großen Erfolge, die "Elvis' legendären Status bis heute begründen" [Betonung durch Kursivsetzen von mir eingefügt], liegen aber auch nicht in den Jahren 1970 oder 1972, sondern mehr als fünfzehn Jahre zurück. Ich denke aus diesem Grund ist es nicht ganz fair, das Jahr 1971 mit den anderen beiden zu vergleichen.
        Das sehe ich einerseits, zumindest teilweise, genauso, aber Elvis Status als Superstar hatte sich 1969 und 1970 gefestigt. Ich glaube kaum, dass Elvis diesen Status heute noch genießen würde, wenn er bereits 1968 gestorben wäre. Das Phänomen des Comebacks und die Rückkehr ins Top Business haben Elvis zum Entertainer erster Klasse gemacht.

        Zitat von gast-20080904
        Soweit ich mich erinnere wurden sowohl sein Engagement in Lake Tahoe als auch das Sommersaison in Las Vegas außerordentlich wohlwollend aufgenommen und besprochen. Mit der unlängst wiederveröffentlichten Aufnahme eines Konzertes in Boston im November des Jahres dokumentiert einen seiner möglicherweise zehn oder 20 besten (zumindest bekannten) Auftritte und ist zumindest ein absoluter Favorit unter Fans.
        Richtig. Kurioserweise sind es aber nicht die soundmäßig besseren Inline-Aufnahmen, die demonstrieren, dass Elvis 1971 auf der Bühne ebenso überzeugte wie im Vorjahr, sondern die Audience Recordings, die wirklich rocken. Ich kenne ein paar Aufnahmen aus der Summer Season, und die sind durchweg stark. Allerdings wissen wir alle, dass die Atmosphäre solcher ARs oftmals atmosphärisch dichter ist als trockene SBs.

        Zitat von gast-20080904
        Mir persönlich ist eigentlich nicht klar, was genau damit gemeint ist, wenn du diesem Jahr "eigene Dynamik" absprichst. Aus diesem Grunde möchte ich gerne nachfragen, was du unter dem Begriff der "Dynamik" verstehst?
        So ganz klar ist mir das selber auch nicht. Du vermutest hier nicht zu Unrecht eine implizite Frage meinerseits. Aus meinem jetzigen Wissenstand heraus würde ich behaupten, Elvis lebt 1971 vom Schwung, den er 1970 aufnahm. Ein weiteres Kriterium puncto Dynamik ist die Tatsache, dass kaum eine Studioaufnahme aus dem Jahre 1971 wirklich "rockt". Spontan fällt mir da nur I've got confidence ein.

        Das Jahr 1970 erscheint mir aber auf jeden Fall eine geeignete Meßlatte zu sein. 1972 unterscheidet sich von dem Vorjahr in erster Linie durch den Umstand, dass es besser dokumentiert ist.

        Ich denke, die Aufarbeitung des Jahres 1971 erfordert Aufmerksamkeit gegenüber Details.
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        • michael grasberger
          Posting-Legende

          • 16.02.2006
          • 9995

          #5
          Zitat von Manhattoe
          Ich glaube kaum, dass Elvis diesen Status heute noch genießen würde, wenn er bereits 1968 gestorben wäre.
          aber hundert pro!
          elvis' status wurde in den fünfzigern begründet, nicht in den 70ern und auch nicht 68 oder 69. auch ohne comeback wäre er heute noch immer der king.
          die tatsache, dass bei vielen elvisfans heutzutage die 70er am populärsten sind, steht zu deren tatsächlicher historischer bedeutung in einem gewissen missverhältnis, würde ich sagen.

          "We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
          (Nick Tosches)

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          • gast-20071202

            #6
            Zitat von Manhattoe
            (...) Elvis Status als Superstar hatte sich 1969 und 1970 gefestigt. Ich glaube kaum, dass Elvis diesen Status heute noch genießen würde, wenn er bereits 1968 gestorben wäre.
            Möglicherweise nicht (bezogen auf den Titel "Superstar", den Titel King Of Rock 'N' Roll hätte ihm, wie Michael bemerkte, niemand mehr streitig gemacht bzw. machen können). Auf der anderen Seite ist fraglich, ob das Publikum seinerzeit tatsächlich einen Unterschied gemacht hat zwischen 1970, '71 und '72. Ja, es gab Mitte November 1970 diesen Kinofilm (in Europa kam er erst im Frühling 1971 in die Kinos), aber wie erfolgreich dieser war, vermag ich nicht zu sagen. Ich tue mich deshalb auch ziemlich schwer damit, ihm eine solche Rolle beizumessen.

            Zitat von Manhattoe
            So ganz klar ist mir das selber auch nicht. Du vermutest hier nicht zu Unrecht eine implizite Frage meinerseits. Aus meinem jetzigen Wissenstand heraus würde ich behaupten, Elvis lebt 1971 vom Schwung, den er 1970 aufnahm.
            Würdest du denn entsprechend meinen, der Schwung 1970 sei völlig aus sich selbst heraus entstanden und nicht beispielsweise mitgenommen aus dem Jahre 1969?

            Zitat von Manhattoe
            Ein weiteres Kriterium puncto Dynamik ist die Tatsache, dass kaum eine Studioaufnahme aus dem Jahre 1971 wirklich "rockt". Spontan fällt mir da nur I've got confidence ein.
            Unter "rocken" versteht meiner Erfahrung nach jeder etwas anders. Für meinen Geschmack hat das Jahr 1971 nicht wesentlich weniger zu bieten als sein Vorgänger. Ganz und gar nicht. Seeing Is Believing wäre ein weiterer Gospeltitel, genauso wie Bosom Of Abraham, dann natürlich ein großartiges Don't Think Twice, It's All Right, die beiden Weihnachtshammer Merry Christmas Baby (1970 hat Elvis m. E. nichts vergleichbares abgeliefert) und I'll Be Home On Chrismas Day. Des weiteren eine hervorragende alternative Version von Amazing Grace, nach der man sich 1970 ebenfalls umschauen kann, und selbst Titel wie Help Me Make It Through The Night, We Can Make The Morning und It's Only Love haben für mich mehr "Rock"-Potential als der Durchschnitt 1970.

            Zitat von Manhattoe
            Ich denke, die Aufarbeitung des Jahres 1971 erfordert Aufmerksamkeit gegenüber Details.
            Du klingst die ganze Zeit so geheimnisvoll, ich bin wirklich gespannt, was da kommen wird ...

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            • Manhattoe
              Foren-Profi

              • 04.07.2005
              • 235

              #7
              Zitat von michael grasberger
              aber hundert pro!
              elvis' status wurde in den fünfzigern begründet, nicht in den 70ern und auch nicht 68 oder 69. auch ohne comeback wäre er heute noch immer der king.
              die tatsache, dass bei vielen elvisfans heutzutage die 70er am populärsten sind, steht zu deren tatsächlicher historischer bedeutung in einem gewissen missverhältnis, würde ich sagen.
              Bestenfalls 50 Pro, Michael. Gerade die Wiederbelebung, die Rückkehr aus der Versenkung, hat zur Legendenbildung beigetragen. Die Amis haben ein besonderes Faible für "gebrochene" Helden (s. u.a. Alexander North, Bill Clinton, George W. Bush). Da schlagen mal wieder die puritanischen Wurzeln durch.

              Aber diese Diskussion ist sicherlich einen eigenen Thread wert. Ich erinnere mich an eine lebhafte Diskussion im ECB-Board, die wohl bei einem der Crashs verloren ging.
              DUM-DEE-DUM-DEE-DUM YEAH-YEAH-YEAH!
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              • Manhattoe
                Foren-Profi

                • 04.07.2005
                • 235

                #8
                Zitat von gast-20080904
                Auf der anderen Seite ist fraglich, ob das Publikum seinerzeit tatsächlich einen Unterschied gemacht hat zwischen 1970, '71 und '72.
                Klar, wir beurteilen das hier alles aus der Retrospektive. Wir sind nicht so dicht am Geschehen wie die Zeitzeugen, dafür haben wir aber den Vorteil der kritischen Distanz.

                Zitat von gast-20080904
                Würdest du denn entsprechend meinen, der Schwung 1970 sei völlig aus sich selbst heraus entstanden und nicht beispielsweise mitgenommen aus dem Jahre 1969?
                Sicher stammt der Schwung aus dem Jahr 1969, aber Elvis legt 1970 noch einen drauf. 1969 betrachte ich als Jahr der Rehabilitation und der Weichenstellung, 1970 geht es mit Vollgas in die richtige Richtung, auch wenn einige Seitengleise mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.

                Zitat von gast-20080904
                Unter "rocken" versteht meiner Erfahrung nach jeder etwas anders.
                Okay, wir verstehen etwas anders unter diesem Begriff. Ich spreche hier tatsächlich ausschließlich von dynamischen Songs wie I've got confidence, und, schon mit leichten Abstrichen, Seeing is believing.

                Zitat von gast-20080904
                Du klingst die ganze Zeit so geheimnisvoll, ich bin wirklich gespannt, was da kommen wird ...
                Das ist gar nicht meine Absicht, da ich auch keine fertigen Antworten im Kopf habe. Ich hoffe aber, wir bringen gemeinsam mehr Licht ins Mysterium.

                Mein Startposting war ja sehr allgemein gehalten, um eine Diskussionsgraundlage zu schaffen. Jetzt sollen die Details wie die von Dir angeführten Songs ins Visier kommen. Ich hoffe, die hiesigen Konzert-Spezies können auch Ihren Teil dazu beitragen.

                Mehr später, ich muss jetzt Nachrichten gucken.
                DUM-DEE-DUM-DEE-DUM YEAH-YEAH-YEAH!
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                • michael grasberger
                  Posting-Legende

                  • 16.02.2006
                  • 9995

                  #9
                  Zitat von Manhattoe
                  Die Amis haben ein besonderes Faible für "gebrochene" Helden (s. u.a. Alexander North, Bill Clinton, George W. Bush). Da schlagen mal wieder die puritanischen Wurzeln durch.
                  ich finde das übrigens ganz sympathisch.

                  worauf ich aber eigentlich hinauswollte: in den 50ern war elvis der kulturelle leader, die sonne im popuniversum, um die sich alles drehte. hingegen war 1971 die musikszene schon so diversifiziert, dass elvis eigentlich nur mehr einer unter vielen war. da gab es die paralleluniversen funk, soul, progressive rock, früher hardrock, etc. etc.
                  hart gesagt: 1971 konnte man auch ohne elvis auskommen als musikfan, 1956 wohl kaum.
                  aber das hat natürlich nur am rande mit dem threadthema zu tun...

                  "We know that rock'n'roll was not a human invention, that it was the work of the Holy Ghost."
                  (Nick Tosches)

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                  • Ciscoking
                    Board-Legende

                    • 19.05.2006
                    • 11717

                    #10
                    Ich sehe das Jahr 1971 als den "Umbruch" an.

                    Elvis hatte schon im August 1970 die Schnauze von Las Vegas gehörig voll.
                    Er soll im Umkleideraum mal gesagt haben, er könne das alles nicht mehr sehen. Die laufenden Kameras von MGM haben ihn wohl noch einigermassen zu top Leistungen angespornt.

                    Im Jahr 1971 sah das anders aus.....dieses ständige Performen Tag für Tag, Woche für Woche in Vegas begann Elvis zu zermürben...er hatte einfach keine Lust mehr...die shows wirken oft steif und emotionslos...song für song..nicht schlecht gesungen..aber mehr geleiert...die Herausforderung fehlte...das Entkommen aus der Eintönigkeit...und etwas anderes begann in Elvis Leben eine immer grössere Rolle zu spielen...Pillen....sie waren Hilfe aus dem Trott..hinzu kam, dass das Ende der Ehe absehbar war, Priscilla wollte nicht mehr....was ich hier beschreibe gilt für die Las Vegas winter season und ist Wort für Wort auf die summer season übertragbar...

                    Es wurde schon angesprochen, dass die tour shows im November 1971 ei den Fans durchweg gut wegkommen, auch die Tahoe season dieses Jahr.

                    Der Grund liegt auf der Hand: Raus aus dem Einheitsbrei in Vegas, diese Vorschriften, eine show kurz zu halten ,damit die Leute schnell an die Spieltische zurückkehren, ignorieren und endlich wieder Spass mit dem Publikum haben.

                    Das touren war für Elvis n o c h eine Herausforderung und Abwechslung..
                    bald jedoch oft nichts anderes als Vegas.....Einheitsbrei..

                    Das sind nur ein paar Gedanken, die mir kamen, als ich die obigen postings so durchlas...
                    Thanks to Ernst Joergensen, Roger Semon and Erik Rasmussen for the great work. Keep the spirit alive !

                    Kommentar

                    • TheKing
                      Board-Legende

                      • 19.06.2006
                      • 20783

                      #11
                      Ich würde den Eindruck aus heutiger Sicht auch einfach mal auf den Tatbestand zurückführen, der völlig richtig schon von Anfang an als "Sturm der Bilder" bezeichnet wird. 70 und 72 sind besser documentiert und das ist es auch schon. Wir haben ja kaum eine Chnace uns diesem Effekt zu entziehen. Ob Crisco recht hat und Elvis schon 71 in einem Trott steckte, der ihn kreativ frustrierte und der auf eine Art die Situation in den Sechzigern wiederholte, schwer zu sagen, da fehlen mir Quellen. Hatte er sich doch 68/69 freigekämpft und neue Luft geatmet, so muss ihn eine erneute Einsicht in festen Schienen des Showbusiness gefangen zu sein sehr frustriert haben. Wenn es so war. Denn Elvis äußert sich ja in allen Interview anders und sagt stets, das er es liebt und es aufregend ist. Ich wage das nicht zu beurteilen wie Elvis seine Karriere wertete in diesem Jahr. Sicherlich ist es nochmal etwas anderes, was er wirklich meint und was er dann der Öffentlichkeit erzählt, da kann er schlaecht sagen: "Es kotzt mich an..." Ich glaube das aber auch nicht wirklich.

                      Es liegt an den nicht vorhandenen Bildern, das wir dieses Jahr als "im Schatten verschwunden" ansehen. Denke ich jetzt einfach einmal.
                      Ohne Worte!

                      Kommentar

                      • Rusty Cage
                        Posting-Legende

                        • 17.01.2007
                        • 5251

                        #12
                        Das ist auch mein Eindruck, daß durch die bessere Dokumentation der anderen beiden Jahre, 1971 etwas an Gesicht verliert...
                        Aus meiner Sicht war es auch ein wesentlich besseres Jahr als 1972. Elvis war durchaus noch Kreativ, hat noch mit Energie Platten afgenommen und auch live gute Shows geboten...allerdings verfiel er auf der Bühne langsam in einen Trott, was man auch daran merkt, daß er (vielleicht auch nur scherzhaft) anfängt, sich über Songs "abwertent" zu äußern (Hound Dog-Intro...i don't wanna sing this song). Wobei sich Elvis den Trott selber zuschreiben hat/hatte, es ist/war ja kein Künstler gezwungen, jeden Abend das gleiche Programm zu bringen und ein Wunschkonzert zu veranstalten...auch wenn es sicherlich Leute gibt, die Love Me Tender immer wieder hören können...
                        1971 war es noch nicht ganz festgefahren, aber auf dem Weg dahin...
                        Elvis: Colonel, ich will unbeding nach Europa!
                        Parker: Nee Elvis, dort gibt es nicht so schöne Turnhallen wie hier.

                        Kommentar

                        • TheKing
                          Board-Legende

                          • 19.06.2006
                          • 20783

                          #13
                          Zitat von Rusty Cage
                          Das ist auch mein Eindruck, daß durch die bessere Dokumentation der anderen beiden Jahre, 1971 etwas an Gesicht verliert...
                          Aus meiner Sicht war es auch ein wesentlich besseres Jahr als 1972. Elvis war durchaus noch Kreativ, hat noch mit Energie Platten afgenommen und auch live gute Shows geboten...allerdings verfiel er auf der Bühne langsam in einen Trott, was man auch daran merkt, daß er (vielleicht auch nur scherzhaft) anfängt, sich über Songs "abwertent" zu äußern (Hound Dog-Intro...i don't wanna sing this song). Wobei sich Elvis den Trott selber zuschreiben hat/hatte, es ist/war ja kein Künstler gezwungen, jeden Abend das gleiche Programm zu bringen und ein Wunschkonzert zu veranstalten...auch wenn es sicherlich Leute gibt, die Love Me Tender immer wieder hören können...
                          1971 war es noch nicht ganz festgefahren, aber auf dem Weg dahin...
                          Das ist dieser Teil an Elvis` Persönlichkeit den ich noch nicht verstehe...wieso kam oder lies er sich in solche Lagen bringen...? Das ist das Puzzleteil was mir fehlt.
                          Ohne Worte!

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                          • Rusty Cage
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                            • 17.01.2007
                            • 5251

                            #14
                            Vielleicht hatte er Angst irgendwas zu verändern, weil es nicht ankommen könnte? Da wird man wahrscheinlich viel spekulieren können, genauso, warum er sich hat nie gegen schelchte Drehbücher, etc. aufgelehnt...
                            Die Menschen in seiner Umgebung gehörten ja auch nicht zu den Leuten, die mal den Versuch unternommen haben, ihn in eine andere Richtung zu lenken...es muß doch gerade seinen genialen Musikern total gegen den Strich gegangen sein, immer wieder das gleiche Programm zu spielen...die konnten so viel mehr...
                            Elvis: Colonel, ich will unbeding nach Europa!
                            Parker: Nee Elvis, dort gibt es nicht so schöne Turnhallen wie hier.

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                            • TheKing
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                              • 19.06.2006
                              • 20783

                              #15
                              Zitat von Rusty Cage
                              Vielleicht hatte er Angst irgendwas zu verändern, weil es nicht ankommen könnte? Da wird man wahrscheinlich viel spekulieren können, genauso, warum er sich hat nie gegen schelchte Drehbücher, etc. aufgelehnt...
                              Die Menschen in seiner Umgebung gehörten ja auch nicht zu den Leuten, die mal den Versuch unternommen haben, ihn in eine andere Richtung zu lenken...es muß doch gerade seinen genialen Musikern total gegen den Strich gegangen sein, immer wieder das gleiche Programm zu spielen...die konnten so viel mehr...
                              Off-Topic:


                              Das ist ein verdammt gutes Thema, aber hier ist es leider OT. Aber das sind genau die Fragen, die mich wirklich interessieren. Soviel noch: Man weiß ja, das er wirklich Angst gehabt haben soll, dass der Traum bald vorübergehen könnte. Also verließ er sich auf erfolgreiche Konzepte, so a la Never change a winnig Team...ich weiß, dass zumindest bei den Filmen, die ihn wirklich genervt haben, während er auf seine Chancen wartete sich schauspielerisch zu beweisen, immerwieder das Argument war. "Die Leute wollen das so. Sie erwarten das so von Dir."
                              Ohne Worte!

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