Las Vegas, Hilton Hotel, 18. Februar 1973 Midnight Show
aus Graceland Nr. 73 von Andreas Warmuth
Wieder einmal hatte das Las Vegas-Hilton Elvis Presley unter Vertrag genommen. Er wollte hier vom 26. 1. bis zum 23. 2. 1973 sein diesjähriges Sommer-Festival geben. Passender wäre für dieses Engagement der Name Trouble-Festival gewesen, denn der Ärger schien Elvis zu dieser Zeit förmlich hinterherzulaufen. Seine Scheidung von Priscilla stand vor der Tür, und nun erfuhr er auch noch, dass sie in ihrem Karatelehrer Mike Stone schon wieder einen neuen Freund gefunden hatte. Nervlich machte ihm das natürlich sehr zu schaffen. Eine schwere Grippeinfektion rieb ihn zusätzlich auf und sorgte dafür, dass einige seiner Shwos ausfallen mussten. Am 15. 2. musste er sogar die Bühne während eines Konzertes verlassen, da ihn seine Stimme im Stich ließ. Außerdem legte er in dieser Zeit auch noch einiges an Gewicht zu, was ihn zusätzlich deprimierte. Doch was während der Midnight Show des 18.2. passieren sollte, war dann doch die Krönung: Vor fast jedem Konzert erreichte den Presley-Clan irgendeine Mord- oder Bombendrohung. Der 18.2. bildete eine der wenigen Ausnahmen davon. Alles war vor der Show ruhig geblieben. Keine Drohbriefe, keine anonymen Anrufe... nichts. Doch gerade an diesem Tag sollte das unmöglich Geglaubte eintreten. Es sollte Elvis klar werden, dass die Freude, die er vermitteln wollte, nicht von jedem aufgenommen wurde. An diesem Tag wurde ihm aber auch bewusst, dass er sich während jeder Show, die er gab, zur Zielscheibe für irgendwleche Verrückten machte, die es auf ihn abgesehen hatten. Eine Tatsache, die es ihm in den nächsten Tagen nicht leicht machte, einfach auf die Bühne zu gehen und die Leute zu unterhalten. Doch was ist an diesem 18. 2. eigentlich geschehen?
Zunächst einmal startet Elvis pünktlich die Show mit - wer hätte es gedacht? - "C.C. Rider". Dieses erinnert vom Vortrag hier noch sehr stark an die "Aloha-from-Hawaii-Show", die ja erst ca. einen Monat zurückliegt. Weiter geht es mit einigen "Wells". Aber heute erklärt Elvis endlich einmal, was es damit auf sich hat: "Ich lasse damit immer meinen Motor an. Das dauert immer eine zeitlang."
Aber er beginnt dann doch sofort mit "I Got A Woman - Amen". Doch anstatt am Ende des Medleys noch einmal die letzte Zeile zu wiederholen, ruft er plötzlich "Big Boss Man" ins Mikrofon. Den Musikern erfrieren die Gesichtszüge. Damit hatten sie nicht rechnen können, denn "Big Boss Man" war heute gar nicht im Programm. Erst ein verdutzter Blick hinüber zu Elvis, der mit einem schelmischen Grinsen auf der Bühne steht, klärt die Sache auf. Wieder einmal hatte er es geschafft, die gesamte Band auf einmal aufs Glatteis zu führen. Doch dann beendet er das Medley doch noch in der gewohnten Weise.
Zu dieser Zeit noch gut gelaunt, ahnt er natürlich nciht, dass ihm das Späßchenmachen in einigen Minuten schon noch vergehen würde. Aber erst einmal geht es weiter mit einer kurzen Ansage zu seinem nächsten Song: "Danke Ladies & Gentleman. Mein erster Film hieß 'Love Me Tender'. Davon möchte ich ein bisschen singen." Natürlich folgt daraufhin das Titellied des Filmes und nachdem Glenn Hardin Elvis die richtige Tonlage für das nächste Lied angespeilt hat, folgt "You Don't Have TO Say You Love Me". Ein guter Vortrag des Songs., der auf dem Madison-Sqare-Garden"-Album erstmals als Live-Version erschien. Kaum hat das Publikum zu applaudieren begonnen, setzt James Burton mit einer bluesigen Gitarre zu einem weiteren Stück an, das ebefnfalls Bestandteil der "Aloha-Show" war: "Steamroller Blues". Elvis scheint heute nicht nach Reden zumute zu sein, denn nach einem kurzen "Danke" kommt sofort das nächste Lied: "You Gave Me A Mountain". Das Publikum scheint diesen Song zu mögen, denn kaum hat er den Titel erkannt, brandet der Beifall erneut auf. Das Wechselspiel zwischen stillen, gefühlvollen und dann wieder lauten, dramatischen Passagen, das dieses Lied zu bieten hat, kommt durch Elvis' fantastische Stimme aber auch voll zur Geltung. Aufgrund des großen Publikumanklanges wiederholt er dann die letzte Textzeile des Liedes noch einmal als Zugabe.
"Back to the 60's", geht es dann mit "Fever", welches wohl auch zu den Publikumslieblingen gezählt werden kann, denn bei jedem FEVER, das Elvis ins Mikrofon haucht, ertönen als Echo sofort die Begeisterungsrufe der Fans.
"Ich möchte jetzt ein Medley meiner Songs für Sie singen", leitet er die Fortsetzung seines Oldie-Blockes ein, und nachdem er noch ein paar Worte mit einigen Mädchen gewechselt hat, die ihn am Bühnenrand erwischen wollten, singt er in umittelbarer Folge "Love Me", "Blue Suede Shoes" und "Johnny B. Goode". Auch für das nächste Lied bedarf er keine Ansage. Elvis ruft nur "You ain't nothing but a....???" und das Publikum ergänzt lautstar; "Hound Dog". Nach diesem Text kann Elvis nunmehr wirklich sicher sein, dass jeder im Saal weiß, was jetzt kommt. Mit einer Strophe im Blues-Tempo fängt es an, aber dann geht die Post ab. Elvis singt so schnell, dass man sich fragt, wie er bei dem Tempo den Text überhaupt noch auf die Reihe bekommt.
Als nächstes kommt "What Now My Love". Dieses Lied wurde von Elvis ca. Mitte des Jahres 1972 ins Programm aufgenommen. Auf der "Aloha-LP" war es dann erstmals auf Platte zu haben. Eine Studioversion wurde vermutlich nie aufgenommen, und es war irgendwann Ende 1973, als er es dann langsam aber sicher wieder vergaß.
Elvis bedankt sich für den Applaus, und weiter geht's mit "Suspicious Minds". Er bringt heute eine furiose Fassung dieses Songs, und es ist eines der Lieder, bei dem es dem Publikum wohl weniger um den Vortrag als um die von Elvis gebotene Action geht. Mit seinen wilden und doch kontrollierten Bewegungen versteht er es immer wieder, die Massen zu begeistern. Und als krönenden Abschluss liefert er am Ende des Songs dann auch noch ein kurzes Karateprogramm. Es gibt ja Leute, die diese Karatevorführungen immer etwas belächeln, da sie der Ansicht waren, dass Elvis in Wirklichkeit gar kein guter Karatekämpfer ist. Doch diese Leute sollten eines Besseren belehrt werden. Es war am Ende von "Suspicious Minds". Elvis wollte gerade die Mitglieder seiner Band vorstellen. Und da passierte es: